12.04.1889


Als die Abenddämmerung graut, setzen wir uns wieder in Bewegung. Man kann von unserem Standpunkt schon ein großes Haus sehen. 'Wir sind fast da.', kommentiert Leon grinsend.
Mir war heiß und kalt zugleich. Was würde passieren wenn... Ich schüttele alle Panick Gedanken ab und betrete die schmale Straße, die zum Haus führt.
Doch als die Schatten, vorne mit Leon, in das Haus stürmten-wird es totenstill. Ich mache einen zögerlichen Schritt vorwärts, weil die Stille nicht gut ist. Gar nicht gut.
Doch dann wird sie gebrochen. Durch Schreie und Kampfgeräusche. Was ist da los? Frage ich mich und gehe rein...
Drinnen fällt ein lebloser Körper auf mich. Der Schatten ist blutüberströmt und ein Holzpfahl steckt in ihm. Mit weit aufgerissenen Augen schiebe ich ihn weg, um dem Holzpfahl nicht zu nahe zu kommen. Ich schaue um mich. Schatten liegen tot auf dem Boden, ich sehe Dracas und die kleine Frau. Ob mein Vater dabei ist? Meine Gefühle mischen sich mit Vorfreude und Angst. Ob er mich hasst? Nein, er ist mein Vater. Der Mann, der mich aufgezogen hatte. Der Mann, der mich vor Vampiren die mich verabscheuten verteidigte.
Doch meine Freude löst sich in Luft auf, als mein Vater mich plötzlich anspringt. Mir bleibt die Luft weg. Und alles wird schwarz um mich herum.
Ich fühle mich wieder in der Schwärze wohl. Ich genieße sie. Wieso auch immer. Doch wieder einmal muss man mich wecken. Aus der Schwärze holen. Ich öffne die Augen. Mein Kopf brummt. Ben ist vor mir. 'Es ist deine Schuld, oder?', macht er mir Vorwürfe.
'Wie...Was...', stottere ich nur und gucke mich um. Verletzte und lebende Schatten liegen in Käfigen. Manche sind noch ohnmächtig. Hoffe ich. Ich und Ben sind zusammen in einem.
'Was ist denn hier los?', frage ich noch immer benebelt. 'Asula.', höre ich plötzlich eine Stimme. Ein Ratsmitglied. Und ich weiß auch direkt wer.
Der Dracas. Ich stehe auf und starre ihn finster an. 'Ich habe alles gemacht was sie verlangt haben!', schreie ich wütend. Und sie haben auch meinen Vater auf Ihrer Seite. Noch schlechter als gedacht. 'Du hilfst ihm.', widersprach der Dracas mit tiefer Stimme. 'Wir werden überlegen, was wir mit dir machen. Und wehe du versuchst zu entkommen. Es wird ein Auge auf dich geworfen.', fügt er in meinem Kopf noch hinzu und ich stampfe mit dem Fuß auf. 'Ich half ihm nur, um sein Vertrauen zu gewinnen! Und er will die Rubine! Und...', will ich noch sagen, aber der Dracas ist schon gegangen.
Ich sinke erschöpft auf den Boden. Niedergeschlagen vergrabe ich meinen Kopf in meine Hände.
Ich hebe kurz meinen Kopf. Ben hat sich zu mir herunter gebeugt. Seine Züge sind weich. Er wischt eine Haarsträhne aus neinem Gesicht. Erschrocken weiche ich zurück. Er sieht meine Augen. 'Du...Wie...', es kommen nur Bruchstücke aus seinem Mund heraus.
Er weiß es nun. 'Ich bin die Erbin der Wurzeln.', sage ich. Ich kann es nicht mehr leugnen. Er weiß es.
Ich erwarte alles. Angst in seinen Augen. Wut. Trauer. Doch nicht das was dann kam: Er kroch zu mir. Wir sahen uns tief in die Augen.
Diese Nähe. Ich will weinen. Es erinnert mich an Marco. Marco...
Und dann kommt es. Der Kuss ist sanft, doch er raubt mir trotzdem den Atem. 'Ich bin ein Vampir, kein Schatten.' Ich bekomme kein Wort heraus.
Doch wie ein Wunder erwidere ich den Kuss. Es gefällt mir. Mir ist egal, ob er ein Vampir oder Schatten ist.
Wir beide sind so überrascht, das ich ihn von mir wegstoße. Ben ist erstaunt, klappt seinen Mund aus und macht ihn wieder zu. Mir geht es genauso.
Doch jetzt schlich sich ein Gedanke in meinem Kopf.
'Ich kenne schon jemanden.', erkläre ich das ganze. Ich liebe Marco. 'Ja.', stimmt er zu. Er ist süß. Es hat nicht sogekribbelt, wie bei Marco, aber es war so schön...
'Aber wahrscheinlich werde ich ihn nicht wieder sehen.', seufze ich. Ben kommt mir wieder näher und umarmt mich. Ich lasse es mir gefallen und schließe die Augen. Egal wie lange ich noch mit ihm drin säße. Es wäre besser als ganz alleine. Da bin ich mir sicher.

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