07.04.1889

Ich bin wohl eingeschlafen, denn als ich aufwache, werde ich von meinem nassen Gesicht geweckt. 'Was ist das?!' , kreische ich angeeckelt. Es war Marco gewesen. Er will mich auf die Nacht aufmerksam machen. Trotzdem war es ekelhaft. Und lieb. Marco hechelt vor mir und führt mich dann in das Mondlicht.
Ich ziehe den Ring aus und drehe in mehrmals hin und her. 'Hinweise sind auf dem Ring', äffe ich den Rat nach. 'Und wo?', frage ich mich laut. Ich hatte keine Lust mehr. Was wenn ich einfach zurück gänge? Sicher und nicht tot, aber mit leeren Händen. Aber ich will mir nicht die Strafen ausmalen, die mich erwarten können, wenn ich diesen Plan ausführe. Seufzend fixiere ich den Ring Als ob er sich öffnen könnte. Okay, erstmal beruhigen.
So... Ich habe mich beruhigt. Ehergesagt die Wut auf alle, meinen Vater, der nichts dagegen getan hatte, den Rat und Tirar sozusagen weggeschlossen.
Vorsichtig streiche ich über den Ring. Er rutscht mir aus der Hand und fällt ins Gras. Ich bücke mich runter und fange ihn an zu suchen. 'Hab ich dich!', rufe ich
tri­um­phierend. Der Mond schiebt sich in meine Nähe und sein Schein fällt auf den Ring.
Auf einmal erscheint auf dem Ring Schrift auf Italienisch:

Endlich hast du den Hinweis gefunden. Nun gut, jetzt liest du deinen Auftrag: Du musst Leon, ein abtrünniger Vampir aus dem Pyras Clan, finden und töten. Er will nämlich eine Schattenarmee erstellen. Damit will er uns Vampire und Menschen ausrotten.

Ich werfe den Ring zurück ins Gras. Ich soll jemanden umbringen. Sie meinen ernsthaft, ich soll als Kind jemanden umbringen. Und dann noch ein Abtrünniger. Abtrünnige Vampire sind von ihrem Clan ausgeschlossen geworden und haben keinen Clan mehr. Trotzdem gibt ihnen der Rubin noch immer die gleiche Kraft.
Und durch den Hass angetrieben sind sie reuelos und stärker als jeder andere Vampir.
Ich beuge mich zu Marco und schaue ihm tief in die Augen. 'Du wirst mitkommen, oder?', bitte ich. 'Ja.' höre ich in meinem Kopf. 'Wie...', stottere ich überrumpelt. 'Du bist die Erbin der Wurzeln und die Pyras Kraft hat sich mit dem Dracas Rubin verbunden. Du kannst mit mir im Kopf kommunizieren.', erklärt mir der Wolf Marco in meinen Gedanken.
Ich kraule ihm glücklich noch kurz am Kinn, bevor wir uns zu Leon aufmachen. Wie ich weiß wo Leon ist? Jedem Vampir wird am Anfang gelehrt, wo die Abtrünnigen sich treffen. Doch noch keiner hat sich je getraut, dort hin zu gehen...
Kurz darauf stolpere ich durch das unendliche Gestrüpp, ohne zu wissen, wann es endet. Ich sehe Marco, der mir glücklicherweise ein kleines bisschen hilft, durch das Chaos von Wurzeln, Blättern und Ästen zu kommen.
Als ich endlich wieder klar sehe, will ich wieder die Augen schließen: Ich war angekommen.
Vorsichtig schleiche ich mich zu einem Holzhaus. Efeu wächst gemächlich die Wand hoch und lässt die kaputten Fenster frei. Verwundert gehe ich zu einem Fenster hin und verschaffe mir einen Überblick, wie es innen aussieht. 'Ich versuche einen anderen Ausgang zu finden!' Sind die letzten Worte von Marco, bevor er von meinem Blickfeld verschwindet.
Ein Schauer läuft mir über den Rücken, als ich die Gestalten im Haus sehe: über 10 Abtrünnige die sich um einen Tisch versammelten.  Automatisch schnürt mir die Angst die Kehle zu. Taumelnd lehne ich mich an die Wand. Die Welt dreht sich völlig. Und ich kippe um.
'Das Gift hat gewirkt. Wie immer.', höre ich von weit weg. Doch dann blinzele ich mehrere Männer an. Ein junger Mann mit Ziegenbart und mit Dracas Augen bemerkt zuerst, das ich wach war. Um zu überleben, brauche ich eine Strategie. Ich muss mein minimales Schauspieltalent nutzen.
Ich verdecke aufgeregt meine Augen und stehe auf. 'Wieso habt ihr mich betäubt?', Rufe ich empört. 'Du hast hier nix zu suchen, Mädchen. Nicht mal Geld hast du dabei.', begründet ein älterer und fuchtelt mit seinen groben Händen vor meinem Gesicht rum.
'Ich bin eine von euch.', sage ich nun entschlossener.
'Ach ja?!', witzelt der gleiche.
'Ja, ich bin eine Abtrünnige. Oder muss ich das euch das erst beweisen?!' Und dann schossen mir tausende Gedanken durch den Kopf. War ich eine Abtrünnige? Jeder hasst mich. Hieß dass das schon? Und was ist wenn ich kurz mit machen muss? Werde ich es mir verzeihen können?
'Dann fang mal an!', brüllt ein kleiner Mann, der anfängt seinen Stock im Takt auf den Boden schlagen. 'Du kämpfst gegen Ragnar.', entscheidet der kleine. 'Gut.', stimme ich zaghaft zu. Die Abtrünnigen stellen die Tische in einen Kreis und ich und Ragnar bringen uns mittendrin in Stellung. Als ich seine risiege Figur sehe, seinen gehässigen, aber auch undurchbringbaren Blick sah, werde ich gefühlt immer kleiner und kleiner. Doch um mich bei denen einzuschleusen, muss ich gewinnen.
Der erste Angriff war so plötzlich, daß ich gegen die Wand geschleudert wurde. Mir wird kurz schummrig, aber ich fasse mich wieder. Ragnar scheint auch kurz erstaunt, dass ich wieder aufstehe. Diesen Moment nutze ich. Doch Ragnar hält meinen Angriff stand. Und was jetzt?! Ich verzweifle immer mehr.
Ragnar nimmt meinen Oberkörper und dreht ihn, als wäre er ein nur ein Spielzeug. Ragnar schmeißt mich hart auf den Boden. Ein knacksen an meinem Arm lässt mich bei Bewusstsein bleiben.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht stehe ich wieder auf und eine Stimme taucht in meinem Kopf auf: 'Geht es dir gut?', sagt sie. 'Marco', denke ich. 'Ich hole Hilfe.', entscheidet er und die Verbindung bricht ab. Ich muss durchhalten bis Marco zurück kommt. Oder ich sterbe.

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