05.04 1889
Ich starre mit allen anderen auf den Mann, der verletzt mit leeren Augen uns nacheinander anguckte. 'Malheam, was ist passiert?', fragt die pummelige Frau besorgt und untersucht die Wunde, die Malheam entblößt. 'Sie... Kommen.', ächzt er und fällt. Er krümmt sich vor Schmerzen und ein Draka scheucht mich aus der Tür. Natürlich war ich nicht erwünscht. Obwohl die Wunde einfach zu heilen war.
Mein Vater folgt mir schweigend und gibt mir einen Ring. Danach küsst er mich auf die Stirn, drückt nochmal meine Hand und läuft zurück ins Haus. Und schon war ich auf mich allein gestellt. Ich drehte den Ring und versuchte Hinweise zu meinem Auftrag zu finden. 'Geh. Die Zeit rinnt Kind.', höre ich in meinen Gedanken. 'Wohin?' Frage ich im meinem Kopf. 'Der Ring zeigt dir den Weg. GEH!', schreit der Draka nun und ich ziehe den Ring an. Mein Selbstbewusstsein war jetzt ganz zerstört.
Wenn man durch Dunkelheit geht, woran denkt man dann? Ich denke an Marco. Obwohl er ein Mensch ist und uns verraten hat, war es ja nicht richtig seine Schuld. Und ich empfinde Liebe für ihn. Er liebt mich auch. Aber vielleicht hasst er mich und will mich tot sehen. Denkt und stellt sich immer wieder die Frage, wieso er hatte sich täuschen lassen das ich ein Mensch wäre? Bei dem Gedanken wird mir schwindelig. Schnell stütze ich mich an der Höhlenwand ab, aber unter meinem Gewicht bröckelt der Stein. Der Boden bebt, die Decke bewegt sich.
Ich laufe los. Weg, weg einfach nur weg, ohne von den Steinbrocken getroffen zu werden. Ich fluche, als ich sehe das der Fluchtweg versperrt ist.
Ach das meinte der Rat mit: Wir wissen nicht wie es ausgeht. 'He!', Schreit jemand hinter mir. 'Wer bist du?', fauche ich genervt. 'Der der dir raushilft?', sagt derjenige und ich spüre kurz darauf eine Hand auf meiner Schulter. 'Lass mich.', murmele ich. Mir war wirklich alles egal. Mein einziger Freund war wohl nur noch ich. Außerdem, was wenn er auch nur von meinem Schrei getrübt war und mir in echt nicht geholfen hätte?
Derjenige riss meinen Arm schmerzhaft nach hinten. Hatte wer geschnipst oder so?
'Bist du verrückt!?', brüllt wohl ein Junge in mein Ohr. 'Hier bricht alles zusammen! Entweder gehst du jetzt mit mir mit oder ich lasse dich hier verrotten.' Ließ er mir die Wahl. 'Entscheid du.', flüstere ich. Mir war weinen zumute. Der Rat hasste mich, wahrscheinlich auch Marco, Tirar, die ganze Welt-war gegen mich. 'Komm mit.', entschied er und nahm meinen Arm. Tja. Wenigstens hatte er nicht meine Augen gesehen. So wie ich nicht ihn. 'Wie heißt du?', fragt er, während wir durch einen Bach waten. 'Asula. Du?', sage ich abgelenkt. 'Mirco.', antwortet er. 'Marco?', flehe ich. 'Wer ist das?', forscht Mirco nach und ich seufze. Mein Freund zog mich gerade nicht mit.
'So... Da wir uns jetzt kennen, erzählst du mal, wieso du in der Höhle warst.' Mirco wartet geduldig auf meine Antwort, ich versinke in seinen haselnussbraunen Augen. Was sollte ich eh tun? Auf einen Baum zu starren ist auch nicht besser. 'Durch Zufall.' Gebe ich schnell zurück.
Mirco holt aus seiner Tasche ein Fläschchen. 'Was ist das?', frage ich neugierig. 'Gedankenschweifer. Man sieht dadurch deine größte Sehnsucht, deine Angst oder was in deinem Kopf rum geht.', erklärt er und gibt es mir zögernd. Bestimmt war es auch teuer gewesen. Oder hatte er es selber gemacht?
Vorsichtig bewege ich die Flüssigkeit vor meinen Augen. Erst sehe ich nichts, dann entdecke ich Marco's Gesicht. Er guckt sehnsüchtig nach draußen, als warte er auf jemanden. Vielleicht seine Familie? Ich sehe wie er über eine Zeichnung streicht. War ich das? Die Skizze sah mir ähnlich. Wow. Ich hätte nicht gedacht, das Marco mich so gut zeichnen kann.
Marco verschwindet, die Flüssigkeit wird wieder Flüssigkeit und ich sehe den Rat. Meinen Vater. Und den Verletzten, der uns gewarnt hatte. Plötzlich steht der auf und geht auf meine Sicht zu. Dann verschwimmt das Bild und alles ist wieder normal. Wenn man die Situation so nennen könnte.
'Wie war's?', Mirco starrt mich erwartungsvoll an. 'Gut.', stöhne ich fast. Daran könnte auch ein Dummer bemerken, das gar nichts in Ordnung war. Wieso auch? Aber was sollte ich diesem Menschen auch erzählen... Das ich eine Erbin der Wurzeln war und auch eine Vampirin? Oder das ich einen geheimen Auftrag hatte?
Wahrscheinlich hatte Mirco bemerkt das ich nicht darüber reden wollte und er umarmte mich kurz, bevor er im Wald verschwand.
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