4.Kapitel
4.Kapitel
Montag 02.Dezember
Alex:
Ich hasste Montage.
Auch wenn das nicht mein erster Arbeitstag war, fühlte es sich immer so an. Morgen hatte ich einen freien Tag, bevor ich wieder im Altersheim zu arbeiten begann, mich bis Samstag durchquälte und am nächsten Advent wieder hier stand, hinter einer Theke, verborgen hinter Schmuck und Glitzer.
Nur ein Wunder konnte mich befreien. Vielleicht ein Wunder, der oft zu schnell in Verlegenheit geriet und kurze Haare hatte.
Ich schüttelte den Kopf.
Diesen Job hätte ich nie annehmen sollen. Zwei Tage waren ja auch zwei Tage. Ich hätte heute zu Hause bleiben, auf der Couch hocken und zocken können. Stattdessen stand ich hier, in der Eiseskälte und wollte schon den Stand schließen, als ich eine Bewegung neben mir wahrnahm.
„Schließen Sie bereits?"
Eine wunderschöne Frau, ihr Haar golden wie die Sonne, stand vor mir und lächelte mich an.
„Ähm, ja... Nein! Ich war nur dabei, die Abrechnungen zu machen. Schauen Sie sich ruhig um."
Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und schüttelte die Verwirrung, die durch ihre Schönheit aufgetaucht war, weg und versuchte so zu tun, als wollte ich wirklich Abrechnungen machen.
„Suchen Sie was Bestimmtes?", fragte ich noch.
„Ja, ich suche ein Armband", sagte sie knapp und sah sich die Schmuckstücke vor ihr an.
Aus der Schublade vor mir nahm ich ein Tablett voller Armbänder heraus und legte es für sie hin, damit sie mehr Auswahl hatte.
„Oh, danke schön!", entgegnete sie und lächelte mich an.
Ich zuckte mit den Schultern und verbarg meine Hände in die Manteltaschen. Sie suchte sich zwei Armbänder aus und probierte beide an. Hin und wieder schaute sie zu mir und lächelte. Und ich lächelte jedes Mal zurück.
Sie war groß, schlank und hatte eine helle Daunenjacke an. Ihre schwarzen Leggins passten zu ihrer schwarzen Haube, die in dem Laternenlicht etwas glitzerte. Die hellbraunen Schlupfboots schlossen ihr Outfit ab.
„Also, ich würde gerne dieses hier nehmen", sagte sie dann endlich, als hatte sie eine sehr schwere Entscheidung treffen müssen.
„Gut, dann packe ich es für Sie ein."
Ich nahm eine blaue Schmuckbox raus und platzierte das Armband auf der samtenen Fläche. Sie wartete fröhlich und beobachtete, wie ich eine Schleife um die Box band.
„Das sind dann 25 Euro", sagte ich und kritzelte die Zahl in das kleine Heft rein, das ich auf dem Tisch liegen hatte. Sonst würde ich morgen früh nicht mehr wissen, dass ich heute am Abend noch etwas verkauft hatte.
Sie nahm ein paar gefaltete Scheine aus ihrer Tasche und strich sie glatt, bevor sie sie mir gab. Ich nahm das Geld dankend an und überreichte ihr die kleine Box, als ich ihre Hand auf der meinen spürte. Ihr Griff war etwas stärker, als ob sie nicht nur die kleine Schachtel nehmen, sondern mir etwas signalisieren wollte. Überrascht sah ich sie an und entdeckte dieses wiederkehrende Lächeln von ihr, das sie schon die ganze Zeit, seit sie hier war, begleitet hatte. Ich spürte, wie in meinem Hosenbereich etwas warm wurde und war froh, einen etwas längeren Mantel angezogen zu haben.
„Ähm, ich mache gleich zu. Hast du vielleicht Lust, was trinken zu gehen?"
Ihr Lächeln wurde breiter.
„Ja, gern", antwortete sie, während sie die Verpackung in ihrer Tasche verschwinden ließ.
„Gut... gut! Tut mir leid... ich heiße Alex", sagte ich verlegen.
„Annie."
Sie streckte die Hand aus, die ich sofort annahm.
---
Wir gingen etwas abseits der Innenstadt etwas trinken. Ich lud sie ein und sie erzählte etwas über sich. Es stellte sich heraus, dass sie gemeinsam mit einer Freundin ebenfalls einen Stand am Christkindlmarkt betrieb und dort arbeitete. Sie verkauften Weihnachtskugeln. Jedoch wollte sie ihren eigenen Platz haben.
Aus Spaß meinte ich, sie könnte meinen Stand übernehmen, denn ich wollte diesen Nebenjob eigentlich nicht. Ich hatte diesen Stand gemietet, weil mein Mitbewohner, Georg gemeint hatte, dass ich auch mit Leuten unter Sechzig zu tun haben sollte. Annie fand die Idee aber gar nicht so schlecht und schlug eine Übernahme vor. Dafür musste ich zwar einen Zettel ausdrucken, wenn ich einen Drucker in der Nähe hätte, aber ich war erleichtert, dieses Angebot bekommen zu haben, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.
Nach ein paar Drinks begleitete ich sie nach Hause. Sie bestand darauf, noch raufzugehen, und ich sagte nicht nein. Als sie in der Küche verschwand, um eine Flasche Wein zu holen, ließ ich mich auf ihre Couch fallen, suchte beschwipst die Dokumente im Handy, um sie dann direkt bei ihr auszudrucken.
Sie kam mit einer Flasche und zwei Weingläsern ins Wohnzimmer zurück. Ihre Daunenjacke war schon bereits verschwunden und die enge Bluse und ihre Leggins betonten ihre wunderschöne Figur. Es mochten die paar Gläser Alkohol gewesen sein, aber in dem Moment wollte ich sie einfach auf das Sofa werfen, ihre Sachen ausziehen und sie dann für mich nehmen.
„Du schaust müde aus", meinte sie, während sie mir ein Glas Wein einschenkte und das Glas dann vor mir auf den Tisch stellte.
„Ja, ich trinke nicht so viel wegen der Arbeit."
Ich rieb meine Augen und stützte meinen Kopf auf den Händen und versuchte, nicht einzuschlafen. Annie setzte sich neben mich, legte eine Hand auf meinen Oberschenkel und trank einen Schluck von ihrem Wein. Dabei betrachtete sie mich von der Seite, ihre Mundwinkel leicht nach oben gespitzt.
„Was schaust du denn so?", fragte ich schmunzelnd.
„Nichts. Ich frage mich nur, was in deinem Kopf gerade so vor sich geht", antwortete sie ganz locker und legte ein Bein auf das andere.
Mein Blick schweifte zu ihrem Oberschenkel und fand seinen Weg bis zu ihren Augen.
„Willst du das wirklich wissen?"
„Ja, zeig mir, woran du gerade denkst", entgegnete sie und stellte ihr Glas auf den Beistelltisch.
Der Alkohol drückte meine Augenlider, doch verschärfte meine Gefühle.Jede Berührung fühlte sich mehrfach verstärkt an und ich konnte mich nicht mehrzurückhalten, um das zu machen, woran ich vor einigen Minuten gedacht hatte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top