WELCOME TO MY NIGHTMARE

[Valerie]

,,Was meinst du damit?", verlangte ich fordernd zu wissen und spürte voller Ekel wie Michael mit seinen kalten Fingern meinen Hals entlangfuhr und zwar so nah, dass ich seinen Atem an meiner Wange spüren konnte.

Ich versuchte meinen Kopf seinen Händen zu entziehen, doch er packte mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.
,,Einen Naphil zu gebären ist tödlich. In jedem Falle."
,,Ich bin 39, okay? Ich weiß, dass es eine Risikoschwangerschaft ist. Aber die Gefahr zu sterben ist ziemlich gering.
Besonders ohne Vorerkrankungen. Die ich nicht habe. Ein Frauenarzt kann mir über das Risiko Auskunft geben", presste ich hervor, während er eine meiner Locken in die Hand zog.
Er lachte verächtlich und etwas blitzte in seinen Augen.
Es war diese perverse Freude eines Wahnsinnigen, dessen Plan ihn mit entsetzlicher Befriedigung erfüllte.
,,Du bist nicht nur schwanger. Du bist sie; lebst sie. Und ich sage dir jetzt, wie es in den nächsten fünf Monaten für dich aussehen wird."
Herausfordernd reckte ich das Kinn und starrte ihm unentwegt in die Augen, was ihn zu einem kleinen, abscheulichen Lächeln animierte.
,,Du wirst zunächst nichts spüren, aber mit jedem Tag, in dem sie heranwächst, wirst du mehr und mehr Schmerzen haben.
Sie wird dir jegliche Lebensenergie nehmen, wenn ihre Gnade heranwächst.
Du wirst an meiner Seite sein, ob du willst oder nicht, und glaube mir, Valerie, vor mir gibt es kein Entrinnen.
Weder die Winchester noch jemand anderes kann dir helfen.
Versuch es also erst gar nicht zu fliehen."

Er richtete sich auf und entfernte sich, doch sein bedrohlicher Blick wurde schärfer.
,,Ich kann dich zwar nicht physisch bestrafen, doch ich finde einen Weg, bei dem du dich noch schlechter fühlen wirst."
Ich zog meine Augen in Schlitze.
,,Was willst du tun, mhm? Mich die Top-Rap-Charts hören lassen? Die hundertste Wiederholung von Twilight zeigen? Denn das ist pure Folter."
Hämisch kräuselte er seine Lippen in ein überlegendes Lächeln.
,,Ich dachte da eher an eine braunhaarige Kollegin von dir. Wie sie vor seinen Augen langsam ausblutet und du nichts tun kannst." Er blickte auf seine Hemdärmel und zog die Manschettenknöpfe wieder in ihre richtige Stellung.
,,Oder ich könnte deinem Arzt noch jeden anderen Knochen brechen."
Michael schloss genießerisch die Augen, so als ob er die Schmerzensschreie schon hören könnte.
Meine Pupillen weiteten sich mit jedem Wort, das er sagte.
Jegliche patziger Konter verblasste in meinen Gedanken. Stattdessen brach das erbarmungslose Gefühl der Angst in mir aus.
Pure Angst legte sich über meine Brust, doch ich riss mich zusammen.
Musste mich zusammenreißen.
Ich konnte es mir nicht leisten schwach zu sein.
Ich musste stark sein, um zu überleben.
Damit meine Tochter überlebte.

,,Du lässt deine Hände von meinen Freunden, verstanden? Sie haben nichts damit zu tun!", warf ich wütend ein, doch er redete einfach weiter, gelangweilt von meinem Zorn.
,,Aber letztendlich ist es egal, wen ich für deine Fehler bestrafe. Wenn du das Leid anderer, die du bisher niemals gesehen hast, spürst, dann reicht das schon."

Ich schüttelte verzweifelt den Kopf.
,,Warum tust du das? Warum willst du die Welt beherrschen? Was hat dir die Menschheit je getan, dass du sie so sehr hasst?"
,,Ich will diese Welt in Ordnung bringen", sagte er schlicht und sah mir dabei in die Augen. Eine einzelne braune Strähne löste sich von den anderen und fiel ihm in die Stirn.
,,Und wie soll das bitte gehen?! In dem du jeden tötest, der dir keinen Gehorsam schenkt? Wir haben einen freien Willen; das ist so ziemlich das Einzige, das uns keiner nehmen kann!"
,,Und genau da liegt das Problem, Valerie.
Als ich in diese Welt gekommen bin, da habe ich so viele gequälten Seelen gesehen.
Menschen, die sich etwas wünschten, das sie längst für sich verwirkt haben.
Diese Arroganz der Menschen ist gefährlich für diese Welt.
Und als ich in Dean Winchesters Kopf war, da habe ich gesehen, was diese Arroganz im Laufe der Geschichte dieser Welt alles angerichtet hatte.
Die Freiheit, der von Gott gegebene 'Freier Wille', ist die größte Lüge, die je erzählt wurde.
Freiheit bringt nur Unglück, oder?  Atombomben wurden aus Gier nach Macht und dem verzweifeltem Drang nach Überlegenheit gebaut, und das nur für die angebliche 'Freiheit'.
Freiheit führt zu Skandalen, die die Welt erschüttern.
Freiheit wird das Ende von allem sein."
Ich schnaubte bei seiner Argumentationsweise.

,,Das stimmt nicht.
Es war keine Freiheit.
Das war Angst.
Freiheit führt zu Glück, zu Liebe.
Ohne Freiheit sind wir ein Nichts.
Kein Charakter, keine Selbstverwirklichung, keine Gefühle.
Nur noch leere Hüllen.
Aber die eigene Freiheit hört da auf, wenn ein anderer seine Freiheit zum Schlechten ausnutzt.
Sachen unter Zwang zu tun ist keine Freiheit mehr. Oder, wie gesagt, aus Angst."

,,Dean Winchester hat aus freien Stücken 'Ja' zu mir gesagt. Und du weißt, wohin ihn das gebracht hat."
Er konterte mit einer arroganten Gelassenheit, die mich fast beeindruckte.
,,Ich habe Dean gerade einmal eine halbe Stunde kennengelernt. Aber ich bin fest überzeugt, dass er ein Grund hatte, 'Ja' zu dir zu sagen", widersprach ich sofort.
Ich wusste nicht wieso ich ihn verteidigte, wenn er mich vorhin noch töten wollte.
Doch war mir sicher, das er aus Furcht vor mir, vor meine Tochter, so reagiert hatte.
Und Furcht konnte ich nicht als Ausrede dafür nutzen, um ihn zu verabscheuen.
Angst ist keine Charaktereigenschaft.
Es ist ein Gefühl.
Ein Gefühl, das ich nur zu gut kannte.

,,Es ist schon erstaunlich. Du siehst zu Anfang immer nur das Gute in jedem Lebewesen. Und das macht dich so unglaublich schwach."
,,Es ist mir egal was du von mir hälst. Du bist ein kranker Mistkerl, der mich nur als Objekt sieht.
Mehr nicht."
Er neigte den Kopf leicht zu Seite.
,,Aber niemand wird so geboren, Valerie. Jeder ist gezeichnet von Dingen, die ihm passiert sind.
Und wie ich dich kenne hast du noch einen Funken Sympathie für mich, wenn ich dir meine Geschichte erzählen würde."
Ich konnte das ungläubige und abschätzige Lachen nicht aufhalten, das sich mir entflieh.
,,Das nennt man Stockholm-Syndrom. Und ich glaube, ich bin nicht die Art Mensch, die es antörnt, gefesselt auf einem Bett zu liegen."

Unbeachtet dessen setzte er sich wortlos auf einen großen Sessel, der am Ende des Bettes stand.
Es war die Art von Sessel, in dem ich bei meiner Körpergröße versinken würde. Doch ihn ließ er mächtig aussehen.
So als ob er seinen Thron bestiegen hätte.
Ich wusste nicht ob es Zufall oder er das Wetter kontrollieren konnte, doch genau in diesem Moment lichtete sich die Wolkendecke und ließ die Sonne genau auf seinen Hinterkopf scheinen.
Das dunkelbraune Haar verwandelte sich in ein Schwarz, dass jegliche Strahlen schluckte.
Das Licht warf einen Schatten auf sein Gesicht und ließ die Wangenknochen noch viel schärfer wirken, als die so schon waren.
Ließ seine Statur mächtiger aussehen.
Er sah wahrlich wie ein Gott aus.
Ich schnalzte totzdessen genervt mit meiner Zunge; unterdrückte meine Unsicherheit.
,,Ich will deine kleine Geschichte nicht hören. Ich will, dass du mir diese bescheuerten und vollkommen unnötigen Fesseln abnimmst."
Ich hatte kaum meinen Satz beendet, da leuchteten seine Augen blau auf, so wie ich es bei Castiel vorhin gesehen hatte.
Augenblicklich verspürte ich das Fehlen der schmerzhaften Enge um meinen linken Arm.
Das Klackern der Handschelle, die hinunterfiel, erklang und ich zog meine Hand sofort an meine Brust.
Es hatten sich kleine blaue Flecken rund um den Knöchel gebildet, wahrscheinlich wegen den gescheiterten Befreiungsversuchen, doch sonst konnte ich keine Verletzungen erkennen.
Beinahe hätte ich mich bedankt.
Aber nur Beinahe.
Er hatte meine rechte Hand in Fesseln gelassen, was auch ziemlich clever von ihm war, denn ich war gerade nicht Zurechnungsfähig.
Ich wollte nicht, dass jemanden in diese grausame Sache hinein gezogen wurde, nur weil ich die Fassung verloren hatte.
Meine Hand legte sich um meinen Bauch und ich sah an mir herunter.
Nichts hatte sich verändert.
Mein Bauch hatte sich nicht verändert, obwohl ein zerstörerisches Leben dort heranwuchs.

Ich konnte mich nicht damit auseinandersetzen, da Michael anfing zu sprechen.
,,Was ich dir an diesem Abend in der Bar erzählt habe stimmt. Ich habe durch Dean Winchester erfahren, dass die biblische Geschichte genau die gleiche ist, wie hier.
Gott hat mich und meine Brüder, Luzifer und Gabriel, erschaffen, um seine Schwester, die Finsternis, zu besiegen."
Michael sprach das Wort 'Gott' mit solch einer Abneigung aus, dass es mich schüttelte.
,,Er sperrte sie weg und erschuf ein Mal, das Schlüssel und Schloss gleich war. Er gab es an Luzifer weiter, weil Gott in ihn seinen Liebling sah.
Doch das Mal korrumpierte meinen kleinen Bruder und er wandte sich gegen die Menschheit.
Der Auslöser seines Falls war jedoch die Erschaffung der Trueborns. Er war so eifersüchtig auf diese Engel, das er sie zum Schrecklichsten verwandelte, dass er kannte - in Menschen.
Luzifer bereitete sich auf einen Kampf mit Gott vor, der nun unvermeidlich war, nach seiner Tat.
Er fragte mich, ob ich ihm helfen wollte, doch damals war ich unserem Vater loyal untergeben und war wütend auf Luzifer, weil er Alael in eine Trueborn verwandelt hat.
Jedenfalls fand der erste Krieg des Himmels statt und Luzifer, zusammen mit seinen Anhängern, wurde aus dem Himmel verbannt.
Damit war es aber noch nicht vorbei.
Als Luzifer dafür sorgte, dass Adam und Eva von der verbotenen Frucht aßen, da wurde der Zorn unseres Vaters so groß, dass er einzig für Luzifer die Hölle erschuf und ihn dort hinein wurf.
Aber als Luzifer Abels, Zweitgeborener von Adam und Evas, Seele korrumpierte, da schloss Kain mit meinem Bruder einen Pakt, damit Abel trotzdessen in den Himmel kam.
Dafür musste Kain seinen Bruder töten, und als das getan war, sah Gott ein, das die Hölle alleine Luzifer nicht halten konnte.
Vater schuf also den Käfig, ich kämpfte gegen meinen Bruder und sperrte ihn endgültig weg.
Der Käfig ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Käfig, in der dunkelsten und grässlichsten Ecke der Hölle."

Ich kam nicht mehr richtig mit, denn ich hakte noch an der Tatsache, dass Gott eine Schwester hatte.
,,Gott hat eine Schwester?"
Fette Fragezeichen ploppten über meinem Gesicht auf.
,,Ja, Amara. Sie ist in dieser Welt. Vor drei Jahren gab es hier anscheinend ein biblischer Kampf um sie zu besiegen, bis Gott und sie sich vertragen hatten. Wie immer waren die Winchester an ihrer Befreiung schuld.
Sie lösen aus ungesunder Fürsorge für einander eine Krise nach der anderen aus."
Meine Augenbrauen zuckten überrascht in die Höhe.
,,Das war nicht das einzige Mal?"
,,Nein. Die Winchester war Schuld an der Befreiung des Luzifers aus dieser Welt. Sie waren Schuld an der Öffnung der Höllentore oder an dem Aufstiegt eines Höllenritters. Der entgültige Fall der Engel und noch so vieles mehr.
Sie geben zwar vor Menschen zu retten, doch sind sie wegen ihrer Liebe zur Familie Mörder geworden. Es ist ihnen egal wie viele Menschen in ihren selbstsüchtigen Kriegzügen gegen das Übernatürliche sterben."
,,Aber du tust das? Ich habe genug Grips um eins und eins zusammenzurechnen, Michael.
Die Messerangriffe und die verrückte Sarah Conner? Das war dein Werk.
Menschen wurden verletzt und einer liegt sogar im künstlichen Koma. Und für was? Weltherrschaft.
Was die Brüder tun ist auch nicht immer richtig, das denke ich jedenfalls, doch sie retten offensichtlich auch Menschen.
Nichts kann einen Tod rechtfertigen. Weder Gier nach Macht, noch Liebe. Aber manchmal ist die eine Motivation besser, als die andere. Das ist einfach so, so unmenschlich es auch klingen mag."
Erschöpft ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen.

Michael sah mich lange an, bis er auf seine Füße sprang.
,,Ich habe meinen Vater geliebt und war, trotz seiner Abwesenheit, immer treu und habe meinen Platz im Himmel angenommen!
Doch egal wie viele Jahrtausende vergingen, er kam nicht wieder.
Selbst dann nicht, als Luzifer aus dem Käfig entkam.
Während wir uns bekämpften hofften ich, dass Vater zurückkam.
Jedoch kam er nicht, schenkte uns keinerlei Aufmerksamkeit."
Er sprach gefährlich ruhig, doch ich konnte förmlich sehen, wie wütend er war.
Und da kapierte ich um was es hier wirklich ging; was er war.
Er war ein Kind, dass einfach nur die Aufmerksamkeit seines Vater haben wollte.
Egal mit welchen Mitteln.
Meine Miene wurde weicher und ich verspürte ein Anflug von Mitleid.
Ich hasste ihn immer noch aus ganzem Herzen, doch die Motivation hinter seinem Tun zu sehen war... aufklärend.
,,Und da ich der Erstgeborene des Himmels bin, hatte ich Anspruch auf den Thron und ich habe ihn mir genommen, nachdem ich Luzifer getötet hatte.
Jetzt weiß ich, dass diese Version der Erde Gottes Favorit ist und deswegen werde ich sie von meinem Vater befreien.
Ich kann es viel besser, als der alte Mann."
Das Mitleid verschwand sofort und unverfälschtes Grauen wich ihm.
,,Du hast deinen eigenen Bruder umgebracht?", hauchte ich verstört.
Es war mir bis zu diesem Moment nicht klar, wie viel Abscheu mein Wesen aufbringen konnte, aber es erschreckte mich dann doch ein bisschen.
Ich konnte verstehen, warum Luzifer gehasst wurde, doch ihn deswegen töten?
Einsperren? Auf jeden Fall.
Umbringen lassen von seinem eigenen Bruder? Niemals.
,,Wie konntest du das nur tun?"
Ich konnte mir keinesfalls vorstellen, meinem Bruder absichtlich weh zu tun.
Allein das schlechte Gewissen würde mich runterziehen.
,,Es war ein Befehl von meinem Vater. Ich hatte ihm Gehorsam zu schenken."
Ich schnaubte.
,,Und deswegen sollst du mir jetzt sympathisch sein? Eher das Gegenteil hast du erreicht."
Mir die Bestätigung gegeben, was er doch für ein kranker Mistkerl war.

,,Ach ja?", fragte er herausfordernd.
Er legte seine großen Hände aneinander und stützte sein Kinn darauf ab.
,,Ja", antwortete ich trotzig.
Ich wollte meine Arme verschränken, doch konnte letztendlich nur meinen Arm auf meine Brust legen.
,,Du hattest nie das Gefühl deiner Mutter gefallen zu wollen, egal was sie von dir will? Vielleicht nicht mehr jetzt, aber als du noch jünger warst. Die Bestätigung von deinen Eltern?
Als Erstgeborene Verantwortung zu übernehmen?
Verzweifelt Anerkennung zu suchen?
Ich weiß wie es ist, nur die zweite Wahl zu sein. Luzifer war Gottes Liebling." Michael verdrehte gelangweilt die Augen.
,,Ich weiß wie es ist, alles zu tun, um sich zu beweisen. Und du weißt es auch.
Oh Shit.
Er hatte Recht.
Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag und mir wurde schlecht.
Ich habe meinen Bruder über alles geliebt und trotzdem war da dieses nagende Gefühl der Eifersucht vorhanden gewesen.
Meine Mutter war es wahrscheinlich egal, wie sehr ich mich in der Kirche engagierte oder wie viele gute Noten ich schrieb.
Tony stand bei ihr im Vordergrund.
Irgendwann hatte ich es aufgegeben ihr gefallen zu wollen und prompt fing sie an, an mir zu meckern.
'Tony hat in Mathe aber eine bessere Note als du' oder 'Valerie, nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder'.
Ich konnte an Michaels Körpersprache erkennen, das ihn Genugtuung durchfloss, als er von mir keinen Widerspruch zu hören bekam.
Ich schloss frustriert die Augen und legte die freie Hand an meine Stirn.
,,Okay, ja. Ich kenne das. Aber deswegen töte ich ihn doch nicht."
,,Du möchtest es abstreiten, aber wir sind uns ähnlich.
Wir sind Erstgeborene.
Wir können unsere Eltern nicht ausstehen.
Wir haben uns von Gott abgewendet.
Wir sind, du zwar nur in gewisserweise, an dem Tod unseres Bruders schuld.
Wir wollen die Welt verbessern.
Wir kennen das Gefühl des Schattens.
Wir haben schlimme Dinge gesehen.
Und wir sind beide himmlische Schöpfungen."
Seine Darstellungsweise war so simpel, dass ich sie nicht leugnen konnte.
Ich verabscheute es, so viel mit Michael zusammen zu haben, doch es stimmte.
Ich hatte es satt mich selbst anzulügen.
Er hatte diese Runde gewonnen.
Ich wollte nicht mehr über dieses Thema reden.
Also nahm ich mich zusammen und unterdrückte meine aufkommenden Selbstzweifel.

Stattdessen würdigte ich ihn einen hochnäsigen Blickes und hakte an der Schwangerschaft nach.
Ich wusste, es war ein erbärmlicher Versuch, eine komplett andere Sache und Stimmung.
,,Fünf Monate? Warum nicht neun, wie bei einer menschlichen Schwangerschaft?", fragte ich ihn aufsässig.
,,Nephilem beziehen ihre Kraft aus ihrer Gnade. Und wenn diese, nach eben genannten fünf Monaten vollkommend ausgeprägt ist, dann kommen sie auf die Welt."
Er ging auf diesen Ablenkungsversuch ein, ohne sich in seinem Sieg zu suhlen.
Komisch.
Ich hätte es nämlich getan.
Breit und genüsslich.
Aber dem Misstrauen des fehlenden triumphalen Blicks, wich purer Erkenntnis.
Erst jetzt begriff ich was er vorhin gesagt hatte, bevor er mich mit dieser 'Ich-bringe-deine-Freunde-um" oder die 'Bruder-tötet-Bruder' Geschichte abgelenkt hatte.
Ich hatte also noch fünf Monate auf dieser Welt.

Ach du, wortwörtliche, heilige Scheiße!
Mir wurde kalt und ich fing an viel zu schnell zu viel empfinden.
Angst und Wut stellten sich zwar in den Vordergrund meiner Gefühle.
Er würde die Welt wie wir sie kennen unterjochen und allen ihre Freiheit nehmen. Meine Tochter würde instrumentalisiert werden und ihm dabei helfen.
Diese wunderbare Welt wird zu Grunde gerichtet, ihrer Freiheit beraubt.
Blitzlichter voller Blut, Zerstörung und Schreie schossen durch meinen Kopf.
Abscheu und Verzweiflung kamen zum Zorn hinzu und klatschten bei diesen Horrorszenarien von der Seite aus begeistert Beifall.

Ich hatte nur noch fünf verdammte Monate zu leben.
Und das in Händen eines Psychopathen.
Ich war 39, zur Hölle.
Ich wollte Bon Jovi live sehen.
Ich wollte nach Australien und ein Koalabär streicheln; nach Paris reisen und so viele Croissants essen, bis ich platzte.
Ich hatte noch nie einen Berg bestiegen, noch nie die Hollywood Hills gesehen.
Ich wollte noch so vieles tun und nichts davon konnte in Erfüllung gehen.
Denn in fünf Monate würde eine Apokalypse eintreten.
Ich hatte mir einmal fest vorgenommen, mich bei einem biblischem Weltuntergang auf die Straße zu stellen und 'It's the End of the World as we know it (And I feel fine)' von R.E.M zu grölen, bis ich keine Stimme mehr hatte.

Nur, dass ich sie nicht mehr mitbekam, denn ich löste sie selber aus

-

Ja, ich bin von den Toten auferstanden (;
War zwar in letzter Zeit wegen Arbeiten stressig zu schreiben, aber nun leset dieses neue Kapitel und klatschet mir Beifall für diese schwere Geburt.

Meint ihr, dass Val anfängt Michael zu verstehen und beginnt an sich zu zweifeln?
Dass sie doch nicht so verschieden sind?

Ich hoffe es hat euch gefallen und schreibt eure Meinung in die Kommentare.

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