[Valerie]
,,Mist!"
Murphys Gesetz versaute mir gerade den Morgen.
,,Mann!" Ich hob mit spitzen Fingern den Toast vom Boden auf. Natürlich war er mit der Marmelade nach unten gefallen und klebte jetzt auf dem frisch geputzten Parkett.
Ich verzog genervt das Gesicht, als ich den Toast auf den eigentlich dafür vorgesehenen Teller legen wollte, doch er fiel mir ein zweites Mal herunter und verteilte noch mal das süße Gelee ein paar Zentimeter weiter auf dem Boden.
Also hob ich es erneut auf, legte es auf den Teller und knallte diesen auf den Küchentresen.
Danach riss ich missgelaunt Küchentücher aus der Halterung, um die Marmelade wegzuwischen.
Ich kniete mich hin und wischte sie weg, aber nicht ohne mit meinem braunen Cardigan damit zu verschmieren.
,,Na Toll." Ich versuchte die Marmelade provisorisch von der braunen Wolle zu entfernen.
Ich stand auf und band mir meine braunen Haare in einen Dutt, sowie ich auch die Kaffeemaschine anschaltete.
Wenigstens blieb sie mir treu.
Während ich auf meinen Cappuccino wartete, wechselte ich die mit Marmelade beschmierte Weste durch einen weißen Pulli aus, der Stilistisch überhaupt nicht zu der langen, mit Taco bedruckten Jogginghose passte.
Ein wenig besänftigt strich ich mir nun einen weiteren Toast mit Erdbeermarmelade und gerade, als ich genüsslich abbeißen wollte, klingelte es an meiner Wohnungstür.
,,Das darf ja wohl nicht wahr sein."
Ich senkte den Kopf und zählte bis Fünf, bis ich mich von meinem Hocker aufrichtete und über den kalten Boden zur Tür lief.
Schlecht gelaunt öffnete ich meine Wohnungstür und erblickte drei Männer, wobei einer noch jünger war.
Einer trug ein braunen Trenchcoat zusammen mit einer blauen Krawatte, der andere einen schwarzen Anzug.
Der Jüngere trug ebenfalls einen Anzug.
Und ich stand mit einer mit Taco-Jogginghose, einem weißen Oversizepulli und Barfuß vor ihnen. Wenigstens trug ich noch meinen BH.
,,Ms. Lafayette?"
Der Größere der drei lächelte mich an und hielt mir eine FBI-Marke unter die Nase.
Die Staatsgewalt in meiner Wohnung in der, glaubte ich jedenfalls, noch Marmelade auf dem Boden klebte. Der Morgen wurde immer schöner und schöner.
,,Ja?" Der kalte Luftzug des Wohnsungsflurs ließ mich schaudern und ich verschränkte meine Arme vor der Brust, um mich zu wärmen.
,,Ich bin Special Agent Taylor. Das sind meine Kollegen Special Agent Kramer", er zeigt auf den Trenchcoat Träger," und Special Agent Freely." Der Jüngere hob lächelnd die Hand.
,,Wie kann ich helfen?" Trotz meiner miesen Laune lächelte ich müde.
,,Wir wollen Sie zu einem Ihrer Patienten befragen", sagte Agent Freely.
,,Kommen Sie doch rein. Das sollten wir nicht zwischen Tür und Angel besprechen." Ich öffnete die weiße Holztür ganz und ließ die drei Beamten durch.
,,Entschuldigen Sie das Chaos, aber ich bin erst eben von meiner Nachtschicht zurück gekommen."
,,Wir wollen Sie auch nicht länger aufhalten, doch wir haben ein paar Fragen an Sie, bezüglich einer Ihrer Patienten, der gestern eingeliefert worden ist und den Sie behandelt haben", äußerte Agent Kramer.
,,Ich muss Ihnen aber mitteilen, dass das unter Patientenschutz fällt."
Agent Taylor lächelte kurz, doch blickte mir dann in die Augen.
,,Miss, wir sind von der Regierung und ermitteln in einer Straftat. Ich denke Ihr Arbeitgeber hätte bestimmt nichts dagegen einen Verbrecher zu fangen, oder?"
Ich war immer noch nicht überzeugt, doch ich entschied mich auf die Frage zu antworten.
,,Um wen geht es? Haben Sie ein Bild dabei?" Ich sah ihn fragend an, während ich mich auf dem Sofa niederließ und den Agents ein Platz anbot.
Agent Kramer und Taylor setzten sich, während Agent Freely stehen blieb und mich fragend anschaute.
,,Darf ich mich ein wenig umsehen?"
Die blonde große Locke auf seiner Stirn wippte, als er sich umdrehte, nachdem ich ihm meine Erlaubnis erteilt hatte.
,,Gestern haben Sie diesen Mann in die Notaufnahme gebracht, oder?"
Agent Taylor zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, als er mir ein Bild von Michael zeigte.
Naja, er sah auf dem Bild anders aus. Irgendwie lässiger und nicht so ernst.
Ehrliche Besorgnis stand im Blick der Agents, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sie sich um mich sorgten.
,,Ja. Er ist mir zuvor wie aus dem Nichts auf die Motorhaube gekracht und da habe ich ihn ins Krankenhaus mitgenommen. Er hatte eine länglich Wunde am Oberarm", ich hielt meine Finger zehn Zentimeter auseinander und legte sie an meinen Oberarm zur Erklärung.
,,Ich habe sie gereinigt, sowie verbunden. Ich musste sie jedoch nicht nähen, doch etwas komisch war es dann doch."
Sie wechselten bedeutende Blicke und Agent Taylor hakte weiter nach.
,,Was ist Ihnen komisch vorgekommen?" Sein kinnlanges Haar fiel ihm ins Gesicht, als er sich Notizen aufschrieb.
,,Als ich ihn gefragt habe was die Wunde verursacht hat, hat er gesagt es war ein Messer, aber ich glaube nicht dass irgendein Messer dieses Muster wiedergibt."
,,Ein Muster?", verwirrt zog Agent Kramer seine Augenbraunen zusammen.
,,Ja. Ich kann Ihnen es aufmalen. Darf ich?" Ich deutete auf den Notizblock und auf den Kugelschreiber von Agent Taylor.
,,Klar. Hier bitte."
Ich murmelte ein Dankeschön, während ich zwei längliche, an den Enden eckige, Streifen, und in deren Mitte ein wenig Platz ließ, zeichnete.
,,Wissen Sie, ich bin schon mehr als fünf Jahre Krankenschwester, aber sowas habe ich noch nicht gesehen. Und ich habe schon einiges gesehen." Kopfschüttelt gab ich den Block zurück.
,,Was glauben Sie dann was es gewesen sein könnte?"
,,Ich weiß es nicht. Es muss aber eine Klinge gehabt haben, also war es auf keinen Fall ein Geschoss. Auch wenn sich das bescheuert und verrückt anhört, ich glaube es war ein Schwert oder ein Speer oder eine Lanze, irgendetwas in dieser Richtung. Zur Hölle, es könnte auch eine große Grillgabel gewesen sein. Aber ich wüsste nicht wo er sich so eine Verletzung zugezogen haben könnte."
,,War er alleine da? Wie ist er nach Hause gekommen?"
,,Ein Taxi", beantwortete ich die Frage von Agent Kramer.
,,Hat er irgendwas gesagt oder getan?"
,,Nein, er hat nur Fragen gestellt über Gott und Engel und was ich mir wünschen würde, wenn ich alles haben könnte."
Agent Freely runzelte die Stirn und sah zu Agent Kramer herauf. Etwas schien ihn an meiner Aussage zu stören.
,,Er hat Sie nicht verletzt?"
Ich runzelte die Stirn. ,,Nein? Warum sollte er? Ja, er hat am Anfang ein wenig bedrohlich gewirkt, doch das hat sich auch gelegt."
Beide schauten mich verblüfft an.
,,Es... es hat sich gelegt?" Agent Taylor sah mich prüfend an. Wahrscheinlich versuchte er herauszufinden, ob ich von Michael bedroht wurde, oder ob ich meine Verletzungen versteckt hielt.
,,Ja." Ich zog das "a" ein bisschen länger als sonst.
,,Er war zwar distanziert und strahlte eine Form von Arroganz aus, doch das ist wahrscheinlich sein Charisma."
Es hat zumindest keine Schwester daran gehindert, ihm mit Herzchen Augen hinterherzuschauen oder kindisch über sein Aussehen zu tuscheln.
Ich wurde gefragt, ob ich seine Nummer bekommen hatte.
Ich hörte die ganze Nacht Sätze wie: ,,Er hat ein engelsgleiche Gesicht" oder ,,Er hat bestimmt einen göttlichen Körper".
Und nach dem Satz ,,Er ist bestimmt auch göttlich im Bett", hatte ich den Aufenthaltsraum verlassen.
Ich wusste nicht, dass ein einziger Mann eine Nacht auf der Station so in Aufregung versetzen konnte.
,,Auf jeden Fall hat er einen bleibenden Eindruck hinterlassen." Ich räusperte mich.
,,Ja, das haben wir auch schon mitbekommen." Agent Taylor lachte leise.
Ich schaute ihn verständnislos an.
,,Wir waren heute Morgen schon im Krankenhaus und haben Leute befragt. Und die Schwestern haben uns zu Ihnen geschickt.
,,Oh."
,,Es tut mir Leid das zu fragen, aber hat er bei Ihnen auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen?", fragte Agent Taylor vorsichtig.
Wie bitte?
Ich schütteltete den Kopf.
,,Nein. Ich habe einen Freund."
Ich stand auf und nahm ein Bild von mir und Connor aus dem Regal.
Wir standen vor dem Weißen Haus und lächelten beide in die Kamera.
,,Wir haben einen Roadtrip nach Washington D.C. letzten Herbst gemacht."
Ich hielt den Agents das Foto hin.
,,Sie beide sind ein tolles Paar."
,,Danke. Aber im Moment haben wir eine kleine Tiefphase, doch welches Paar hat das nicht."
Ich seufzte und stellte das Bild wieder zurück an seinen Platz.
,,Noch eine letzte Fragen, Ms. Lafayette. Ein Arzt, ein gewisser Steve Bly, hat uns genau das Gegenteil beschrieben. Nämlich, dass Sie Ihren Patienten schöne Augen gemacht haben. Können Sie das uns das erklären?"
Was?!
Dieser Idiot.
,,Steve versucht mir einfach nur das Leben schwer zu machen seit ich angefangen habe. Er hat sich an mich rangemacht und als ich nicht erwidert habe, ist er wie ein Schuljunge beleidigt abgehauen. Er ist das typische Arschloch am Arbeitsplatz.
Er hat ständig Gründe an mir rumzunörgeln und fühlt sich dabei cool.
Also ich kann Ihnen versichern, dass ich professionell geblieben bin."
Ich lächelte verkrampft ,,Dieser Mistkerl."
,,Gut, dass war es vorerst. Bitte bleiben Sie in der Stadt und halten Sie sich zu unserer Verfügung."
,,Natürlich." Ich nickte.
,,Jack? Kommst du?", rief er seinen jungen Partner zu sich.
,,Ich danke Ihnen für Ihre Zeit und wenn Ihnen noch etwas einfällt, dann rufen Sie mich an. Jederzeit."
Er überreichte mir eine kleine weiße Karte.
,,Ich werde es tun. Danke." Ich stand auf und begleitete sie zur Tür.
,,Hat mich sehr gefreut. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag." Mit diesen Worten schloss ich lächelnd die Tür.
[Jack]
,,Warum lebt sie noch?", fragte ich Cas und blickte durch die Fensterfront auf die belebte Straße. Wir saßen einem Schnellrestaurant und gingen beim Essen noch einmal den Fall durch.
Vor mir stand ein grüner Salat, weil Sam meinte, dass Menschen gesund essen müssten und Dean genau das Gegenteil davon tat.
,,Michael hat doch den Taxifahrer umgebracht. Wahrscheinlich, um seine Spuren zu seinem Aufenthaltsort zu vernichten."
Ich sah die Frau des Fahrers noch vor mir, als wir ihr von seinem Tod berichtet haben. Sie hatte angefangen zu weinen und konnte nicht mehr aufhören. Sie waren frisch verheiratet gewesen und wollten gerade hier ein neues Leben anfangen.
,,Ja, das ist die Frage." Castiel kratzte sich am Hinterkopf. ,,Michael muss doch gewusst haben, dass wir sie finden würden und damit auch ein Hinweis auf eine Waffe, die ihn verwundbar machen könnte."
,,Ich weiß nicht. Vielleicht wollte er uns herlocken und sie als Köder benutzt. Aber dann wäre er hier und würde versuchen uns zu töten."
,,Vielleicht ist er nachlässig geworden?", mutmaßte ich, während ich die Gabel an meinen Mund hob.
,,Das würde er nicht tun", beantwortete Cas meine Frage.
,,Aber was ist wenn... Habt ihr die Bilder gesehen, generell ihre Wohnung und sie selbst? Sie strotzt nur von Lebensenergie und Lebensfreude. Valerie ist eine von diesen Personen, die dich leicht zum Lachen bringen können."
Ich erinnerte mich an die gerahmten Fotos, die sie mit ein paar anderen Leuten zeigten. Das Lächeln war auf keinem gestellt oder war künstlich.
Auf einem trug sie ein hawaiianisches Kleid mit den Typischen Hibiskusblütenkranz um den Hals und stand lachend barfuß im Sand.
,,Sie ist Krankenschwester, sie hatte Tacos auf ihrer Hose und trotz ihrer Müdigkeit und dem Stress aus der Nachtschicht ist sie freundlich geblieben und hat uns geholfen.
Vielleicht hat Michael ihre Gegenwart genossen oder hat irgendwas vor mit ihr. Es ist ihm so wichtig, dass es ihm egal wäre, wenn wir ihm auf die Schliche kommen würden."
,,Das passt aber nicht zu ihm. Er möchte Zerstörung und Chaos verbreiten, nicht mit einer Krankenschwester durchbrennen."
Sam schüttelte den Kopf.
,,Ich frage mich, wie Dean es im Moment geht." Sam stützte seinen Kopf in seine großen Hände.
,,Vielleicht ist Michael gnädig und hat ihm in seinem Geist eine Welt gebaut, so wie Gadreel es bei mir getan hat.''
,,Ja, hoffentlich. Schlimmer wäre es wenn er Dean darum kämpfen lässt, um an die Oberfläche zu kommen", seufzte Castiel und schaute Sam sorgenvoll an.
Ich konnte sehen, wie Sam sich die Schuld für alles zuschrieb.
Den Verlust meiner Gnade und eben das Schicksal von Dean.
Ich wollte mich nicht daran erinnern, wie ich Luzifer vertraut habe, obwohl alle mich davor gewarnt hatten.
Hätte ich nur auf Dean gehört. Dann wäre das alles nicht geschehen.
Sie hatten gewusst, was Luzifer für ein Monster war.
,,Auf jeden Fall sollten wir die Krankenschwester im Auge behalten.
Michael wird bestimmt versuchen sie wiederzusehen."
,,Ja, das sollten wir tun", stimmte Sam Castiel zu.
,,Und was dann? Was wollen wir dann tun? Michael ist ein Erzengel und noch der Stärkste von diesen geflügelten Affen."
Darauf bekam ich lange Zeit keine Antwort.
,,Wir haben heiliges Öl dabei. Und wenn wir ihn damit abgelenkt haben legen wir ihm die Handschellen um und hoffen einfach, dass sie ihn aufhalten."
,,Jack, ist dir irgendwas aufgefallen als du dich umgeschaut hast? Sigillen oder sonst irgendwas was auf das Übernatürliche hinweist?"
Ich schätzte Castiels Versuch auf ein anderes Thema zu kommen.
,,Nein. Das einzige was ich sehen konnte waren Poster von Filmen oder Serien und Fotos. Sie hat zwar viele Bücher, doch kein einziges dreht sich um Magie oder Monster. Also ich denke nicht, dass sie überhaupt über irgendwas Bescheid weiß."
,,Na wenigstens etwas", ließ Sam verlauten und aß das letzte Salatblatt auf.
Doch ich wusste nicht, ob das so gut war.
-
Ein neues Kapitel an heilig Abend ^^
Wie hat's euch gefallen?
Ich wünsche euch und euren Familien ein schönes und besinnliches Fest, trotz des blöden Virus.
Bleibt gesund und bis zum Nächsten Mal
~liebliche
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