BACK IN BLACK
[Valerie]
Der unverkennbare E-Gitarren Riff von Highway to Hell dröhnte durch die Lautsprecher meines Autos.
,,Living easy, living free
Season ticket on a one-way ride"
Durch die dicken Regentropfen, die gegen meine Windschutzscheibe prasselten, sah ich die schummrigen Straßenlaternen, die mir den Weg zum 'Duluth Central Hospital' wiesen.
,,Asking nothing, leave me be
Taking everything in my stride
Don't need reason, don't need rhyme
Ain't nothing I would rather do"
Ich sang lautlos, mit ziemlich eigenartigen Grimassen, mit und trommelte im Takt der E-Gitarre auf das Lenkrad.
,,Going down, party time
My friends are gonna be there too, yeah"
Ich umfuhr geschickt, mit dem Kopf im Takt wippend, die dunklen Schlaglöcher auf der fast leeren Straße, in denen ich schon hunderte Male steckengeblieben bin.
Da mein Lieblingslied von AC/DC mit voller Lautstärke durch meinen kleinen Mini klang, übertönte es diesen abscheulichen, quitschigen Ton der Gummibeschichtung des Scheibenwischer, der gar nicht mehr hinterher kam, die dicken Regentropfen wegzuwischen, als ich an einer roten Ampel hielt. Das Wetter des Spätherbstes ließ wirklich zu wünschen übrig.
In fürchterlich schiefen Tönen grölte ich den Refrain im Duett mit Bon Scott in den prasselten Regen.
,,I'm on the highway to hell
I'm on the highway to hell
On the highway to hell
Highway to hell
I'm on the highway to hell"
Als die Ampel von orange auf grün sprang, fuhr ich abrupt los und strich mir meine gewellten dunkelbraune Haare aus dem Gesicht.
"No stop signs, speed limit
Nobody's gonna slow me down
Like a wheel, gonna spin it
Nobody's gonna mess me around"
Ich konnte durch den Regen die verschwommene Neonschrift des Krankenhauses sehen, in dem ich jetzt schon seit fünf Jahren Krankenschwester war.
Und ganz ehrlich?
Ich liebte es.
Den Angehörigen zu helfen, die Gemeinschaft der Schwestern und Pfleger untereinander und natürlich den Patienten mit Rat und Tat beizustehen.
Nur auf den mir aufgebrummten Nachtdienst hätte ich gerne verzichtet.
,,Hey Satan, payin' my dues
Playing in a rocking band
Hey mama, look at me
I'm on my way to the promised land"
Die Musik fühlend, bog ich in die Auffahrt ein, schaute nach links und rechts und hielt nach einem Parkplatz Ausschau.
Als ich dann meinte einen Parkplatz am Ende des Parkraumes übersehen zu haben, schaute ich zurück und suchte nach der vermeintlichen Lücke.
Und genau in diesem Moment hörte ich ein dumpfes Krachen, schaute entsetzt nach vorne und sah einen Mann auf meiner Motorhaube liegen.
,,I'm on the highway to hell
Highway to hell..."
,,Scheiße!"
Schockiert drehte ich die Musik ab, entriegelte die Tür und trat in den strömenden Regen hinaus.
,,Oh Gott."
Meine Haare waren nach wenigen Sekunden komplett nass, wie auch der Rest von mir.
Oh Mist.
Die geblümte Winterjacke war brandneu.
Ich umrundete das Auto und lief bestürzt auf ihn zu.
,,Hey! Können Sie mich hören?"
Ich fühlte seinen Puls und tätschelte seine, wegen des Ansatz eines Bartes, raue Wange.
Seine Atmung war normal, aber...
,,Was, zum...?"
Blut sickerte aus einer länglichen Wunde an seinem rechten Arm, die sein weißes Hemd verunstaltete.
Ich knöpfte seine durchnässte Weste auf, um nach weiteren Wunden zu suchen, doch ich fand keine ähnliche, die sichtbar war.
Also zog ich meinen Schal aus, wickelte ihn fest um seinen starken Arm und zog ihn danach stramm in einen Knoten.
Dann betrachtete ich ihn näher.
Seine dunkelblonden Haare waren formell zur Seite gegeelt und passten so gar nicht zu den kleinen Lachfältchen um seine Augen.
Er strahlte, selbst im bewusstlosen Zustand, Macht aus.
Die rote Krawatte perfekt gebunden, ich könnte wetten, dass der schwarze Anzug, auch wenn das Sakko fehlte, maßgeschneidert war.
,,Sir?"
Wie zur Hölle ist er so schnell hierher gekommen?
War er geflogen?
Ich schaute mich um, doch es war zu dunkel um etwas zu erkennen, doch wenigstens hatte es aufgehört, so stark zu schütten.
Ich kramte mein Handy aus der Hosentasche, und versuchte den Pin einzugeben, was ziemlich schwer war mit eiskalten Fingern.
Ich versuchte den Mann im Auge zu behalten, während ich mit kalten Händen meinen zuständigen Arzt anrief.
Lloyd ging beim zweiten Klingeln dran.
,,Valerie, du kannst dich nicht jedes Mal mit vorgetäuschten Krankheiten vor der Nachtschicht drücken", tönte es genervt und gestresst aus dem Hörer.
Ich konnte die hektischen Hintergrundgeräusche der Notaufnahme zuordnen und er tat mir doppelt leid.
Samstags Abend war die Notaufnahme voll von alkoholisierten Personen oder gleich von einer Prügelei verletzten Leuten.
,,Also erstens, das Fieber war echt, genauso wie die Übelkeit.
Zweitens, rufe ich dich nicht deswegen an.
Mir ist hier ein Mann auf die Motorhaube gekracht und ist jetzt bewusstlos. Seine Atmung ist regelmäßig und sein Puls ist auch in Ordnung. 70 Schläge pro Minute.
Er verliert aber Blut. Nicht viel, aber ich habe trotzdem seinen Arm provisorisch verbunden."
,,Okay, wo bist du? Auf dem Belegschaftsparkplatz?", fragte er nun deutlich gefasster.
,,Ja und bring vielleicht noch eine Pritsche mit. Ich weiß nicht, ob sein Kreislauf noch in Takt ist.
Bis gleich."
Ohne auf eine Antwort zu warten legte ich auf und steckte es in meine Manteltasche.
Dann widmete ich mich wieder ihm zu.
Ich durchsuchte ich seine Taschen auf einen Hinweis seines Namens oder Herkunft.
Doch alles es war leer. Kein Handy, kein Portmonee, nichts.
Ich beugte mich erneut über ihn und ertastete erneut zur Vorsicht seinen Puls an seiner Halsschlagader.
Als ich anfangen wollte zu zählen, erwachte er mit einem heiseren Luftholen.
,,Ach du Scheiße", schrie ich erschrocken und stolperte zurück. Mein Herz pochte wie wild und mein Magen kribbelte aufgeregt.
Ich sah ihn geschockt an, beobachtete entsetzt, wie er sich aufsetzte, an mein Wagen lehnte und wie er ungläubig auf seinen Arm schaute.
Dann glätteten sich seine Züge wieder und er schaute mich schon fast einer unheimlichen Gleichgültigkeit an, die mir das Gefühl gab ihm weit unterlegen zu sein.
Ich schüttelte den Kopf und ging langsam auf ihn zu.
,,Sir, geht es Ihnen gut?
Wissen Sie was Ihnen passiert ist?"
Eingehend betrachtete er mich und lächelte dann.
Ich wusste nicht, ob es mir Angst einjagen sollte, es einfach nur freundlich sein sollte.
,,Mir geht es ausgezeichnet."
Ich nickte langsam. ,,Klar." Ich hoffte es kam nicht so sarkastisch rüber, wie es eigendlich sollte.
,,Und auf Ihre Frage zu antworten: Mich hat jemand mit einem Messer angegriffen", ungerührt sah er mich an, als ob so etwas täglich passieren würde.
Elegant stieß er sich ab und knöpfte sich ruhig die Weste wieder zu, während ich knapp ein Meter vor ihm stand und mir die Kinnlade herunterfiel.
,,Sie... Sie... Was?" Ich stotterte wie damals, als ich als Kindergartenkind ein Gedicht vortragen sollte.
Und wie zur Hölle konnte er nach so einem Aufprall und dem Blutverlust überhaupt gerade stehen?
,,Ja, der Winchester und sein Schoßhündchen waren ja schon fleißig, aber jetzt diese andere?"
Abschätzig schüttelte er den Kopf.
,,Und... das finden Sie nicht, ähm, beängstigend?", fragte ich vorsichtig.
Er schaute auf, als ob er mich erst jetzt erst wirklich wahrnahm.
,,Warum sollte ich? Ich bin Michael."
,,Oh, ich heiße Valerie", lächelte ich freundlich und für einen Moment wirkte er verwirrt.
,,Nein, ich meinte...
Valerie. Ein schöner Name", sprach er nach einer kurzen Unterbrechung galant.
,,Oh, danke", erfreut erhellte sich mein Gesicht.
,,Darf ich mir mal Ihre Wunde ansehen?", fragte ich.
,,Natürlich", antwortete er mit eindringlichem Blick.
,,Äh, okay. Mal sehen." Ich umfasste seinen starken Arm und wickelte behutsam den geringelten blutdurchtränkten Schal ab, bis ich auf die Wunde stieß.
,,Was war das?"
Ich zog fragend die Augenbrauen zusammen und begutachtete die längliche Wunde.
,,Ein Messer."
,,Echt? So etwas habe ich noch nie gesehen. Nicht mal in dieser Messerstecherei letzte Woche."
,,Messerstecherei?" Arrogant und belustigt kräuselten sich seine Lippen.
,,Ja. Wahrscheinlich haben irgendwelche Psychopathen mehrere Personen getötet und sind dann abgehauen.
Naja einen haben die Cops geschnappt und ich durfte ihn dann wieder zusammenflicken."
Ich schüttelte den Kopf.
,,Leute gibt es; denken sie wären Gottes Heilsbringer."
Immer noch lief mir ein Schauer über den Rücken, als ich dran dachte wie Stolz der Mann verkündet hat, dass er Gottes Befehle ausgeführt habe. Dabei trug er ein gewinnendes Lächeln und diesen Blick, der nur so nach Psychopath schrie.
,,Glauben Sie an Gott? An Engel?"
Ich wunderte mich über die Frage und blickte zu ihm hoch.
Michael schaute intensiv aus seinen unfassbar grünen Augen zu mir herunter.
,,Echt jetzt? Sie meinen das ernst?" Ich musste lachen.
,,Ja. Was denken Sie?"
Er hielt mich in seinem Blick fest, sodass ich mich nicht wagte wegzusehen.
,,Also, ich weiß nicht. Ich wurde zwar katholisch erzogen, aber richtig an Gott glauben?"
Ich wand mich wieder seiner Verletzung zu, aber redete trotzdem weiter.
,,Warum würde Gott all dieses Leid zulassen? Diese ganzen Kriege?
Die Menschen, die meinen, sich alles nehmen zu können?"
Ich zuckte mit den Achseln.
Ich konnte nicht erkennen wie tief die Verletzung war, doch sie müsste mindestens fünfzehn Zentimeter lang sein. Das konnte ich sehen, doch es war viel zu dunkel und er hatte noch sein Hemd an, deswegen konnte ich nicht genau nichts genaueres feststellen.
,,Und zum Thema Engel?
Wenn ich an Gott glaube muss ich doch an Engel glauben, nicht?"
Leise lachend wand ich mich ab und griff nach meinem Schal, um ihn erneut um seine Wunde zu wickeln.
,,Und was, wenn es jemand besseren als Gott geben würde?"
Er hatte diese komische Ausstrahlung, die ich nicht so recht beschreiben konnte.
War es Arroganz?
Gleichgültigkeit?
Bedrohlichkeit?
Wahrscheinlich alle drei.
,,Besser als Gott? Naja, da müssten Sie schon lange suchen. Und wen wollen Sie dann auf den Trohn setzten? Einen Erzengel?", fragte ich belustigt, wurde dann aber ernster.
,,Wissen Sie warum ich Krankenschwester geworden bin?" Ich schaute kurz zu ihm hoch, wollte feststellen, ob er das wirklich wissen wollte.
Er veränderte seinen bohrenden Gesichtsausdruck, der mir fast unheimlich war, zu einem interessierten Blick.
,,Mein Zwillingsbruder, Tony, starb an Krebs. Er war unheilbar. Ich war damals fünfzehn. Und nur dabeizusitzen und zu sehen, wie es ihm Tag für Tag schlechter ging, nichts tun zu können. Das war schrecklich.
Die Gewissheit einen geliebten Menschen zu verlieren? Das hat mich verändert.
Und kein Gott, kein Engel oder sonst irgendwas hat mir geholfen."
Traurig hielt ich kurz inne und erinnerte mich an Tony. Er hatte, genauso wie ich, dunkle, fast schwarze Haare gehabt. Bis sie ihm ausgefallen waren. Das liebevolle Lächeln und das Strahlen in seinen Augen. Bis er beides durch den Krebs erloschen sind.
,,Ich habe mir damals geschworen jeden Tag als Geschenk zu sehen. Menschen zu helfen.
Mir selbst zu helfen, durch Freunde, durch glückliche Menschen, jedes noch so kleinste Lächeln von Patienten, wenn ich zur Tür herein komme. "
Die weiß-blau geringelten Streifen verschwommen vor meinen Augen.
,,Wissen Sie, es gab mal einen Jungen auf meiner Station.
Er hatte einen Autounfall, indem seine Mutter schwerverletzt wurde.
Er saß jede Minute an dem Intensivbett seiner Mutter.
Er hat weder geredet noch gegessen.
Er hat mich so an mich selbst erinnert; und ich tat das, was bei mir keiner getan hat.
Ich habe mich einfach dazu gesetzt. In jeder freien Minute.
Ich habe nicht versucht ihn zum Sprechen oder zum Essen zu zwingen.
Ich habe einfach nur über belangloses Zeug mit ihm geredet, nur zu gut wissend, dass ich keine Antwort bekommen würde. Ihm zu zeigen, dass sich jemand für ihn interessiert. Jemand, der für ihn sorgt.
Das erste was er zu mir gesagt hat, war: ,,Echt jetzt?", als ich ihm erzählt habe, dass ich mal einen Goldfisch begraben habe, auf den ich eigentlich aufpassen sollte. Ich habe ihm zu viel Futter gegeben. Gott, ich bin damals zehn gewesen."
Traurig lächelnd zog ich die Halsbedeckung wieder in einen Knoten, bis ich zur Besinnung kam.
,,Oh, Gott. Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht... nicht mit meinen Problemen belästigen."
,,Nein, nein. Ich habe nicht gewusst, dass es Menschen, wie Sie gibt. Ich bin neu in dieser Welt." Neugierig, ja fast fasziniert beobachtete Michael mich.
,,Wie bitte?" Ich glaubte mich von Grund auf verhört zu haben.
Als er nicht antwortete, schüttelte ich den Kopf, um auf klare Gedanken zu kommen.
,,Egal. Ich gebe Lloyd kurz weiter, dass die Schwestern ein Behandlungszimmer reservieren sollen. Warten Sie kurz.", sagte ich entschuldigend.
Ich zog mein Handy wieder aus der Tasche und rief Lloyd an, um ihn zu informieren, dass Michael laufen konnte und ich ihn mitnehmen würde.
Als das erledigt war, lief ich auf ihn zu.
,,Alles klar. Kommen Sie mit", forderte ich ihn auf.
,,Es geht mir gut", sprach er.
,,Wenn ich mich vergewissert habe, dass die Wunde gereinigt wurde und verbunden wurde, dann können Sie gerne wieder gehen. Also kommen Sie."
Sanft aber bestimmend berührte ich ihn an seinem gesunden Arm und führte ihn über einen kleinen gepflasterten Weg zum Personaleingang.
Sofort sprang mir der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase.
,,Hey, Lauren! Wo ist das freie Behandlungszimmer?", rief ich meiner Freundin zu, die in ihrer lilanen Schwesternkleider auf mich zu kam, doch ich kam nicht zu der erhofften Information, denn sie starrte Michael besorgniserregend lang an.
So, als ob ihr eine Erscheinung über den Weg gelaufen wäre.
,,Lauren? Hallo? Ich habe dich was gefragt."
Ich fuchtelte vor ihrem Gesicht herum, bis sie endlich ihren Blick von Michael nahm und mir Aufmerksamkeit schenkte.
,,Was?", perplex schaute sie zu mir auf. Ich meinte in ihrem Blick Respekt und eine Spur von Angst zu erkennen.
,,Wo ist das freie Zimmer?", seufzte ich ungeduldig.
,,Ähm... Zimmer 3." Ihr verwirrter Blick huschte zwischen uns beiden hin und her.
,,Na geht doch." Augenverdrehend lotste ich Michael an ihr vorbei und betrat das Zimmer, dass direkt neben der Schwesternkanzel angelegt war.
,,Entschuldigung. Lauren ist seit kurzem manchmal ein bisschen...", ich versuchte das passende Wort zu finden, ohne sie zu beleidigen, oder es schlimmer zu machen.
,,... zerstreut." Unsicher lachte ich.
Ich setzte ihn auf die blaue Liege, die in der Mitte des weißen, sterilen Raums.
,,Okay." Ich band mir die Haare in einen Zopf, legte meinen Mantel über einen Stuhl und wickelte den blutigen Schal ab, den ich neben ihn legte.
,,Könnten Sie bitte Ihr Hemd ausziehen?", bat ich ihn freundlich, während ich zu dem Schrank lief, in dem alle Utensilien zu einer Behandlung untergebracht waren, aus dem ich Latexhandschuhe, Desinfektionsmittel und kleine Tupfer herausnahm.
Ich wusch meine Hände in dem kleinen Waschbecken, desinfizierte sie und zog mir dann die Handschuhe über.
Als ich mich umdrehte musste ich dann doch kurz schlucken.
Okay ja.
Michael sah gut aus. Er hatte diese Ausstrahlung, die wahrscheinlich jede Frau zum stocken brachte und dazu dieser Körper?
Ich zwang mich dazu, mich wieder zu konzentrieren, professionell zu bleiben.
,,Alles klar. Sie sagten es sei ein Messer gewesen?" Ich runzelte die Stirn. ,,Dafür sieht die Wunde viel zu groß und zu tief aus."
Aber was soll es sonst gewesen sein? Ein Schwert? Ein Speer?
,,Es war ein Messer, glauben Sie mir", sprach er gefährlich leise.
Meine Augenbrauen zuckten in die Höhe, doch ich hakte nicht weiter nach.
,,Sie hatten Glück. Die Wunde muss nicht genäht werden. Sie ist nicht so tief, wie ich angenommen habe."
Ich nahm einen Tupfer in die Hand und fing an das Blut behutsam abzuwischen, darauf achtend, ihm keine zusätzlichen Schmerzen beizufügen.
,,Ich möchte Sie etwas fragen. Etwas, was ich schon viele gefragt habe, doch nur einmal eine richtige Antwort erhalten habe."
Eine Intensivität gemischt mit einer Spur von Neugier huschte über sein Gesicht, als er zu mir aufsah.
,,Klar. Fragen Sie", sagte ich und machte damit weiter seine Wunde zu säubern.
,,Was genau wollen Sie?"
Stutzig hielt ich Inne und schaute ihn an.
,,Was?" Irritation stahl sich in mein Gesicht.
,,Was wollen Sie? Egal was."
,,Mhm. Eine schwierige Frage." Ich schmiss den blutigen Wattebausch in den kleinen Mülleimer, nahm einen neuen und sprühte Desinfektionsmittel darauf.
,,Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
Vielleicht würde ich mir wünschen, zu leben. Einfach glücklich zu leben." Unbeirrt reinigte ich seinen Arm.
Er zuckte bei dem Kontakt der Watte nicht ein bisschen zusammen.
,,Wissen Sie, ich habe schon so viel Schlechtes erlebt. Ich will einfach nur glücklich sein und Gutes tun."
,,Das ist ein einfacher Wunsch."
,,Ja. Ich bin nicht so jemand, der die Welt beherrschen will. Ich will sie ein klein wenig besser machen.
Habe ich das Richtige gesagt?" lächelnd hob ich den langen Streifen des Verbandsmull an und rollte ihn um seinen Arm.
,,Ja, haben Sie." Er wirkte tatsächlich ein klein wenig erstaunt.
,,Sehen Sie, ich bin etwas besonderes."
Ich tapte den Verband und zog lachend die Handschuhe aus.
Während ich die blutigen Sachen zusammenpackte, stand er auf und streifte sich sein Hemd über.
Ich konnte ihn im Spiegel beobachten, wie er Knopf um Knopf seinen gut aussehenden Körper versteckte.
,,Alles klar. Ich denke, dass die Wunde in ein paar Wochen verheilen sollte, doch es wird eine Narbe bleiben."
Er nickte mir zu und stand auf.
Michael nahm seine Weste ein die Hand und schaute zu mir herab.
,,Wie geht es nun weiter?" Eindringlich musterte er mich, nachdem wir den Behandlungsraum verlassen hatten.
,,Ich denke nicht, dass die Wunde sich entzündet, da ich sie ja gereinigt habe, aber kommen sie vielleicht nochmal in den nächsten Tagen, damit es sich jemand ansieht und den Verband wechselt. Aber sonst... Wenn Sie keinen Kopfstand machen oder in den Krieg ziehen, dann müsste die Wunde Ihnen nicht allzu viel Schmerz verursachen. Nehmen Sie sich ein Taxi und lassen Sie sich nach Hause fahren." Wir liefen den weißen, für Samstag Abend leeren, Flur entlang, bis sich die zwei gläsernen Türen mechanisch öffneten.
Zusammen traten wir die kalte Nachtluft und ich führte Michael zu den Taxi Haltestellen, und winkte eins heran.
,,Ich habe mich gefreut Ihre Bekanntschaft zu machen und vielleicht sieht man sich ja wieder", sprach er und hielt mir seine Hand hin.
Ich ergriff sie und lächelte ihn an. ,,Bestimmt. Auf Wiedersehen."
Ich sah zu wie er in das Taxi einstieg und winkte ihm dann noch zum Abschied, bevor ich umkehrte und ins Krankenhaus zurückkehrte. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Was für ein Abend.
[Michael]
,,Wo soll's den hingehen junger Mann?" Der Fahrer blickte, nicht ahnend wer hinter ihm saß, Michael durch den Spiegel an. Es war seine letzte Schicht, bevor er nach Midtown fahren konnte und mit seiner Frau zu Abend essen konnte. Er blickte den Erzengel mehrmals verstohlen an, besonders sein mit Blut durchtränktes Hemd.
,,Mesaba Avenue", bekam er als schlichte Antwort. Irgendwie schauderte es dem Fahrer bei seinem Kunden, doch er hatte schon viel schrägere Gestalten mitgenommen.
Michael ließ den Abend Revue passieren lassen. Es war sein Plan gewesen, dieser Person aus der anderen Dimension den Speer abzunehmen. Die einzige Waffe, die ihn umbringen konnte. Das war sein Ziel gewesen.
Doch jetzt? Er hatte auf dieser anderen, neuen Welt noch niemanden gesehen, wie diese Krankenschwester.
Dieses bestimmte Etwas in ihrer Person reizte ihn, war es Unschuld oder Naivität?
Diesen Wunsch, den sie geäußert hatte, hatte eine Reinheit, eine Unbeflecktheit, die er interessant fand.
Sie wollte die Welt verbessern?
In seinem Geiste formte sich eine Idee und je mehr Farbe sie zu nahm, desto mehr kündigte sich ein perfides Lächeln auf seinen Lippen.
Er würde es ihr erfüllen und danach Dean Winchester verlassen, natürlich nur auf bestimmte Zeit, und wenn seine Hülle begriff was Michael mit seinem Körper getan hatte, würde Dean so in Selbsthass und Verzweiflung ertrinken, dass es Michael ein leichtes wäre ihn für immer zu vernichten.
Ihn und mit seiner Monsterarmee ein für alle mal diese nervtöteten Winchesters.
Das Taxi hielt an der gegebenen Adresse und Michael öffnete elegant die Tür und betrachtete das Anwesen, in dem er wohnte.
Doch bevor er hineinging musste er seine Spuren verwischen. Also forderte er den Taxifahrer auf aus dem Wagen zu kommen, und das letzte was der Fahrer fühlte, war, wie das helle Licht durch seinen Körper floss und ihm die Augen ausbrannte.
-
Hallo meine Lieben (:
Na, wie hat's euch gefallen?
Lasst einen Kommentar da und wir lesen uns im nächsten Kapitel
Bye, Bye
~liebliche
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