Kapitel 2 ~ Ein... Mensch?!
"Elisabeth... Du bist keine Frostbird mehr.." Erschrocken starrte ich ihn an und schaute an mir herunter. Ich schrie laut auf, als ich bemerkte, dass ich auch ein Flachgesicht war!
Dass konnte doch nicht war sein! Das war einfach nicht möglich! Dachte ich geschockt.
Ich versuchte mit den anderen zu kommunizieren, es funktionierte aber nicht mehr.
Außerdem waren meine Augen viel schlechter. Hören konnte ich auch nicht mehr so gut.
Dann nahm ich all meinen Mut zusammen und richtete mich wieder auf. Schwankend stellte ich mich hin.
Dann versuchte ich, ebenfalls zu sprechen, und nach mehreren versuchen klappte es auch!
Man muss irgendetwas mit im Gesicht öffnen und Synchron dazu dann etwas sagen.
"Das ist doch nicht dein Ernst! Ich werde nicht als so ein Ding herumlaufen! Das könnt ihr vergessen!", sprach ich meine Gedanken laut aus.
"Du wirst diese Strafe akzeptieren, auf die eine oder andere Weise." Vater sprach mit mir, als wäre ich ein Schwerverbrecher!
"Aber... was genau bin ich? Und was sind das für komische Teile? Was ist mit meinen Federn passiert und warum habe ich Fell?"
"Beruhig dich erstmal. Also... du bist ein Mensch und-"
"Ein... Mensch?!" Unterbrach ich ihn und erntete einen vernichtenden Blick.
"Ja, ein Mensch. Diese Dinger sind Arme und das hier sind Hände, an denen befinden sich sogenannte Finger. Sie können echt nützlich sein. Außerdem hast du Beine und Füße mit Zehen. Du hast kein Gefieder mehr, sondern musst Kleidung tragen. Du hast gerade ein schwarzes Kleid an." Mir wurde ausführlich alles über die Menschen, ihre Nester bzw. Häuser, ihre Gewohnheiten und Verhalten erklärt. Ich versuchte so viel wie möglich an Informationen aufzusaugen.
Vieles war interessant, doch manche Teile waren ziemlich verstörend. Und dann gab es noch welche, die nichts für Kinder unter 12 sind...
Außerdem lernte ich auch vieles über menschliche Kleidung. Ich zum Beispiel hatte ein schwarzes...
Wie hieß es noch? Ah, ja. Ein schwarzes Kleid an.
"Und wie lange muss ich dass ertragen?", fragte ich. Vielleicht war es nicht so lange und-
"Für immer." Diese Antwort brachte mich aus dem Konzept.
Plötzlich lief etwas nasses über mein Gesicht. Verwirrt wischte ich es weg.
"Es gibt allerdings einen Weg, wieder eine Frostbird zu werden." Fuhr Vater unbeeindruckt fort, "Du musst die wahre Liebe finden."
Hoffnung keimte in mir auf. Ich meine, so schwer sollte das ja nicht sein.
"Und... wo soll ich bleiben? Du kannst mich nicht einfach im Wald alleine lassen!"
"Wir bringen dich in eine Kleinstadt. Dort schreibst du dich dann in die örtliche Schule ein." Ich nickte abwesend. Hoffentlich ist es die Siedlung, die ich bereits kenne...
Nemaá ging voraus und ich folgte ihm missmutig.
Wir waren erst ein paar Minuten unterwegs, doch fühlte ich plötzlich etwas seltsamen. Mir war kalt. Normalerweise wird Frostbirds nicht einfach so kalt, dachte ich, bis mir einfiel, dass ich gar keine Frostbird mehr war.
Niedergeschlagen seufzte ich und trottete weiter hinter Vater her. Er verzog keine Miene und sein Gesichtsausdruck blieb neutral.
Nach etwa 20 Minuten (warum dauert das so lange? Wenn man fliegt, geht es viel schneller) lichteten sich die Bäume und der von grauen Wolke überzogene Himmel erklärte sich auf.
Und schon bald entdeckte ich die ersten Steinbauten! Die meisten hatten noch Holz mit eingearbeitet, aber manche waren aus purem Stein und hatten alle möglichen Farben. Da war zum Beispiel ein rosarotes oder da hinten kam ein rotes Gebäude.
Bevor uns jemand erblicken konnte, zog mich mein Vater hinter ein paar Büsche, sodass wir von neugierigen blicken geschützt waren.
"Un denk dran", flüsterte er mir zu," Du musst sprechen. Über Gedanken funktioniert es nicht. Du wirst dich verhalten wie alle anderen. Und vergiss nicht, was ich dir erklärt habe.
Du schreibst dich in der örtlichen Schule ein. Es ist ein Internat, in dem du wohnen kannst.
Nach einem Tag bekommst du von mir einen Brief, indem steht, was du dir unbedingt merken musst."
Ich nickte, woraufhin meine blonden welligen Haare im Takt wippten.
"Die werden mich bestimmt alle akzeptieren. Ich bin ja nur das seltsame Mädchen, dass nur mit einem Kleid bekleidet aus einem Wald kommt, in dem es immer Winter herrscht." Ich versuchte nur die Stimmung aufzulockern, doch ich scheiterte.
Ich machte mich bereit, zu gehen, als Vater mich noch zurückhält. Er sagte, ich solle warten, was ich dann auch tat.
Wieder ging silbernes Licht von ihm aus und ein paar Sekunden später saß ein Frostbird vor mir. Wir waren auf Augenhöhe, denn Frostbirds sind sehr große Vögel.
Plötzlich flog er los und kam etwas später mit einer Art Behältnis zurück.
Bevor ich es näher betrachten konnte, kniete mein Vater vor mir und erklärte: "Das ist ein Rucksack. Merk dir das Wort. In diesem Rucksack ist alles was du brauchst. Also neue Kleidung, Zahnbürste und -paste, Dusch zeug und Schreibmaterialien (?). Handtücher bekommst du in der Schule, damit trocknest du dich nach dem Duschen ab. Geld ist auch dadrin. Damit kannst du dir Sachen kaufen. Und falls jemand fragt, warum du dich seltsam verhältst. Sag du kommst von weit her und bist das alles nicht gewohnt."
Nach seinem Vortrag nickte ich erneut.
Ich sah Vater nochmal in die Augen. Doch sie schimmerten etwas, als würde er... nein. Oder doch? Auch ich selbst hatte Tränen in den Augen.
Doch dann tat Nemaá etwas komplett unerwartetes. Damit rechnete ich echt nicht und hätte es nie für möglich gehalten.
Er umarmte mich. Erst zögerlich, doch dann fester.
Erst versteifte ich mich, aber drückte ihn dann. Er flüsterte in mein Ohr dass alles gut werden würde. Die erste Träne rollte meine Wangen runter.
Als Frostbird hätte ich das wahrscheinlich nicht gehört und auch weinen tun wir nicht. Hat vielleicht auch etwas gutes, ein Mensch zu sein.
Warte, was? Nein. Nichts ist gut an meiner momentanen Lage. Je eher ich meine 'wahre Liebe' finde, desto besser.
Ich stand auf, nickte Nemaá nochmal zu und schulterte den Rucksack. Dann machte ich mich auf, in die Siedlung...
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