Kapitel 19 ~ Verwüstung
Es herrschte das reinste Chaos. Nichts war mehr da, wo es hingehörte und alles schien zerbrochen.
"Das... das... wer war das?!", rief ich wütend, aber auch verwirrt.
Wer könnte das gewesen sein?
"Das ist doch wohl klar, wer das gewesein ist", erklärte Fiona aufgebracht, "Diese Vollidioten da unten!" Sie deutete auf die dunklen Holzbretter, die als Fußboden dienten.
Als diese Worte ihren Mund verliesen, klang es völlig logisch.
Hätte ich mir denken können.
"Okay, wisst ihr was? Das reicht jetzt!", rief ich zornig aus. Die anderen sahen mich verwirrt an und versuchten dahinter zu kommen, was ich meinte.
Ich drehte mich auf dem Absatz um und schloss die Tür auf. Dahinter und im Treppenhaus stand niemand, die Jungs hatten sich wieder in ihre Wohnung verzogen.
Wütend lief ich die Treppe runter und übersprang jeweils zwei Stufen. Ich achtete nicht darauf, ob die Anderen mir folgten, es war mir egal.
Mit einem großen Satz landete ich schließlich auf dem Eichenholzparkett und ging zur Tür unserer bescheuerten Mitbewohner.
Ich drehte die Klinke - sie hatten nicht einmal abgeschlossen. Offensichtlich rechneten sie nicht mit Besuch.
Ich stürmte in den ersten Raum. Er war relativ großräumig und um ehrlich zu sein ziemlich gemütlich eingerichtet. Eindeutig ein Wohnzimmer.
Ein helles Holz diente in Form von Brettern als Boden. Ein niedriger Schrank stand in der Mitte der Wand zu meiner Rechten. Dieser wurde von zwei etwas höheren Schränken flankiert.
Auf dem niedrigsten stand ein Fernseher und ein paar CD-Hüllen. Auch ein paar einzelne CDs lagen dort.
Weiter hinten im Raum standen an den hellgrau gestrichenen Wänden weitere Eichenholz-Schränke. Durch ein paar Glaselementen wurde ein Blick ins innere Erlaubt. Da drin standen ein paar Glasvasen und auch Gläser.
Durch die großen Fenster fiel goldenes Abendlicht und erleuchtete den gesamten Raum.
Der Boden wurde mithilfe von braunen Fell-Teppichen ausgekleidet.
Etwa in der Mitte des Raumes stand eine gemütliche, hellbraune Couch mit Fell- und normalen Sofakissen, diese wurde von passenden Sesseln flankiert.
Von besagter Couch sprang Finn auf. Die anderen reagierten nicht so schnell und starrten nur überrascht von den Sesseln zu mir.
Mit einem selbstegefälligen Grinsen schlenderte der Schwarzhaarige auf mich zu und bedachte mich mit einem fast schon hungrigen Blick, als wäre er ein Wolf, der sich auf seine Beute stürzen wollte.
Neben mir spürte ich eine Bewegung und Fiona drückte leicht meine Hand, um mir ihre Unterstützung zu versichern.
Hinter mir spürte ich auch die anderen Beiden, die mir beistehen wollten. Diese Geste erfüllte mich erneut mit eigenartiger Wärme. Jedoch verpuffte die Wut auf diese Vollidioten vor mir nicht von jetzt auf gleich.
Finn kam dann vor uns an und die anderen Beiden hatten sich ebenfalls erhoben und standen neben Finn wie zwei Leibwächter. Abfällig schnaubte ich innerlich.
Er verbeugte sich spöttisch und begrüßte uns: "Womit verdienen wir diese überaus große Ehre?" Sein selbstgefälliges Grinsen verschwand nicht ein einziges Mal.
Jedoch, als Finn sich gerade aufgerichtet hat, klatsch.
Etwas zittrig senkte ich die Hand wieder.
Ein roter Handabdruck bildete sich auf seiner Wange ab. Das wischte auch sein Grinsen aus dem Gesicht.
Die anderen sogen überrascht Luft ein.
Finns Kopf war zur Seite gesenkt. Seine Augen huschten zu mir und blickten mir direkt in die Augen.
Plötzlich brach seine selbstüberzeugte Fassade. In seinem Blick lag Erstaunen. Dann wurde es durch ein Gefühl ersetzt, was man als Hass, oder zumindest sehr große Abneigung beschreiben konnte. Doch dann erkannte ich auch... widerwilligen Respekt.
Doch dann war der Moment vorbei und seine Fassade war repariert. Langsam richtete Finn seinen Kopf wieder nach vorne und ich musste einem unglaublich feindseligen Blick standhalten.
"Warum habt ihr das getan?", fragte ich laut. Leichte Überraschung erschien in Finns Augen, weil ich nicht einknickte. Doch eine Sekunde später war sie verschwunden.
"Was denn getan?!", fragte er neutral.
Will der mich verarschen?, quittierte ich das stumm. Auch wenn ich ein bisschen Wut auslassen konnte, war ich immer noch ziemlich wütend.
Dann ergriff Fiona neben mir das Wort.
"Hmm.. lass mal überlegen...", begann sie.
"Vielleicht, dass ihr unser Zimmer verwüstet habt?", schloss sich Lia an und musterte die Jungen kalt.
Diese blickten jedoch nur verwirrt drein, was im Endeffekt mich irritierte.
"Was... meinst du?", fragte der Braunhaarige und sah uns, Einen nach dem Anderen, an. In diesem Blick lag echte Verwirrung und langsam verrauchte meine Wut und leichte Verwirrung breitete sich auch in mir aus.
Was, wenn sie es gar nicht waren und wir sie zu Unrecht beschuldigt hatten? Aber... wer sollte es sonst sein? Und außerdem wollten sie uns aufhalten. Warum sollten sie das ohne guten Grund tun?!
Diese und noch weitere Fragen schwirrten in mir im Kopf herum und es waren keine Antworten in Sicht. Aber vielleicht konnte ich welche bekommen, indem...
"Wollt ihr es euch selber ansehen?", fragte Fiona herablassend und unterbrach damit meine Gedanken.
Die drei Jungs sahen sich kurz an und nickten schließlich. Bevor sie uns jedoch folgten, musterten sie uns noch einmal mit einem finsteren, aber auch leicht verwirrten Blick und versuchten offenbar herauszufinden, ob wir die Wahrheit sagten.
Das ist seltsam... oder einfach nur perfekte Schauspielkunst.
Ich und Fiona gingen voraus und bestiegen die dunkle Holztreppe, die zu unserer Wohnung führte. Alice und Lia blieben unten stehen.
Unsere Schauspieler folgten uns misstrauisch.
Oben angekommen öffnete Fiona die Tür und ermöglichte jedem einen perfekten Blick in das Chaos.
"Holy shit...", entfuhr es dem Braunhaarigen neben mir, "Was ist denn hier passiert?"
Die Anderen waren genau so entsetzt und wechselten erstaunte Blicke.
"Das... ihr habt echt keine Ahnung, oder?", fragte ich mit dem Anflug eines schlechten Gewissens.
Finn schüttelte den Kopf und ich meinte, echtes Bedauern in seiner Miene erkennen zu können. Doch einen Augenblick später war das Gefühl schon wieder verschwunden.
"Und... warum habt ihr uns dann aufgehalten, wenn nicht um zu verhindern, dass wir hoch gehen?", fragte Fiona immer noch leicht misstrauisch, doch auch sie fing an zu zweifeln.
"Einen Moment", unterbrach ich sie, "sollen wir vielleicht irgendwo anders hingehen? Dann müssen wir nicht hier rumstehen", schlug ich vor.
"Gute Idee. Wollt ihr... mit Runter kommen?", murmelte Finn.
Fiona willigte ein und kurze Zeit später waren wir im Wohnzimmer der Drei.
Finn saß wieder auf der Couch, Fiona saß neben ihm.
Einer der beiden anderen Jungen, der mit den hellbraunen Haaren, saß im rechten Sessel. Ihm Gegenüber im anderen Sessel hatte sich Lia hingesetzt.
Alice, der andere Junge und ich saßen auf dem, das muss ich ehrlich gestehen, ziemlich gemütlichen Teppich.
"Also... warum habt ihr uns im Flur aufgehalten?", fragte Fiona etwas unruhig. Angespannt huschte ihr Blick immer wieder zu Finn rüber, der auch nicht gerade gelassen da saß.
"Da war so ein anderes Mädchen. Sie... stand da auf einmal mitten im Treppenhaus. Sie war auf einmal da. Neben ihr standen noch zwei weitere.
Sie sagte schon fast aufdringlich, dass wir euch so lange wie möglich aufhalten sollten", sprudelte es aus dem Braunhaarigen heraus.
"Wie sah sie aus", fragte ich neugierig.
Er versteifte sich etwas. "Sie sah ähnlich aus wie du. Lange, blonde Haare und blaue Augen"
Geschockt atmete Fiona aus und auch Lia wirkte erschrocken.
Mitfühlend sah ich zu Lia herüber. Sie hatte bereits Tränen in den Augen und konnte bzw. wollte es nicht glauben.
Ich selbst war eigentlich nur wütend. Was erlaubte sie sich eigentlich?!
Ich kannte eigentlich nur eine Person, auf die diese Beschreibung passte.
Nadine.
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