Die schneebedeckten Bäume flogen an mir vorbei, der kalte Wind wirbelte durch mein Perlweißes Gefieder und die verschiedensten Eindrücke prasselten auf mich ein. Hauptsächlich fühlte ich mich aber frei, befreit von den ganzen Pflichten der Frostbirds, den Beschützern des Heimatwaldes.

Ich flog höher, nur um dann übermütig einen Sturzflug zu wagen.
Kurz vor dem Aufprall schoss ich mit einer Wahnsinns Geschwindigkeit wieder hoch und konnte einen Freudenschrei nicht unterdrücken.

Plötzlich hörte ich diese mir leider zu vertraute Stimme im Kopf.
Es wird Mikaa gar nicht gefallen, dass du unerlaubter Weise Ausflüge machst.

Skyler, nein! Bitte nicht!
Sofort drehte ich um, kam jedoch ins schlingern und verlor an Geschwindigkeit. Da sah ich auch schon die andere Frostbird Richtung großes Nest jagen.

Nein, nein, nein, nein! Wie kannst du nur so unaufmerksam sein und dich erwischen lassen! Und ausgerechnet von Skyler, die dich um jeden Preis verpfeifen will! Schimpfte ich mich in Gedanken selber aus.

Ich verfolgte Skyler so schnell ich konnte, doch sie war einfach zu schnell! Da hinten konnte ich schon die ersten Nester entdecken. Nein, nein, nein!

Triumphierend schrie Skyler kurz auf. Dann erreichte sie das große Nest.

Das große Nest ist, wie der Name schon sagt, ein gigantisches Nest, in Form von einer Kugel die innen hohl war.

Sie flog durch den Haupteingang und landete elegant direkt vor den Krallen von Mikaa.

Er war unser Anführer und organisiert alles. Neben ihm hockt auch mein Vater. Nemaá ist sowas wie der offizielle Berater von Mikaa. Und sehr streng.

Das war er seit meine Mutter gestorben war. Damals bedrohten Feinde, die sogenannten Firebirds, den Heimatwald und es gab Krieg.
Viele verloren ihr Leben, darunter auch meine Mutter.
Und ich? Ich war damals 5. Nun war ich 17.

Ich denke, damals zerbrach ein großer Teil seines edlen Herzens und zurück blieb sein strenger, kalter Teil.

Fliegen musste ich selbst lernen. Meine erste Maus jagte ich auch alleine. Sogar die wichtigste Prüfung, in der es um Jagen, Fliegen und Kämpfen geht, musste ich alleine ablegen. Nie hatte Nemaá Zeit für mich. Nie war ich gut genug gewesen. Nie war er stolz auf mich.

Euer Ehren, ich möchte eine Anklage erstatten. Skylers Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

Nun, und gegen wen?  Fragte Mikaa misstrauisch.

Gegen Elisabeth Storm. Sprach sie weiter, woraufhin sich Vater versteifte.

Und was genau soll sie verbrochen haben? Warum willst du sie anklagen? Fragte er dann monoton.

Wegen Überschreitung der Haupt grenze und nicht erscheinen im Dienst.

Moment, ich hatte Dienst? Das ist jetzt echt übel.

Zwei Wochen infolge. Fur Skyler fort.
Ein raunen ging durch die versammelten Frostbirds.

Ich hockte vor dem Eingang und beobachtete alles.

Nun, das ist eine schwere Anschuldigung. Hallte Mikaa's Stimme in meinem Kopf. Schon früh wird den Küken beigebracht, das Disziplin unsere Bevölkerung zusammen hält, weswegen es auch nicht hilfreich ist, den Dienst zu verpassen.

Und weißt du, wo Elisabeth gerade ist? Fragte Mikaa. Ich betete, dass sie nicht bemerkt hatte, dass ich vor dem Eingang zuhörte.

Sie hockt vor dem Eingang und belauscht uns momentan. Triumphierend hob sie leicht den Kopf.

Nun denn, Elisabeth, komm bitte zu uns. Missmutig folgte ich dem Befehl und kam aus meiner Deckung.

Ich flog hinein und landete neben Skyler, welche mich siegessicher aus ihren silbernen Augen anschaute.

Hast du etwas gegen die Anschuldigungen  zu sagen?  Fragte Vater mich. Ich verneinte es.

Euer Ehren. Ich möchte noch etwas hinzufügen. Heute war Skyler wohl nicht ganz so freundlich gestimmt. Aber was könnte sie denn noch hinzufügen? Moment...

Elisabeth hat immer noch keinen Partner gefunden und dass, obwohl sie schon siebzehn ist.

OK,  dass ist jetzt wirklich nicht gut. Erneutes Raunen war zu vernehmen.

Elisabeth Storm, wollen sie etwas erwidern? 

Nein, nicht viel. Nur... Skyler brach ebenfalls die Regeln als sie mir folgte. Sie hätte eigentlich jemandem Bescheid sagen sollen. Und da wir an manchen Tagen gemeinsam Patrouille fliegen sollen, war sie dementsprechend auch nicht anwesend. Zustimmendes Gemurmel beendete meine Ansprache.

Kurz flackerte etwas wie Angst in ihren Augen auf, jedoch verschwand es genau so schnell. 
Ich tat es nur für die Frostbirds, du aus reinem Eigennutz. Verteidigte sie sich.

Ach komm, hör auf. Jeder hier weiß, dass du mich schon seit unserer Jugend auf dem Kieker hattest, obwohl ich nicht weiß, warum. Entgegnete ich. 

Das reicht jetzt ihr beiden! Sowohl du, Elisabeth, als auch Skyler werden eine Strafe davontragen müssen. Obwohl Skylers natürlich milder Ausfallen wird. Wir werden noch entscheiden, welche Strafen. Morgen, wenn die Sonne am höchsten steht, werdet ihr wieder hier erscheinen. Dann dürft ihr gehen. Erklärte Mikaa.

Ich nickte und flog aus dem Nest.
Ich flog einfach irgendwo hin, lies mich einfach vom Wind treiben. 

Irgendwann landete ich am Waldrand. Es war eigentlich verboten, so weit zu fliegen, aber das war mir egal. Und wie jedes mal wurde mir so warm... das lag daran, dass hier der Wald keine angenehme Kälte spendete. 

Dann sah ich es. Ich wusste nicht genau, was es war, aber es bestand aus vielen, großen Klötzen aus Stein, manche auch aus Holz. Und komische Wesen lebten hier. Ich hatte mal von den Ältesten gehört, wie sie sie irgendwas mit M nannten. Ich nannte sie immer Flachgesichter*. 

Sie waren alle unterschiedlich groß. Manche waren komplett abgemagert, manche sahen aus, wie eine Kugel. Aber nur in seltenen Fällen. Sie bewegten sich fort, ohne zu fliegen und hatten anstelle von Flügel komische, lange Dinger ohne Federn. Das gleiche hatten sie auch, anstatt Krallen. Sie hatten keine  Federn, sondern... ich glaube etwas aus... Stoff? War es das Wort? Fell hatten sie auf dem komischen Kopf. Ihre Augen saßen vorne und sahen ganz anders aus als die, der Frostbirds. Oben auf dem Kopf hatten sie Fell in verschiedenen Farben und manchmal lang und manchmal kurz.

Ich betrachtete noch etwas die komische Geschöpfe, als es schon dunkler Wurde. Ich riss mich vom anblick eines sehr primitiven, sabbernden Kreatur los und flog in Richtung meines Nests.

Eine Weile später, in angenehmer Kälte, erreichte ich es und ließ mich auf das trockene Moss sinken. Dann lauschte ich noch einer Weile den Geräuschen der anderen, bevor ich schließlich einschlief.

***

Aufgeregt saß ich neben Skyler. Vor uns hockten Mikaa und mein Vater und um uns herum hatten sich andere Frostbirds versammelt. 

Elisabeth Storm und Skyler Raven. Wir möchten euch nun eure Strafe erteilen. Begann Mikaa.
Zuerst Skyler. Aufgrund von Überschreitung der Grenzen und nicht erscheinen während der Patrouille, wirst du zu zwei Monaten an Gemeinde-nutzenden Aktivitäten teilnehmen. Aus der Motivation den Frostbirds zu helfen, wird diese Strafe auf eineinhalb Monate abgemildert.

Skyler nickte, woraufhin Mikaa zufrieden wirkte.

Nun zu dir Elisabeth. Deine Strafe fiel uns schwer und sie ist etwas.. spezielles. 

Damit war meine Neugierde geweckt.
Bitte folge mir. Wies Vater mich an und wir flogen los. 

Auf einer Waldlichtung in der Nähe des Waldrandes landeten wir. Mikaa folgte uns, genau so wie Skyler. Sonst niemand.

Plötzlich ging ein Silber-Blaues Licht von Vater aus. Dann war er... Verschwunden?! Vor mir stand plötzlich ein Flachgesicht! Panisch schrie ich auf und wollte wegfliegen.

"Keine Angst. Ich bin's.", hörte ich hinter mir. War das das Flachgesicht? Und tatsächlich, etwas in seinem Gesicht bewegte sich, als ich es hörte. Vorsichtig hüpfte ich etwas auf die Kreatur vor mir zu und musterte diese. 

Auf dem Kopf hatte es so etwas wie Haare. Sie waren Silber-grau und sahen aus, wie das Gefieder meines Vaters! Das Gefieder des Flachgesichts sah ebenfalls danach aus.

Vater? Ich sah ihn fragend an, doch nichts passierte. Konnte es.. nein. Er mich nicht hören? 

Doch dann verstand er und bewegte sich wieder. "Elisabeth. Ich bin es, dein Vater. Ich sehe nur anders aus. Deine Strafe ist eigentlich ganz simpel. Du musst fortan als Mensch auf Erden wandeln." Entgeistert starrte ich ihn an. War das ein Witz? Ich sollte als so etwas leben?! Das geht doch nicht!! 

Plötzlich sah ich alles verschwommen. dann klärte sich meine Sicht auf. Doch, ich sah alles von weiter oben, als eben! Fliege ich gerade? Ich versuchte zu fliegen, doch es klappte nicht! Warum konnte ich nicht fliegen?! Was war falsch mit mir? Plötzlich fiel ich einfach um!

Panik stieg in mir auf und ich schrie auf. Das Flach-mein Vater streckte mir das komische etwas hin, das anstelle der Flügel war. Ich schaute ihn komisch an und er verstand erneut. 

Ich schlug wieder mit meinen Flügeln, doch es passierte wieder nichts. Frustriert lies ich es bleiben un blieb liegen. 

"Elisabeth... Du bist keine Frostbird mehr.."

* * * * *

So, erstes Kapitel fertig. Hoffe, es hat euch gefallen und dass es etwas mehr Klarheit verschafft hat, als der Prolog...😅

Schönen Tag noch!
LG eure Moon💜🖤