Kapitel 7
Damian
Elena ist anders. Das habe ich bereits erkannt, als Camio sie uns vorgestellt hat. Ihre dunklen Augen haben uns neugierig gemustert, während ihr zierlicher Körper vor Erregung gebebt hat. Und doch ist sie nicht, wie die anderen willigen Frauen, die danach lechzen, von uns gefickt zu werden. Daher habe ich versucht, sie zu lesen, um herauszufinden, wer sie ist. Doch nichts. Ich habe keinen ihrer Gedanken auch nur hören können. Es war still. So unendlich still wie damals und doch hat es mir keine Angst gemacht.
»Was denkst du?«, fragt mich Camio und sieht mich fragend an. Vor wenigen Minuten ist Azael wieder runtergekommen, nachdem er Elena ihr Zimmer und Bad gezeigt hat. Seither stehen wir im Wohnzimmer und geben uns unsere Gedanken hin.
»Ich weiß es nicht«, antworte ich ehrlich.
In letzter Zeit ist alles so verwirrend.
»Du hast sie im Wald gefunden?«, möchte Azael wissen.
Er sieht Camio fragend an, als würde ihn etwas beschäftigen. Unser Gespräch von vorhin geht mir wieder durch den Kopf. Azael hat ebenfalls Angst, das habe ich gespürt. Er spürt, dass sich etwas verändert und dass uns die Zeit davon läuft.
Camio nickt. »Nachdem ich... Ach, keine Ahnung wie sie hieß«, er winkt ab, als wäre es nicht wichtig. »Nachdem ich sie vergraben hatte, stand sie plötzlich vor mir.«
»Was habt ihr geredet?«, frage ich neugierig, um zumindest an irgendwelche Informationen zu kommen.
»Eigentlich nichts von Belangen.« Camio zuckt mit den Schultern. »Sie ist süß. Ich war scharf und da dachte ich mir, dass es Schicksal sein muss, dass sie plötzlich direkt vor mir steht.«
Ich schnaube. Schicksal. So ein Schwachsinn. Nichts in unserem Leben war Schicksal. Nichts vorherbestimmt.
Azael seufzt, bevor er sich an mich wendet. »Wer ist sie?«
Ich kratze mich an der Stirn. »Keine Ahnung.«
Alleine die Entfernung zum nächsten Dorf beträgt gute 50 km. Also woher kommt sie?
»Wie keine Ahnung?«, keucht Camio. »Du hast doch ihre Gedanken gelesen.«
Im Gegensatz zu meinen Freunden kann ich die Gedanken von niederen Wesen, als ich es bin, lesen, wenn ich mich konzentriere. Bis auf die Erzengel und Lucifer so ziemlich alle. Doch bei Elena war nichts. Nur die Stille.
»Ich konnte nicht«, antworte ich verwirrt.
»Wie meinst du das?«, fragt Azael und richtet sich auf. Besorgnis schimmert in seinen braunen Augen.
»Ich habe es versucht«, raune ich. »Doch da war nichts.«
Azaels Stirn kräuselt sich, bevor er anfängt, im Raum auf und ab zu laufen. Diese Unruhe, die ihn, seit Tagen packt, setzt mir zu. Wenn Azael zusammenbricht, werden Camio und ich bald folgen und dieses Mal werden wir der Dunkelheit nicht entkommen können. Dieses Mal wird es für die Ewigkeit sein.
»Das ist nicht gut«, murmelt Azael leise. Und da stimme ich ihm zu.
Camio verfällt wieder in seinen Blutrausch, obwohl noch kein Jahrhundert vergangen ist seit dem letzten Massaker. Azael ist von einer Unruhe getrieben, die mir Sorgen bereitet und selbst ich spüre etwas tief in mir, dass mich schwächt und ängstigt. Azael dreht sich um und ohne ein Wort der Erklärung spurtet er die Treppe empor.
»Was hast du vor?«, brülle ich ihm nach, erhalte jedoch keine Antwort. Seufzend schüttle ich den Kopf, ehe ich einen Beschluss fasse. Ich werde mir meine Antworten holen, egal wie.
Ich setze mich ebenfalls in Bewegung und lasse den verwirrt blickenden Camio im Wohnzimmer stehen, ehe ich je zwei Stufen nehmend in den zweiten Stock emporsteige.
Vor der Tür zum Gästezimmer halte ich inne, da mich ein seltsames Prickeln davon abhält, einzutreten. Ich ziehe meine Brauen tief in die Augen und kann dieses Gefühl nicht abschütteln, als ich leise die Tür öffne.
Das Zimmer ist in einem sanften Licht getaucht, das durch eine kleine Lampe, Nähe des Bettes, herrührt. Meine Augen gewöhnen sich an die Dämmerung und ich erblicke Elena, die mit dem Rücken zu mir am Spiegel steht. Eine leise Melodie dringt aus ihrer Richtung, während ich näher trete, ohne dass sie mich wahrnimmt. Ich spüre, wie mein Herz schneller zu schlagen beginnt, als ich die Strophen vernehme. Es ist so unendlich traurig und zerbricht etwas tief in mir, während ich weiter der Melodie lausche.
Leise trete ich hinter sie und blicke sie über das Spiegelbild an. Ihre Augen sind geschlossen, während die langen, schlanken Finger ihre nassen Haare durchkämmen. Das Licht wirft einen sanften Schein auf ihr hübsches Gesicht und lässt sie wie ein Engel wirken. Die helle Haut ist so unberührt und makellos. Die blonden, langen Haare so seidig, dass ich sie sogar ohne sie zu berühren spüren kann. Ihre Figur ist zierlich und geht mir nicht einmal bis zur Brust. Elena wirkt so zerbrechlich und doch ist da ein starkes Feuer in ihr, das mich magisch in den Bann zieht. Wer ist sie? Ein Mensch oder ein Engel?
Doch nur den Erzengel und den Schutzengel, die keine feste Gestalt haben, ist es erlaubt, diese Welt zu betreten. Für jeden anderen ist die einzige Möglichkeit den Himmel zu verlassen, als Verbannter. Und die landen tief in der Dunkelheit, wo es kein Entkommen gibt.
Also ...
»Wer bist du?«, flüstere ich leise.
Ein Zucken geht durch ihren Körper, ehe sie die Augen aufreißt und mich mit diesen dunklen Iriden über unser Spiegelbild mustert. Sie dreht sich zu mir um und ihr süßlicher Duft dringt in meine Nase. Erst jetzt bemerke ich, wie nahe ich ihr gekommen bin. Nur noch wenige Zentimeter trennen mich von ihr und wie bereits an der Treppe, wo ihr zierlicher Körper sich an meinem vorbei gedrängt hat, erschaudere ich.
Elena legt ihren Kopf in den Nacken und sieht zu mir empor, die Augen weit aufgerissen und ihr sinnlicher Mund leicht geöffnet. Ich spüre, wie die Dunkelheit in mir zu kratzen beginnt. Wie sie nach ihr verlangt. Der Drang, sie zu spüren, sie zu küssen und zu besitzen, reift unmenschlich schnell in mir. Ich spüre, wie mein Blick dunkler wird und meine Lust mich einzunehmen droht.
Ehe ich mich versehe, konzentriere ich mich auf die Gedankenkontrolle, um sie gefügig zu machen und um mich meiner Finsternis hinzugeben, die schon so lange ein Teil von mir ist.
»Gib dich mir hin«, fordere ich heiser.
Ich sehe, wie sich ihre Augen weiten und sich ihr hübscher Mund willig für meinen öffnet. Ich überbrücke die kurze Distanz und dränge ihren schlanken Körper gegen den kühlen Spiegel, was ihr ein Keuchen entlockt. Gierig presse ich meine Lippen auf ihre und küsse sie heiß und verlangend. Ich spüre, wie mein Schwanz zum Leben erwacht und sich hart gegen den engen Jeansstoff und ihren Bauch drückt.
Ein liebliches Seufzen dringt an meine Ohren und ich lasse meine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten. Es ist ein Genuss sie zu küssen. Sie schmeckt wie die Sünde selbst. Süß und Verboten.
Ihre kleinen Hände legen sich an die Stelle auf meiner Brust, wo mein Herz kräftig schlägt. Ich spüre, wie die Dunkelheit Risse bekommt und mein Dämon, der tief in mir schlummert, leiser wird. Meine Lippen verlassen ihre, nur um zu ihrem Hals zu wandern, als der Druck auf meiner Brust stärker wird.
»S-Stop!« Ruckartig hebe ich den Kopf und blicke verwirrt auf Elena hinab. Ihre Wangen sind gerötet, während sie hektisch ein- und ausatmet. Ihre Hände drängen mich weiter zurück und bitten mich, aufzuhören, obwohl sie doch dazu gar nicht in der Lage wäre. Was zum Teufel ist hier los!
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