Teil III
Regen vermischte sich mit meinen Tränen, das Taschentuch, dass Estiel mir gereicht hatte war durchnässt von Wasser und Salz. Der Wind peitschte uns den Regen entgegen, doch seine Worte verstand ich dennoch. "Es tut mir so unglaublich leid", doch da war kein Mitgefühl in seiner Stimme. Sie war einfach kalt und sachlich wie immer und wieder einmal fragte ich mich, ob er überhaupt Gefühle hatte. "Nein", er sah mich aus uralten blauen Augen an. "Die Antwort auf deine Frage", er hielt einen Moment inne, "Sie lautet nein. Ich kenne keine Gefühle" Es war, als würde mein Körper erfrieren, mein Kopf, mein Verstand, einfach alles. "Jeder Mensch hat Gefühle, Estiel", meine Stimme ist zerbrechlich und voller Trauer. "Du kennst die Wahrheit bereits", mehr sagte er nicht. Estiel stand auf und ging. Er ließ mich allein in dem strömenden Regen und dem kalten Wind, der an meinem dünnen Pullover zerrte. Es war, als wäre er nie da gewesen. Seine Silhouette wurde eins mit dem Nebel, der in das kleine Tal gewabert war. In letzter Zeit kam es immer öfter vor, dass es abends nebelig wurde, doch diesmal kam es ihr anders vor. Seltsam, wie verloren man sich fühlt, wie sehr man Jemanden vermisst, mit dem man sein ganzes Leben verbracht hat.
Meine Schwester hatte mich allein gelassen, war es denn nicht schon schlimm genug, dass ich unsere Eltern verloren hatte? Musste meine Schwester jetzt auch noch sterben?
Völlig durchnässt saß ich auf der Parkbank und starrte die Bäume auf der anderen Seite des Weges an. Ein Knacken hinter mir kündigte eine Person an. Zuerst glaubte ich, Estiel wäre vielleicht zurückgekommen, doch die schweren Schritte passten nicht zu ihm. Die Sitzfläche gab ein wenig nach, als sich der Mann neben mich setzte. Seine Frage überraschte mich und jagte mir zugleich einen Schauer über den Rücken. Fassungslos starrte ich den breit grinsenden Mann mit den rotglühenden Augen an. "Also? Was würdest du tun, um deine Schwester wieder zubekommen?" "Alles!" Sein Grinsen wurde breiter. "Ich gebe dir 6 Monate gegen das Leben deiner Schwester" Ich nickte, völlig im Schock darüber was in den letzten Stunden passiert war und reichte ihm die Hand, die er mir hinhielt. Doch dann war er verschwunden, einfach als hätte er sich in Luft aufgelöst. Meine Augen wurden groß und ich rannte nach Hause, das Wasser spritzte auf, als ich durch die Pfützen sprintete und mein Haar klebte an meiner Haut.
Zuhause angekommen lief ich in das Schlafzimmer, dass früher meiner Schwester gehört hatte und vergrub mein Gesicht in ihrem Kopfkissen. Obwohl sie seit 2 Jahren nicht mehr hier lebte, roch es noch nach ihr. Nach diesem süßlichen Shishageruch und dem Lavendelraumspray mit dem sie versuchte den Geruch zu kaschieren.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top