Kapitel 7 - Avery (neu!)

Ich trug eine schwarze Skinnyjeans, einen mega teuren, weißen Hoodie von Diesel, der die noch immer leicht zu sehenden Verletzungen an meinen Armen überdeckte, sowie eine passende Lederjacke, die so viel kostete das Andere sich davon einen ganzen Urlaub leisteten. Ich hasste es mit so teuren Klamotten rumzulaufen, doch mein Vater hatte darauf bestanden. Während ich in den fetten Lamborghini stieg, den ich genauso verachtete wie alles andere, was zeigte wie viel Geld meine Familie hatte, fing ich jedoch an mich zu freuen. Ganz egal mit was für einem Hintergrund ich nun zu Giulia gehen würde. Ich tippte die Adresse in mein Navi ein. Nach einem Blick auf die Route wurde mir klar, dass es das Penthouse war, in das ich Giulia und Tyler begleitet hatte. Ich startete den Motor und brauste durch unsere Hofeinfahrt hinaus durch das breite Tor, welches dem eines Sicherheitstraktes ähnelte . Ich lies das reiche Villenviertel, welches außerhalb von Miami lag hinter mir und merkte an dem immer dichter werdenden Verkehr, dass ich Richtung Innenstadt kam. Als ich vor dem unendlich hohen Gebäude hielt und mein Navi ein "sie haben ihr Ziel erreicht" von sich gab, war ich aufgeregt. Ich besuchte zum ersten Mal eine Freundin. Gerade war mir auch der Hintergrund, warum ich überhaupt hier sein durfte, egal. Ich war gerade am überlegen, wo ich am besten parken sollte, als ein Mann in Uniform auf mich zu kam und an die Scheibe klopfte. "Miss Carter. Sie können aussteigen, sie werden schon von Miss. Black erwartet. Ich werde ihr Auto in die Tiefgarage stellen."Ich nickte zustimmend, stiegt aus und überreichte dem Butler meinen Autoschlüssel. Ein weiterer Angestellter kam mir entgegen und begleitete mich hinein, durch die Code- gesicherte Eingangstür bis zum Aufzug. Immer noch staunte ich über die berauschende Eingangshalle, die, wie mir jetzt erst auffiel, von unzähligen Sicherheitsmännern bewacht wurde. Letztes Mal war es mir nicht aufgefallen, weil ich viel zu große Sorgen um Giulia hatte, doch nun vielen mir die Männer in schwarzen Anzügen und Headset deutlich auf. "Miss.Black erwartet sie im 10. Stock."Der dunkelhaarige, noch sehr Junge Butler deutete auf den Aufzug und trat ebenfalls ein, als sich die Türen geöffnet hatten. Vermutlich war er dazu da, damit ich mich nicht in Räume verirrte, in die ich keinen Zutritt hatte. Ich schluckte und fragte mich zum ersten Mal ernsthaft, was die Blacks wohl machten, dass mein Vater so interessiert an ihren war. Bestimmt würde ich es irgendwann ich herausfinden...

Auch einer gefühlten Ewigkeit, machte es bling und die Aufzugtüren glitten lautlos auf. "Da wären wir."Charmant deutete der Butler in den Raum und lies mich eintreten. Der Raum war riesig und die Wand mir gegenüber war eine riesige Fensterfront durch die Mann eine atemberaubende Sicht auf die Stadt und das dahinter liegende Meer hatte. Wie im Eingangsbereich waren die Seitenwände auch hier Schwarz, doch alles andere schimmerte in farbenfrohem Gelb und Rot, außerdem glänzte kaum etwas übernatürlich teuer. Es war eindeutig Giulia Zimmer."Avery!"Giulia, die auf dem monströsen Sofa in der Mitte des noch größeren Raumes gesessen hatte, war aufgesprungen und stürmte nun auf mich zu. Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als sie in meine Arme stürmte und mich damit fast umschmiss. Noch nie hatte sich jemand so gefreut mich zu sehen...

"Hey, na wie gehts dir?" Besorgt sah ich sie an, doch das Leuchten ihrer Augen war Antwort genug für mich. "Jetzt wo du da  bist, viel besser. Ich hab in den letzten Tagen nicht mehr als dieses Zimmer gesehen."Jetzt klang sie deprimiert. Ich seufzte tief und stellte die Frage, die mir seit Tagen auf der Zunge brannte. "Warum hast du an dem Tag mich angerufen? Deine Familie scheint unglaublich toll zu sein." Sie schien einen Momente zu überlegen, doch dann zog sie mich am Arm hinüber zu dem sehr bequem aussehenden Sofa. "Setz dich erstmal. Willst du eine heiße Schokolade oder einen Kaffee? So lassen sich Fragen gleich viel besser beantworten. "Ich unterdrückte ein leichtes Grinsen. "Kaffee wäre toll."Sie nickte eilig, drückte irgendetwas auf einem Tablet herum und sah dann zu mir auf. "Ist bestellt."Ich zog die Augenbraue fragend hoch. Giulia lachte. "Ich hab Giovanni, unserem Koch und Mann für alles geschrieben, ob er uns zwei Kaffee und Küchen hochbringen lassen könnte."Sie zwinkerte mir zu und mir wurde bewusst, dass sie um einiges reicher war als ich.Ich hatte lang mit dem Gedanken gespielt, sie zu googeln doch ich sollte sie schon ausspionieren und der Gedanke mir vorher ein Bild über sie zu machen, schien mir sehr unfair. Ich fühlte mich sowieso schon falsch genug...

Der Kaffee und ein sehr köstlich aussehender Apfelkuchen wurde hereingebracht und der Butler von vorhin stellte es mit einem Lächeln auf dem holzfarbenen Sofatisch ab. "Vielen Dank, Jaime!"Bedankte sich Giulia großzügig und ich tat es ihr nach. Hier schimmerte eindeutig der Unterschied zu anderen reichen durch. Der Unterschied zu meinen Eltern...

Wir schnappten uns jeder ein Stück von dem Kuchen und während wir aßen, stellte ich Giulia die Frage von vorhin erneut. "Also...Ich liebe meine Familie wirklich über alles! Aber du musst wissen, wir sind sehr reich und mein Vater ist ein sehr mächtiger Mann, sodass es für mich fast unmöglich ist, allein draußen rumzulaufen. Seit meiner Kindheit beschatten mich ständig irgendwelche Wachmänner und jeder Versuch in eine größere Menschenmenge zu gehen, wie zum Beispiel Einkaufszentren, Konzerte oder Clubs wird mir untersagt, weil es zu gefährlich ist. Ich und meine Mutter sind seine größten Schwachstellen.Aber ich hasse es ständig beschattet und beschützt zu werden. Ich will ein normales Leben führen. Freunde kennenlernen. Das mit dir...anfangs war es wirklich eine Trotznummer meinen Brüdern gegenüber...Auch wenn ich dich von Beginn sehr sympathisch fande. Seit dem...dem Tag ist es, weil du wirklich korrekt zu sein scheinst. Mein Vater sieht das ähnlich und würde dich gerne bei Gelegenheit mal kennenlernen. Vielleicht erlaubt er mir dann erstmals eine Freundschaft außerhalb unserer Familie..."Ich räusperte mich und sah sie an. "Das ist wirklich sehr nett und ehrlich von dir, aber es beantwortet nicht meine Frage."Sie seufzte und nahm ein Stück von ihrem Kuchen bevor sie weitersprach.

"Ja, ich weiß...also weißt du...manchmal da schaffe ich es die Bodyguards abzuhängen...So wie ich es an diesem Tag geschafft habe. Doch anstatt, das mich irgendein mächtiger Feind meines Vaters aufgabelt, werde ich einfach von einem... dahergelaufenen, widerlichen Idioten v...vergewaltigt. Scheiße, ich habe mit allem gerechnet nur nicht damit. Es war mir peinlich!Es war mir peinlich und es hätte all die blöden Begründungen warum ich die Wachmänner brauche, bestätigt. Im Nachhinein ist mir klar, das ich es nicht vor ihnen hätte verstecken können. Dazu hat es mich viel zu sehr mitgenommen."Am Ende weinte sie und ich war wütend auf mich, dass ich sie dazu gebracht hatte. Zögernd nahm ich sie in den Arm. Sie schluchzte leise und ich versuchte sie mit leisen Worten zu beruhigen. Es schien zu funktionieren, denn irgendwann hörten ihre Schluchzer auf.

"Danke, dass du so ehrlich zu mir warst."Mein Inneres zog sich zusammen, als mir klar wurde, dass ich niemals so ehrlich zu ihr sein können würde.Sie strich sich über ihre verweinten Augen und lächelte leicht. "Danke, dass du hier bist."Nun zauberte sie mir ein breites Grinsen ins Gesicht, weil ich mich tatsächlich seit langem wieder nützlich fühlte. "Ich bin gerne hier."Sie lächelte ebenfalls und in einer komischen, aber sehr harmonischen Stimmung aßen wir unseren Kuchen zu ende und redeten über alles nur nicht über ernstere Themen. Ich erzählte ihr das ich Kampfsport betrieb und sie erzählte mir das sie Sport über alles hasste. Dann mussten wir beide lachen, bis ich einen Hickser hatte. In diesem Moment öffnete sich die Aufzugtür und Tyler trat heraus. Augenblicklich hörte ich auf zu lachen, mein Hickser lies mich jedoch nicht in Ruhe. "Ty, was willst du hier?"Giulia klang nicht verärgert, sondern eher verwundert.

"Nur nach dem Rechten sehen."Jetzt war Giulia verärgert. "Mann Ty, sie will mir nichts Böses, okay?"Ich hickste noch immer und bekam es nicht weg. Tyler warf mir einen komischen Blick zu, bevor er Giulia antwortete. "Wie lange kennst du sie jetzt?"Ich verdrehte die Augen und lies mich in die weichen Kissen des Sofas fallen. Mein Bauch schmerzte, weil ich zu viel Kuchen gegessen hatte. "Nicht sehr lange, aber du brauchst trotzdem nicht jedem misstrauen."

"Woher weißt du dass wir ihr nicht Misstrauen müssen."Jetzt riss mir der Geduldsfaden. Ich fuhr hoch. "Erstens, habe ich deiner Schwester geholfen und sie nicht im Dreck liegen lassen. Zweitens weißt du doch sowieso alles über mich und drittens hättest du mich garnicht hier herkommen lassen dürfen, wenn du jetzt ein Problem damit hast!"Tyler biss die Zähne aufeinander und Giulia eben mir grinste zufrieden. "Alles Oberflächlichkeit."Ich stieß ein entrüstetes Schnauben aus, doch hielt den Mund. Ihm war wohl nicht mehr zu helfen. Doch als er sich uns gegenüber in den Sessel fallen lies, war es Giulia endgültig zu viel.

"Was soll das Tyler? Geh wieder!"Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, nahm er Giulias Teller und genehmigte sich ebenfalls ein Stück. Genüsslich biss er in den Kuchen, schluckte und antwortete erst dann. "Avery kennenlernen. Unterhaltet euch ruhig weiter."Sein Gesicht blieb ausdruckslos und mir wurde mal wieder klar, dass ich noch nie so jemand taktlosem begegnet war. Giulia neben mir begann sich riesig aufzuregen, im Dinge an den Kopf zu schmeißen, bis ich sie unterbrach. "Wir lassen uns von ihm einfach nicht stören, vielleicht geht er dann ja wieder."Beruhigend legte ich eine Hand auf ihren Arm. Sie sah mich ungläubig an.

"Ja, vielleicht geh ich dann wieder Giuls."Tyler schien es ernst zu meinen. Seine Schwester atmete einmal tief durch, bevor sie nickte. "In Ordnung. Aber wehe du isst den ganzen Kuchen. Den hat Giovanni extra für uns gemacht."Tyler hob abwehrend die Hände und nuschelte etwa mit vollem Mund. Ich konnte ein Grinsen nicht verkneifen. "Also wo waren wir stehen geblieben, Avery?"

"Beim Sport."

"Ach ja."Dann unterhielten wir uns weiter, auch wenn es schwer war Tyler dabei auszuschalten. Er hatte eine fast schon faszinierende Präsens an sich, die sich kaum ignorieren lies. Doch er hielt den Mund, egal bei was für Themen wir angelangten. Mein Hickser lies mich jedoch nicht in Ruhe. Er quälte mich, bis Giulia mir versuchte irgendwelche Tipps dagegen zu geben. Rückwärts trinken war einer davon. Ich versuchte es und scheiterte kläglich daran. Das gesamte Wasserglas landete auf meinem Pullover. "Oh nein! Ich geb dir ein Pulli von mir."Meinte sie lachend und stand auf um zum Schrank zu gehen. Gedankenlos zog ich mir meinen Hoodie aus, da ich noch ein Top drunter trug und erstarrte in dem Moment, als ein kühler Luftzug auf meine Prellungen und Wunden kam.

Scheiße, verdammte scheiße!!!Wie konnte ich das nur vergessen?

So schnell ich konnte zog ich ihn wieder über und war froh, dass Giulia noch dabei war etwas aus dem Wandschrank zu suchen. Ich spürte dennoch einen Blick auf mir und als ich herumfuhr, sah ich seinen Blick ruhig auf mir liegen. Ich spürte wie meine Hände begannen zu zittern, als sich Erkenntnis in diesen Blick mischte.

"Hier."Giulia warf mir einen Pullover entgegen und riss mich aus meiner Starre. "D..Danke.Wo ist euer Bad? Dann geh ich mich schnell umziehen.Ich hab nichts drunter."Erklärte ich mich, noch immer mit einer komisch, höheren Stimme. "Gleich hier rechts die Tür."Sie deutete auf eine große weiße Tür, die sich deutlich von den schwarzen Wänden abhob. "Danke."Ich nahm den Pullover und stand auf. Meine Beine waren wie Pudding und brachten mich gerade so außerhalb ihres Sichtfeldes, bevor ich im Bad auf dem Toilettendeckel zusammenbrach. Oh mein Gott...

Er hatte es gesehen und er schien zu verstehen...Doch er sagte nichts. Das war es, was mich am meisten verwirrte, aber gleichzeitig aus erleichtere. Ich interessierte ihn wahrscheinlich einfach nicht. Doch ich musste besser aufpassen. So wie ich Giulia bisher kennengelernt hatte, würde sie es nicht auf sich beruhen lassen, wenn sie die Prellungen sehen würde. Und eins stand fest. Es wäre nicht das letzte Mal, das ich welche hätte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top