Kapitel 34 - Avery

Das unangenehme Klingeln meines Handyweckers riss mich aus dem Schlaf und ich fuhr augenblicklich hoch. Verschlafen stellte ich den Wecker aus und rieb mir müde die Augen, während mein Blick auf die leere Seite des Bettes fiel. Während mein Blick einfach nur auf dem weißen, noch zerwühlten Laken lag, spürte ich wie ein unendliches, benetrantes Pochen in mir breit machte und sich ganz langsam von meinem Herzen in meinen gesamten Körper ausbreitete. Er war einfach gegangen...ohne sich zu verabschieden. Der Gedanke fuhr schmerzhaft durch mich hindurch und während ich versuchte zusammen zubleiben, lies ich mich zurück in die Laken sinken. Sein herber Geruch stieg mir in die Nase und ich vergrub mein Kopf verzweifelt in dem Kissen, auf dem er heute nacht noch gelegen hatte. Der Schmerz durchfuhr mich und ich schlug wütend in die Matratze.

Warum?Warum hatte er das gemacht..?

Ich wollte ihn doch nur nocheinmal küssen...In den Arm nehmen. Er hatte mir jegliche Chance verwehrt mich zu verabschieden und ich hasste ihn dafür, obwohl ich genau wusste, weshalb er es getan hatte.Seinetwegen...trotz allem, war es ihm unendlich schwer gefallen sich mir so zu öffnen. Das wusste ich und hatte es in jeder Bewegung, jedem Blick und jeder Berührung gespürt.

Er hätte sich nicht normal von dir verabschieden können...

Die rosarote Blase zerplatzte genau in diesem Moment und ich fiel...Zurück in die Realität. Ich schluckte und biss mir auf die Lippen um die Tränen aufzuhalten, die meine Augen verlassen wollten. Der Drang in mir, zum Telefon zu greifen undi hn anzurufen wurde übermächtig, doch ich wollte nicht wie eine klammernde Tussi wirken.

Ruckartig schlug ich die Decke zurück und stand schwungvoll auf. Der Holzboden des Strandhauses quitschte leise unter meinem Gewicht und während ich meinen Blick durch den friedlichen Raum gleiten lies, indem mich alles an Tyler erinnerte, wollte mein Herz einfach nur wegrennen. Doch ich lies es nicht zu. Ich atmete tief durch, suchte meine Kleidung zusammen und begab mich ins anliegende Bad. Im Spiegel begegnete mir mein eigener Anblick und ich schluckte. Egal wie verlassen ich mich plötzlich fühlte, meine Augen strahlten so sehr, wie sie es noch nie zuvor getan hatten. Vorsichtig fuhr ich mit einer Hand über meine Wangenknochen, bis hin zu meinen Lippen, während meine Gedanken wie von selbst an den vorherigen Tag wanderten.

Es war perfekt gewesen...Zu perfekt. Und egal wie sehr ich versuchte die aufkommenden Gefühle zu unterdrücken, ich konnte sie nicht ignorieren. Die Gefühle, die ich lange nicht hatte definieren können, doch jetzt erkannte ich sie so klar und deutlich, dass es beängstigend war. Ich liebte Tyler...So richtig. Ich hatte mcih verdammt nochmal verliebt. In einen Typ, der jetzt vermutlich im Jet in ein Kriegsgebiet saß und zurück in seine eigene Hölle flog. Ich schluckte und hielt mich verkrampft am Waschbecken fest. Ich versuchte mich auf meine positiven Gefühle zu konzentrieren und es klappte auch halbwegs.

Nachdem wir miteinander geschlafen hatten, waren wir irgendwann aufgebrochen und spät in der Nacht noch heimgeflogen.Jetzt blickte ich meinem Spiegelbild entgegen, lies den Abend revue passieren und plötzlich fiel es mir auf...Wir hatten verdammt nochmal nicht verhütet...Mein Herz begann zu rasen und ich hatte das Gefühl zu hyperventilieren.

ScheißeScheißeScheiße

Ich spürte von weitweg, wie ich meine Hände an meine Kehle legte, weil mir die Luft zum atmen fehlte. Panik wallte in mir auf und ich für einen kurzen Moment konnte ich sie nicht mehr kontrollieren.

„Okay,scheißescheißescheiße..."Ich raufte mir die Haare und ging im Bad auf und ab, bis mein Herzschlag sich zumindest ein wenig beruhigte und ich wieder atmen konnte. Gestresst fuhr ich über mein Gesicht und blickte in den Spiegel...Ich musste mit jemandem reden. Mit jemand der in diesem Gebiet mehr Ahnung hatte als ich. VIele Möglichkeiten hatte ich nicht. Eigentlich um genau zu sein nur Giulia und Grace...Und erstere kam definitiv nicht in Frage. Tyler war verdammt nochmal ihr großer Bruder. Scheiße....

Fahrig machte ich mich so schnell ich konnte für die Schule fertig und verlies das Haus ohne zu Frühstücken. Tyler hatte mir sein Motorrad zur Verfügung gestellt und mit einem leichten Lächeln gemeint, dass es dann wenigstens nicht sinnlos rumstehen würde. Daher fuhr ich jetzt vermutlich einen Ticken zu schnell durch Miami udn war somit auch viel zu früh an der Schule. Ich seufzte und wartete an das Motorrad gelehnt, bis Grace irgendwann auftauchen würde. Ich wusste, dass sie immer mit ihrem kleinen Mini Cooper in die Schule kam und daher auch auf dem Parkplatz angkommen müsste.

Währenddessen drehten sich meine Gedanken wie verrückt. Scheiße, ich war erst achtzehn. Tyler war verdammt nochmal, nicht mein Freund. Nein, er war zudem noch sieben Jahre älter und gerade auf lebensgefährlicher Mission. Während meinHerz erneut wummerte, begann ich auf meinem Handy zu googeln...

Einmal Sex und schwanger?

Zweischen unheimlich beängstigenden Beiträgen fand ich auch solche, die meinten, dass es beim ersten Mal sehr unwahrscheinlich wäre, direkt schwanger zu werden. Während ich mich im Stadium zwischen vollkommen am Rad drehen und Erleichterung befand, weil da nur gegensätzliche Dinge drin standen, bemerkte ich Grace garnicht. Erst als diese mit dem Finger vor mein Gesicht schnippste fuhr ich hoch.

„Man du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen....Was ist los?"Sie sah mich besorgt an und im nächsten Moment lagen meine Arme um ihren Oberkörper und ich zog sie eng an mich. Überrascht erwiederte die Brünette meine Umarmung und ich seufzte. Zum ersten Mal, seit mir dieser Gedanke gekommen war,konnte ich durchatmen. Die Umarmung brachte mich runter. Wir lösten uns von einander und nun sah Grace definitiv besorgt aus.

„Ich...Scheiße, Grace, ich weiß nicht was ich sagen soll."Druckste ich herum und verfluchte in diesem Moment meine wenigen Erfahrungen mit solchen Situationen, solchen Gesprächen und solchen Dingen. Wäre ich mehr umter Menschen gegangen, wäre mir das mit der Verhütung vielleicht eher eingefallen... Warum hatte es Tyler überhaupt vergessen...Gott scheiße!Ich wollte ihm keine Vorwürfe machen. Ich hatte es genauso verkackt.

„Erde an Avery...?Spucks schon aus!"Unterbrach Grace meinen Gedankenstrudel und bevor ich weiter drüber nachdenken konnte, waren die Worte herraus.

„Ich hatte ungeschützten Geschlechtsverkehr."Ihre Gesichtszüge entgleisten für einen Moment.

„Mit dem heißen Typ, der dich gestern abgeholt hat?"Ich nickte, während Grace sich nun ebenfalls etwas gestresst durch die Haare fuhr.

„Einmal oder mehrmals?"Erschrocken sah ich sie an und sie begann zu lachen.

„Dein erstes Mal?"Ich nickte erneut, während mir die Schamesröte ins Gesicht stieg.

„Also einmal?"Ich konnte wieder nur nicken. Sie atmete erleichtert auf.

„Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering...Wann hattest du deine letzte Periode?"Ich überlegte einen Moment.

„Vor circa 4 Wochen. Mein Zyklus ist aber bisschen länger, also ich müsste meine Periode die Tage bekommen."Grace atmete erleichtert auf und auch in diesem Moment fielen mir die Dinge aus dem Biounterricht ein.

„Wenn du in den nächsten Tagen diene Periode bekommst, ist alles safe ,süße." Mir fiel wortwörtlich ein Stein vom Herzen, bevor ich Grace erneut stürmisch umarmte.

„Danke, dass du mich nicht gleich für durchgeknallt hälst. Immerhin kennen wir uns erst drei Tage.Aber ich hatte sonst niemandem, dem ich es hätte erzählen können."Murmelte ich und sie grinste.

„Immer du Diensten."Ich lachte los, auch wenn der Schock noch immer tief saß.

„Aber...Wars gut?"Die Neugierde blitzte in ihren Augen auf und ich wurde erneut rot.

„J..Ja..."Bekam ich nur heraus, doch da ich Grace trotz der kurzen Zeit schon von so vielen Seiten erlebt hatte, wusste ich, dass sie es nicht dabei belassen würde. Und so wurde ich den gesamten morgen ausgefragt, bis ich ihr die Informationen lieferte, die sie wollte. Danach schwärmte sie offensichtlich von Tyler. Was beschissen war, denn ich konnte ihr rein garnichts über die anderen Umstände erzählen. Würde ich das machen, wäre es mit meiner Normalität hier vorbei gewesen.

Den ganzen Tag über konnte ich mich nicht konzentrieren, meine Gedanken wanderten ständig zu Tyler und auch das wir nicht verhütet hatten, machte mich immer noch verrückt. Noch hatte ich meine Periode nicht. Es könnte immernoch alles passieren. Und während ich versuchte mich auf den Schulstoff meiner ersten Klausur in der öffentlichen Schule vorzubereiten, malte sich meine Psyche alle Möglichen Zenarien aus. Vom Kind mit Ty, bis zu dessen Tod und seiner Rückkehr in nur wenigen Tagen. Ich war unendlich froh, als Giulia irgendwann unangekündigt in mein Zimmer im Strandhaus platzte und ich erschrocken zusammenzuckte.

„Hey, Ave. Was machst du?Wie gehts? Alles fit?"Sie überrumpelte mich mit Fragen und meinem neuen Spitznamen, während sie mir um den Hals fiel. Überfordert erwiederte ich die plötzliche Umarmung und war gleichzeitig unendlich froh, dass sie da war. Ich hätte diese endlose Spirale in meinem Kopf nicht mehr lange ausgehalten. Giuls löste sich von mir.

„Ganz gut und dir?"Fragte ich sie, während sie sich auf das Bett fallen lies. Ich drehte den Schreibtischstuhl um, sodass ich sie anschauen konnte.

„Ging schonmal besser...Aber jetzt, wenn du bei mri bist, schon viel besser."Sie lächelte schwach und ich erkannte, dass sie die Abwesendheit von Ty und ihrem Vater zu schaffen machte. Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen und sah müde aus.

„Hast du nicht geschlafen?"Fragte ich besorgt und sie schüttelte zögerlich den Kopf.

„Nein, ich wollte Ty nicht verpassen. Er neigt dazu bei so Sachen einfach zu verschwinden, statt sich zu verabschieden."Ich seufzte und das hohle Pochen in meinem Herzen setzte wieder ein.

„Hats funktioniert?"Sie nickte langsam, während mein Herz aussetzte. Ein ekelhaftes Gefühl machte sich in mir breit und ich deutete es einige Momente später als kalte Eifersucht. Scheiße...Ich wollte es nicht fühlten, doch ich die Wut die sich gleichzeitig damit breit machte, war nicht zu ignorieren.

„Er kam von hier...Aber er war gestern Abendn nicht hier. Als ich ihn fragte, wo er war, meinte er nur, dass er mit dir unterwegs war und hat mich dann abgewimmelt..."Sie lies die Frage, die in dem Satz mitschwang unausgesprochen und ich erkannte einen leicht verletzlichen Ausdruck in ihrem Blick. Ich holte tief Luft, bevor ich antwortete.

„Wir waren in New Orleans...Ich würde behaupten wir hatten sowas wie ein Date."Ihre Augen wurden groß und im nächsten Moment war sie aufgesprungen und fiel mir um den Hals.

„Omg Avery, du bist wirklich ein Engel."Sie seufzte tief, als wäre eine rießige Last von ihren Schultern gefallen. Verwirrt sah ich sie an.

„Wie meinst du das?"

„Tyler hat noch nie ein Date mit einem Mädchen gehabt."Oh mist. Jetzt fiel es mir wieder ein. Das hatte ich ihn unbedingt fragen wollen und wegen all den schönen Dingen vergessen. Also beschloss ich einfach Giuls zu fragen.

„Weißt du wieso? Ich kam nicht mehr dazu ihn zu fragen."Sie setzte sich zurück aufs Bett, während sie bedächtig über ihre Antwort nachdachte.

„Ich vermute in den letzten Jahren, weil es so leichter war sich die Leute vom Hals zu halten. Davor, weil die Frauen, die er kennengelernt hatte nur auf sein Geld und unsere Macht aus waren.Du bist also definitiv was Besonderes."Ich schluckte und fuhr mir über die Augen. In der letzten Nacht hatte ich nur wenige Stunden geschlafen, weil wir so spät noch heimgeflogen waren.

„Er hat sich von mir nicht verabschiedet. Als ich heute morgen aufgewacht bin, lag ich allein im Bett."Ich spürte wie sich die Leere langsam in mir ausbreitete.

„Scheiße, ich werde ihn dafür verprügeln, sobald er zurück ist!"Giulia blickte dabei so ernst drein, dass ich trotz allem schmunzeln musste.Doch ich hörte auch die Hoffnung, die in ihren Worten mitschwang.

„Er wird wieder kommen. Deine Familie hat so viel Macht, so viel Waffen und so viel Soldaten, ich kann mir nicht vorstellen, dass es anders kommen kann. Außerdem ist dein Vater dabei. Er wird auf ihn aufpassen."Ich sagte diese Worte mit einer solchen Überzeugung, dass wir nur dran glauben konnten. Giulia nickte bekräftigend und langsam kam neue Energie in meine Seele, in meinen Körper und vertrieb die schlechten Gefühle.

„Was lernst du?"Lenkte Giulia nun vom Thema ab.

„Geschichte."

„Super, das muss ich auch lernen.Wir können uns ja gegenseitig abfragen...Übrigens, belib ich hier. Und Ty meinte, dass du, solang er weg ist ebenfalls hier bleiben kannst...Avery, ich würde mich darüber wirklich freuen und während Ty weg ist würde das Haus sowieso leer stehen."Sie versuchte mich zu überzeugen, doch wenn ich ehrlich zu mir war, konnte ich mir gerade überhaupt nciht vorstellen allein zu wohnen.

„Das würde mich freuen...Danke."Murmelte ich und Giulia klatschte begeistert in die Hände.

„Perfekt!Lass uns raus auf den Balkon sitzen, da ist es schöner zu lernen."Gesagt getan und dank der Anwesenheit meiner Freundin gelang es mir auch, die Gedanken einigermaßen zu unterdrücken.


Hey ihr, jetzt wird das Buch langsam etwas komplexer, das heißt, ich muss mehr planen und weniger einfach darauf los schreiben. Das bedeutet für euch, dass ich zumindest mal in den nächsten 1-2 Wochen weniger update, bis ich das Buch abschließend geplant habe. Ich schätze mal es werden so zwischen 60 und 70 Kapitel(Insgesamt). Vermutlich wird es auch einen zweiten Teil geben...

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