Kapitel 21 - Avery (neu!)

Als wir die Eingangshalle des Penthouses betraten war ich völlig auser Atem und meine Beine spürte ich kaum noch.

Wir warn fast 17 Kilometer gelaufen und das in einem Tempo das ich vielleicht für 6 Kilometer anpeilte. Doch diese Niederlage hatte ich mir nicht geben lassen wollen und so hatte ich mich totgerannt während Tyler locker neben mir hergejoggt war.

„Scheiße, ich kann nicht mehr."Ich lies mich gegen die hohe Marmorsäule in der Mitte der Halle sinken, weil meine Beine fast wegknickten. Tyler unterdrückte ein Schmunzeln und stellte sich breitbeinig vor mich.

„Doch nicht so easy wie du dachtest oder?"Ich nickte und grinste ihn an. Dafür hatte ich in den letzten anderthalb Stunden alles andere vergessen und fühlte mich jetzt nur noch halb so schwer. Auch Tyler schien sich beruhigt zu haben, denn in seinem Blick lag keinerlei Kälte mehr.

„Ich werde die nächsten fünf Tage keine zwei Schritte mehr laufen können."Um meine Worte zu verdeutlichen sank ich leicht in die Knie, weil meine Beine sich anfühlten wie Wackelpudding. Tyler grinste nun tatsächlich leicht. „Soll ich dich hoch tragen?"In seinen Augen blitzte Schalk auf und ich war für einen Moment völlig überrumpelt von seiner Art. So kannte ich ihn nun wirklich nicht. Doch ich wollte mir nichts von meiner Verwirrung anmerken lassen, denn dann hätte er bestimmt wieder zugemacht. Ehrlich gesagt glaubte ich, dass ihm dieser Zustand gerade selbst nicht bewusst war.

Ich seufzte und legte theatralisch meine Hände auf meine Brust.

„Du wärst mein Held."Tylers Grinsen wurde noch breiter.

„Ach wäre ich das?"Er trat noch näher und ich roch seinen leicht salzig richenden Duft, der trotz des Schweißes überhaupt nicht unangenehm war. Gerade als ich etwas erwidern wollte, unterbrach uns eine mir unbekannte Stimme.

„Hallo Tyler.Und du musst Avery sein."Ich zuckte zusammen und auch Tyler trat ruckartig einen Schritt zurück, sodass ich die wunderschöne Frau entdecken konnte, die ein paar Meter von uns entfernt stand und uns offensichtlich beobachtet hatte.

Es war unverkennbar, dass sie seine Mutter war. Sie hatte wunderschönes langes Haar, das ihr bis über die Brust fiel und das in dem hereinfallenden Licht schokoladig glänste. Ihre Augen waren im gegensatz zu denen von Tyler, Alec und Giulia braun und ihre Gesichtszüge ähnelten so sehr denen ihrer Tochter, das klar war warum Giulia so eine Schönheit war. Sie musste schon mitte Fünfzig sein, denn die Haut in ihrem Gesicht schlug leichte Falten, doch es tat ihrer Schönheit keinen Abbruch. Im Gegenteil, da sie ihr Alter überhaupt nicht vertuschte wirkte sie nur noch authentischer.

„Hey Mum."Begrüßte Tyler sie und ich löste mich aus meiner Starre. „Hallo Ms. Black."Zögernd ging ich auf sie zu und streckte ihr meine Hand hin. Mein Herzschlag beschleunigte sich und sie ergriff meine Hand. „Hallo Avery, schön dich auch endlich mal kennenzulernen. Ich hab schon so viel von dir gehört...Aber nenn mich bitte Olivia, ja?"Sie zwinkerte mir zu und ich nickte zögerlich.

„Wo ist Ricardo?"Tyler stand mit den Armen vor der Brust verschränkt hinter mir und mich irritierte es, dass er seine kalte Art nicht wenigstens vor seiner Mutter ablegte.

Olivia schien sich dessen aber garnicht zu stören, denn sie verdrehte die Augen, machte ein paar Schritte auf ihn zu und zog ihn in eine Umarmung. Tyler versteifte sich für einen Moment, bevor er sie ebenfalls zögerlich umarmte. „So begrüßt man seine Mutter.Auch wenn man schon fünfunzwanzig ist."Sie fuhr ihm sanft über die Wange und bei dieser Zärtlichkeit verflog all meine Leichtigkeit, denn mir wurde schmerzlich bewusst, das ich das niemals haben würde. Meine Gedanken wanderten wie so oft in letzter Zeit zu Chris. Er hatte das auch manchmal bei mir gemacht. Mir sanft über die Wange gestrichen, wenn ich geweint hatte. Manchmal auch wenn ich ihm eifrig etwas erzählte. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und versuchte mich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren.

„Er müsste jeden Moment kommen. Er hält noch ein Schwätzchen mit Mason in der Tiefgarage. Du kennst ihn."Tyler nickte und trat einen Schritt von seiner Mutter weg, als wäre ihm ihre Gegenwart zu fiel. Ein verletzter Ausdruck huschte für eine Millisekunde über ihr Gesicht und war dann aber auch schon wieder verschwunden.

„Na los, geht ihr zwei euch mal duschen, wir wollen gleich zusammen Mittagessen."Wies sie uns mit einer passenden Geste zu an und ich war froh aus dieser etwas befremdenden Situation befreit zu werden.

Nachdem ich geduscht hatte, zog ich mir eine schwarze Hose und eine lutfige Bluse an, beides war nicht zu schick aber auch nicht zu übertrieben.

Mit schwitzigen Händen folgte ich den lauten Stimmen in den Wohnbereich. Als ich eintrat erkannte ich direkt einen Mann der definitiv die ältere Ausgabe von Tyler und Alec war. Er hatte diesselben schwarzen Haare, die jedoch schon leicht grau wurden und als er mich direkt ansah, erschauerte ich. Jetzt wusste ich wo die drei Geschwister ihre Augen her hatten und wo Tyler und Alec es gelernt hatten so unheimlich zu schauen. Ricardo schien meine Unsicherheit zu bemerken, denn er begann aufmunternd zu lächeln.

„Hallo Avery. Es freut mich dich kennenzulernen, ich bin Ricardo."Er kam auf mich zu und statt meine ausgestreckte Hand zu ergreifen nahm er mich in den Arm und drückte mir links und rechts zwei Küsschen auf die Wange. Überumpelt sah ich ihn an und wusste für einen Moment nicht wie ich reagieren sollte, bis Giulia mich endlich rettete.

„Papa du kannst sie doch nicht so überfallen.Sie ist keine Italienerin, du weißt doch dass man das hier in den Staaten nicht so macht!"Ricardo lachte herzlich als er die Worte seiner Tochter hörte. Ich konnte wirklich nicht glauben, dass mein Vater vor diesem Mann eine solche Angst hatte.

„Mia, natürlich weiß ich das, ich lebe hier seit vierzig Jahren. Ich begrüße sie doch nur herzlich."Bei seinen Worten zogen sich meine Mundwinkel automatisch hoch. Ich war erleichtert, dass er mich so begrüßte.

Erst jetzt wurde mir bewusst wie sehr ich mich vor diesem Treffen gefürchtet hatte.

„Na los setzt euch hin, das gute Essen wird kalt."Rief Olivia in die Runde und erst jetzt fiel mir auf, dass Alec und Tyler am Fenster standen und über irgendetwas redeten. Sie unterbrachen sich und gehorchten ihrer Mutter. Als Alecs Blick auf mich fiel lächelte dieser und der Schalk trat in seine Augen, den ich von unseren wenigen Begegnungen als typisch Alec definieren konnte. Eigentlich war es krass wie lange ich die Familie jetzt schon kannte...Beinahe einen Monat. Es kam mir deutlich kürzer vor...

„Hey Avery."Begrüßte mich nun auch Alec und ich grüßte ihn lächelnd zurück. Im Gegensatz zu Tyler oder seinen Eltern fühlte ich mich in seiner Gegenwart vollkommen wohl und war nicht im geringsten verunsichert.

Als alle am gedecken Tisch saßen, begann Olivia, die am nächsten zu dem großen Topf mit Spaghetti saß, die Nudeln zu verteilen. Ich erfuhr das Giovanni, der Koch des Hauses, das köstliche Essen zubereitet hatte. Während Alec, Olivia und Giulia seine Essenskünste lobten, aßen Tyler und ich schweigend unser Essen. Ich sagte nichts, weil die Situation für mich so absurt war, denn es war das erste Mal, dass ich ohne meine Eltern an dem Tisch von Fremden saß. Bei Tyler hingegen hatte ich keine Ahnung, warum er bei seiner Familie auch so still war. Es war offensichtlich das sie alle ein gutes Verhältnis hatten und jeder überging seine schroffe Art einfach. Während des Essens beobachtete ich faszinierend wie es jeder auf seine Art tat.

Alec boxte Tyler einfach jedes Mal spaßig in die Seiten und einmal meinte er solle sich mal locker machen, während Giulia immer nur genervt die Augen verdrehte und dann weiter sprach. Olivia behandelte ihn einfach als wäre er immer noch ihr kleiner Junge und einzig Ricardo atmete einmal tief aus, als Tyler auf eine nettgemeinte Nachfrage seiner Mutter nur krag antwortete.

Es erschreckte mich das zu sehen und ich fragte mich warum er das tat...Ich fand im besten Willen keine Antwort. Irgendwann sprach Ricardo mich auf meine Zukunftspläne an und fragte mich wie mir das Penthouse gefiel.

„Es ist atemberaubend!Ich bin Ihnen so dankbar, dass ich hier bleiben kann bis ich was anderes gefunden habe, wirklich!Ich wüsste nicht was ich sonst gemacht hätte."

„Natürlich, du bist hier jeder Zeit willkommen. Vor allem nachdem was du für unsere Tochter gemacht hast. Dafür sind wir dir unendlich dankbar. Wenn du irgendwelche Unterstützung brauchst, dann kannst du dich immer an mich wenden, klar?"Er sah mich so ernst an, dass ich mich am liebsten im Boden vergraben hätte. Okay langsam verstand ich doch warum mein Vater ihn so respektierte. Er war auf eine verrückte Art freundlich und dominant zugleich, dass es fast schon unheimlich war.

„Natürlich.Danke!Und...das würde ich jeder Zeit wieder tun."Mein Blick wanderte zu Giulia, die neben mir saß und in diesem Moment nach meiner Hand unter dem Tisch griff und diese sanft drückte. Ich lächelte sie leicht an, als ich erkannte wie schwer ihr das hier gerade fiel. Das man so über dieses grausame Erlebnis sprach machte sie fertig. Also beschloss ich das Thema zu wechseln. „Ich habe eine Schule gefunden, die mich in mitten des Schuljahres aufnehmen würde. Morgen soll ich kommen um die Unterlagen auszufüllen. Sie liegt nur leider in Palm Beach."Das leider fügte ich hinzu, weil Palm Beach eigentlich am anderen Ende der Stadt lag vom Penthouse aus gesehen.

„Na dann wäre es doch eigentlich geschickt, wenn du die restliche Zeit in Tylers Strandhaus ziehen würdest. Er ist doch eh fast nie dort und es liegt deutlich näher an Palm Beach als das Penthouse."Meinte Ricardo und sah seinen Sohn an, der etwas mürrisch wirkte. Alec der neben ihm saß verpasste ihm augenblicklich eine gegen den Hinterkopf. „Ey, lass den Scheiß endlich!"Langsam schien Tyler die kleinen Plänkelein seines kleinen Bruders zu viel zu sein, denn er packte ihn im Schwitzkasten und wuschelte ihm solange durch die Haare, bis Alec ein halbes Vogelnest auf dem Kopf hatte, dann lies er ihn los.

Ich wusste nicht was ich von Ricardos Idee halten sollte, andererseits wäre es sowieso nicht mehr für lange Zeit und es wäre deutlich geschickter wenn ich vor Ort wohnen würde um nach Wohnungen und Arbeit zu suchen. Da alle bis auf Tyler für die Idee waren, wurde es so entschieden.

Unangenehm war es mir schon, doch letztendlich war ich hier nur ein Gast und ich würde das tun was von mir verlangt wurde. Doch als die Entscheidung gefallen war, war Tyler noch wortkarger und ich wusste das ich der Grund war. Ich seufzte und dachte an heute morgen. Während dem Lauf hatte ich mich fast normal gefühlt. Ich hatte für kurze Zeit vergessen wer ich oder Tyler war und uns nur als normale, junge Menschen gesehen, die gemeinsam joggen gingen.

Ich sah auf und mein Blick traf auf den von Tyler. Ich schluckte als ich mal wieder nichts darin erkennen konnte. Mein Puls schlug dennoch schneller und ich spürte wie mein Gesicht warm wurde. Schnell schaute ich weg und konzentrierte mich auf den Nachtisch der mittlerweile vor uns stand. Es war leckere Panacotta und während ich die süße Speiße genoss, lauschte ich den Stimmen der Familienmitglieder. Alec und Olivia unterhielten sich über irgendeinen Ort in Italien und Ricardo fragte seine Tocher wie der unterricht lief. Nur Tyler und ich saßen schweigend dazwischen und plötzlich fühlte ich mich mal wieder völlig verloren.

Infos zur Lesenacht:
Also ich das erste Kapitel kommt vermutlich morgen so um 18 Uhr und dann stündlich bis ich keine Lust mehr habe.:) 5 Kapitel sind aber schon sicher weil ich die sowieso schon fertig habe🤗

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