Kapitel 18 - Avery (neu!)

Hier noch das letzte Kapitel für heute.:)
Lasst gerne eure Meinung da!🤍

Ich hielt die Luft an, als ich etwas hartes an meinem Bein spürte. Tyler atmete tief aus und ich versuchte ruckartig mein Bein wegzuziehen, was jedoch nur dazu führte, dass ich an ihm hängen blieb. Tyler packte mich augenblicklich und zwang mich damit still zu halten. Sein Gesicht schwebte jetzt über mir und sein Blick war so dunkel, dass ich eine Gänsehaut bekam. „Halt verdammt nochmal still!"Fuhr er mich an, bevor er sich vorsichtig unter mir hervor zog und dann aufstand. Ich atmete tief aus und spürte die heiße Röte in meinem Gesicht, als ich die Beule in seiner Jeans erkannte. Er bemerkte meinen Blick und sah mich einen Moment schweigend an, bevor er sich umdrehte, seine Schuhe schnappte und aus dem Zimmer stürmte. Was zur Hölle war das denn gewesen?

Da ich keine Antwort fand, beschloss ich einfach aufzustehen, denn obwohl Tyler es mal wieder geschafft hatte mich völlig durcheinander zubringen, war es in mir deutlich geordneter als Gestern. Ich hatte gut und traumlos geschlafen und dafür war ich unsagbar dankbar.

Ich stand auf und entdeckte nach kurzem Umsehen meinen Koffer an der Wand neben einem großen Bücherregal. Ich sah mich generell für einen Moment in dem Raum um, denn gestern noch war ich viel zu verwirrt gewesen, als das es mich interessiert hätte.

Das Zimmer war geräumig und neben dem großen schwarzen Kingsize - Bett, welches in der Mitte des Raumes stand, befand sich noch ein breiter ebenfalls schwarzer Schrank rechts neben der Tür zum Badzimmer. Davon gegenüberliegend befand sich das riesige Panoramafenster durch das man sogar das Meer erkennen konnte. Davor stand ein bequem aussehender Sessel und ein kleiner Tisch aus Glas auf dem zwei Bücher lagen. Sonst befand sich nur noch das große Bücherregal und eine kleine Komode im Raum. Alles war in schwarz/weiß gehalten, es hingen keine Bilder oder sonstiges im Raum, die verrieten wem es gehörte, doch die vielen Bücher und der rote Teppich auf dem Boden liesen das Zimmer eigenartig gemütlich wirken.

Seufzend ging ich zu meinem Koffer, holte mir fischte Klamotten und mein Kulturbeutel, bevor ich mich in dem angrenzenden Bad frisch machte. In schwarzer Shorts, gleichfarbigem Hoodie und Socken bekleidet verlies ich wenige Minuten später den Raum durch die zweite Tür.

Ich gelangte in eine große Küche und von dort aus in das Wohnzimmer, indem ich schon ein paar Mal mit Giulia gewesen war. Diese hier zu sehen überraschte mich dennoch. Als sie mich hörte sprang sie eilig von dem roten Sofa auf und keinen Moment später wurde ich fest umarmt. Ich erwiderte die Umarmung ebenso fest und schloss für einen Moment die Augen. Das Gefühl der Einsamkeit, das mich im Hotel überrollt hatte wurde immer kleiner und ich spürte wie meine Augen brannten. Ich war nicht allein...

Auch wenn ich sie noch nicht lange kannte, war da plötzlich diese Gewissheit, das dem nicht so war.

Nach einer ganzen Weile lösten wir uns voneinander und ich sah wie Giulia sich verstohlen über die Augenwinkel wischte.

„Hey."Murmelte ich und lies mich neben sie auf dem bequeme Sofa nieder.

„Hey..."Sie lächelte mich kurz an, bevor sie nach dem Ipad griff, das immer auf dem Wohnzimmertisch lag.

„Du musst bestimmt Hunger haben...Willst du was frühstücken?"Auf Kommando begann mein Bauch zu knurren und wir lachten beide auf. „Das heißt dann wohl ja."Ich nickte und gemeinsam überlegten wir kurz was wir essen wollten und Giulia bestellte es dann über dieses abgefahrene Tablet.

„Wie geht es dir?"Mir wurde bewusst das ich sie seit dem besagten Tag nicht mehr persönlich getroffen hatte und augenblicklich machte sich das schlechte Gewissen in mir breit.

Sie legte das Tablet weg, bevor sie mir antwortete.

„Ganz okay...Aber du...Tyler hat mir nur erzählt das du beschlossen hast bei deinen Eltern auszuziehen, weil ihr euch nicht so gut versteht."In ihrem Blick lag etwas Verletztes und mir wurde klar, dass ich nicht ehrlich zu ihr gewesen war und ihr großer Bruder mehr von mir wusste als sie. Ich schluckte und fuhr mir kurz durch meine Haare.

„Ja, das stimmt...Giulia es tut mir leid, das ich dir das nicht erzählt habe, aber du musst mir glauben es war sehr kurzfristig. Und...deine Brüder haben mir bei etwas geholfen...das...das ich dir aus dem selben Grund nicht erzählt habe, wie du deiner Familie nicht erzählen wolltest das du...vergewaltigt worden bist.Scham. Aber vor allem wollte ich dich nicht damit belasten."Sie zuckte bei dem Wort vergewaltigt zusammen und mir wurde klar, dass sie es noch lange nicht verarbeitet oder damit abgeschlossen hatte. Doch ich sah auch, dass sie verletzt war. Weil ich zu ihren Brüdern gegangen war und nicht zu ihr. Doch Giulia war der liebenswürdigste und selbstloseste Mensch dem ich je begegnet war.

Dementsprechend reagierte sie auch.

„Ich...Willst du mir davon erzählen?"Ich schluckte und schüttelte zögernd den Kopf. Giulia sah aus als hätte ich ihr ins Gesicht geschlagen. Vorsichtig griff ich nach ihrer Hand und sah ihr fest in die Augen. Dann zog ich meinen Pullover über den Bauch und gewährte ihr einen Blick auf die mittlerweile verblasenden blauen Flecken. Sie sahen harmlos aus im Gegensatz zu vor 10 Tagen. Ihr Blick wurde dennoch fassungslos und ich erkannte das sie eins und eins zusammensetzte. Ich hielt ihr die Hand auf den Mund als sie etwas erwidern wollte.

„Nicht.Ich bin gerade nicht fähig darüber zu sprechen okay...Gib mir ein bisschen Zeit, ich kann das gerade nicht..."Sie nickte zögernd und anstatt etwas zu sagen zog sie mich an sich und umarmte mich fest.

„Ich bin für dich da okay?"Ich atmete zittrig aus und nickte. Mit aller Kraft kämpfte ich gegen den Drang an schon wieder zu weinen.

Als wir uns von einander lösten, war ihr Blick entschlossen.

„Was hast du jetzt vor?"Ich wollte ihr gerade antworten, als es an der Tür klopfte und unser Frühstück gebracht wurde. Wir bedankten uns bei Jaime und ich bis zuerst von meinem Brötchen mit Lachs ab, bevor ich Giulia antwortete.

„Zuerst will ich mich so schnell wie möglich auf einer öffentlichen Schule anmelden, dann einen Job suchen und hoffentlich eine bezahlbare Wohung finden."Meine eigenen Worte klangen noch immer so unreal, doch mein Herz schlug plötzlich schneller, bei der Vorstellung endlich normal sein zu können.

„Du könntest mit mir unterricht haben. Bei uns wohnen."Mir war klar gewesen, das Giulia das sagen würde, doch ich schüttelte den Kopf.

„Nein kann ich nicht. Ich will niemandem auf der Tasche liegen, egal wie viel Geld ihr habt und noch viel weniger will ich nochmal von jemandem abhängig sein. So lieb dein Angebot ist, ich muss das allein schaffen."Ich lächelte sie aufmunternd an, sie sah nicht sonderlich begeistert aus, doch ich erkannte auch Verständnis in ihrem Blick.

„Okay...Und was machst du bis du eine Wohnung hast?"

„Ich bleibe in einem Hotel.Hätte ich dein Bruder am Telefon nicht vollgejammert wäre ich jetzt auch vermutlich noch dort."Scherzte ich, doch Giulia lachte nicht. „Du hattest einen Schockzustand, du bist sogar in Ohnmacht gefallen! Avery, Tyler hat mir schon ein bisschen was erzählt. Unterschätze deinen Zustand bitte nicht."Es stieß mich ab, wie sie meinen Zustand beschrieb, doch es war Giulia und so konnte ich ihr nicht wirklich böse sein.

„Du kannst doch, zumindest bis du eine Wohung hast bei uns wohnen. Mein Vater fragt mich sowieso schon ständig danach, wie er sich bei dir bedanken kann, für das was du für mich getan hast. Das wäre doch eine super Gelegenheit."Ihre Augen glänsten aufeinmal begeistert und ich musste zugeben das ihr Angebot nicht schlecht war. Zögernd nickte ich. „Aber nur wenn es für deine Familie wirklich okay ist und nur solange bis ich was anderes habe."Sie nickte hastig, sprang auf und stieß fast das Tablet mit dem Frühstück vom Tisch, das wir ganz vergessen hatten.

„Ich rufe direkt meinen Vater an.Er wird begeistert sein!"Sie grinste und ich verdrehte die Augen, doch gleichzeitig machte sich ein warmes Gefühl in meinem Inneren breit. Ich war nicht allein...

Giulia telefonierte mit ihrem Vater, der offensichtlich begeistert von unserer Idee war. Danach war klar das wir im Penthouse wohnen würden und ich bekam tatsächlich ein riesiges Zimmer, direkt neben Giulias, für mich allein.

Ihre Eltern waren gerade in Orlando auf dem Familienanwesen und ihr Vater hatte noch zwei wichtige Termine doch in vier Tagen würden sie nach Miami kommen um mich kennenzulernen. Bei der Vorstellung die Menschen kennenzulernen, vor denen mein Vater einen solchen Respekt zollte, schlug mein Herz schneller. Doch Giulia versicherte mir das ihre Eltern die tollsten Menschen auf der Welt waren...Naja ich glaubte ihr einfach.

Nachdem ich mich ein wenig eingerichtet hatte, klappte ich meinen Laptop auf und googelte alle öffentlichen Highschools in der Umgebung. Ich suchte mir zwei im Zentrum und in gut situierten Vierteln aus und schrieb mir die Nummern heraus. Bei der ersten ging nur der Anrufbeantworter dran, doch bei der zweiten hatte ich Glück und die Sektäterin ging ran. Ich erklärte ihr meine schulischen Umstände und fragte ob es möglich wäre an ihrer Schule zum jetzigen Zeitpunkt noch einzusteigen. Nach einigem hin und her und einem Gespräch mit dem Schulleiter verneinte sie schließlich und meine Schultern sackten enttäuscht nach vorne, nachdem ich aufgelegt hatte.

Aber was hatte ich erwartet? Das ich direkt bei der ersten Schule mitten im Schuljahr und dann auch noch im Abschlussjahr angenommen werden würde?

Ich seufzte über meine Naivität und versuchte meine aufkommenden Gefühle unter Kontrolle zu halten. Als ich spürte das ich, wenn ich jetzt nicht etwas tun würde, wieder in einem Gefühlschaos versinken würde, schnappte ich mir mein Tagebuch und begann zu schreiben. Ich schrieb über jedes Gefühl, das in mir hoch kam, benannte jede Erinnerung die ich damit verband und auch alle meine Zunkuntsängste fanden darauf Platz .Bis ich spürte das es leerer in mir wurde waren vier Dina 5 Seiten voll geschrieben und meine Hand schmerzte vom schreiben. Zwischendurch hatte ich irgendwann mal geweint, denn mein Gesicht war eigenartig trocken und die Tinte war an manchen Stellen verlaufen, doch es ging mir besser.

Ich seufzte tief auf und verstaute das Tagebuch wieder unter meinen Klamotten.

Da meine Kehle trocken war, begab ich mich in die große Küche und goss mir ein Glas Wasser ein. Während ich es in großen Schlücken leer trank ging die Tür des Aufzuges auf und ein völlig nassgeschwizter Tyler in Sportklamotten stand vor mir.

Er schien genauso überfordert sein mir plötzlich gegenüber zustehen, denn er hielt abrupt inne als er mich sah. Ich verschluckte mich dafür fast.

„Hallo."Meinte ich dann zögernd, unsicher wie er nach dem was heute morgen passiert war, reagieren würde. Er schien sich zu besinnen, denn er kam auf mich zu und holte sich ebenfalls ein Glas aus dem weißen Hängeschrank. Bevor er es mit Wasser füllte, drehte er sich zu mir.

„Hey."Seine Augen wanderten über mich, als suchten sie irgendetwas. Als er es offensichtlich nicht fand, drehte er sich weg und stellte den Wasserhahn an. Danach trank er das Glas in großen Schlücken leer und ich konnte nicht anders als ihn dabei anzustarren. Ich beobachtete wie eine Schweißperle von seiner Stirn über sein Gesicht und sein Schlüsselbein hinab in sein T-Shirt lief, sich dort in dem nassen Stoff verfing und sich dann verteilte. Seine braune Haut glänste von dem Schweiß und sein Adamsapfel hüpfte faszinierend, als er schluckte.

Er bemerkte meinen Blick denn er sah mich seltsam an. Hitze stieg mir ins Gesicht und ich drehte mich peinlich berührt von ihm weg. Damit es nicht noch peinlicher werden konnte, begann ich zu reden.

„Ich bleibe für die nächsten Tage hier...Ich dachte das interessiert dich vielleicht. Giulia hat mit euren Eltern gesprochen. Ich kann hier bleiben bis ich eine eigene Wohung oder Zimmer gefunden habe."Als ich aufblickte sah er mich schweigend an. Im Gegensatz zu unseren letzten Momenten gemeinsam, konnte ich wieder keine einzige Emotion in seinem Gesicht deuten und es machte mich fast wahnsinnig, vor allem als er nicht antwortete, sondern mich nur ansah. Ich wand mich unangenehm unter seinem Blick.

„Tyler?"Er atmete tief ein und füllte sich sein Glas erneut, bevor er sich mir zuwand.

„Hört sich doch gut an..."Einerseits irritierte mich seine wortkarge Art, andererseits seine Höflichkeit, was vermutlich daran lag, das ich in den letzten Tagen zwei völlig widersprüchliche Seiten an ihm kennengelernt hatte.

Ich nickte, wusste plötzlich nicht mehr was ich sagen sollte und kam mir völlig verloren vor.

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