Kapitel 12 - Avery (neu!)

Als ich aufwachte, verschwamm meine Umgebung vor meinen Augen, doch ich erkannte allein an dem fremden Geruch, dass ich nicht zuhause in meinem Bett lag und von einem Traum aufgewacht war. Es war wirklich geschehen. Tyler hatte mich einfach mitsich genommen und zu diesem Arzt gebracht. In mir wurde alles panisch. Ich versuchte mich ruckartig aufzusetzten, doch der Schmerz der mich durchfuhr, hinderte mich ebenso wie das Schwindelgefühl in meinem Kopf, daran. „Bleib ruhig liegen. Dr. Phillips meinte, dass du noch eine ganze Weile lang Schmerzen haben wirst und dich solange auch nicht bewegen solltest. Der Riss könnte erneut aufgehen."Alecs Stimme lies mich zusammenzucken und im ersten Moment dachte ich, Tyler würde vor mir stehen. Doch obwohl sich die beiden fast aufs Detail ähnelten erkannte ich Alecs Schalk, welcher niemals zu Tyler passen würde. Außerdem hatte er weniger Tattoos an den Oberarmen und er war minimal schmächtiger als sein großer Bruder. Augenblicklich jedoch erinnerte ich mich an das Versprechen, welches Tyler mir gegeben hatte.

Ich bleib hier...

„Wo ist er?"Meine Stimme klang schwach. Alec verkniff sich ein Lächeln und trat an mein Bett.

„Er kommt bald."Ich schluckte und zwang meine Seele dazu, sich auf Alecs Worte zu verlassen. Er hatte mich in dem Moment gefunden, indem ich am Boden war. Zerstört von den Personen, die mir eigentlich Liebe und Zuneigung schenken sollten. Und obwohl ich es mir nicht eingestehen wollte, sehente ich mich in meinem erbärmlichen Zustand so sehr nach ihm, das er nervzerreisend war. Ich zwang mich weg von den Gedanken, indem ich mein Blick durch den Raum wandern lies. Ich lag eindeutig nicht mehr in dem Penthouse der Blacks, denn rechts von mir stand eine geöffnete Balkontür, vor der ein weißer Vorhang im Wind wehte. Meergeruch drang ins innere des Raumes, während die Wände aus warmen Holz gemacht waren. Als Alec einen Schritt auf mich zu machte und mich besorgt musterte, quietschten die Dielen. „Wie geht es dir?"Ich antwortete nicht sondern stellte eine Gegenfrage.

„Wo bin ich hier, Alec?"Er lächelte wieder matt und fuhr sich etwas verunsichert durch die Haare.

„Versprich mir, dass wenn ich es dir sage, du ruhig liegen bleibst okay? Deinetwillen."Misstrauisch nickte ich. „Du bist in Tylers Strandhaus. Ich hab dich nach der OP her gebracht."Mein Herz klopfte schneller. „Wie lange bin ich schon hier?"Er sah mich gequällt an, als wolle er nicht derjenige sein, der mir all diese Fragen beantwortete. „Seit circa vier Stunden."Ich wollte mich erneut ruckartig aufsetzten, doch Alec schien scheinbar damir gerechnet zu haben, den seine Hand an meiner Schulter hielt mich in den weichen Kissen. „Alec, ich muss nach Hause...Mein V...Vater wird ausr...rasten."Mitleid kam in seinen Blick. „Wir werden dich nicht mehr dort hin zurücklassen."Seine Worte klangen kompromisslos und ich erschauerte.

„W...Wie ihr werdet mich nicht mehr nach Hause lassen?"Sein Griff an meiner Schulter wurde ungewollt fester.

„Wir oder besser Tyler hat beschlossen, dass er dich da rausholt. Avery, du wärst fast gestorben. Innere Blutungen sind verdammt gefährlich und hätte Tyler nicht nach dir gesehen, nachdem du nicht aufgetaucht bist, wärst du vermutlich langsam aber sicher in deinem Zuhause verreckt." Seine kalten, wütenden Worte liesen mich zusammenzucken. Sofort trat Schuld in seine Augen. „Ich...es..."

„Nein schon gut. Du hast ja recht!"Ich hörte mich selbst kaum, spürte nur erneut die Tränen auf meiner Wange. Alec trat hilflos einen Schritt zurück und lies mich los. Zitternd schloss ich die Augen und versuchte ruhig ein und aus zu atmen. Ich rechnete damit, dass Alec gehen würde, doch als ich nach langer Zeit noch immer keine Tür auf und zu gehen hatte hören, blickte ich auf. Er saß auf dem Sessel am Fenster und sah mich still an. „Es tut mir leid. Ich hätte nicht so impulsiv reagieren sollen. Aber weißt du, es macht mich rasend wenn man die Hand an Frauen legt."Tatsächlich schlich sich ein geweintes Lachen aus meiner Kehle. „Schön das es noch Männer gibt, die das so sehen."Ich hickste, vermutlich weil ich in den letzten 48 Stunden zu viel geweint hatte und vielleicht war es das Gefühl der Sicherheit, welches mich die nächsten Worte sagen lies. Welches mich ignorieren und vergessen lies, dass mich je länger ich weg war alles nur noch stärker wieder einholen würde. Doch ich dachte ans Jetzt, verdrängte das Morgen, denn die Gegenwart war viel zu traumhaft. Ich wurde wieder ernst und sah Tylers Bruder wieder an. „Entschuldiung angenommen..."Sein Blick hellte sich sofort auf und er sprang motiviert auf. „Kann ich dir was bringen?Heiße Schokolade? Pancakes?Tee?Doch lieber Kaffee oder etwas salziges?"Ich biss mir auf die Lippen um ein erneutes Lachen zu unterdrücken. In diesem Moment ähnelte der trainierte 1,90 Typ seiner kleinen quirligen Schwester so sehr, dass es unübersehbar war, dass sie Geschwister waren.

„Ein Glas Wasser und Zwieback oder ein einfaches Stück Brot wäre für den Anfang super."Er nickte und schon war er aus der großen Kieferntür, gegenüber von meinem Bett verschwunden.

Ich aß einen Zwieback und trank ein Glas Wasser, doch zu mehr war mein Magen nicht fähig und auch Alec war im nachhinein eingefallen, das ich nichts fettiges, schwerverdauliches essen durfte, einfach weil die OP an meinem Dickdarm stattgefunden hatte.

Nach einer Schmerztablette ging es mir endlich wieder besser, doch ich war so erschöpft, dass ich direkt wieder einnickte.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Mir war unendlich heiß und mein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er brennen. Ich keuchte erstickt und versuchte an den Lichtschalter neben dem Bett zu kommen um Licht in die Finsternis zu bekommen.

„Ich mach das, Avery."Seine Stimme war plötzlich direkt neben mir und keinen Moment später ging das Licht an. Vor mir stand Tyler und noch nie war mir ein größerer Stein vom Herzen gefallen.

„Du bist hier."Er nickte und lies sich auf der Bettkante nieder. Erst jetzt fiel mir auf, dass er ein Hemd und eine schwarze Anzughose trug. Die obersten Knöpfe des weißen Hemdes waren geöffnet, sodass die Tattoos darunter dunkel hervor schimmerten.

„Wie geht es dir?"Seine raue und mittlerweile doch so vertraute Stimme, lies mich erschauern.

„Ich...Mir ist so warm und gleichzeitig schmerzt alles. Es fühlt sich an, als würde ich von innen verbrennen."Erklärte ich meinen Zustand. Tylers Hand wanderte ohne zu zögern an meine Stirn. Seine warme Haut sollte sich in diesem Zustand nicht so gut anfühlen...

„Du hast wieder Fieber. Phillips meinte dass, das normal ist in den ersten Tagen. Dein Körper heilt."Ich schluckte und beobachtete ihn, wie er sich zu mir vorbeugte. Sein Geruch drang in meine Nase, doch das wurde nebensächlich, als er mich so sanft wie möglich aufrichtete und Kissen hinter meinen Rücken steckte, sodass ich einigermaßen aufrecht saß. Mein Köprer schmerzte.

Tyler nahm eine Tablette sowie das Glas Wasser vom Nachttisch und hielt es mir in. Ich hob meinen Arm an, doch als ich das Glas nehmen wollte zitterte er so sehr, dass ich das Wasser fast über der bettdecke verschüttete. Ruhig und ohne jegliches Wort nahm Tyler es mir wieder ab, schob die Schmerztablette zwischen meine Lippen und hielt mir das Glas hin. Vorsichtig nahm ich einige Schlucke.

„Danke..."Ich lehnte mein Kopf gegen das mayestätische Kopfende des Bettes und sah in an.

„Die Schmerztabletten sind entzüngundshemdend. Das Fieber sollte über die Nacht besser werden."Ich brachte tatsächlich ein mattes Lächeln zustande. Seine Augen begannen zu funkeln...wobei ich mir das auch nur einbilden konnte. Ich war tatsächlich schonmal in einem besseren Zustand.

Tyler wollte aufstehen, doch meine Hand schaffte es ihn schwach an der Hand zu greifen, die noch auf der Matratze lag. „Kannst du hier bleiben?"Er antwortete nicht sofort, sondern schien sichtlich zu hadern. Augenblicklich fühlte ich mich schlecht, denn ich hatte kein Recht noch mehr von ihm einzufordern. Ich verdankte ihm ja jetzt schon zu viel.

„Du musst nicht...."

„Doch!"Er unterbrach mich und fuhr ruckartig zu mir herum. Sein Blick fuhr mir unter die Haut. Darin war plötzlich so viel Mitgefühl, dass ich erneut spürte wie es in meinen Augen brannte. Gott was war ich nur für eine Heulsuse geworden.

Vorsichtig richtete er die Kissen so, dass ich bequem liegen konnte. Dann ging er ins anliegende Badezimmer und kam keinen Moment später mit nassen Handtüchern im Arm zurück. Wortlos schüttelte er meine durchgeschwitzte Decke auf, legte ein Handtuch unter meine Beine und wickelte dann die nasskalten Handtücher um meine Waden. Sofort kühlte ich um bestimmt 10 Grad ab. Dann nahm er die zweite Decke, welche noch gefaltet auf der anderen Seite des Bettes lag und breitete sie über mir aus. Als letztes legte er noch einen nassen Waschlappen auf meine Stirn. Ich seufzte und ich glaubte ihn zum ersten Mal wirklich lächeln zu sehen.

„Besser?"Ich nickte. „Besser."Zögerlich sah er sich im nächsten Moment um. „Ich geh noch schnell duschen."Er wies mit dem Kopf in richtung Bad. Ich nickte schläfrig und hörte von weither noch, wie die Tür ins Schloss fiel und im nächsten Moment das Wasser der Dusche rauschte.

Während ich so wegdämmerte schoss mir nur eine einzige Frage durch den Kopf.

Wer war ich, dass ich diese Zuneigung nicht von meinen Eltern bekam und wer war ich, dass ich sie plötzlich von einem Mann wie Tyler bekam?

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