Kapitel 1 - Avery
(ÜBERARBEITETE VERSION!)
Während ich neben meinem Vater stand, welcher gerade irgendeinem reichen Sack die Hand schüttelte, war in mir nichts als Leere.
Ich sah die Menschen um mich herum, strahlte sie mit meinem schönsten Lächeln das ich hatte an, nur damit mir ja auch jeder glaubte, ich wäre glücklich.
Glücklich...
Es war etwas das ich seit Jahren nicht mehr war. Und während die reiche, abgehobene Oberschicht Miamis feierte und meinte sie wären was Besseres, wurde mir nur schlecht. Ich beobachtete wie die Frau des Mannes mit dem mein Vater gerade sprach, sich den Champanger in den Rachen kippte, als sei es Wasser und verachtete sie dafür.
Als mir dann auch noch der lüsterne Blick eines alten, grauhaarigen Mannes, mit dicker Wampe begegnete, hielt ich es nicht mehr aus.
„Dad, Mr. Clifton, entschuldigen Sie mich bitte, ich müsste mal für kleine Mädchen."Ich lächelte gekünstelt und bekam ein ebenso aufgesetztes Lächeln zurück.
„Natürlich mein Schatz, geh nur."Mich widerte es an, wie er mich vor anderen Menschen wie seine kleine Prinzessin behandelte, während er mich Zuhause keines Blickes würdigte.
Ich wusste nicht wie, doch ich schaffte es mit erhobenem Haupte den überfüllten Saal, mit dem glitzernden Kronleuchter, zu verlassen.Als ich die Toilette endlich erreichte und die Tür zustieß, verstummte die Musik der Liveband. Ich erkannte, dass ich allein in dem großen Raum war, der eigentlich viel zu monströs war um nur eine Toilette zu sein.
Dennoch atmete ich erleichtert auf und lehnte erschöpft den Kopf gegen die Tür in meinem Rücken. Das oberflächliche Geblänkel, die falschen Kosenamen meines Vaters und die gefakten Menschen machte mich fertig...Menschen, wie sie nur auf Wohltätigkeitsgalas wie dieser fanden. Menschen die meinten, nur weil sie eine Millionen Dollar an hungernde Kinder in Afrika und Kriegsopfer im nahen Osten spendeten, währen sie gut. Das Verrückte war, dass Menschen wie mein Vater die Macht hätten, all das Leid extrem zu verringern, vielleicht sogar zu beenden. Viele der Geschäftsleute hier handelten mit Waffen oder Rohstoffen, die man im Krieg brauchte. Würden sie die Quellen zudrehen, wäre es so viel friedlicher auf dieser Welt. Doch sie taten es nicht. Ihr Reichtum, ihre Macht, ihre Position waren ihnen zu wichtig.
Ich hätte es da drin keine Sekunde länger ausgehalten.
„Hast du die Oberflächlichkeit auch so satt wie ich?"Ich fuhr zusammen und riss meine Augen auf, welche ich unbewusst geschlossen hatte. Als ich mich in Richtung der offenstehenden Toilette am Ende des Raumes drehte, war ich überrascht.
Dort saß ein wunderschönes Mädchen in meinem Alter, auf dem geschlossenen Toilettendeckel und grinste mich schief an. Ihre schwarzen Haare fielen ihr samtig über die Schultern und reichten fast bis zu ihrem Bauchnabel. Ihre grünen Augen schimmerten im extremen Kontrast zu ihrer olivfarbenen Haut.Sie hatte elfenhafte Gesichtszüge,ihre geschwungenen Lippen warfen ein kräftiges Rot und an ihrem linken Mundwinkel fand ich einen kleinen Leberfleck. Sie war eine Südstaatenschönheit, wie es im Buche stand.
Zögernd antwortete ich. Sie sah nicht wie jemand aus, der soetwas sagte. Ihr Kleid sah teuer aus und funkelte, weil es von so vielen Diamanten bestückt war.
Misstrauisch nickte ich und trat ein paar Schritte auf sie zu. „Ja, es ist schrecklich."Murmelte ich und seufzte.
Das Mädchen sah mich einen Moment überlegend an, stand dann jedoch auf und hielt mir die Hand hin.
„Ich bin Giulia und du?"Einen Moment haderte ich mit mir, die meisten Töchter der Geschäftsmännern, die hier waren, ignorierten mich. Ich war nicht mehr als eine weitere Rivalin, in ihrem stupiden Schönheitswettbewerb. Doch Giulia lächelte mich warm an und in ihren Augen schimmerte eine solche Offenheit, dass ich mein Misstrauen über Bord schmiss.
„Ich bin Avery. Freut mich dich kennenzulernen."Ihre Augen begannen noch ein wenig mehr zu leuchten und ich wunderte mich wirklich, dass sie sich so sehr freute mich kennenzulernen.
Sie kam noch einen Schritt auf mich zu und legte zu meinem Überraschen eine Hand an meine Wange.
„Du bist hübsch."Bemerkte sie und sah einen Moment gedankenverloren aus. „Danke"Meinte ich zögernd. Sie schien sich zu besinnen und zog ihre Hand zurück. Ich räusperte mich, denn die Situation war urkomisch.
„Ich muss langsam wieder raus...Mein Vater hasst es wenn ich so lange weg bleibe."Giulia nickte zustimmend.
„Ich sollte auch mal wieder...Aber davor...Meinst du wir können Handynummern austauschen?"Sie klang etwas verunsichert, doch in ihren Augen erkannte ich Hoffnung.
Ich haderte nur einen kurzen Moment, doch sie schien es schon zu bemerken. „Es muss nicht sein, wenn du nicht willst. Wir kennen uns ja eigentlich auch garnicht."Sie klang fast schon enttäuscht und sie schien wirklich nett zu sein. „Neinnein, ich gebe sie dir gerne."Um meine Aussage zu unterstreichen, lächelte ich sie offen an und kramte mein Handy aus meiner kleinen Tasche.
Ich öffnete gerade den Mund, als die Tür zur Toilette aufflog und ein breit gebauter Mann mit einem verdammt furchteinflösenden Blick vor uns stand. „Verdammt Giulia!Wir suchen dich seit einer Ewigkeit!"Sein kühler Blick landete auf mir und er zog die Augenbrauen zusammen, als würde es ihm nicht passen, dass ich hier war.
Mir fiel auf, dass er die selben grünen Augen und schwarze Haare wie Giulia hatte und auch seine Gesichtszüge der Ihren sehr ähnlich waren, nur dass er ein viel markanteres und domianteres Gesicht hatte. Deshalb vermutete ich das die beiden Geschwister waren.
„Warte ich will noch Nummern austauschen, Alec!"Sie wand sich erneut an mich und sah mich auffordernd an. Im selben Moment wurden wir erneut unterbrochen.
„Sag mal spinnst du? Du kannst doch nicht einfach so einer wild fremden Person deine Nummer geben."Alec knurrte schon fast und trat zwischen mich und Giulia. Ich sah ihn empört an und trat so zur Seite, dass ich Giulia wieder sehen konnte.
„Erstmal ist das doch Giulias Entscheidung und zweitens, was denkst du von mir?"Ich stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn auffordernd an. Sein Blick wand erstmals richtig zu mir und er sah ziemlich angepisst aus. Ich schluckte.
„Halte dich aus unseren Angelegenheiten raus!"Seine Stimme war schneidend und schüchterte mich ein wenig ein. Doch die Empörung in mir war stärker, deshalb erwiderte ich nicht weniger bissig: „Hier geht es doch darum, dass du deiner Schwester verbietest das sie meine Nummer bekommt oder habe ich das falsch verstanden? Dann ist es nämlich sehr wohl meine Angelegenheit."Ich zog herrausfordernd die Augenbraue hoch.
„Giulia?"Knurrte Alec und sah seine Schwester aus funkelnden Augen an.
„Woher weiß sie, dass wir Geschwister sind?"
„Weißt du Alec, man sieht es euch ziemlich an und ich bin auch nicht gerade auf den Kopf gefallen!"Ich schnappte mir, ohne auf einen Kommentar zu warten das Handy seiner Schwester und speicherte meine Nummer und meinen Namen ein.
„Du kannst dich ja melden, wenn dein Bruder sich wieder gefangen hat."Murmelte ich und lächelte Giulia noch ein letztes Mal an. Sie erwiderte es sichtlich erfreut und nahm ihr Handy wieder entgegen. Ihr Bruder wollte gerade nochmal etwas sagen, doch ich ging einfach an ihm vorbei und sah ihm in die Augen. „Ihr Leben. Ihre Entscheidung. Denk bloß nicht, nur weil du ein Mann bist hast du das Recht über sie zu bestimmen."Die Wut, die sich während des gesamten Gespräches mit ihm entwickelt hatte, war kurz vor dem explodieren, deshalb ging ich schnurstraks auf den Ausgang der Toilette und warf die Tür hinter mir ins Schloss um zumindest ein wenig Druck abzubauen.
Bevor ich den großen Saal wieder betrat, atmete ich tief durch. Das was mich jetzt wieder erwarten würde, war noch schlimmer als der Idiot da drinnen.
Alles ist gut Avery....
Ich redete innerlich beruhigend auf mich ein, bis mein Herzschlag, welcher durch die Wut und Empörung in mir angefacht worden war, sich wieder beruhigte.
Dann straffte ich meine Schultern und versuchte so überheblich und arrogant wie möglich zu wirken, damit ich unter den ganzen anderen weiblichen Gästen nicht auffiel. Ich steuerte das Buffet an und nachdem ich einige von den köstlichen Schokoladenerdbeeren verschlungen hatte, ging es mir wieder besser. Mein Zustand änderte sich jedoch schlagartig wieder, als ich meinen Vater erkannte, wie er mit einer deutlich jüngeren Frau flirtete, die ganz bestimmt nicht meine Mutter war. Ich drehte mich seufzend um und steuerte die Bar an. Dort schnappte ich mir ein Glas Champager und tat das, was ich bei den anderen reichen Giftschlangen sonst so verabscheute. Ich trank das flüssige Gold auf ex und schnappte mir direkt danach noch ein Zweites. Gott wie ich das Zeug eigentlich hasste, doch es war gut bei schlechter Laune, so viel stand fest.
Bis zu dem großen Tanz um Mitternacht, war ich betrunken genug um daran teilzunehmen. Ich hickste leise und fragte mich innerlich, wie ich in diesem Zustand überhaupt noch tanzen sollte. Das lange, gelbe Abendkleid das ich trug, war auch keine wirkliche Hilfe. Seufzend reihte ich mich auf der Seite der Frauen ein und sah in die Augen des mir gegenüberliegenden Mannes. Gott sei dank, es war kein alter Knacker, der mich während dem tanzen dann begrapschte. Die Musik erklang und ich setzte mich so elegant wie möglich in Bewegung. Ich drehte meine Kreise mit dem Mann, bis er mich, wie es üblich war, an den Nächsten weiter gab.
Es war der Moment, indem ich tatsächlich stolperte, doch nicht weil ich zu viel getrunken hatte, nein...Die Augen meines Tanzpartners waren genauso grün wie die von Giulia und Alec, nur das sie in alle Richtungen Funken sprühten. So sah es zumindest in diesem Moment aus. Er fing mich gerade noch so auf, sonst hätte ich mich vermutlich vor allen blamiert. Seine kräftigen Hände an meiner Taille brannten sich heiß in meine Haut und pressten mich fest an seinen stählernen Körper. Ich atmete zittrig aus und lies mich wie gelähmt von ihm über die Tanzfläche führen. Seine Gesichtszüge waren wirklich fast exakt die selben wie die von Alec, doch alles an ihm war dunkel und eisig. Alec war nichts dagegen gewesen. Ich spürte es bis in die dunkelste Ecke meiner Seele und plötzlich frohr ich. Er packte mich fester und ich versteifte mich.
„Halte dich von Giulia fern!Sonst bekommst du ernsthafte Probleme!"Seine Stimme war so tief und rau, dass ich noch mehr anfing zu zittern und einen Moment lang unfähig war etwas zu erwidern.
„Wa.."Fing ich dann an, doch er unterbrach mich, indem er mich einmal herumwirbelte und dann wieder zu sich herholte.
„Du hast mich richtig verstanden!"Seine eiserne Stimme war wie ein Schlag mit dem Hammer...Meine Knochen vibrierten und ich fuhr zusammen. In meinem betrunkenen Zustand schwankte ich leicht.
„Halte dich von ihr fern!"Er sah mir nochmal tief in die Augen und dann gab er mich auch schon an den Nächsten weiter.
Ich musste all meine Selbstbeherrschung aufbrinen um den Tanz zuende zu führen. Als die Musik endlich verstummte und ein lauter Jubel derer ausbrach, die nicht mitgemacht hatten, waren meine Beine wie Gummi. Geradenoch so brachten sie mich zu meinen Eltern, bei denen ich mich entschuldigte, mit der Begründung ich hätte Bauchweh. Diese nickten nur desinteressiert, weshalb ich das große, für einige vielleicht, prachtvolle Gebäude so schnell ich konnte verlies und unseren Fahrer William anrief.
Während ich wartete, lehnte ich mich völlig erschöpft gegen die Mauer neben dem Ausgang und betrachtete durch verschleierte Sicht all die Betrunkenen und Reichen, die sich sturtzbesoffen von ihren Fahrern in ihre rießigen, viel zu teuren Luxusvillen fahren liesen.
Wie du eben...
Meinte eine verächtliche Stimme in mir, doch ich drang sie zurück. Ich war nicht wie sie...das würde ich nie sein!
Als der SUV unseres Fahrers endlich angerollt kam, war ich froh, denn die Nacht war kalt und die vorherige Begegnung mit, offensichtlicherweise, Giulias anderem Bruder, lies mich noch immer frösteln.
Schnell stieg ich in den Waagen und begrüßte William. Seufzend lies ich mich in das weiche Leder sinken und schnallte mich an.
„Ihre Eltern werden wie immer lange bleiben?"Fragte William freundlich.
„Ja, du kennst sie."Es schämte mich selbst,so etwas über meine Eltern zu sagen, doch es war eine Tatsache.
Wir fuhren durch die Straßen von Miami, flirende Lichter zogen an mir vorbei, ich sah feiernte Menschen und wie so oft fragte ich mich, wie es war völlig normal zu sein. Nicht überdurchschnittlich viel Geld zu besitzen. Eine liebende Familie zu haben. Freunde zu haben...
Meine Gedanken flogen zu Giulia. Sie hatte so unbedingt meine Nummer gewollt, dass es mich jetzt im nach hinein noch mehr verwirrte. Doch was viel komischer war, war die Reaktion ihrer beiden Brüder, oder Verwanten. Andererseits konnte ich es mir nur zugut vorstellen...Es waren nicht die Armen die Zuhause ihre Frauen verschlugen.
Es waren die Reichen. Doch bei ihnen kam es einfach nur nie ans Licht, weil sie zu viel Geld und Macht besaßen um all ihre Schandtaten zu vertuschen.
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