22 - chapteя
Ich wollte rennen, mich umdrehen, die Tür aufreißen, schreien, weinen, aus diesem Gebäude- und der Situation flüchten. Mich schämen, verkriechen, um Verzeihung betteln und am liebsten alles wieder auf null zurückdrehen. Zurück in mein Büro, zu den Überstunden und meinem täglichen Kaffee zurück. Mein hochangesehenes Ansehen genießend, das neutrale Verhältnis zu meiner Assistentin hinnehmend. Doch nun stand ich hier, vor ihnen, verachtet, ungewollt, gehasst. Ich hätte diesen Auftrag nicht annehmen-, das Geld nicht entgegennehmen- und niemals auf NCT treffen sollen. Alles war ein Fehler, immer hatte ich mich falsch entschieden, war den falschen Weg eingeschlagen und es war meine Schuld.
„Was ist das?" Erklang es erneut und Jungwoo stand angespannt neben Johnny, hatte seine Augen, diese eiskalten Blicke, auf mich gesenkt. Langsam nahm Lucas, dem Jungen das Handy aus seiner Hand und betrachtete ebenfalls dies, was auch alle anderen gesehen hatten. Natürlich war mir klar, war sie dort betrachteten und Reue machte sich in mir breit. Meine Kehle war leer gefegt, ich wollte-, doch konnte einfach nichts sagen, bis mir jemand auf die Sprünge half. Dieser jemand war Federico, welcher seine Hand auf meine Schulter legte und ernster Miene zu mir hinunter schaute. „Nun sag endlich etwas Amélia, wir verlieren nur mehr wertvolle Zeit!" Kam es in einem lauten und bestimmenden Ton von dem Mexikaner, weshalb ich etwas überrascht zurückzuckte. Jedoch, steckte allein Wahrheit in seinen Worten und, da ich sowieso nichts mehr zu verlieren hatte, wäre mein Schweigen an dieser Stelle irrelevant gewesen. Zögernd machte ich einen Schritt vor, atmete nochmal tief Luft ein, hob mein Blick, versuchte mir nichts anmerken zu lassen, was im Moment nur mehr überflüssig war, und spürte, beim betrachten ihrer einzelnen Gesichter, wie die erste heiß-brennende Träne meine kalte Haut hinunter lief. „Weißt du etwa, was das zu bedeuten hat?" Raute Jaehyun und Lucas drehte das Smartphone Johnny's, mit dem Bildschirm zu mir. Lippen aufeinander pressend und meine Hände vor mir faltend öffnete ich meinen Mund. Das war es. „Wie ihr bereits bemerkt haben werdet, ist in diesem Moment ein Video online gegangen, was mit genauer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Stunden viral gehen wird." Setzte ich an, wurde jedoch kurz unterbrochen als ein Handy hinter mir zu vibrieren begann. Sich entschuldigend nahm der Braunhaarige ab und begab sich in eine hintere gelegene Ecke des Raumes, so damit wir nichts mitbekamen. Nun war ich komplett alleine auf meiner Seite, keiner der hinter mir stand, früher nicht und auch jetzt nicht.
„Das Video ist von mir." Entkam es mir kurz, knapp und schnell, so als ob es nichts großes wäre, wie man es eigentlich nicht von mir gewohnt war. Diese Sache, welche nicht nur eine aufgebaute Existenz innerhalb von weniger als zehn Minuten zerstören würde. Warum ausgerechnet diese Zahl? So lange dauerte die Abspielzeit des ganzen Spaßes. Ganze zehn Minuten im welchen ein Mädchen über alles berichtet, was ihr einst widerfahren ist, schriftlich und sorgfältig protokolliert wie man es von Ms.Paker gewohnt war. Niemals eine Enttäuschung abliefern und immer alles bis zum Ende bringen. Ich war mir treu geblieben, ich hatte meinen Plan bis zum letzten Punkt durchgezogen, ich hatte es beendet. Lucas griff korrupt nach dem Smartphone und spielte anscheinend das Video ab. „The Real Face Of NCT's Kim Jungwoo?" Laß er vor und sah dann zu mir auf. „Sogar auf Koreanisch!" Kam es leise geflüstert vom Jüngsten und alle schienen in diesem Augenblick mehr auf das Video, als auf mich fokussiert zu sein. „Wir müssen das den Managern zeigen!" Kam es aufgebracht von Jaehyun, doch Jungwoo griff nach seiner Schulter. „Nicht!" Folgte es von ihm und wütend starrte Jae ihn an. „Was meinst du 'nicht'? Willst du, dass Lügen über dich verbreitet werden?! Falls du gerade nicht hingesehen hast, dort steht, du seist ein Arschloch gewesen, welches sich einen Dreck um seine Mitmenschen geschert hätte!" Versuchte der Koreaner ihm klar zu machen, aber die Hand des Asiaten blieb auf Jaehyun's Schulter liegen. „Amélia Paker hasst dich anscheinend, aus einem, mir nicht bekannten, Grund, zerstört gerade deine Karriere und du lässt das einfach zu?" Wandte sich auch nun Johnny an den unsicher wirkenden Braunhaarigen. Er sah zu Boden und Lucas betrachtete das Handydisplay genauer.
„Leute! Sie kann es nicht gewesen sein!" Ich, sowie auch die Anderen drehten uns irritiert zu dem Thai-Chinesen. Er drehte die Frontseite mir- und dann den anderen entgegen, doch der Funke an Hoffnung, dass ich es nicht gewesen war, was theoretisch garnicht ging, erlosch, als er meinte, den Beweis meiner Unschuld zu zeigen. Es war nur ein weiterer Beweis meiner Tat. „Ein Bericht von AY?" Laß Mark, nicht nachvollziehend, vor und ich schluckte. „Dort müsste AP stehen und-.."
„Yoo." Erklang es von Jungwoo, welcher somit den Satz von Lucas unterband. „Hm?" Kam es von Kun und alle verstummten. „Der Bericht ist von mir." Wiederholte ich gestehend und Jungwoo setzte weiter an. „Amélia Yoo, dafür steht AY. Es ist der Familienname ihres Vaters, welchen sie nach der Trennung ihrer Eltern ablegte und somit den Britischen Namen ihrer Mutter annahm." Alles was er von sich gab schockierte selbst mich, denn das es derartiges über mein Leben wusste, war selbst mir nicht klar gewesen. Immerhin hatte ich ihm nie erzählt, dass meine Mutter aus Großbritannien stammte und ich demnach keine reinen asiatischen Wurzeln besaß. „Woher weißt du das bitte?" Fragte Ten an den Koreaner gerichtet und er sah, mit verletzten Augen, auf. „Weil ich mit ihr auf eine Schule ging und sie gemobbt habe." Alle schienen geschockt von dieser Erkenntnis zu sein, nur ich war die einzige die etwas lächelte. Ich lächelte nicht, da die Anderen erschrocken waren, nein, ich lächelte, weil er es endlich zugab. Er hatte mich gemobbt und auch er sah es nun ein.
Ein aufgelöster Federico legte mir plötzlich seine Hand auf meine Schulter, wahrscheinlich war sein Telefonat beendet. „Das waren meine Jungs." Meinte er und ich drehte mich, mit weit aufgerissenen Augen, zu ihm um. „Wir müssen los, vielleicht können wir doch noch alles zurechtbiegen." Schnell nickte ich und lief mit ihm zur Tür zurück, doch die Anderen stoppten mich. „Du kannst jetzt nicht einfach gehen Amélia!" Ich drehte mich um und schaute einmal jeden einzelnen an. Meine Mundwinkel zuckten nach hoben. „Doch, das kann ich." Lächelte ich lieb und wollte gehen, doch Ten kam zu mir. „Dann komm ich mit." Meinte er und ohne darauf einzugehen drehte ich mich dem Mexikaner zu. „Du kannst jetzt nicht einfach mit ihr gehen Chittaphon!" Rief ihm Johnny hinterher und zu meinem Erstaunen, reagierte er recht ungewohnt. „Sie wird einen Grund für das alles gehabt haben und wenn ihr bei einem Menschen bleiben wollt, der uns anscheinend nur Lügen aufgetischt hat, dann könnt ihr das ruhig machen, aber ohne mich!" Er schloss die Tür hinter uns und wir rannten los. Das der Thailänder sich gegen seine Member stellte, gefiel mir garnicht und das er immer noch etwas für mich empfand ebenso nicht. Wir liefen in Richtung meines alten Büros, wo genug Informationen und Unterlagen untergebracht waren, die uns einiges an Arbeit ersparen würden.
Federico telefonierte fleißig unterwegs, versuchte einen klaren Kopf zu behalten und verlange nach meinem Handy. „Zwei sind schneller als eins." Erklärte er als ich verweigern wollte. Als ich, gefolgt von den beiden Männern, in mein Büro platzte, erschrak Frau Thompson und sprang hinter ihrem Schreibtisch auf. „Ms.Paker? U-Und Federico? Was ist-.." Ich unterbrach sie. „Keine Fragen! Fahren Sie meinen Computer hoch und bringen Sie mir mein iPad, wir müssen einen Fehler rückgängig machen." Die Frau verbeugte sich vor mir und machte sich sofort ans Werk. Wir liefen durch den kleinen Empfangsbereich und traten durch eine weitere Tür in mein Büro ein. Alles wirkte noch so, wie an dem Tag als ich es verlassen hatte. Ich setzte mich zusammen mit Ten auf einige Decken, genau auf den Platz, wo für gewöhnlich mein Ledersofa gestanden hätte, welches aber noch immer in meiner übergangs-Wohnung stand. Am Schreibtisch hatte Federico Platz genommen. Er telefonierte an seinem Handy, tippte für mich nur irgendwelche wirr erscheinenden Zahlen in ein Programm ein und skypte zeitgleich mit seinen 'Jungs' in Mexiko. Meine Assistentin betrat den Raum und reichte den beiden Jungs einen Kaffee, wobei sie mir ebenso einen reichte, aber auch noch ein Wasser und eine Banane. Dankend nahm ich alles drei an, sie meinte es ja immerhin nur gut und meine Verfassung musste sich sowieso schleunigst ändern.
„Müssten Sie nicht theoretisch noch im Krankenhaus bleiben? Zu Überwachung?" Fragte mich die Dame und ich nickte. „Ich habe mich selbst ausgewiesen." Ihrem Gesichtsausdruck entnehmend gefiel ihr meine Aussage garnicht, doch sie verschwand wieder ohne etwas darauf zu entgegnen. Ich und der Thailänder starrten auf das Tablet vor uns, auf welchem man nur alle Daten im Auge behielt. Mehr konnten wir gerade nicht machen, es lag an Federico und seinen Amigos. „Wir brauchen einen Transfer aufbauet." Meinte der Braunhaarige mehr zu sich selbst hin und verschwand ohne weiteres aus dem Raum. Ten und ich sahen ihm fragend hinterher, doch meinten nichts weiter dazu. „Sag mal.." Fing der Junge neben mir an und ich schaute zu ihm hinüber. „Du und dieser Federico, was ist das zwischen euch? S-Seid ihr Freunde oder nur Kollegen? Irgendwie blicke ich da noch nicht ganz durch." Ich nahm einen weiteren Schluck meines Getränks und setzte mich auf. „Es fing alles vor vier Jahren an. Ich war siebzehn und traf in einem Auslandssemester auf Federico. Er bewarb sich im IT-Hochschulfachlichen-Bereich des Programmierens. Schnell fanden wir einige Gemeinsamkeiten, freundeten uns langsam an und beschlossen einander zu helfen, falls der zukünftige Job es verlangte. Er verliebte sich in mich, doch ich konnte ihm nichts erwidern. Als ich wieder zurück nach Korea kam hielt unser Kontakt, jedoch nur auf Basis unserer Arbeit und nicht der Freundschaft wegen. Ich wurde immer bekannter, hatte kaum noch Zeit und schließlich kontaktierten wir den jeweils anderen nur noch für geschäftliche Dinge, bis er dann vor vier Tagen plötzlich vor meiner Tür stand und mich ins Krankenhaus brachte."
Nichts erwidernd und einfach nur nickend reagierte Ten auf diese Erklärung. „Und was ist heute? Also..hast du jetzt Gefühle für ihn?" Ich seufzte und schaute von dem iPad zu dem Jungen neben mir. „Bis dato hat sich nichts an meinen Gefühlen ihm gegenüber geändert, er ist ein guter Freund, sonst nichts weiter." Beruhigt atmete der Asiate aus, was mich beinahe in Wehmut versetzte. „Falls du damit dein Gewissen beruhigen wolltest, muss ich es leider wieder beunruhigen. Chittaphon, ich bin ein gebrochenes Wrack, habe tief sitzende Probleme, habe oft Angst vor mir selbst, vernachlässige andere und hätte ohne meinen Job, vermutlich keinen Sinn wofür ich leben wollen würde. Es fällt mir leicht Gefühle von anderen zu erkennen, allein durch Mimik und Gestik, jedoch kann ich sie niemals nachvollziehen, verstehe nicht, warum eine Person gerade so fühlt. Ich kann mich in die Position jemandes anderen nicht reinversetzten. Ich bin niemand, in welchen man sich verlieben sollte, egal wie schön das Äußere auch erscheinen mag, mein Inneres ist nichts was man retten könnte und schon garnicht etwas, welchem man Liebe geben sollte." Ten hob seine Hand, wollte sie mir vermutlich an die Wange legen, allerdings zuckte ich zurück und er hielt Inne. Ich senkte meinen Kopf und drehte mich wieder dem Display zu. „Verzeihung." Murmelte ich leise, er sah schmunzelnd zu seinen Händen. „Das ist nichts wofür man sich entschuldigen muss, außerdem hatte ich schon so eine Vorahnung." Lächelte er und, auch wenn ich ihn nicht ansah, war ich innerlich fasziniert von einer derartigen Antwort. „Na dann." Flüsterte ich leicht lächelnd. Vielleicht nicht mehr, doch Freunde könnten wir werden.
„Jemand anderes muss es schaffen, dein Herz zu berühren." Lachte er lieblich. Neben uns sprang plötzlich die Tür auf und erschrocken sahen wir zu dem Asiaten. „Hyung! Was machst du denn hier?!" Erklang es von dem Thailänder neben mir und ich sah etwas, was mich fesselte, in Doyoung's Augen aufleuchten als er in den Raum schritt. „Wir sind der Meinung, dass wir deine Sicht auch zunächst hören sollten." Sagte er aufheiternd. „Wir?" Hackte ich nach. Doyoung nickte und hinter im betrat Mark auch den Raum, gefolgt von einem schüchternen Jisung. „Nur ihr?" Meinte ich unüberlegt und der Älteste nickte. „Die Anderen waren der Ansicht, bei Jungwoo zu bleiben, doch ich konnte nicht...Amélia? Das mit deinem Arm...war er..?" Ich hatte nun keinen Grund mehr, die Narben weiter zu verstecken und krempelte befreiend meine Ärmel hoch. Ich nickte. „Danke Jungs." Murmelte ich geschmeichelt zu den männlichen Personen hin und Federico kam zurück. „Huh!" Entfloh es ihm überrascht als er beinahe in den Jüngsten gerannt wäre. Wir alle lachten leicht auf und für einen Moment, schien alles wie gewohnt zu sein, wie einst.
Lucas POV
Im Entertainment hatte man bereits Wind von dem ganzen bekommen, allerdings hatten wir Paker noch nicht verpfiffen. Ich bat die Jungs darum, zunächst erstmal noch nichts zu sagen, da Amélia mit diesem Typen bereits dabei war die Daten zu vernichten. Mein Handy vibrierte und ich sah zu der unbekannten Nummer hinunter. Unauffällig schlich ich aus dem Raum, wo die Anderen sich mit Jungwoo unterhielten, um abzuheben. „Ja?" Fragte ich in den Hörer hinein. An der anderen Seite vernahm ich etwas rauschendes. „Spreche ich mit Ihnen Wong Yukhei?" Eine Damenstimme. „Ä-Äh, ja." Stotterte ich unbeholfen. „Ich kontaktiere Sie, da es um Ms.Paker geht. Es ist wichtig." Ich riss mich zusammen und hörte genauer hin. „Weshalb rufen Sie mich an und wer sind Sie überhaupt?" Wollte ich wissen. „Ich telefoniere mit Ihnen, da ich glaube, dass Sie einer der wenigen Leute sind, denen Ms.Paker vertraut. Wer ich bin ist nebensächlich. Ich habe im Krankenhaus angerufen, da mir die ganze Sache nicht gefallen hat. Dort haben sie mir schockierendes erzählt, es könnte die Sache auf eine ganz andere Ebene schieben." Ich hielt meinen Atem kurz an und schluckte. „Und was?" Die Frau am anderen Ende des Hörers holte tief Luft und begann...
..Fortsetzung folgt..
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the end is near :(
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