Und ihr sagt jeder gehört zur Familie...
Nachdem Lucy zu Hause angekommen war, zog sie sich sofort ihre Kleidung aus und warf sie in den Wäschekorb. 'Die muss ich unbedingt waschen! Die stinken ja entsätzlich nach Alkohol!' Kurzerhand zog sie sich ihre Schlafsachen an und ging ins Bad, um sich die Zähne zu putzen. Lucy wat bewusst, dass, wenn sie das jetzt nicht tun würde, ihr Mundgeruch nachher unerträglich wäre. Da sie nichts besseres zu tun hatte entschied sie sich dazu, sich nochmal kurz hinzulegen, um die Geschehnisse von dem gestrigen Tag und dem heutigen Morgen zu verarbeiten. Sie kuschelte sich in ihr weiches Bett, unter die warme Bettdecke. Es war allerdigs so gemütlich, dass sie direkt einschlief, ohne groß über irgendetwas nachdenken zu können. Als sie dann irgendwann wieder aufwachte stand die Sonne schon hoch am Himmel und schien direkt in das große Zimmer. "Es muss wohl schon Nachmittag sein", stellte Lucy überrascht fest. Noch verschlafen stand sie auf und zog sich neue Sachen an. Sie schnappte sich ihre Peitsche und ihre Schlüssel, mitsamt einem Apfel und ging aus dem Haus. Gemütlich spazierte sie am Fluss entlang und ging ihren gewohnten Weg zur Gilde. "Lucy? Sie sind heute ja spät dran. Haben Sie etwa zu lange gefeiert?", fragte einer der Bootjungs, die gereade wieder an Lucy vorbei fuhren. "Vielleicht, aber nur ein kleines bisschen", gab Lucy lächelnd zurück. "Ich bin mir ziemlich sicher das hat ganz Magnolia mitbekommen", sagte der Andere der zwei Bootjungs. "Tja... Es ist halt immer noch Fairy Tail", erwiderte die junge Magierin. Die Bootjungs lachten und fuhren weiter und auch Lucy setzte fröhlich ihren Weg zur Gilde fort. Es dauerte nicht allzu lange, da stand sie auch schon vor dem Gildentor. Wie sehr sie diese Gilde doch lieb gewonnen hatte. Lucy öffnete das Gildentor und trat ein. Niemand grüßte sie, was wirklich ungewöhnlich war, aber sie dachte sich nichts weiter dabei. 'Bestimmt haben sie einfach noch alle einen ordentlich Kater von gestern'. Lucy schaute sich ein wenig um. Mira war hinter der Bar und putzte ein paar Gläser, Cana trank wie immer ein Fass Sake. Laxus und sein Team waren nirgends zu sehen, nichts neues. Gajeel und Juvia waren ebenfalls nicht aufzufinden, vielleicht ein Auftrag oder ähnliches. Die alte Kameradschaft einmal wieder aufleben lassen, überlegte Lucy. Wendy war auch nicht da, wahrscheinlich noch im Mädchen Wohnheim. Sie ist halt doch eben doch noch zu jung für so große Partys. Lisanna war auch noch nicht da, aber Lucy meinte sich daran zu erinnern, wie ihre neue Freundin gestern etwas von Magnolia neu erkunden erwähnt hätte. Was sie allerdings wunderte war, dass Erza ebenfalls nicht aufzufinden war. Lucy schüttelte den Kopf, um die komischen Gedanken zu vertreiben. 'Wahrscheinlich auch nur ein Auftrag, so wie man Erza kennt', erklärte sie sich selbst. Sie ging weiter durch die Gilde und setzte sich wie immer an die Bar. "Moin Mira", murmelte Lucy, doch eine Antwort bekam sie nicht. Sie sah Mira an. Diese lächelte und starrte in die Gilde, während sie mit ihren Händen immer noch das Glas putzte. 'Sieht aus als wär sie in Gedanken. Ich stör sie mal lieber nicht', dachte Lucy leise. "Nützt ja alles nichts. Ich brauch wieder Geld. Miete ist bald fällig", murmelte sie zu sich selbst und stand auf. "Hey! Natsu, Gray! Lust einen Auftrag zu erledigen?", fragte Lucy die Beiden, während sie auf die zwei Jungs zu ging. Komischerweise stritten sie sich gerade gar nicht, warfen sich keine Beleidigungen an Kopf oder prügelten sich, sondern sie saßen einfach an einem Tisch und unterhielten sich,so wie ganz normale, zivilisierte Menschen. Doch auf Lucys Frage reagierten sie nicht. Also versuchte sie es nochmal: "Hallo? Natsu, Gray?" "Huh? Was willst du?!", antwortete Natsu giftig. 'Was ist denn mit Natsu los?', fragte Lucy sich in Gedanken, schüttelte das unwohles Gefühl, das sich in ihr ausbreitete, gleich wieder ab. "Ich wollte fragen, ob wir wieder einen Auftrag zusammen erledigen wollen", fing Lucy erneut an. "Wieso fragst du uns? Geh doch alleine. Wir haben keinen Bock immer deinen schwachen Arsch zu retten!", warf Gray Lucy an den Kopf. 'Bitte was...?'
*krack*
"Was guckst du so dähmlich, huh?! Du bist so nervig!", sagte Natsu mit einem Stirnrunzeln, hörbar genervt. 'Was ist hier los...?'
*krack*
Die Gilde brach in schallendes Gelächter aus und in Lucys Hals bildete sich ein fetter Klos. Gespannt starrte sie auf den Boden vor ihren Füßen. Ihre Augen hatten Schwierigkeiten sich auf das Holz vor ihnen zu fokussieren. Lucy war so fixiert darauf nicht los zu weinen, dass sie die Flasche, die auf Kopfhöhe geflogen kam, nicht bemerkte. Mit einem kleinen 'Klonk' traf sie Lucy am Kopf und fiel dann zu Boden, wo sie in viele kleine Teile zersprang. Unbewusst taumelte Lucy einige Schritte zur Seite. Etwas warmes lief von ihrer Stirn die Seite ihres Gesichts runter. Zögernd hob sie ihre Hand und berührte den Ursprung der dickflüssigen Wärme. Ein stechender Schmerz schoss durch Lucys Nerven, als ihre Fingerspitzen ihre Stirn berührten. Schnell zog sie ihre Finger wieder weg und starrte sie an. 'Blut...?' Diese ganze Situation kam ihr so unwirklich vor. Als wäre sie gar nicht hier, als wäre das in Lucys Körper jemand ganz anderes, als ob sie die Geschehnisse von einer Zuschauerbank aus beatrachten würde. Aber es stimmte; das war ihr Blut, das dort an ihren Fingern klebte. Das war tatsächlich sie, die da mitten in der Gilde stand und mit geweiteten Augen ihre Fingern anstarrte, während weitere Bluttropfen ihr Gesicht runter rannen und zu Boden fielen. "Hey, Schwächling! Das nennt man Blut! War ja klar, dass du das nicht kennst! Du lässt dich ja immer nur von allen anderen beschützen und machst dir nie selbst die Hände schmutzig!", rief jemand. Lucy blickte auf und sah Levy. Sie stand auf einem der Tische und blickte höhnisch auf die schockierte Magierin herab. 'Levy...?'
*krack*
"Nicht mal eigene Magie kannst du benutzen! Musst immer deine Stellargeister rufen, damit sie dich aus der Scheiße retten! Du ziehst unser gutes Image richtig runter! Ist dir eigentlich klar was für eine Belastung du für uns alle bist?!", schrie Cana. luvy sagte nichts. Sie guckte Cana nur direkt in die Augen und suchte nach irgendeinem Hinweis, dass das alles - die ganze Situation seit sie in die Gilde kam - das alles, nur ein schlechter Scherz war. Aber da war nichts. Canas Augen waren dunkel, bitter, kalt. 'Eine Belastung also...?'
*krack*
"Immer redest du über deine scheiß Miete! Immer heißt es: 'Ihr dürft die Stadt nicht zerstören, ich brauch das Geld für meine Miete' oder 'Können wir einen Auftrag machen? Meine Miete muss bald wieder bezahlt werden'! Sag mal, denkst du wir sind nur dazu da um dir Geld zu beschaffen?! Bekomm doch mal alleine was auf die Reihe und nerv uns damit nicht ständig! Es macht so agressiv!", schrie auch Gray jetzt und warf eine Flasche nach Lucy. Diese bemühte sich nicht einmal auszuweichen und ließ die Flasche an ihrem Kopf zerschmettern. Eine neue Wunde bildete sich und Blut tropfte erneut zu Boden. Das Blut, das über ihre Augen lief, wischte Lucy mit der Hand weg, damit sie wieder klare Sicht bekam und guckte Gray an. Sie war nicht geschockt, nicht wütend, nicht traurig, noch nicht mal verletzt. Sie war gar nicht mehr sie selbst, das Gefühl, das sie verspürte, war nichts; leere, Taubheit. Lucys Augen waren wässrig und trüb. 'Nervig, ja...?'
*krack*
"Hast du schon vergessen, dass wegen dir unsere Gilde zerstört wurde und wir alle fast drauf gegangen sind?! Nur um deinen Arsch zu retten!", rief Elfman. 'Es war also doch meine Schuld, hn...?'
*krack*
"Jetzt wo Lisanna wieder da ist können wir dich endlich gegen sie ersetzten! Für uns warst du eh nie mehr als ein billiger Ersatz! Also tauschen wir dich Schwächling einfach wieder gegen unsere starke Lisanna aus! Du kannst ruhig verschwinden und meinetwegen irgendwo verrecken! Na los! Verschwinde schon! LOS!", schrie Natsu und lachte dabei - er lachte! 'Nur ein Ersatz also...? Das war ich also die ganze Zeit für euch...'
*krack*
Die Gilde brüllte und jubelte, so laut wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Sie schlugen ihre Fäuste in die Luft und schrien. "Raus mit dir!", schrien sie. "Raus mit dir!", schrien sie im Chor. "Raus mit dir!", schrien sie in einem klaren Rythmus. "Raus mit dir!", schrien sie, wärend sie Flaschen nach der am Boden zerstörten Magierin warfen, während sie Stühle und Tische nach ihr warfen, während sie ihr Beleidigungen an den Kopf warfen.
*krack*
- machte es ein letztes mal und Lucy konnte hören wie sie innerlich in Millionen und aber Millionen Stückchen zerbrach. Jetzt war sie wirklich allein, vielleicht nicht im Großen und Ganzen betrachtet, aber jetzt, genau in diesem Moment hier, war sie wirklich ganz alleine. Jetzt gerade war niemand hier, der sich auf ihre Seite schlagen würde. Vielleicht hätte sie Wendy ja verteidigt oder Gajeel oder Juvia, Lisanna, viellicht ja sogar Erza, wer weiß. Aber jetzt war Lucy allein. Sie war hier allein, inmitten der Gilde während überall um sie herum, Stimmen den Chorus verstärkten. Die Worte aus all den vielen Mündern, in all den vielen unterschiedlichen Stimmlangen, mit all den verschiedenen Höhen und Tiefen, prasselten auf sie nieder. Sie luden Gewichte auf Lucys Schultern, zerquetschten ihre Lunge, schnürrten ihr die Kehle zu, brachten ihren Kopf fast zum platzen und durchbohrten ihr Herz immer und immer wieder. Lucy drückte sich die Handflächen auf die Ohren, versuchte die Geräuschkulisse auszuschalten, das Gelächter zu verdrängen. Aber der Chorus aus Stimmen war zu laut, er hallte immer wieder und wieder durch ihren Kopf. "Hört auf!", schrie sie, als ihre Belastungsgrenze erreicht war, das sogar so laut, dass wahrscheinlich ganz Magnolia es hören konnte; und mit einem mal war es ganz still- Niemand rührte sich. Man hätte hören können, wie eine Stecknadel zu Boden fällt. Sogar der Master kam jetzt aus seinem Büro und betrachtete die Situation geschockt. Es sah wohl schon eigenartig aus. Die ganze Gilde ihr Fäuste in der Luft und in der Mitte eine kleine Magierin, der von zu viel psychischer Belastung schon ungewollte Tränen übers Gesicht rollten und sich am Boden mit dem zuvor gefallenem Blut vermischten. Alle starrten den Master an - alle, außer Lucy. Diese starrte weiterhin auf den Boden, Hände immernoch fest auf die Ohren gedrückt und stille Tränen fielen leise aus ihren Augen. Der Master blieb noch für einige Sekunden still, bevor sich seine Stimme lauter als je zuvor über die Gilde erhob. "Lucy! In mein Büro! Sofort!", brüllte er und sah sie direkt an. Lucy erhob mein Blick und schaute direkt in seine Augen, die Sorge darin, unbeschreiblich. Sie gab ein leises "Jawohl..." von sich, kaum hörbar, aber es schien dem Master zu genügen. Er sah die, jetzt so klein wirkende Magierin, noch einmal kurz an und ging dann zurück in sein Büro, die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss. Lucy lies ihre Hände wieder fallen und richtete sich langsam auf. Ihre Augen starrten geradeaus, ins Leere. "Du kleine...", knurrte Nastu, "Was guckst du so blöd, heh?!" Er holte mit seinem Arm aus und wollte Luc, mit seiner in Feuer gehüllte Faust, eine verpassen, allerdings fing Lucy seine Faust vorher ab, dreht sich auf seine Seite und schlug ihm die Beine unter seinem Körper weg. Er landete mit einem lauten 'Rumms' auf dem Boden. Nun starrte die ganze Gilde Lucy geschockt und ungläubig zu gleich an. Kein Wunder. Immerhin hatte gerade Lucy, die schwache Lucky Lucy Heartfilia eine Attacke des ach so starken Salamanders abgewehrt. Keiner bekam die Kinnlade wieder hoch. "Und ihr sagt jeder gehört zur Familie...", flüsterte Lucy verächtlich. "Was hast du gesagt?!", schrie Natsu mich wütend an. Aber sie beachtete ihn nicht weiter. Stattdessen setzte sie ein Lächeln auf und sagte, so, dass alle, außer der Matser, es hören konnten: "Das hier ist also die zweite Familie, die mich verrät und mich im Stich lässt... Fairy Tail". Die letzten zwei Worte spuckte Lucy so verächtlich aus, wie sie es noch nie zuvor mit irgendetwas Anderem getan hatte. Nachdem sie das gesagt hatte ging sie, weiterhin lächelnd, die Treppe zum zweiten Stock hoch und verschwand im Büro des Masters. Hinter sich lies sie eine Gilde voller zähneknirschender, wütender Leute.
"Lucy?", setzte der Master an, "Was ist passiert?" Er musterte die junge Magerin besorgt, die zwei Wunden an ihrem Kopf, die durch die zwei Flaschen verursacht wurden. Auch die anderen geröteten, teils blutenden Stellen, die durch die weiteren geworfenen Gegenständen verursacht wurden, musterte er genau. "Ach Master...", fing Lucy an, "es ist nichts..." 'Was sag ich denn da?' "Ich bin nur bei einem Streit dazwischen gegangen..." 'Wieso erzähle ich ihm das? Das ist nicht wahr!' "und dabei habe ich wohl den ein oder anderen Schlag eingesteckt" 'Was sage ich denn da?' Lucy war sichtlich verwundert über sich selbst und auch der Master schien sehr misstrauisch. "Bist du dir wirklich sicher das alles in Ordnung ist, mein Kind?", fragte der Master erneut. 'Mein Kind...' Lucy mochte die Liebe, die Fürsorglichkeit, die in diesen Worten lag. 'Sag es ihm Lucy, sag ihm wie sie dich behandelt haben, wie sie dich verletzt haben, wie...!' Lucy schloss die Augen und atmete einmal tief ein, dann atmete sie wieder aus. In diesem Atemzug lag eine Entscheidung - ihre Entscheidung. Der Master blickte sie erwartend an. Er wusste es, wusste was die Gilde getan hatte, Lucy konnte das in seinen Augen sehen. Natürlich wusste er es und dennoch wartete er auf ihre Entscheidung. Lucy guckte den Master an und lächelte. "Ja Master. Es ist wirklich alles in Ordnung. Sie müssen sich keine Sorgen machen", sagte sie und guckte ihm dabei direkt in die Augen. Der Master seufzte, aber auch er lächelte kurz darauf, es war ein ehrliches Lächeln, kein aufgesetztes, wie man jetzt vielleicht hätte vermuten können. "Das dachte ich mir", sprach er ruhig, "Du bist halt immer noch Lucy... Unsere fröhliche Lucy". Die Stellar-Magierin nickte und lächelte leicht, nicht aufgesetzt, es war tatsächlich ein ehrliches, aber trauriges Lächeln. Dann drehte sie sich um und ging aus dem Büro.
Nachdem Lucy aus dem Büro des Masters ausgetreten war, verließ sie mit schnellen Schritten die Gilde, und auch wenn sie ihnen nicht in die Augen sah, konnte Lucy die verachtenden Blicke ihrer 'Kameraden' in ihrem Rücken spüren. Hinter ihr fiel das Gildentor wieder ins Schloss. Sie lief, dann fing sie an zu rennen. lucy rannte schneller, noch schneller, so schnell das ihre Beine sich fast überschlugen. Dann irgendwann, stoppte sie einfach. Sie stöhnte, ächzte, bekam fast keine Luft mehr und hatte Mühe, sich aufrecht zu halten. Dann knickte sie jedoch trotzdem ein. Mitten in Magnolia sank Lucy nieder und schlang ihre Arme um ihre Knie. 'Wieso...?' Tränen fingen an aus Lucys Augen zu fließen. 'Wieso...?!' Ein leises Schluchzen entwich ihren Lippen und sie musste schlucken. "WIESO KANN ICH EUCH NICHT HASSEN?!"
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