KAPITEL 30
Als ich wieder zu mir kam, fühlte sich alles anders an – es war ein seltsames Gefühl der Schwebung, der Übergang zwischen Bewusstsein und Ohnmacht. Sanemi hatte mich am Arm gepackt und rannte durch das Ewigkeitsschloss. Seine Bewegungen waren hastig, fast panisch, und ich konnte den heftigen Aufprall seiner Schritte auf dem Boden hören. Die Wände des Schlosses zogen an uns vorbei, verschwommen und in dunklen Schatten gehüllt.
„Ai, bleib bei mir! Bleib bei mir!" brüllte Sanemi immer wieder, seine Stimme klang verzweifelt und angestrengt. Er sah sich immer wieder um, als suchte er verzweifelt nach einem Ausweg.
Ich konnte kaum etwas sehen, nur die verschwommene Umrisse der Räume und die kalten Steinmauern. Sanemi hielt plötzlich an, und ich spürte, wie er mich sanft, aber gleichzeitig fest auf den Boden setzte. Er zog die Hand von meinem Arm zurück und sah sich meine Wunde an. Der Schmerz war noch immer da, und ich konnte fühlen, wie die Kälte sich in meinem Körper ausbreitete.
„Verdammtes Miststück, warum musstest du so dumm sein?" Sanemis Stimme war rau, und ich konnte sehen, wie er sich bemühte, ruhig zu bleiben, obwohl die Verzweiflung in seinen Augen unübersehbar war. „Warum hast du das getan?"
„Sanemi..." murmelte ich schwach, meine Stimme war kaum mehr als ein Hauch. „Es tut mir leid..."
„Hör auf, das zu sagen! Du darfst dich nicht erlaubt, dich zu entschuldigen!" Er versuchte, meine Wunde mit seinen Händen warmzuhalten, während er gleichzeitig versuchte, mich zu wärmen. „Wir müssen dich irgendwie stabilisieren..."
Plötzlich schoss mir ein klares Bild durch den Kopf, als hätte jemand einen Vorhang beiseitegeschoben. Der Name „Ai" war immer nur mein Spitzname gewesen. In Wirklichkeit hieß ich „Aikaze". Die Erinnerung kehrte zurück, zusammen mit dem Wissen, dass meine Familie weit entfernt war, mit der Familie Shinazugawa verwandt. Diese Erkenntnis war wie ein schmerzlicher Stich in mein Herz.
„Sanemi..." flüsterte ich erneut, und diesmal war es eine Mischung aus Schmerz und Erleichterung. „Mein Name... mein Name ist Aikaze. Nicht Ai..."
Sanemi sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Was redest du da? Bleib bei mir, Aikaze. Wir finden eine Lösung, versprochen."
Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Sanemis Gesicht war verzerrt von Angst und Sorge, und ich konnte sehen, wie seine Augen feucht wurden. „Ich... ich liebe dich, Sanemi," sagte ich leise, während ich meine Augen schloss. Es war mein letzter Gedanke, meine letzte Offenbarung.
„Verdammtes Miststück!" Sanemi schrie, seine Stimme gebrochen. „Du darfst nicht gehen!"
Ich hörte seine verzweifelten Rufe und fühlte seine verzweifelten Versuche, mich festzuhalten, aber es war, als würde ich durch eine undurchdringliche Wand hindurchsehen. Die Dunkelheit verschlang mich weiter, und der kalte Griff des Todes umschloss mich immer fester.
„Ai, bleib bei mir! Bitte..." Seine Stimme war jetzt ein verzweifeltes Flüstern, das in den Weiten des Schlosses verhallte.
Und dann, als ob die Welt um mich herum zerfiel, schloss ich meine Augen endgültig. Der Schmerz verschwand, und die Dunkelheit wurde ruhig und still. Sanemis Stimme war nur noch ein ferner Echo, bevor alles endgültig in Stille versank.
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