KAPITEL 19

Die Tage, an denen Sanemi auf Mission war, wurden zu den längsten und quälendsten für mich. Jedes Mal, wenn er sich auf den Weg machte, um Dämonen zu jagen, war ich voller Sorge und Unruhe. Das war nicht nur eine Frage der Gewohnheit – es war, als ob ein Teil von mir mit ihm auf diese Missionen ging, in ständiger Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte.

Die ersten paar Mal, als er zurückkam, war es immer dasselbe Bild: blutüberströmt und erschöpft, manchmal mit Wunden, die ich kaum ertragen konnte. Ich machte mich immer auf den Weg, um ihn zu begrüßen, so schnell ich konnte. Es war ein bittersüßes Gefühl der Erleichterung und der Anspannung, wenn ich ihn wieder sah. Als er wieder sicher zu Hause war, stieg mir ein unglaubliches Gefühl der Erleichterung auf, aber das Bild seiner Verletzungen brannte sich immer in meine Gedanken.

Eines Abends, als die Sonne gerade unterging und der Himmel in sanften Rottönen leuchtete, konnte ich das vertraute Geräusch von Schritten hören. Mein Herz machte einen Satz, als ich die Tür öffnete und Sanemi mit einem sichtbaren, aber nicht schwerwiegenden Kratzer auf der Stirn sah.

„Sanemi!" rief ich, als ich auf ihn zugestürmt kam. „Bist du okay?"

Er schnaubte, als wäre das die lästigste Frage der Welt. „Natürlich bin ich okay. Nur ein paar Kratzer hier und da. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste."

Ich packte ihn sanft am Arm und zog ihn ins Haus. „Lass mich das ansehen."

„Ai, es ist wirklich nicht nötig," sagte er und versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien, doch ich hielt fest.

„Doch, es ist nötig", sagte ich bestimmt. „Du siehst aus, als hättest du schon wieder eine Schlacht geschlagen."

Als wir im Haus waren, ließ ich ihn auf einem Stuhl Platz nehmen und begann, seine Wunden zu versorgen. Es war fast wie ein Ritual, und trotz der Nervosität und Sorge, die mich jedes Mal überwältigten, fand ich irgendwie Trost in dieser Routine. Während ich vorsichtig über die Verletzungen tupfte, versuchte ich, mich an eine entspannte Haltung zu halten.

„Du musst wirklich nicht so besorgt sein", sagte Sanemi, als ich einen Verband anlegte. „Ich bin es gewohnt."

„Ja, aber das macht es nicht weniger besorgniserregend", murmelte ich und kniete mich vor ihm nieder. „Und ich mache mir wirklich Sorgen."

Er sah mich an, und ich konnte die Mischung aus Ärger und Zuneigung in seinen Augen sehen. „Ich weiß, dass du das tust. Aber versuch bitte, dich nicht so sehr aufzuregen. Es macht es nur schwieriger für mich."

Ich hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. „Ich kann es nicht einfach ignorieren, wenn du dich in Gefahr begibst. Ich mache mir einfach immer Sorgen um dich."

„Du machst dir viel zu viele Sorgen", wiederholte er, doch dieses Mal war sein Ton weicher. „Es ist ein Teil meines Jobs. Und ich bin darin geübt."

Ich versuchte, mich zu entspannen, während ich die letzte Bandage anlegte. „Ich weiß, aber das ändert nichts daran, dass ich mich immer noch Sorgen mache."

Als ich fertig war, erhob er sich und strich mir sanft über den Kopf. „Ich werde darauf achten, nicht zu viele Abenteuer zu erleben, okay?"

„Versprich mir das", sagte ich und lächelte schwach. „Bitte."

Sanemi sah mir in meine Augen, und ich konnte das freche Grinsen in seinen Augen sehen. „Du bist wirklich unmöglich, weißt du das?"

„Ja, aber nur wegen dir", erwiderte ich lachend und sah ihn mit einem Augenzwinkern an. „Du hast diese Unmöglichkeit in mir geweckt."

Er schnaubte, aber sein Grinsen wurde breiter. „Na gut, dann verspreche ich es dir. Aber nur, wenn du mir versprichst, nicht immer so nervös zu sein."

„Das kann ich nicht versprechen", sagte ich ernst, „aber ich werde versuchen, es ein wenig zu zügeln."

Sanemi lachte leise, und ich sah ihm dabei zu, wie sich seine müden Augen für einen Moment entspannten. „Das ist schon mal etwas."

Ich legte den letzten Verband an und setzte mich dann auf einen Stuhl neben ihm. „Und was wirst du jetzt tun?"

„Essen und schlafen", sagte er und lehnte sich zurück. „Ich bin hungrig und müde. Aber zuerst werde ich mir noch ein wenig Zeit für dich nehmen."

„Das klingt nach einem Plan", sagte ich und stand auf, um in die Küche zu gehen und ihm etwas zu essen zu holen. „Was möchtest du essen?"

„Alles, was du machst", antwortete er mit einem verschmitzten Lächeln. „Solange es von dir ist, ist es immer perfekt."

„Na, da bin ich aber froh", sagte ich und begann, die Küche zu durchwühlen. „Ich werde dir etwas machen, das deinen Hunger stillt und dich wieder auf die Beine bringt."

Während ich in der Küche beschäftigt war, hörte ich Sanemi auf dem Stuhl in der Nähe der Tür leise seufzen. Es war ein seufzen der Erleichterung, als ob die Last seiner Missionen für einen Moment von ihm abgefallen wäre. Ich schätzte mich glücklich, dass ich ihm diesen kleinen Moment der Ruhe und Entspannung bieten konnte.

Als ich mit dem Essen zurückkam, stellte ich das Tablett vor ihm ab und setzte mich wieder. „Hier, das sollte dir hoffentlich schmecken."

Sanemi griff nach dem Besteck und begann zu essen. „Du solltest wirklich ein Restaurant eröffnen", sagte er zwischen den Bissen. „Das Zeug, das du machst, ist besser als alles, was ich je in einem Gasthaus gegessen habe."

„Das ist doch nur, weil du immer so hungrig bist", erwiderte ich schmunzelnd. „Vielleicht schmeckt es dir auch einfach besser, weil du so hungrig bist."

„Vielleicht", sagte er und schob sich den letzten Bissen in den Mund. „Aber ich glaube, es liegt an deinem Talent."

„Du Schmeichler", sagte ich und nahm das benutzte Geschirr wieder mit in die Küche.

„Und du bist einfach nur großartig", rief er mir nach und ich hörte, wie sich sein Stuhl wieder zurücklehnte.

Als ich zurückkam, bemerkte ich, dass er bereits seine Augen geschlossen hatte, als ob er sich einfach in den Moment des Friedens und der Zufriedenheit fallen ließ. Ich setzte mich wieder zu ihm und sah ihn an, während er friedlich schlief. Es war immer wieder erstaunlich, wie jemand so stark und unnachgiebig in der Öffentlichkeit so zerbrechlich und verletzlich sein konnte, wenn er sich in meinem Beisein entspannte.

Die Missionen waren nicht einfach für uns beide, und ich wusste, dass Sanemi es oft nicht zeigte, aber sie belasteten ihn genauso wie mich. Doch in diesen ruhigen Momenten, in denen er einfach nur da war und ich wusste, dass er sicher war, fand ich Trost und Hoffnung.

„Schlaf gut, Sanemi", flüsterte ich, als ich mich leise neben ihm auf den Boden setzte. „Mach dir keine Sorgen über morgen. Du hast dich gut gemacht."

Ich wusste, dass der nächste Tag seine Herausforderungen mit sich bringen würde, wie immer, aber in diesem Moment konnte ich einfach nur dankbar sein, dass er sicher und gesund hier war, und dass ich an seiner Seite sein durfte.

Ich ließ mich auf dem Boden nieder und ließ die Müdigkeit langsam in meine Glieder kriechen, während ich ihn betrachtete. Ein kleiner, süßer Gedanke schlich sich in mein Bewusstsein – dass ich hier sein durfte, um ihn zu unterstützen, war eine der schönsten Sachen, die mir je passiert waren.

„Ich werde immer für dich da sein, Sanemi", murmelte ich, bevor ich die Augen schloss und mich in den sanften, warmen Frieden der Nacht fallen ließ.

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