KAPITEL 12

An einem gewöhnlichen Morgen öffnete ich langsam die Augen, das weiche Licht der aufgehenden Sonne drang durch das Fenster herein. Alles schien ruhig und friedlich, doch etwas fühlte sich anders an. Als ich mich im Bett umdrehte, stockte mir der Atem. Da lag Sanemi, direkt neben mir, tief schlafend.

Ich erstarrte. Mein Herz begann wild zu schlagen, und meine Wangen färbten sich knallrot. Sanemi? Hier? In meinem Bett? Meine Gedanken rasten, und ich konnte kaum glauben, was ich sah. Wie war das überhaupt passiert? Hatten wir etwa...? Nein, das war unmöglich. Doch wie war er hierhergekommen?

Ich versuchte, mich vorsichtig aus dem Bett zu bewegen, um ihn nicht zu wecken, doch jeder kleinste Versuch ließ das Bett leise knarren, und ich befürchtete, dass er jeden Moment aufwachen könnte. Mein Kopf war voller Fragen, doch vor allem konnte ich nicht fassen, dass ich Sanemi so nah bei mir hatte. Seine Nähe machte mich nervös, besonders, weil er normalerweise so distanziert und unnahbar war.

Plötzlich bewegte sich Sanemi leicht und murmelte etwas im Schlaf. Ich hielt den Atem an, mein Gesicht fühlte sich an, als würde es gleich vor Hitze explodieren. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf: Was, wenn er jetzt aufwachte und sah, wie ich ihn anstarrte?

Aber er rührte sich nicht weiter, und ich atmete erleichtert auf. Ich beobachtete sein Gesicht, das im Schlaf überraschend friedlich und entspannt wirkte. Es war ein seltener Anblick, ihn so ruhig und verletzlich zu sehen, fast schon... süß.

Aber warum lag er hier? Ich musste herausfinden, was passiert war. Ich wollte gerade aufstehen, als Sanemi plötzlich die Augen öffnete. Sein Blick traf meinen, und für einen Moment war es, als ob die Zeit stillstand. Meine Augen weiteten sich, und ich fühlte, wie die Röte in meinem Gesicht noch intensiver wurde.

„G-Guten Morgen..." stotterte ich, unfähig, meinen Blick von ihm abzuwenden.

Sanemi blinzelte ein paar Mal, als ob er noch versuchte, sich zu orientieren. Dann schien die Realität zu ihm durchzudringen, und seine Augen weiteten sich vor Schock. „Was zur Hölle...?!" rief er und sprang plötzlich auf, wodurch das Bett fast auseinanderfiel.

„Ich... ich weiß auch nicht, was passiert ist!" sagte ich schnell, meine Stimme zitterte vor Nervosität. „Ich bin aufgewacht, und du lagst einfach hier!"

Sanemi, der jetzt ebenfalls knallrot im Gesicht war, sah sich hektisch um, als ob er eine Erklärung suchte. „Das... das muss ein Fehler sein!" stotterte er. „Ich... ich schlafe normalerweise nicht einfach so irgendwo ein!"

„Vielleicht hast du dich verirrt...", sagte ich vorsichtig, obwohl ich wusste, wie unsinnig das klang. Sanemi, der hartnäckige Dämonenjäger, der sich in seinem eigenen Haus verirrt? Unmöglich.

„Das ist..." Sanemi schüttelte den Kopf und lief im Raum auf und ab, während er sich die Haare zerzauste. „Ich... habe mich wahrscheinlich zu sehr entspannt, nachdem ich zu viel Sake getrunken habe! Ja, das muss es gewesen sein!" Er sprach, als ob er sich selbst mehr überzeugen wollte als mich.

„Äh, ja, vielleicht...", sagte ich, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass wir beide gestern Abend keinen Sake getrunken hatten. Aber ich ließ es dabei, denn Sanemi schien nicht bereit, sich dem wahren Grund zu stellen.

„Na ja...", begann er und versuchte, seine Fassung wiederzugewinnen. „Ich... ich sollte gehen. Es... tut mir leid, dass ich dir so nahe gekommen bin."

„Schon okay", murmelte ich und versuchte, mein Gesicht zu verbergen, das sich immer noch heiß anfühlte. „Es ist nichts passiert. Es war nur... ein Missverständnis."

„Genau", sagte Sanemi und nickte eifrig, als ob er unsere seltsame Situation so schnell wie möglich hinter sich lassen wollte. „Ein Missverständnis. Das wird nie wieder vorkommen!"

Mit diesen Worten stürmte er fast aus dem Zimmer, als ob ihn jemand verfolgt hätte. Ich blieb allein zurück und ließ mich wieder ins Bett fallen, mein Herz immer noch rasend.

Was zur Hölle war das gerade gewesen? Ich konnte es immer noch nicht ganz fassen. Aber eines war sicher: Diese seltsame Nähe zu Sanemi würde ich nicht so schnell vergessen.

In den folgenden Tagen versuchte ich, das Ereignis zu verdrängen, doch immer, wenn ich Sanemi sah, schlich sich ein ungewolltes Lächeln auf meine Lippen. Er versuchte, sich normal zu verhalten, aber ich bemerkte, dass er immer ein bisschen verlegen wurde, wenn unsere Blicke sich trafen.

Eines Tages, während wir zusammen aßen, brach ich das Schweigen. „Sanemi...", begann ich vorsichtig.

„Was?" fragte er, ohne aufzusehen.

„Über das, was vor ein paar Tagen passiert ist..."

Sanemi verschluckte sich fast an seinem Essen. „Wir haben gesagt, dass wir das vergessen, richtig?"

„Ja, aber..." Ich konnte nicht anders, als ein bisschen zu kichern. „Es war doch irgendwie... witzig, oder?"

Sanemi sah mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte. „Witzig?!"

„Na ja, wie oft passiert es schon, dass man einfach in jemandes Bett aufwacht, ohne es zu merken?"

„Das war eine Ausnahme!" protestierte er, aber ich konnte sehen, dass er versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.

„Vielleicht", sagte ich lächelnd, „aber es hat mich daran erinnert, dass selbst du manchmal deine ernste Fassade fallen lassen kannst."

Sanemi runzelte die Stirn, doch dann seufzte er und lehnte sich zurück. „Vielleicht hast du recht. Vielleicht sollte ich mich nicht so sehr aufregen."

„Das wäre ein Anfang", sagte ich und lachte leise.

Sanemi schnaubte, aber dann konnte auch er nicht anders, als zu lächeln. „Du machst es einem wirklich nicht leicht, ernst zu bleiben."

„Vielleicht ist das ja meine Superkraft", neckte ich ihn.

Und so fand diese seltsame Episode doch noch ein friedliches Ende. Ich wusste nicht, wohin diese neuen Gefühle führen würden, aber ich konnte nicht leugnen, dass sie mein Leben mit Sanemi interessanter machten. Und vielleicht, nur vielleicht, war das der Anfang von etwas Neuem zwischen uns beiden.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top