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"Ja Tyler es geht ihr blendend, dank mir natürlich und nein Tyler wir werden die Woche nicht nach Hause kommen" eine kurze Pause entstand, Mary schländert schon das zweite mal an diesem trüben Herbsttag durch mein oder besser gesagt unser Hotelzimmer. Sie hatte kurzerhand beschlossen sich für eine Woche Urlaub zu nehmen und mir bei meinem Problem zu helfen. Dies hatte zur Folge, dass sie sich in mein Hotelzimmer mit eingecheckt hatte, Tyler jetzt Angst um seine Beziehung mit ihr hat und sämtliche Eisfirmen einen Verkaufsanstieg vom mindestens 3% nachweisen konnten.
"Tyler, mach dir keine Sorgen um uns. Mach dir lieber mal Sorgen um deinen ach so tollen besten Freund. Wenn ich den in die Finger bekomme, dann kannst du schon seine Beerdigung planen oder weißt du was am besten gleich das Grab schaufeln gehen. Ich kaufe dir auch den Spaten wenn es sein muss"
Erneut enstand eine Pause in der Tyler wohl versuchte Mary ein wenig abzureagieren, was ein sehr großer Fehler war. Mary hasste Dylan zur Zeit wie die Pest und da konnte er auch noch der beste Freund von der Queen sein, dass würde nichts an ihrer Einstellung ändern.
"Über dieses Thema möchte ich nicht mehr diskutiert Tyler! Der Typ hätte nun mal aufpassen sollen in wen er mit sein Schwanz reinrutscht und Ende mit der Diskussion!" Erneute Stille, Mary stapfte zum Fenster herüber und spielte mit einer der beiden Kordel, der dicken Samtvorhänge. So wütend hatte ich sie das letzte mal gesehen als Mc Dreamy angeschossen wurde und April Kepner rumgeflennt hat wie ein Baby, da hatte meine Beste Freundin zwei Stunden lang den Fernseher angebrüllt, wie es die Serienmacher doch nur wagen können so etwas auch nur in erwegen zu ziehen und die Herzen der Fans zum Stillstand zu befördern. Am Ende lag das gute Ben & Jerry Eis auf dem Boden und Mary schmollte eine gefühlte Ewigkeit im Bad. Zu ihrer Verteidigung, da ist sie erst vor wenigen Monaten achtzehn geworden. Doch heute ist sie um einiges älter und weniger bockig, mehr aggressiv und todernst.
"Tyler das hier ist eine Situation in der du dich für eine Seite entscheiden musst, entweder du stehst hinter deinem besten Freund oder hinter deiner Schwester. Beides ist leider ausverkauft. Also ich habe mich entschieden und so langsam musst du auch eine Entscheidung treffen. Bis dahin grüß dein leeres Bett von mir" ohne noch auf eine Antwort von meinem Bruder zu warten, legte sie auf. Irgendwie brach es mir das bereits zerstörte Herz, wie sehr Mary sich für mich aufopferte. Die Beziehung zu Tyler hat sie beflügelt,sie zum strahlen gebracht und doch steht sie nun hier in diesem Zimmer und setzt ihre Beziehung für mich aufs Spiel. Sie setzte ihr Glück, ihr Seelenheil für ein allein gelassenes Mädchen aufs Spiel und das gute daran ist, ich würde es auch für sie tun. Als könnte sie meine Gedanken lesen,hob sie ihre rechte Hand, die vor wenigen Minuten noch einen Kampf mit den Kordeln geführt hatte und bedeutete mir den Mund zu halten. Eine ganze Weile stand sie einfach nur so schweigend am Fenster und ließ ihren Blick über die grau bewölkte NewYorker Skyline gleiten.
"Männer sind scheiße...vor allem die die einem das Herz stehlen ohne das man es merkt"
Ihre sonst so fröhliche Stimme wirkte ausgelaugt, geschwächt und vorallem geplättet. Sie litt unter meiner Trauer und das machte mich wütend. Wütend auf mich, weil ich mich auf eine Beziehung eingelassen habe die von Anfang an unter einem schlechten Stern stand, wütend auf Dylan weil er mur mein Herz gebrochen hat, wütend auf Gott und die Welt wieso mich das Leben mal wieder sowas von in die Knie zwingt. So ein Scheiß! Mary durfte nicht leiden wegen mir, nicht wegen so einem Mist. Sie sollte lachen und genau das sollte auch ich tun. Wie meine Mom jetzt sagen würde: Lachen ist die Beste Medizin! Oh mein Mom, mit meiner Flucht vor der Realität, vor der Wahrheit habe ich geliebten Menschen weh getan. Sie haben sich Sorgen um mich gemacht und konnten wahrscheinlich keinen Schlaf finden.
"Männer sind scheiße aber Tyler ist einer von der Sorte der immer versucht niemanden zu verletzten. Er kann nicht zwischen mir und Dylan entscheiden. Das ist quasi so als müsstest du zwischen mir und deiner Mom entscheiden. Dylan ist für ihn wie ein Bruder und genauso bin ich für ihn eine Schwester. Mit ihm verbindet er so viele Erinnerungen, Freude und Glück. Mich kennt er gerade mal ein und ein halbes Jahr. Damit will ich jetzt nicht sagen das Tyler mich weniger lieben würde aber das ist nun mal Fakt und genauso ist es Fakt das du bei ihm sein solltest. Du solltest nicht hier sein und dich mit ihn streiten wegen mir und meinen dummen gebrochen Herz. Nimm den nächsten Flieger nach LA zurück und bring deine Beziehung wieder ins Lot. Ich werde nicht mehr hier sitzten und um du weißt schon wem weinen, das habe ich die ganze letzte Woche getan, nun ist damit Schluss"
Mary wollte gerade anfangen gegen mich zu argumentieren, da sprang ich vom Sofa auf und setzte meinen Vortrag fort. "Ich weiß du bist meine Person, meine Unbiologische Schwester, mein Anker und meine Aller Beste Freundin aber du musst auch an dich denken. In den letzten paar Tagen habe ich immer nur an mich und meinen Verlust gedacht, nie daran wie es euch damit geht mich so zu sehen. Absofort werde ich nicht mehr weinen, werde wieder aufstehen und alleine meinen Weg finden.Versprochen"
Ich stand nur wenige Meter von meiner besten Freundin entfernt und konnte erkennen wie jegliche Anspannung aus ihrem Körper wich und ein Gefühl von Erleichterung sich in ihr breit machte. Tränen kullerten aus ihren blauen Augen die mich weiterhin fixierten. Als wäre ich das einzige auf der Welt was ihr in diesem Moment etwas bedeutete "Versprochen?" Stumm nickte ich und brachte ein Lächeln zustande. Doch ich wusste ganz genau das sie so lange hier stehen bleiben würde, bis ich es laut ausspreche. "Versprochen!" Kaum hatten dieses Wort meine Lippen verlassen, kam meine kleine Hüpfdolle auf mich zu gesprungen und schloss mich in ihre Arme. "Du schreibst mir jeden Tag und wenn du wieder nach Hause kommst finden wir eine neue süße Wohnung für dich und dann bewerfen wir Dylans Auto mit Eiern oder wir könnten.." nach einer etlichen Liste von Dingen, die wir zusammen machen müssen wenn ich wieder zurück bin hatte sie sich endlich von mir gelöst und das nächst beste Ticket gebucht, zurück nach LA und zurück zu Tyler. Doch ein Abschied von Mary wäre kein normaler Abschied wenn wir nicht noch einmal etwas essen gehen würden. Zusammen hatten wir uns in das niedliche Café um die Ecke gesetzt und bekamen ein leckeren Eiskaffee von Henna serviert. "Bist du sicher das ich dich hier lassen kann? Ohne irgend jemanden der nach dir sieht. Du hälst es doch noch nicht mal ein paar Tage ohne deine geliebte Mary aus. Sicher verfällst wieder in deine ich hasse alles und jeden Depression" bevor Mary weiter reden konnte mischte sich Henna ein. "Ich kann doch diese Position übernehmen, natürlich nur so lange wie Jess hier ist. Ich pass auf das sie Essen zu sich nimmt und Kommunikation betreibt. Klingt doch nach einem Deal? Oder?" Hoffnungsvoll und mit einem verschmitzten Grinsen schaute ich zu Mary herüber, die mir direkt gegen über saß. Scheinbar ließ sie sich diesen Vorschlag wirklich durch den Kopf gehen und am Ende schlich sich ein verräterisches Funkeln in ihre Augen. Wir hatten sie an der Angel, was sie natürlich nicht sofort zugeben würde aber da ich sie gut genug kannte konnte ich das mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass das der Fall war. "Hmm das klingt sehr überzeugend aber achten sie bitte darauf das sie sich regelmäßig bei mir meldet und nicht ewig hier bleiben" Henna nickte mit einer ernsten Miene, was mich zum lachen brachte. Von Tag zu Tag wurde mir diese Frau immer sympathischer und das war einer der kleinen Dinge die mir zeigten das es weiter gehen musste. "Deal" Mary trank ihren letzten Schluck von ihrem Kaffee und schaute auf ihre Armbanduhr. "So meine Lieben eure Sozialhilfe Tante fliegt jetzt wieder nach Hause" meine Beste Freundin erhob sich und lächelte Henna flüchtig an, es war schwer für sie mich hier alleine zu lassen aber es war das beste für sie. "Und du Jess zieh zu das du wieder was neues findest was dir Spaß macht und womit du Geld verdienen kannst" mit Hochgezogen Augenbrauen schloss sie mich in eine feste aber kurze Umarmung. Abschiede waren schon immer beschissen gewesen, ganz besonders wenn es um Mary geht oder wenn es einem von uns nicht besonders gut ging. Dennoch löste sie sich und schaute mir ein letztes mal ermutigend in die Augen. "Du rockst das Ding auch ohne mich" mit diesen Worten schob sie ihre Reisetasche aus einer kleinen Niesche und verschwand winkend aus dem Café. Das Taxi was wir vor einer halben Stunden bestellt hatten, wartete bereits auf sie, weswegen ich nicht lange hinterher trauern konnte. Kaum fedelte sich das Gelbe Auto im Straßenverkehr ein und mischte sich unter die Massen, spührte ich eine komische Leere. Doch auch neuen Mut, Mut den ich gebrauchen konnte. Eine zierliche Hand löste meinen Blick von der Straße. "Da ich gerne mein Leben behalten möchte und ihre Freundin den Eindruck macht nicht vor Mord zurück zu schrecken, frage ich ob du noch was trinken möchtest" langsam drehte ich mich zu Henna um. "Gerne, wir werden noch eine ganze Weile das Vergnügen miteinander haben. Ich hoffe das war dir bewusst Henna als du einen Deal mit Mary eingegangen bist?" ohne auf meine Frage einzugehen ging sie lächelt zurück hinter ihren Tresen und fing irgendwas leckeres zuzubereiten. Ich schlich zurück zu meinem Platz am Fenster und scrollte die Namen in meiner Kontaktenliste durch und blieb bei einer Nummer hängen. Eine ganze Weile überlegte ich in meinem Kopf hin und her ob es eine gute Idee war sie anzurufen. Solange bis Henna erneut an meinen Tisch trat und wortlos Blaubeerpancakes und ein Cappuccino servierte. "Deal ist Deal" genau in diesem Moment wusste ich das absofort jeden Morgen in dem ich hier sein werde diese Bestellung auf mich warten würde, genauso wie eine lächelnde Henna mit einem Geschirr Handtuch in der Hand, die irgend ein süß ausehendes Glasgefäß abtrocknete. Solange bis ich in mein altes Leben zurück kehre, vielleicht bleibe ich auch für immer hier. Ohne noch länger darüber nachzudenken drückte ich auf den Grünen Hörer der sofort die Verbindung herstellte. "Jess bist du das?" Die Stimme die aus meinem Handy an mein Ohr drang, brachte mich zum lächeln. NewYork war schön doch das war tausendmal besser.

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