Runde 1

Fabelkiller
- ein neuer Fall für Officer Minho

- Eine Kettenfanfiction des Discord-Servers Creative Space -

Beteiligte Autoren
Tae_x_xD
TcnyMontanaShit
Just_a_funny_human SweetRaspberryxXx
Taelirium
GerryMoon
Vikkilitschi

Part 1: Vikkilitschi

Am Platz des großen Märchenbuches, 1:17 Uhr

Die Leiche wurde vor etwa 30 Minuten entdeckt. Taehyung steckt bereits mitten im Vorgang der Spurensicherung, als ein lautes Flügelrascheln verkündet, dass ihr Vorgesetzter auch endlich mal den Weg hergefunden hat. Scheinbar mussten noch ein paar echt dringliche Träume gewebt werden, wenn selbst Morde dafür hintenangestellt werden.

Taehyung schnaubt verbittert. Wenn er nicht so dämlich gewesen wäre, dann könnte er jetzt auch ein bisschen Sand durch die Gegend pusten, anstatt die Drecksarbeit für das Revier der mittleren Ebene zu übernehmen.

„Was ist hier passiert?", betritt Lee Minho gewohnt autoritär den Ort des Geschehens.

Taehyung wirft Jimin einen auffordernden Blick zu und unterstreicht die Bewegung mit einem leichten Stoß seines Ellenbogens. Als Reaktion erntet er ein aufgeregtes Blinken, das in schneller Frequenz von Jimins Körper ausgestrahlt wird. Dazu ein panischer Blick und schon bekommt Taehyung Mitleid. Verdammte Irrlichter.

„Männliches Opfer, 30 Jahre alt, identifiziert als Kim Seokjin, registrierte Sphinx der oberen Ebene. Todesursache: Gewalteinwirkung auf den Hinterkopf mit einem flachen Gegenstand. Die Todesursache ist jedoch nicht der Aufprall, sondern der anschließende Blutverlust."

„Wiederauferstehungschance?"

„Etwa 33%."

„Tatwaffe?"

„Noch unbekannt. Die Analyse läuft bereits", beantwortet Taehyung die knapp gestellte Frage ihres Vorgesetzten. Diesmal deutet er mit einem Kopfnicken auf Felix, der mit glasigem Blick und leuchtend blauen Augen neben der Leiche auf dem Boden hockt. Seine Pupillen sind verschwunden und stattdessen rattern auf seinen Augäpfeln die verschiedensten Berechnungen herunter.

„Todeszeitpunkt?"

„Vor etwa 2 Stunden. Genaueres wird ebenfalls die Analyse von Felix ergeben."

„Zeugen?"

„Jap", antwortet Taehyung, diesmal mit einem Hauch Stolz in der Stimme, „bereits verhaftet und festgenommen. Jeon Jungkook, 25 Jahre alt, Heinzelmännchen. Er hat sich etwa eine Stunde vor der Tatzeit mit dem Opfer unterhalten."

„Hat ihn schon jemand befragt?"

„Nope, Boss. Das ist dein Job."

Lee Minho nickt anerkennend und wirkt zufrieden damit, dass ihm noch niemand in die Parade gefahren ist. In der Regel weiß er es recht wenig zu schätzen, wenn sich andere in sein Aufgabengebiet einmischen. Taehyung hat die ein oder andere Rüge am eigenen Leib erfahren müssen. Nichts, das er nochmal erleben will. Es ist ohnehin schon schlimm genug, dass er als gescheiterter Sandmann ausgerechnet mit einem Traumweber zusammenarbeiten muss. Scheiß Gebrüder Grimm. Die gönnen auch echt gar keinem Fabelwesen mal ein Happy End.

„Was hat das Opfer hier gemacht?", verlangt Lee Minho außerdem zu wissen und betrachtet mit einem missbilligenden Blick die blutverschmutzte Umgebung.

„So viel wir wissen, wollte er sich mit einer Person namens Min Yoongi treffen."

„Jimin?!", fordert ihr Vorgesetzter und wendet sich dabei das erste Mal direkt an Taehyungs unmittelbaren Teamkollegen.

„Schon unterwegs", nickt dieser sofort ab und fängt an, noch etwas schneller zu blinken. So schnell, dass Taehyung die Frequenz kaum noch mit den eigenen Augen wahrnehmen kann. Dann verschwimmen seine Körperkonturen, er wird kleiner und schrumpft, bis nur noch eine helle Lichtkugel übrig ist.

Sie umschwirrt Taehyung zum Abschied, fliegt zu ihrem Vorgesetzten, dreht auch dort eine hellrosa Runde, bevor es in die Dunkelheit der Nacht entschwindet.

„Haben wir schon einen Hinweis auf den Täter?", stellt Lee Minho schließlich die vermeintlich interessanteste Frage von allen. Trotzdem dreht er sich dabei von Taehyung weg und betrachtet mit aufmerksamen Augen ihren festgehaltenen Zeugen.

Taehyung wertet seine Körpersprache so, dass er sich nun auch wieder seiner ursprünglichen Aufgabe widmen kann. Mehr oder minder motiviert greift er nach der Nagelfeile und fährt damit fort, den Dreck unter den Fingernägeln der toten Sphinx ordnungsgemäß zu verproben.

„Wie immer", antwortet er trotzdem, obwohl er davon ausgeht, dass sein Boss gedanklich schon drei Schritte weiter ist. „Alle Anzeichen deuten auf die Fabelkiller hin."

Part 2: Taelirium

Im Verhörraum der mittleren Ebene, 2:45Uhr

Um zu sehen, dass Jungkook vor Nervosität fast stirbt, braucht Minho nicht mal Felix' Fähigkeiten. Der Zeuge rutscht so unruhig auf dem Stuhl hin und her und schaut sich in dem dunklen Raum um, als würde er unter dringendem Tatverdacht stehen. Wahrscheinlich glaubt er das sogar, weil sie in dem einzigen Raum sitzen, den die mittlere Ebene zu bieten hat, um solche Gespräche zu führen. Und der sah durchaus schon mal einladender aus.

Das Licht der lumineszierenden Pilze ist durch die Jahre schon relativ schwach geworden. Sie müssten dringend Neue anpflanzen, aber erstmal ist es wichtiger, den Mord an Seokjin aufzuklären.
Außer Minho und Jungkook ist nur noch Felix im Raum. Mit verschränkten Armen steht er abseits und lässt den Zeugen keine Sekunde aus den Augen. Sollte Jungkook versuchen sie anzulügen, würde er es sofort merken und Minho es mitteilen.

"Und Sie sind sich ganz sicher, dass Sie das Opfer nicht kennen?", wiederholt Minho gestresst seine Frage.

"Ich hab es doch schon erklärt", kommt es schwer seufzend von Jungkook. Die schwarzen Haare kleben dank des Angstschweißes an seiner Stirn. Deswegen streicht er sie aus dem Gesicht. "Ich habe auf Yoongi gewartet, aber er ist nicht gekommen. Irgendwann stand dann Seokjin plötzlich vor mir und hat mich gefragt, wo Yoongi ist. Wir haben festgestellt, dass wir beide zur selben Zeit mit ihm verabredet waren, deswegen wollte er wissen, woher ich Yoongi kenne. Wir haben uns nur unterhalten. Ich bin gegangen und kurz darauf hab' ich erfahren, dass er umgebracht wurde."
"Und woher kennen Sie diesen Yoongi?"
"Ich..." Jungkook beißt sich auf die Lippe und schaut auf seine Hände, die er angespannt knetet. Als er weiterredet, klingt er bedrückt. "Ich habe einen guten Freund verloren. Namjoon. Ein Satyr. Der Gutherzigste, den ich kenne. Kannte... Hinter seinem Tod können nur die... Fabelkiller stecken. Ich hatte eine gute Spur und dann... hat Yoongi mich kontaktiert. Er meinte, dass er ein paar sehr wichtige Informationen für mich hat, die ich brauche, um Namjoons Mörder zu kriegen."

"Also arbeiten Sie mit Yoongi zusammen?"

"Nein. Ich arbeite sonst alleine. Ich hab' Yoongi bis jetzt nur einmal kurz getroffen. Wenn's geht, versuche ich persönliche Treffen zu vermeiden."
"Warum?"
"Er ist ein Drude."

"Ein Druckgeist", überlegt Minho laut und notiert sich die Info unter die anderen auf dem Block. Jungkook nickt.
"Haben Sie eine Idee, was Seokjin von diesem Druden wollte?"

"Nein."

Minho schaut fragend zu Felix. Kurz erkennt er noch das bläuliche Leuchten seiner Augen, dann werden sie wieder dunkel. Ein Nicken. Jungkook sagt also die Wahrheit. Er ist wohl aus dem Kreis der Tatverdächtigen ausgeschieden. Im Gegensatz zu Yoongi. Minho weiß nicht genau was, aber irgendwas an dieser Sache stinkt ihm ganz gewaltig.

Wieso soll er ein Treffen mit Jungkook und Seokjin zur selben Uhrzeit ausgemacht haben? Irgendwas hat er auf jeden Fall vorgehabt, nur weiß Minho nicht, was.
Er muss sich ganz dringend mal mit diesem Yoongi unterhalten.

"Wo kann ich diesen Yoongi finden?"

Jungkook zögert. Er schaut sich panisch im Raum um, als hätte er vor etwas bestimmten Angst.
"Man findet ihn nicht. Er findet einen."

Wieso hatte Minho schon mit so einer Antwort gerechnet? Aber dann muss er eben anderweitig an Yoongi herankommen. Vielleicht hat Jimin ja mittlerweile herausbekommen, wo er sich befindet oder sogar schon mit ihm gesprochen.

Ein lautes Klopfen reißt Minho aus seinen Überlegungen. Er deutet mit einem Nicken an, dass Felix nachschauen soll. Aber kaum öffnet dieser die Tür, platzt ein aufgeregter Taehyung herein.

"Boss! Es ist furchtbar! Jimin... er ist verschwunden!!"

Part 3: Just_a_funny_human

Im Fabelwald unter der Erde, 3:17 Uhr, ein paar Wochen zuvor

Tief im Wald unter der Erde, in einer Art Versteck, sitzt ein kleines Heinzelmännchen auf einem Stein und summt ein Lied. Es ist fast nichts zu sehen. Das Licht dringt nur bis zu dem Heinzelmännchen und beleuchtet es, dabei fallen seine pinken Haare sofort auf.

Eine Person schreitet aus der Dunkelheit und auch er wird sofort vom Licht verschlungen. Die dunkellila Aura, die die Person umgibt, würde jedes Fabelwesen erzittern lassen. Sie hätten gewusst, wie stark dieses Wesen ist. Einen Dämon sieht man nicht alle Tage, denn auch unter der Fabelwelt gelten sie als sehr selten.

Durch das Licht kann man ihn nun besser erkennen und wieder einmal ist das Heinzelmännchen aufgrund seiner Schönheit sprachlos. Wenn man die Geschichten über Dämonen liest, so erkennt man, dass die Menschen absolut keine Ahnung haben, wie sie tatsächlich aussehen. Die Menschen... Das Heinzelmännchen muss bei dem Gedanken an sie traurig lachen.

"Dein Plan war sehr erfolgreich, Heinzelmännchen. Aber sag', wie bist du auf den Gedanken gekommen, dass sie so den Verdacht von uns ablenken?", ertönt eine tiefe Stimme.

Das Heinzelmännchen muss lachen.

"Ganz einfach: Wer tot ist, kann auch nichts machen."

Die Fähigkeit, sich jederzeit für ein beliebiges Fabelwesen auszugeben, hat sich endlich ausgezahlt. Dies hat er nicht nur bei seinem "Tod" angewendet, sondern auch schon bei anderen. Der Plan des Heinzelmännchens ist diesmal ziemlich genial und wenn es so weitergeht, wird er bald an seinem Ziel ankommen.

Der Dämon nickt anerkennend. Nicht umsonst gelten Heinzelmännchen als hinterlistig.

"Schon schade für Yoongi. Er ist ein wirklich netter Kerl, aber irgendjemand muss ja der Sündenbock sein. Man muss schon ganz schön einfallsreich sein, wenn man sein Ziel erreichen will, was?"
Das Heinzelmännchen nickt zustimmend.

"Was hast du jetzt als nächstes vor?" fragt er neugierig.

"Mhhhh. Als nächstes sollten wir Jimin loswerden. Er, ich weiß nicht... Ich habe das Gefühl, er könnte uns später noch Probleme bereiten. Besser wir werden ihn zu früh los als zu spät", wählt die Kreatur bedächtig seine Worte. Denn auch das Heinzelmännchen kann ihn genauso jederzeit hintergehen, wie er es bei Seinesgleichen macht.

"Dann werde ich jemanden losschicken", sagt das pinkhaarige Heinzelmännchen und verschwindet in Richtung Ausgang.

Der Dämon nimmt sich ein kleines Messer aus seiner Hosentasche und schneidet sich in die Hand, anschließend sagt er einen kleinen Beschwörungsspruch auf. Dunkler Rauch taucht auf, er hebt seine Hand und lässt seine Tropfen im Rauch verschwinden.

Er tritt zurück.

Plötzlich wird der Rauch blutrot und geht in Flammen auf. Eine dunkle Gestalt kommt heraus. Der Oberkörper hat eine feste Gestalt, doch je weiter man runter blickt, kann man erkennen, dass seine Beine aus diesem blutroten Rauch geformt sind. Demnach steht er nicht auf dem Boden, sondern schwebt über diesem.

"Beobachte ihn und berichte.''

Die Gestalt verbeugt sich und löst sich auf. Kurz darauf ertönt eine weitere Stimme.

"Vertraust du ihm nicht, mh?"

"Mh?" Der Dämon dreht sich überrascht um. "Ich dachte, du hast noch einen Auftrag?"

"Ich dachte, du könntest mich eventuell vermissen", kontert der Fremde mit einem kessen Lächeln.

"Klar, aber ich hoffe, das fällt nicht auf."

"Keine Sorge", sagt der Fremde und klingt dabei von sich selbst überzeugt. "Ich habe für alles gesorgt. Es wird nicht auffallen, dass 'Ich' weg bin."

"Ich hoffe es für dich."

"Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen, Namjoon. Ich werde deinen Plan nicht versauen."

Part 4: SweetRaspberryxXx

Sandwirbel-Schlucht, zwei Tage nach dem Mord an der Sphinx, 5:44 Uhr

„Kannst du nicht schlafen, Yoongi?", fragt eine recht weiche Stimme und legt dem anderen eine Hand auf die Schulter.

Yoongi sitzt am Rande einer Klippe und starrt in das Tal der Träume hinab, in dem oft Menschen in ihrem Schlaf umherirren. Sie kommen ins Reich vom Sandmann, der Sandwirbel-Schlucht, wenn sie aus ihrem Alltag flüchten wollen und finden hier allerlei Realitäten, in denen sie sich verlieren können.

„Willst du dich zu mir setzen, Sandmann?", fragt Yoongi und lässt seine Beine in der Luft baumeln, während er weiterhin in die Ferne starrt.

„Ich habe doch gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst."

„Sorry", murmelt Yoongi und seufzt langgezogen, „Setzt du dich zu mir, Seungkwan?"

Seungkwan ist hier der Herr der Dinge. Er regelt alles, was die Traumwelt betrifft und auch wenn Druden wie Yoongi oft als negativ angesehen werden, hat er doch in Seungkwan einen guten Freund gefunden. Er genießt seine Anwesenheit und ist dankbar, dass er ihm bei seinen Aufgaben ein wenig helfen kann. Denn wie sagt der Sandmann noch gleich? Nicht nur Träume machen die Menschen aus, auch Albträume sind ein Teil davon, um sie auf die richtige Bahn zu lenken. Und Seungkwan gibt Yoongi das Gefühl, dass er hier wichtig ist. Dass seine Albträume, die er den Auserwählten übermittelt, einen Wert und Nutzen haben.

„Sie suchen dich noch immer", sagt Seungkwan beiläufig und lässt sich neben Yoongi nieder.

„Ich weiß. Aber wieso kommen die gerade auf mich? Ich könnte keiner Fliege etwas zu Leide tun..."

Die Gesandten des Auftragstrupps, der die Fabelkiller zur Strecke bringen soll, sie suchen unentwegt nach Yoongi, seitdem der Mord an einem weiteren Fabelwesen verübt wurde. Überall lauern sie. Zu jeder Zeit muss er sich in Acht nehmen. Außer hier, bei Seungkwan.

„Das weiß ich", murmelt Seungkwan und streicht mit seiner Hand kurz über Yoongis Rücken, „Aber Druden sind ohnehin nicht das angesehenste Volk in den Landen der Fabelwesen, mein Freund."

„Ich muss irgendetwas tun... Aber was? Was kann ich schon ausrichten?"

Verzweifelt lässt sich Yoongi auf den Rücken fallen. Der harte Aufprall stört ihn nicht und als wäre bereits alles verloren, lässt er seinen Blick über den Himmel schweifen, an dem unendlich viele Sterne die Nacht erleuchten, während in der Ferne bereits die Sonne ihren Aufgang ankündigt. Es hat etwas Beruhigendes, aber auch etwas Bedrohliches, wenn der Tag die Nacht vertreibt; sie regelrecht verschlingt und für viele Stunden bannt, ehe sie sich zurückkämpft und den Träumen der Menschen wieder Platz bietet.

„Die Fabelkiller...", flüstert Yoongi den Sternen entgegen, so leise, dass er kaum das Gefühl hat, dass die Worte seinen Mund verlassen haben. Wer sollte sonst diese Unruhe verursacht haben?

„Bist du dir sicher, dass sie es sein könnten?"

„Wer sonst sollte sich einen Sündenbock für einen Mord suchen? Damit wären sie fein aus dem Schneider. Ich bin ja ohnehin schon nicht das beliebteste Fabelwesen."

„Da könntest du recht haben..."

„Könntest du mir einen Gefallen tun, Seungkwan?", fragt Yoongi und bringt sich wieder in eine aufrechte Sitzposition, „Kannst du mich in einen Traum begleiten?"

„Was hast du vor?"

„Wir gehen direkt zu Minho, dem Zuständigen der Truppe, die auf die Fabelkiller angesetzt wurde. Doch um uns zu schützen, werden wir ihm in seinem Traum begegnen. Nächste Nacht. Da bitte ich dich, mein Freund. Nutze deine Kräfte und hilf mir."

Part 5: TcnyMontanaShit

Die Traumlandschaft, der nächste Abend, 22:10 Uhr

Seungkwan und Yoongi sitzen sich gegenüber auf dem sandigen Boden und haben ihre Finger ineinander verschränkt. Yoongis Hände sind kalt, er hat seine Augen geschlossen und spürt einige Sandkörner an seinem Bauch und an den Armen.

Sie haben sich, wie Yoongi es angesprochen hatte, am nächsten Abend wieder bei den Klippen getroffen. Die Sterne kann man in dieser Nacht nicht mehr so glänzend, wie in der vergangenen am Himmel erblicken, da sie von lila-grauen Wolken bedeckt sind. Aber wahrscheinlich liegt dies auch an dem Sandmann, da dieser kurz davor ist, jemanden in den Traum eines anderen zu bringen.

Eigentlich tut er dies nur selten persönlich, also ist dies eine umso größere Veränderung, denn Seungkwan ist derjenige, der die größte Macht über das Traumwandeln hat.

"Ich bin bereit", spricht Yoongi mit fester Stimme, verstärkt den Griff um Seungkwans weiche Hände und spürt, wie sein Körper langsam vom Boden abhebt. Der Sand schlängelt sich in seine Kleidung hinein und er spürt die rauen Körner an seinen Wangen, den Beinen und dem Rücken, wie sie über seine Haut kratzen und ihn weiter in die Luft mitverfolgen.

Wie Yoongi es gelehrt wurde, hält er seine Augen geschlossen, bis er einen kalten Luftzug durch seine Haare wehen spürt und das Kichern vieler Wesen und Menschen um sich herum wahrnimmt. Yoongi reißt seine Augen auf, sieht sich mit klopfendem Herzen um und findet sich in der Galaxie wieder. Weder ein Unten und noch Oben existieren in dieser Lücke zwischen Existenz und Unwirklichkeit und auch, wenn sie so unfassbar schnell durch das Nichts fliegen, zieht keiner der Sterne in der Ferne an ihnen vorbei.

Yoongi entdeckt überall, über, unter und neben sich, endlose, bunte Türen in allen Farben, Formen und Größen. Einige sind einen Spalt geöffnet, aus denen die Stimmen, das Gelächter und die schallenden Schreie stammen. Den Türen, hinter denen jemand wohl einen Albtraum durchleben muss, fehlt dieses bunte Schimmern und sie sind von einer dunklen Atmosphäre umhüllt, wegen der sie nicht mehr farbenfroh wirken.

"Langsam, langsam!", schreit Yoongi und er versucht sich in den gold glitzernden Mantel des Sandmannes zu krallen, jedoch geht bei jedem Versuch seine Hand hindurch und statt des zu erwartenden Stoffes greift er nur in feinen Sand hinein.

Yoongi weiß nicht, wie lange sie fliegen oder schweben. Vielleicht kommen sie auch eigentlich gar nicht voran und es sind die Türen, welche einfach an ihnen vorbeiziehen und diese Illusion erschaffen. Aber nach einiger Zeit, in der Yoongi kläglich jammert und wegen der Kälte des Windes allmählich anfängt zu zittern, führt Seungkwan den Drudner zu einer dunkelbraun lackierten Tür, drückt sie auf und plötzlich wird Yoongi der Boden unter den Füßen weggezogen, als er die Türschwelle durchschreitet und die Schwerkraft wieder an Existenz annimmt.

Der Drudner findet sich auf einer Art Piratenschiff wieder. Der Boden unter ihm bewegt sich kräftig nach links und rechts und Yoongi ist froh, sich in der Kajüte des Schiffes zu befinden. Er versucht aufzustehen, stolpert nach links und knallt gegen eines der Bücherregale. Ächzend zerrt er sich an diesem hoch, blickt dann zum Tisch in dem Raum, welcher einige Karten, Tinte und ein kleines, meeresblau schimmerndes Gefäß auf sich trägt.

Yoongi versucht während dem ganzen Schwanken dorthin zu laufen, greift nach dem kleinen, schimmernden Gefäß und versucht durch das Glas hineinzuschauen. Jedoch hört er nur ein leises, unverständliches und flehendes Flüstern, während das bläuliche Licht flackert und die leise Stimme versucht, an Lautstärke zu gewinnen.

Die Stimme von Jimin.

Part 6: GerryMoon

Niemandsland, Wiederauferstehungsbereich, zur selben Zeit

Wiederauferstehung war etwas, das Seokjin am liebsten nie in Erfahrung gebracht hätte. Vor allem hat er sich die Wiederauferstehung ganz anders vorgestellt. Mehr so elegant aus dem Bett steigen, in denen die Wesen mit Wiederauferstehungschance gelagert wurden, bis die Frist zur Auferstehung abgelaufen war. Stattdessen ist das Erste, was Seokjin nach seinem erneuten Erwachen getan hat, sich erstmal über den Bettrand zu beugen und lautstark zu erbrechen. Sein ganzer Körper zittert und die Erinnerungen an sein Leben sickern nur ganz langsam zu ihm hindurch.

33 Prozent.

33 Prozent sind es, die ihn zurück ins Leben gerufen haben. 33 Prozent! Das ist nichts!

Erst ab einem Satz von 70 Prozent wurde überhaupt daran geglaubt, dass die Fabelwesen wieder auferstehen.

Wie grotesk!

Minuten starrt Seokjin auf das Schild, welches neben seinem Bett darüber berichtet, wer er ist, wie er starb und was seine Chance ist. Das klitzekleine "Aufgegeben, bereit zum Abtransport" versucht Seokjin dabei möglichst zu ignorieren.

Himmel.

Ganz langsam sickern die nächsten Erinnerungen in seinen Kopf.

Namjoon.

Er hat sich mit Namjoon getroffen. Gespräch gehalten über den neuen Plan, Yoongi aus dem Weg zu räumen. Den Drudner, der etwas weiß, dass die ganze Fabelwelt ins Chaos stürzen kann. Der theoretisch weiß, welches letzte Puzzleteil fehlt und es auch noch besitzt. Und dabei weiß der Drudner nicht mal, dass er es hat!

„Arsch", spuckt Seokjin aus und rümpft die Nase. Wie hat er diesen Verrat nicht früher erkennen können? Er ist eine verdammte Sphinx! Er ist dazu gemacht aufzupassen!

Mit dröhnendem Schädel lehnt er sich zurück aufs Bett. An seinen Tod kann er sich nicht mehr erinnern, aber gut an die Minuten davor, Jungkook...

Der mit Yoongi verabredet gewesen war. Seokjin schnalzt mit der Zunge. Das leise Klong hallt im Raum wider.

Sein Plan ist schief gegangen. Gewaltig schief gegangen. Aber er versteht noch nicht genau warum. Warum misstraut Namjoon ihm plötzlich? Warum hat er ihn, seinen Wächter, umgebracht, wenn er ein frommes Lamm, Jungkook, vor der Nase hatte?

Leise seufzt Seokjin. Wie hat Namjoon herausgefunden, dass Seokjin eigentlich gegen Namjoon arbeitet? Dass er jeden Plan manipuliert, der Yoongi gefährdet oder die Fabelkiller ihm damit näherkommen? Dass Seokjin Yoongis Beschützer ist? Dessen Erinnerungen mit einem seiner Rätsel gesperrt hat? Unzugänglich für jeden, solange Seokjin lebt und das Rätsel ungelöst ist?

Was soll er jetzt nur machen?

Ein drückendes Gefühl breitet sich auf Seokjins Brust aus und mit einem Mal ist ihm klar: Yoongis Geheimnis ist in Gefahr!

Er wird immer gewarnt, immerhin gehört das zu seinen Fähigkeiten. Vielleicht wohl der Grund, warum er wieder auferstanden ist.

Das Drücken verschlimmert sich, jetzt fühlt es sich an, als würde Seokjin in eine Richtung gezogen.

Seufzend konzentriert sich der Sphinx auf das Ziehen. Es will ihn in seine wahre Gestalt schieben, die mächtige Gestalt einer Sphinx, will für einen Kampf gerüstet sein. Tief atmet Seokjin durch, bevor er sich fallen lässt.

Gleich würde er bei Yoongi sein, ganz gleich wo sich der Drudner befindet.

Doch er wird Unterstützung gebrauchen, das sagt ihm sein Instinkt und er weiß auch genau wen: Taehyung. Ein Sandmann und ein verdammt ehrlicher Cop.

Aber die Zeit rennt davon, hoffentlich hat er den anderen schneller eingesammelt als...

Bevor er den Gedanken denken kann, ist er aus dem Wiederauferstehungsraum verschwunden, noch immer den bitteren Geschmack der Galle im Mund.

Part 7: Tae_x_xD

Im Aufenthaltsbereich der Mittleren Ebene, wenige Minuten zuvor

Seufzend lässt sich Taehyung auf die Couch des Aufenthaltsraums nieder und stellt den frisch gemachten Kaffee auf den Tisch vor ihm.

Er hat die letzten Tage kein Auge zugetan, hat jedes Blatt und jeden Stein umgedreht, um wenigstens einen Hinweis auf die Fabelkiller zu finden, aber was hat er sich erhofft? Dass sein mickriges Leben als „ach so toller" Sandmann mit dem Fund eines Hinweises besser wird? Wäre auch zu schön gewesen. Das Einzige, was er in den letzten Tagen zu hören bekam, war das Geschrei seiner eingebildeten Vorgesetzten, das beinhaltete, wie nutzlos er doch ist und lieber seine zugeteilten Aufgaben als Ermittler erledigen sollte.

Ein wütendes Schnauben entfährt ihm, als er an das Gespräch mit der Leiterin des Autopsie-Bereiches denkt. Die Alte ist nicht nur ein unhöfliches Miststück, das ihn bei jeder Gelegenheit aufgrund seines erbärmlichen Ranges runtermacht, sie lässt ihn auch nicht zum toten Körper der Sphinx.

Gerade als er nach der Kaffeetasse auf den Tisch greifen will, ertönt ein dröhnender Alarmton, der ihn zusammenzucken lässt. Rotes Licht flutet den kleinen Raum, in dem er sitzt und eine mechanische Stimme ertönt.

„Achtung! Achtung! Im Sicherheitsbereich der Mittleren Ebene - Sektor 2 ist soeben ein Gefangener geflohen. Es handelt sich um einen Mordverdächtigen der Spezies Heinzelmännchen. Bitte bewahren Sie Ruhe, bis die Lage gesichert wurde."

Fuck.

Ein eiskalter Schauer fährt Taehyung den Rücken runter, als er die Worte hört. Er hat kurz bevor er herkam mit dem Tatverdächtigen Jungkook geredet. Der Zustand des Heinzelmännchens hat ihm leidgetan, als er ihn wie ein Häufchen Elend angekettet im Verhörraum sah. Er hat ihm aus Mitleid die Handschellen entfernt, obwohl er weiß, dass sich Heinzelmännchen bis zu einer Größe von 5mm schrumpfen lassen können und die speziellen Handschellen dies verhindern.

Er hat sich täuschen lassen... der Junge sah so unschuldig und mitgenommen aus und er ist komplett darauf hereingefallen. Er ist erbärmlich.

Bevor Taehyung jedoch weiter in seinen Selbsthass versinken kann, geht ein kurzes Ruckeln durch das Zimmer, gefolgt von einem hellen Lichtblitz und plötzlich steht vor ihm das eigentlich mausetote Opfer der Fabelkiller.

„Träume ich?"

„Nein, das ist die Realität und jetzt bekomm' deinen Arsch hoch. Ich brauche deine Hilfe, um zu Yoongi zu kommen, Taehyung", herrscht ihn die Sphinx an.

Der Fakt, dass der Name "Yoongi" gefallen ist, lässt ihn energisch aufstehen.

„Weißt du, wo er sich aufhält? Und warum brauchst du meine Hilfe, um zu ihm zukommen?" Verwirrt sieht Taehyung sein Gegenüber an, das mit jeder Sekunde, die vergeht, genervter von seinem Gelaber wirkt.

„Ganz einfach: Du bist ein Sandmann und Yoongi befindet sich momentan in einem Traum, in den du mich jetzt bringen wirst."

Ohne weiteres, großes Rumgelaber packt Seokjin Taehyungs Hände, um sie miteinander zu verschränken. Dieser vertraut seinem Gegenüber einfach mal. Noch mehr in die Scheiße rutschen kann er nicht mehr, warum dann nicht auch unerlaubt in einen Traum eindringen? Mit der Hilfe einer Sphinx? Haha.

Wenige Minuten später stehen sie auch schon auf dem Schiffsdeck eines Piratenschiffs, wo sie mitansehen dürfen, wie zwei Personen, Taehyung vermutet, dass einer davon Yoong ist, von einem Rudel Höllenhunden eingekesselt werden.

Einer der zwei bemerkt sie. Er hält ein kleines, blau schimmerndes Gefäß nah an seinen Körper gedrückt, als ob sein Leben davon abhängt und ein entsetzter Ausdruck bildet sich auf seinem Gesicht ab.

"Passt auf! Hinter euch!"

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