Ausritt 1

Am nächsten Morgen wurden die letzten Hochzeitsvorbereitungen getroffen. Da schönes Wetter war, feierten wir die Trauung von Lucy und Eragon auf der Koppel. Die Männer übernahmen das hintragen der Bänke und Stühle. Wir Frauen schmückten alles in weiß.

Am Tag vor der Hochzeit gab es für uns "Nicht Menscholaner" bzw Erdlinge, die Chance einen Ausritt zu machen.

Lucy zeigte Eragon das Dorf und die Umgebung. Dabei wurden sie von Layla und Bella begleitet.

Mercedes und Ich wollten lieber Nachts noch einmal ausreiten. Bei mir lag das wirklich daran, dass ich nicht schon wieder einen langen Rock tragen wollte. Schlimm genug, dass ich das morgen musste.

Ich fragte mich wirklich wie es sein würde auf einem Pferd zu sitzen. Für mich war das komisch, weil es waren ja Tiere und ich war ja auch quasi zur Hälfte eins. Zumindest ... Naja eigentlich war ich wirklich ein Menschlicher Wolf.

Bei Drachen war das ja was anderes gewesen, die waren so groß und konnten teilweise sprechen. Wie es wohl Wolke ging? Ich musste an meine wolkenartige Drächin. Sie war ganz schön Intelligent. So wie ein Mensch nur Tierischer, also quasi das Gegenteil von mir.

Ob es Sirius störte, dass ich Halb Wolf, Halb Mensch war? Und wieder kreisten meine Gedanken um ihn. Ich konnte es nicht ausschalten.

Mein Blick fiel auf ihn. Sirius und Mary sattelten gerade 3 Pferde. Einen falbenfarbenen Hengst, einen Schimmel und eine braun/ weiß gefleckte Stute.

Ich sah zu, wie Lucy und Eragon zusammen auf den Hengst stiegen und dann gefolgt von Bella und Layla aus dem Stall ritten.

Bis zum Abendessen versteckte ich mich in meinem und Mercedes Zimmer um Sirius auszuweichen. Dort las ich ein spannendes Buch, das auf Menschola (der Erde) spielte. Die Autorin beschrieb die Landschaft Europas so interessant. Es gab so einen extremen Unterschied zwischen Süden und Norden, zwischen Meer und Berge. Irgendwann wollte ich das unbedingt alles sehen.

Bevor ich meinen Eltern mit 16 nach Orenam folgte, wohnte ich mit meiner Tante in Sachsen. Ich kannte einen Großteil von Deutschland, aber ich wollte es unbedingt wiedersehen. Vielleicht würde ich sogar mal nach Frankreich fahren oder sogar Irland.

Ich war nur 2 Jahre nicht hier und es fühlte sich ganz komisch an. Überall Menschen ohne Tierohren zu sehen. Solche sah man zwar auch auf Orenam, aber diese hatten dann andere Tiermerkmale. Wie zum Beispiel die Halbschlangen besaßen gar keine Ohren. Die waren, aber auch taub. Das war komisch. Meistens lebten sie in eigenen Städten. Es war wie, wenn man versuchte sich mit einem Chinesen auf Deutsch zu unterhalten und der sprach die Sprache nicht... gruselig...

Beim Abendessen berichtete mir Bella von den Eindrücken, die sie beim Reiten wahrgenommen hatte. Ich beneidete sie darum, dass sie von Klein auf reiten gelernt hatte.

Sie erzählte mir ganz aufgeregt, dass sie Hunde gesehen hatte. Verwirrt schaute ich sie an, bis mir wieder einfiel, dass sie so etwas in Elberanux gar nicht hatten. Dort wohnten sozusagen nur Vegetarier. Das war komisch...

Meine Gedanken schweiften wieder ab und ich musste an meine Serafina denken, die ich Zuhause lassen musste. Die Arme...Allerdings hätte mir keiner abgekauft, dass sie ein Hund wäre. Es gab schon einen deutlichen Unterschied zwischen Wolf und Hund.


Nach dem Essen wurden Mercedes und ich zu den Boxen geführt. Zwei pechschwarze Hengste wurden rausgeführt.

Plötzlich kam Lucy's Vater in den Stall gelaufen. Schwer atmend sagte er: "Sirius würdest du die Reitgruppe bitte begleiten...Sie könnten sich verlieren."

Sirius nickte, während Mercedes genervt schnaubte und die Augen verdrehte. Ich würde ja zurückfinden, aber ich wusste nicht wie man ein Pferd ritt. Mercedes anscheinend schon. Wahrscheinlich lernten Prinzessinnen das von Anfang an.

Ich wollte mich nicht blamieren vor Sirius, deshalb sagte ich: "Ich kann nicht reiten." in der Hoffnung, dass ich nicht mitreiten zu müssen.

Sirius schaute mich nicht an, als er sagte: "Du kannst bei mir mitreiten... Wenn du willst."

Meine Kehle war wie ausgetrocknet, deshalb nickte ich nur. Mein Blick huschte zu ihm und ich hoffte, dass sein Gesicht sich wirklich kurz erhellte. Ich war mir allerdings nicht sicher ob es nicht doch eine Flackernde Deckenlampe war.

Ich ging langsam zu ihm. Als ich an einem der beiden Rappen vorbei ging, der den Mary gerade sattelte, scheute das Pferd. Es wich mir aus und riss sich von Lucy's Schwester los.

Sirius lachte kurz auf: "Mistral ist noch jung und du erinnerst ihn von deinem Geruch her an einen Wolf. Komm her zu mir. Mistrals Vater ist nicht so ängstlich."

Ich nickte ängstlich und lief schnell an Sirius Seite.

Allerdings war der andere Rappe wirklich nicht ängstlich, sondern das genau Gegenteil und stieg. Eine Hand packte mich fest am Oberarm und ich wurde hinter Sirius gezogen. Er hatte mich hinter sich gezogen.

Beruhigend hob er eine Hand in die Richtung seines Pferdes. "Ruhig Strom..."

Langsam löste sich seine Hand, die immer noch meinen Oberarm festhielt.

Stattdessen hielt er sie mir entgegen und ich legte meine Hand verwirrt in seine. Dass mich dabei ein warmes, angenehmes Kribbeln durchströmte musste er nicht wissen.

Sirius hielt meine Hand seinem Pferd hin, welches daran roch. Anscheinend schien ich Menschlich genug zu riechen, denn der Hengst beruhigte sich endlich.

"ich bin fertig. Mercedes du kannst her kommen." hörte ich Mary sagen und drehte mich zu den beiden um. Die schwarze Prinzessin näherte sich dem Hengst und er blieb ruhig.

"Das ist unfair." murmelte ich. Nur weil man ihr nicht ansah, dass sie ein Vampir war. Zumindest nicht wenn man sie so sah. Sobald sie dem Pferd in die Augen schauen würde, wäre das mit dem Ruhig bleiben vorbei.

Sirius lachte leise neben mir und hatte sofort meine volle Aufmerksamkeit. Er war nach unten gebeugt und zog den Sattelgurt fest.

"Fertig." sagte er. Ich nickte leicht, obwohl ich das doch gar nicht beurteilen konnte.

"Ok Lou... Du zuerst. Stell deinen rechten Fuß in den Steigbügel..." Ich tat was er sagte, auch wenn der ganz schön weit oben war. Es sah gewiss nicht sehr elegant aus.

"Du kannst dich gerne bei mir abstützen." schlug Sirius vor. Mein Kopf schnellte zu ihm. Er hatte die Zügel von Strom in der Hand und strich beruhigend über dessen Hals.

Also legte ich leicht meine Hand auf seine Schulter.

"So und jetzt stemm dich am besten hoch. Du kannst dich an meiner Schulter hochstemmen...Das ist sicherer. Am Ende fällt der Sattel runter... oder so."

Verwirrt schaute ich ihn an. Hatte er den Sattel nicht festgezogen. Konnte der wirklich runterfallen? Wobei er war der Experte.

Also stemmte ich mich nach oben. Bequem saß ich im Sattel.

"Kannst du bitte deinen Fuß aus dem Steigbügel nehmen." bat mich Sirius.

Kaum hatte ich ihn von dort entfernt saß Sirius auch schon hinter mir. Es war nicht zu vermeiden, dass ich ihn hinter mir spürte. Mein Rücken kribbelte warm und ich bekam eine Gänsehaut.

" Ok reichst du mir bitte die Zügel?" fragte Sirius und ich nickte.

Als er sie hatte legte er sie so, dass sie mich nicht störten, aber er die Kontrolle über das Pferd hatte. Na hoffentlich funktionierte das, aber bei Lucy und Eragon hatte es ja auch funktioniert.

"Können wir? Sitzt du bequem?" fragte er noch.

"Ja schätze schon." kam es wenig klug von mir. Ich war nicht bereit, aber ich würde auch nie bereiter sein, also konnte es losgehen.

Wir schritten aus dem Stall. Mercedes schritt gelangweilt neben uns. Sie war es nicht gewohnt so langsam unterwegs zu sein.

Wir schwiegen. Ich fragte mich, woran Sirius dachte. Ich musste an den Kuss damals... vor einem halben Jahr denken. Was war da passiert. Es erschien mir so unendlich weit weg. Die Erinnerung war leicht verblasst, aber ich wusste, dass er unglaublich nette Sachen gesagt hatte. Wieso hatten wir nicht darüber geredet.

Omg...Vielleicht hatte er ja eine Freundin und hat sich deshalb betrunken. Vielleicht hat er von ihr geredet!

Das ließ mich plötzlich zittern. Draußen war es anscheinend auch kalt.

Ich spürte, wie Sirius sich vorlehnte, sodass ich seine Brust an meinem Rücken spüren konnte. Sofort war mir dort unglaublich warm.

"Besser?" fragte er. Wahrscheinlich dachte er ich würde nur wegen der Kälte frieren.

"Ja. Danke." sagte ich leise.

Wieder verfielen wir in ein Schweigen. ich versuchte mich wirklich auf die Umgebung zu konzentrieren, aber so wirklich klappte das nicht wenn er an meinen Hals atmete und eine Gänsehaut sich auf meinem ganzen Körper ausbreitete.

Mercedes wurde es zu langweilig mit uns herumzureiten, denn sie ritt mit den Worten: "Ich finde den Weg schon... Tschüss" davon.

Eine Weile waren wir wieder still und man hörte nur die Hufe des Pferdes auf dem Straßenpflaster, doch dann kam plötzlich ein Auto um die Ecke und das Scheinwerferlicht durchbrach die Nacht...

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