Beichten und Ratschläge.

Arabella

Seit zwei Monaten fuhr ich heimlich zu Sascha, wann immer sich eine Gelegenheit dafür bot, manchmal sogar über ein ganzes Wochenende. Álvaro stellte zwar Fragen, aber ich hatte ihn bisher immer mit simplen Antworten abwimmeln können. Meist sagte ich, ich würde mit Kira, einer erfundenen Freundin, etwas machen oder noch länger im Laden bleiben müssen. Ich hatte angefangen ihn und Sascha miteinander zu vergleichen. Zum Beispiel fragte mich Letzterer immer, worauf ich Lust hatte, während Álvaro grundsätzlich nur Dinge vorschlug, die ihm gefielen, ob es nun ein Restaurant, ein Film oder etwas anderes war, spielte dabei keine Rolle. An diesem Nachmittag war es mal wieder an der Zeit, einen Mädelstag mit Katharina zu verbringen. Wir wollten uns gegenseitig die Nägel machen, etwas Wein trinken und einfach mal wieder reden. Schon auf dem Weg zu ihr freute ich mich darauf. Dank der Arbeit und meiner Affäre hatten wir schon länger nichts mehr mit einander unternommen.

„Setz dich! Ich hol eben den Nagellack.", sagte Katharina, nachdem ich ihre Wohnung betreten hatte. Lächelnd setzte ich mich auf ihre Couch und wartete auf sie. Wenige Sekunden später kam sie ins Wohnzimmer mit einer Schachtel in der Hand. Während Katharina in die Küche verschwand, um den Wein zu holen, sah ich mir die Farben an. 

„Rot oder weiß?", fragte sie, als sie mit zwei Flaschen zurückkam. 

„Ich nehm den roten.", antwortete ich ihr. Sie stellte die Rotweinflasche vor mir ab, drehte sich zu einem Schrank hinter sich um, holte zwei Gläser heraus und setzte sich dann neben mich. Ich suchte mir einen Nagellack aus und schon fingen wir an, unsere Nägel zu lackieren.

Nach dem fünften Glas Wein, setzten wir uns kurz auf ihren Balkon.

„Wie läuft es eigentlich mit Álvaro?", wollte sie wissen, als wir uns gesetzt hatten. 

„Es lief schon mal besser... Und bei dir und Peter?", gab ich ihr ehrlich als Antwort. „Oh, was ist denn los? Ja, bei Peter und mir läuft alles super! Wir wollen demnächst zusammen ziehen!", entgegnete sie mir. 

„Ich weiß nicht. Seit der Sache mit dem Strafzettel sucht er ständig Streit und ich hab das Gefühl als würde er sich distanzieren.", erklärte ich und musste dabei auch an Sascha denken. 

„Das tut mir leid! Ich bin mir sicher, dass ihr das wieder hinbekommt, das habt ihr bisher immer!", versuchte sie mir Mut zuzusprechen. 

„Dieses Mal ist es anders... Er fasst mich nicht einmal mehr an und wenn ich versuche, mich zu versöhnen, geht er mir aus dem Weg.", erzählte ich weiter. 

„Du glaubst doch nicht, dass er dich wieder betrügt oder?", wollte Katharina wissen. Ich sah auf den Boden, weil ich ganz genau wusste, dass nicht er derjenige war, der fremdging. Als ich ihr nicht antwortete, zog sie ihre Augenbrauen zusammen. Sie kannte mich zu gut und wusste ganz genau, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Ara, was hast du gemacht?", fragte sie zögernd nach. 

„Kathi, ich hab Scheiße gebaut!", gab ich zu. 

„Sag mir bitte nicht, dass du fremdgegangen bist!", entgegnete sie darauf ungläubig. Ich blieb still und weil sie mich seit dem Kindergarten kannte, wusste sie die Antwort, ohne dass ich etwas sagen musste. 

„Oh mein Gott! Hast du's ihm gesagt?", wollte sie wissen. Kopfschüttelnd kaute ich auf meiner Unterlippe herum. 

„Willst du's ihm sagen?", hakte sie nach. 

„Ich weiß nicht wie!", platzte es aus mir heraus. Sie schüttelte den Kopf und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Weinglas. Ich tat es ihr gleich und exte meines direkt. 

„Solange es keiner war, den er kennt.", sagte sie dann mehr zu sich selbst, als zu mir, aber sie wollte dennoch, dass ich darauf reagierte, was ich natürlich nicht tat. 

„Wäre schlimm, wenn es zum Beispiel Sascha wäre.", murmelte sie erneut, was dann doch eine Reaktion meinerseits erzeugte. Sofort sah ich zu ihr hinüber und ich weiß, dass sie es mir ansehen konnte, wie sehr ich versucht hatte meine Reaktion zu unterdrücken. 

„Nein, das glaub ich nicht! Du hast mit Sascha geschlafen?!", gab sie geschockt von sich. 

„Nicht nur einmal.", antwortete ich leise. 

„Schläfst du immer noch mit ihm?", wollte sie wissen. Ich nickte und griff nach meiner Weinflasche. 

„Scheiße, Ara!", rief sie aus. 

„Ich weiß... Kathi, das muss unter uns bleiben.", sagte ich darauf bedrückt. Katharina nickte, griff nach ihrer Weinflasche und trank direkt aus der Flasche. 

„Wirst du dich von Álvaro trennen?", wollte sie danach wissen. 

„Ja, aber ich weiß nicht wann und wie.", gab ich ehrlich zu. 

„Also, wenn du jemanden brauchst, der dir hilft oder so, dann sag bescheid, aber jetzt erzähl mir bitte, wie das mit Sascha passiert ist und wie lange das schon geht!", forderte sie neugierig. Das war meine beste Freundin, wie ich sie kannte. Egal, was ich tat, sie verurteilte mich nicht und sie wusste, dass ich meine Gründe hatte. Ich nickte und fing an, zu erzählen:"Du erinnerst dich sicher an den Streit, den Álvaro und ich bei Nico hatten. Sascha hat mich am Montag darauf nach der Arbeit wie immer mitgenommen und ich wollte aber noch nicht nach Hause, also sind wir noch ins Kino und essen gegangen. Er hat mich dann zu meiner Wohnung gefahren, ich hab mich für's Zuhören bedankt und ihn umarmt und dann hat er mich geküsst." 

„Hast du erwidert?", fragte Katharina. 

„Ja, aber als ich gemerkt hab, was ich da eigentlich mache, hab ich ihn weggedrückt und bin ausgestiegen. Er hat sich sofort entschuldigt, aber ich hab ihn ignoriert und wollte ihm eigentlich aus dem Weg gehen. Álvaro war nicht Zuhause, er war die ganze Woche bei seinen Eltern, wollte Abstand. Jedenfalls ließ mir dieser Kuss keine Ruhe mehr und so bin ich mitten in der Nacht zu Sascha gefahren und dann ist es einfach passiert.", beendete ich meine Erzählung. 

„Das geht also schon zwei Monate?", fragte meine beste Freundin nach. Nickend nahm ich noch einmal einen Schluck von meinem Wein. 

„Aber warum ausgerechnet er?", wollte sie wissen. 

„Irgendetwas zieht mich immer wieder zu ihm. Er ist das komplette Gegenteil von Álvaro. Er ist liebevoll, bringt mich immer zum Lachen und kümmert sich. Außerdem unterstützt er mich bei allem, was ich tue und er hört mir immer zu und das nicht nur halbherzig, sondern er merkt sich so viele Dinge.", erklärte ich.

„Ja, er war schon immer ein toller Mensch und ich kann das irgendwie verstehen. Hätte ich die Wahl zwischen Álvaro und ihm, würde ich auch lieber ihn nehmen.", kommentiere sie das Ganze. 

„Er gibt mir alles, was ich von meinem Freund nie wirklich bekomme... Jetzt sogar noch weniger als früher.", sagte ich darauf. Katharina sagte einige Zeit nichts - sie dachte nach -, danach sah sie mich an und fragte:"Hast du dich in ihn verliebt?" 

„Ich würde es noch nicht als Liebe bezeichnen, aber da sind definitiv Gefühle, die ich nicht ignorieren kann.", gab ich ehrlich als Antwort. 

„Okay... Ara, darf ich dir noch einen Rat geben, bevor wir reingehen?", fragte sie zögernd. Ich nickte und stand von dem Stuhl, auf dem ich saß, auf. 

„Mach so schnell du kannst mit Álvaro Schluss. Je länger du das Ganze rauszögerst, desto schlimmer wird es.", sagte sie mit sanfter Stimme. 

„Ich werd's versuchen.", seufzte ich.

Während wir uns einen Film ansahen, schrieb ich mit Sascha. Er wollte, dass ich nach meinem Tag mit Katharina noch zu ihm kam, weil er eine Überraschung für mich hatte. Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. 

„Er will dich sehen oder?", riss mich Kathis Stimme aus meinen Gedanken. 

„Ja, er hat ne Überraschung für mich.", antwortete ich ihr. Ich war schon etwas angetrunken, weswegen mir das Tippen etwas schwer fiel. 

„Fahr zu ihm und sag Álvaro, dass du hier pennst.", sagte sie und schenkte mir ein Lächeln. 

„Du würdest ihn echt anlügen?", fragte ich skeptisch nach. 

„Ara, du bist meine beste Freundin. Ich würde für dich töten, wenn ich müsste. Außerdem macht Sascha dich glücklich und das ist alles, was zählt.", gab sie mir als Antwort. Wir sahen uns den Film bis zum Ende an, dann bedankte ich mich bei Kathi, verabschiedete mich und machte mich auf den Weg.

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