· 7 ·

💀

· curiosity ·

an eager wish to know or learn about something

× × ×

Die spitzen Klauen sind lang und gebogen, wie die Greifer eines Raubvogels, und bohren sich mit einer Leichtigkeit schräg neben mir in die Fliesen, als wären sie Butter.
Stein knirscht und quietscht ohrenbetäubend, als das Vieh mit seinen Krallen darüber kratzt, sein schnabelförmiges Maul klappt auf und heraus kommt ein lautes Fauchen, wie das einer... Katze?
Das passt irgendwie nicht so ganz zusammen...

Nein, wartet. Das Ding hat gar nicht gefaucht.
Der Kater tat es.

Er... Warum liegt er eigentlich am Boden? Sein Fell wirkt etwas zerzaust und an seinem linken Ohr hängt eine einzelne Flaumfeder fest, die er jedoch sogleich mit einem kleinen Zucken abschüttelt. Wie hypnotisiert folge ich der Flugbahn der hinabschwebenden Feder mit den Augen, bis sie sanft auf dem Boden zum Erliegen kommt.

Wie... Warum...
Moment mal.

Langsam blinzel ich, mein vor Schock vereistes Gehirn beginnt wieder, aus seiner Starre aufzutauen und zögerlich mit mir zusammenzuarbeiten.

Der Kater scheint sich gegen das Eulenvieh geworfen zu haben, sodass es in seiner Flugbahn versetzt neben mir gelandet war und anstatt mich die armen Fliesen zerrissen hat.
Wobei Stein eindeutig robuster ist, als mein wabbeliges Menschenfleisch. Ich will gar nicht wissen, was das für ein Blutbad gegeben hätte - oder noch geben wird.

Rasch fängt sich der Vogel wieder, blitzschnell hockt er wieder aufrecht auf allen Vieren und macht sich bereits zum nächsten Sprung bereit. Nur aber wird er abermals weggezogen, diesmal am Nacken, um den sich eine bekrallte Katzenpfotenhand schließt.

Der Kater wirft mir einen kurzen Blick zu, er wirkt jedoch keinesfalls verängstigt oder gehetzt. Eher bloß... irritiert. Verwirrt. Als verstünde er nicht, was hier genau vor sich geht.

"Hau ab!"

Die Worte sind nicht mehr als ein leises Knurren und gehen beinahe in dem Lärm der gefiederten Mutation unter, die sich kreischend und zischend gegen den Angreifer wehrt. Rasiermesserscharfe Klauen zerschneiden die Luft, schneller, als das bloße menschliche Augen ihnen folgen könnte.

Das lasse ich mir keinenfalls zweimal sagen.

In Rekordtempo bin ich auf den Beinen und bekomme während meines Sprints durch die zersprungene Glastür gerade so im Augenwinkel mit, wie der Kater das Vögelchen mit dem Hals gegen den Boden drückt und ihm ins Gesicht knurrt, dass sie - sie? Das Ding ist weiblich? - sich verdammt nochmal beruhigen soll. Es scheint keinen Effekt zu erzielen, denn das Vieh kämpft weiter wie wahnsinnig gegen seinen Griff an und reißt dem Kater der Länge nach das Fell am Arm auf. Ich sehe Blut fließen; doch so genau will ich gar nicht hingucken.

Wie durch ein Wunder schneide ich mich nicht an den spitzen Rändern und Kanten auf, als ich durch das Loch klettere, und stolpere auch kein einziges Mal, während ich in Höchstgeschwindigkeit über den kleinen Parkplatz des Markts presche. Meine wundgelaufenen Fußsohlen brennen schmerzhaft von dem vielen Rennen, doch das Adrenalin pumpt viel zu heiß durch meine Adern, als dass ich dies noch wahrnehmen hätte können.

Ziellos laufe ich nun wieder durch das totenstille Dorf, mein voller Magen hebt sich unangenehm bei jedem schnellen Schritt. Ich spüre den Würgereiz an meiner Kehle kitzeln, doch schlucke diesen Drang mühsam herunter. Ich habe keine Zeit zum Kotzen. Ich renne gerade um mein verdammtes Leben.

Ohne es bewusst zu merken, führt mich mein Instinkt geradewegs zurück nach Hause. Das Haus liegt plötzlich so unscheinbar und ruhig vor mir, als wäre nie etwas geschehen - als wären ich vor wenigen Stunden in diesen heimischen Gemäuern nicht beinahe gestorben.

Eine eisige Gänsehaut läuft mir das Rückgrad herunter, als ich zögernd den schmalen Weg zum Vorgarten entlanggehe.

Bei dem Anblick des halben fliegenbesetzten Kadavers von Attila schaffe ich es dann doch nicht mehr, meine Semmeln bei mir zu behalten und übergebe mich in das nebenstehende Gesträuch.

Mit schmerzender Kehle und rumorendem Magen taumel ich ins Haus und geradewegs in die Küche, um mir dort wieder etwas zum Spülen zu holen. Dabei fällt mir das offen stehende Fenster auf; obwohl ich mich nicht daran erinnern kann, es geöffnet zu haben.

Ach was, in diesem Stress weiß ich so und so nicht mehr genau, was Realität und was paranoide Einbildung ist.

Nach eine halben Liter picksüßem Himbeersaft schaffe ich es, meinen Schwindel etwas unter Kontrolle zu bringen und einige klare Gedanken zu fassen.

Mom. Dad. Benjamin.
Genau.

Ich muss sie anrufen. Irgendwen.

Mein Blick schweift durch die Küche und bleibt an dem Telefon hängen, das exakt noch an jenem Ort liegt, an dem ich es zurückgelassen habe. Eilig fische ich das Gerät von der Theke und drücke einige Knöpfe; nichts.
Tot.
Der Bildschirm bleibt schwarz.

Zuerst sehe ich nur irritiert auf das kleine Teil hinab, doch dann schwant mir die böse Wahrheit.

Oh Gott, ich Idiot.

Ich hätte das Telefon in die Halterung zurückhängen sollen, nun ist der Akku komplett leer. Es würde mindestens 20 Minuten brauchen, bis das altmodische Gerät sich von den blutleeren Stunden erholt hat.

Seufzend lasse ich das Gerät zurück auf den Tresen sinken, meine Augen beginnen fies zu brennen. Verdammt, ich will doch nur wissen, ob es meiner Familie gut geht; ist das denn zu viel verlangt? Dummer versoffener Schutzengel.

Einen Moment lang drohe ich tatsächlich, unter meiner Schwäche einzuknicken und die Verzweiflung über mich kommen zu lassen. Es wäre so einfach, jetzt aufzugeben und...

"Da liegt 'ne tote Katze auf der Terrasse."

Die genuschelte Bemerkung reißt mich aus meiner gekrümmten Position.

Da, lässig und total unverletzt, lehnt der Kater im Türrahmen und hält eine meiner bestrichenen Semmeln in der Hand, sein Kiefer bewegt sich ausladend zu den Kaubewegungen. Ihm scheint es sichtlich zu schmecken, denn er schnurrt dabei gedämpft vor sich hin.

"Da liegt bald eine zweite daneben, wenn du nicht gleich abhaust",
zische ich wütend zurück und reibe mir aggressiv über die Augen, um die nervigen Tränen zu verscheuchen. Dumme Schwäche.

"Nein, vergiss die Abmachung nicht. Zuerst erklärst du mir die Situation."

Da er mitten in der Tür steht, kann ich nicht einmal abhauen, also lehne ich mich mit verschränkten Armen gegen die Küchentheke und starre stur zu Boden.
Keiner rührt sich für eine unbestimmte Zeitspanne, niemand scheint sich sicher zu sein, wie er mit dem jeweils anderen agieren soll.

Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, wie er auf etwas deutet, und ich hebe zögernd den Kopf.

"Bist das du? Die Blonde?"

Er meint das Familienbild.

Misstrauisch runzel ich die Stirn und funkel ihn möglichst grimmig an.

"Was interessiert dich das?"

"Wäre nur nett zu wissen, was mit deinen Haaren passiert ist. Bist du in ein Chemiebecken gefallen oder was?"

"Das gleiche kann man bei dir behaupten. Oder, wohl eher ein radioaktives Giftmüll-Becken."

Der Kater knurrt, antwortet aber nichts darauf.
Wir liefern uns ein kurzes Blickduell, dass ich zu meinem Leid diesmal verliere.
Murrend richte ich meine gesamte Aufmerksamkeit auf den Boden unter mir und frage mich, ob er mich tatsächlich ohne weiteres leben lassen wird, wenn ich ihm all seine Fragen beantworte.

Einerseits will ich ja, dass er abhaut, immerhin ist er die Bedrohung.
Andererseits...

Ruckartig reiße ich meinen Kopf hoch, und wie auf Kommando spitzen sich die Katzenohren meines Gegenübers. Er wirkt erwartungsvoll, voller Hoffnung auf Antworten. Bei dem Gedanken hätte ich fast hämisch aufgelacht.

Es ist naiv, was ich vorhabe, und funktioniert ja wirklich nur in klassischen Filmen und Büchern. Aber wenn er tatsächlich so erpicht darauf ist, zu erfahren, was hier los ist... Und ich diese Informationen besitze...

Ein teuflisches Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, und der Kater kneift sichtlich Böses ahnend die giftgrünen Augen zusammen.

"Ich modifiziere unseren Deal."

Er verzieht den Mund etwas, erwidert aber nichts.

"Jeden Tag beantworte ich dir eine Frage. Zum Schluss sage ich dir, was hier vorgefallen ist. Und dafür sorgst du dafür, dass ich nicht verrecke."

Jene Information, die nur ich allein besitze, bewusst ans Ende zu legen, ist meiner Meinung das genialste an meinem Trick. So kann er nicht bloß ein, zwei Tage bleiben und sich dann zu jemand anderen verduften, der sich die Fakten leichter entlocken lässt.

Unruhig beobachte ich meinen Gegenüber, wie er mich regungslos mustert, ohne die geringsten Emotionen in seiner Mimik. Nur seine Ohren zucken leicht.

"Willst du mich gerade ernsthaft als deinen Bodyguard anheuern? Ich kann mir auch einfach einen anderen Menschen suchen."

"Nicht, wenn du wissen willst, was hier vorgefallen ist."

Er knurrt frustriert auf, als er meine glasklaren Absichten durchschaut. Seine Schnurrhaare beben, während er einen tiefen Seufzer ausstößt, dann fährt er sich mit der freien Hand durchs Haar, während er sich mit der anderen den Rest der Semmel hineinstopft. Ich kann scharfe Zähne aufblitzen sehen, die sich in den weichen Teig bohren.

"Meinetwegen. Aber dafür, dass ich dich heute schon gerettet habe, hätte ich gerne schon mal ein paar Fakten."

Mein Grinsen wird breiter, bis meine Mundwinkel sich schon schmerzhaft spannen. Ich bin doch wirklich grenzgenial.

"Vielleicht später. Ich hab noch etwas zu tun."

Und das ist nicht einmal gelogen. Ich muss meine Familie erreichen, meinen Magen neu füllen und meinen Kater beerdigen. Den Halben, meine ich.

Meine Ansage scheint felsenfest und unverrückbar zu sein, denn der Kater gibt unter leisem Protest nach. Knurrend zieht er sich aus dem Türrahmen zurück und lässt sich im gegenüberliegenden Esszimmer auf einen Stuhl nieder.
Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, stolziere ich an ihm vorbei zum Treppenaufgang.

Ich fühle mich mächtig.
Ich bin mächtig.
Wie sagte Francis Bacon so schön?
Knowledge is power.

"Das Obergeschoß ist für dich tabu. Gehe ja nicht rauf, schon gar nicht, wenn ich dort bin, klar?"

Mit diesen letzten Worten sause ich nach oben, das Gefühl des Triumphes überkommt mich als eine wohlig-warme Glückswelle. Ich habe mir mein Überleben gesichert, und das ganz ohne Waffen, die ich selbst bedienen muss. Im Grunde kann ich mich nun zurücklehnen und die Zeit genießen, bis mein Wissensfluss versiegt; und genau das werde ich tun, bis ich meine Familie erreiche.

Jetzt brauche ich aber erst einmal eine kalte Dusche, frische Klamotten und etwas ruhige Musik, bevor ich mich den schwierigeren Dingen widme.

× × ×

Das Bad ist eine einzige tropische Höhle, doch ich wage es nicht, das Fenster zu öffnen. Die leichte Jogginghose und das saubere Hemd geben mir ein angenehm heimeliges Gefühl und ich lege mir seufzend das halbfeuchte Handtuch in den Nacken.
Und nun, da ich nicht mehr in vor Blut, Schweiß und Dreck steifen Kleidern stecke, fühle ich mich auch gleich um einiges sicherer.

Vorsichtig schiebe ich die kleine Kommode von der Tür weg, die ich in meiner Paranoia dort platziert habe, schiebe den Riegel zurück und linse in den Flur hinaus.

Alles ruhig. Gut.

Rasch schlüpfe ich aus dem Bad, husche zurück in mein Zimmer und schnappe mir dort meinen iPod, den ich sonst eigentlich nie verwende. Warum auch, wenn ich sowieso ein Handy habe? Dennoch bin ich jetzt froh, ihn bei der Hand zu haben.

Mit dem Gerät, In-Ear-Kopfhörern und jede Menge sarkastischer Sprüche im Ärmel bewaffnet, schleiche ich so leise wie möglich die Treppe hinab. Man weiß ja nie, welche dummen Meldungen einem bevorstehen.

Unten treffe ich den Kater im Wohnzimmer, wo er ausgestreckt auf der Couch liegt und scheinbar... liest?

Tatsächlich, er hält sich wahrhaftig irgendeinen von Mums Thrillern vor die Nase, dabei wirkt er höchst konzentriert. Er sieht nicht einmal auf, als ich den Raum betrete - entweder hat er mich noch nicht bemerkt, oder aber er ignoriert mich. Ich tippe auf zweiteres.

Irgendwie wundert es mich, dass die Mutation lesen kann. Immerhin ist er ein mieses Monster, und keiner, der in der Volkschule brav das ABC lernt.

"Die Bilderbücher sind wo anders, Kitty",
murmel ich, selbst nicht sicher, ob ich gehört werden will oder nicht.

Der Kater lässt das Buch leicht sinken, sodass er über den Rand zu mir herüber schielen kann. Seine Augen blitzen gefährlich und seine Ohren zucken.

"Danke, ich bin an deiner Literatur nicht interessiert."

Ich beiße knirschend die Zähne aufeinander, doch es fällt mir kein passender Konter darauf ein. So ein Mist aber auch.

Leise fluchend setze ich meinen Weg in die Küche fort, wo ich mir das Telefon schnappe und es in seine Halterung pfeffere, als wären es Schuld an meinem verbalen Versagen. Sonst habe ich doch immer einen guten Konterspruch parat, nur genau jetzt müssen mir sämtliche Waffen entfallen!

Okay. Ganz ruhig.
Konzentration, Mercy.

Punkt Eins geschafft, Handy wiederbeleben. Das könnte jetzt eine Weile dauern, bis es sich regeneriert hat.

Nun kommt Punkt Zwei: Attila.

Gott, ich habe keine Lust darauf, doch er war ein braves Haustier. Er hat es nicht verdient, auf der Terrasse zu verrotten, zumindest sein Oberteil. Was mit dem Rest passiert ist, will ich mir gar nicht vorstellen.

Fest entschlossen stapfe ich los, dabei muss ich aber wieder durch das Wohnzimmer. Mit möglichst erhobenen Hauptes gehe ich auf die Terrassentür zu, ohne dem Kater einen weiteren Blick zu schenken. Ich höre hinter mir leise Papier knistern, doch sonst kommt kein Laut von ihm.

Möglichst ohne zu würgen übersteige ich den Kadaver und eile zur Gartenhütte, woraus ich eine Schaufel hervorkrame. Normalerweise gräbt Dad immer die Löcher, und legt die toten Tiere auch ins Grab. Wie bei der toten Meise, die Attila einmal gebracht hat, oder den unzähligen Mäusen.
Doch nun muss ich es alleine machen, und es widert mich an. Diese Nähe zum Tod mehr als die körperliche Arbeit.

Der Boden ist unglaublich hart und verwurzelt, sodass ich mein gesamtes Leichtgewicht auf die Kanten der Schaufel verlagern muss, um wenige Centimeter in das Erdreich einzudringen. Runterdücken, aushebeln; das Ergebnis ist lächerlich wenig, was ich aushebe.

Aber gut, aufgeben war noch nie mein Ding.
Der Ehrgeiz hat mich gepackt, und in meinem Eifer vergesse ich sogar, mir Musik aufzudrehen.

Es ist dunkel und totenstill geworden im Ort, nur das Krachen von Metall gegen steinige Erde ist in der drückenden Ruhe zu hören. Ein abgehacktes, dumpfes Geräusch, das unmöglich Schritte hätte übertönen können; umso erschrockener bin ich, als der Kater plötzlich neben mir steht.

Wie aus dem Nichts taucht er plötzlich auf, und auch wenn ein guter Abstand zwischen uns liegt, zucke ich doch heftig zusammen. Mein Puls schraubt sich kurzzeitig nach oben, doch ich zwinge mich krampfhaft, mich zu beruhigen. Immerhin habe ich hier ganz klar das Sagen, er darf mir nichts tun.

"Was wird das? Wenn du dir ein Loch zum Kopf-Reinstecken graben willst, wird das bei deinem Dickschädel noch 'ne ganze Weile dauern."

Er grinst amüsiert über seinen schlechten Witz, doch ich schnaube nur abfällig.

"Halt die Schnauze",
bringe ich eine äußerst schwache Verteidigung hervor, denn der Anlass zu diesem Grab ist ganz und gar nicht erfreulich. Darüber Witze zu machen, ist das Letzte.

"Ernsthaft, was willst du damit?",
fragt er nun etwas weniger sarkastisch, aber immer noch mit missbilligendem Unterton in der Stimme.

"Bist du geistig eingeschränkt oder so? Das wird ein Grab."

"Für deine Freundlichkeit? Die ist schon länger tot, kleiner Mensch."

Ich knurre ein "Scheiß Mutation" in meinen nicht existenten Bart, dann ramme ich die Spitze der Schaufel abermals in den Untergrund. Ich würde mich von so einem Möchtegern-Komiker sicher nicht von meinen Zielen abbringen lassen.

Der Kater lacht leise, dann lässt er sich allen Ernstes an Ort und Stelle ins Gras fallen und sieht mir gemütlich im Schneidersitz hockend beim Arbeiten zu. Maulaffen-feilhalten tut er, der Mistkerl. Mir brennen schon wieder sämtliche Sicherungen durch, und prompt lasse ich den heißen Dampf auch schon ab.

"Eigentlich solltest du das machen, das ist allein deine Schuld",
zische ich ihn wütend an, ohne meinen Blick zu heben. Das spöttische Lachen verstummt, und zurück bleibt bloß das Klackern der Schaufel.

"Dass deine Freundlichkeit gestorben ist? Glaubst du nicht eher, das ist angeboren, hm?"

"Nein",
sage ich scharf und sehe ihn böse an. Er erwidert den Blick mit deutlich ruhigerem Temperament, nur seine Ohren sind wieder unermüdlich am Schnippen und Zucken und Zittern.
"Denn das da", belle ich mit steigender Aggression, und deute mit ausgestrecktem Finger auf die Terrasse, "warst du."

Sein Blick folgt meiner Bewegung, und eine tiefe Denkerfalte bildet sich auf seiner Stirn.

"Ich?"

"Ja."

Kurz zeigt er keine Reaktion, sogar seine hyperaktiven Löffel erstarren einen Moment lang.
Dann verzieht er plötzlich angeekelt das Gesicht und gibt ein raues Knurren von sich.

"Und was ist mit der anderen Hälfte passiert?"

"Keine Ahnung. Vermutlich gefressen."

Seine Miene wird noch düsterer. Ich muss mir ein spöttisches Lachen verkneifen.

Energisch ramme ich die Schaufel vor ihm in den Boden, und seine Aufmerksamkeit richtet sich schlagartig wieder auf mich.

"Also hebe jetzt dieses verdammte Loch aus, oder ich verrate dir noch, dass er unkastriert war... Ach, ups."

Seine Ohren liegen flach an seinem Schopf an, als er mit bösem Blick mir grob die Schaufel abnimmt und in genau vier Zügen eine tiefere Grube aushebt, als ich es mit hundert geschafft hätte. Dabei murmelt er stetig irgendetwas von wegen "Warum tue ich das hier überhaupt" vor sich hin, vergeudet aber keinen weiteren Blick an mich.

Ich aber grinse nur zufrieden.

Ich weiß genau, warum er das hier macht: Er ist neugierig.

Und ich bin die einzige, die seine Neugierde zu stillen weiß.

× × ×

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top