Chapter 23

In der Schule war der Platz neben mir schrecklich leer.

Ich war kaum in der Verfassung in die Schule zu gehen, aber ich will natürlich meine Eltern nicht enttäuschen. Ich mache mir zwar nichts aus der Meinung anderer Leute, aber ein Rückrad habe ich noch für meine Eltern.

Obwohl ich nicht mit den anderen reden wollte, musste ich mich zwingen wenigstens mit Yanjae, meinen längst vergangenem alten Freund von früher zu reden. Er hing öfters mit dem Arsch Jungkook herum, vielleicht wusste er ja mehr.

"Yanjae? Yah, bleib stehen!", rief ich ihm hinterher. Ich redete mit ihm heute zum ersten Mal von mir aus. Dementsprechend war auch seine Reaktion, er drehte sich perplex um und runzelte die Stirn. Dann kam er näher auf mich zu, ein wenig zögerlich.

"Yoongi? Bist du das?", fragte er ungläubig. Ich verdrehte die Augen. Nein, der heilige Geist Maria Gottes.

"Sehe ich etwa wie eine Fata Morgana aus?", sagte ich mit viel Sarkasmus. Er lachte nur überrascht. "Nein, nein, ich wundere mich einfach nur das DU, Min Yoongi mit mir redest. Ich meine das ist gefühlte Jahrzehnte her", erklärte er. "Eine Premiere ist das für mich auch, glaub mir", stimmte ich ihm zu. Aber genug mit dem Smaltalk. Ich war wegen was anderem hier, ich hatte keine Interesse an seiner  Person.

"Ich muss etwas wissen. Und du sagst mir besser auch was du weißt. Du bist doch mit Jungkook befreundet?", kam ich gleich zur Sache. Er nickte zögerlich. "Kann man so sagen", unterstrich er es. Ich wurde leiser. "Hat er irgendwie etwas von Hyuhwa's Unfall erwähnt?", fragte ich nun taktischer. "Du magst sie sehr oder? Hätte ich nie von dir gedacht. Seit der Sache mit-", kam er an, doch ich unterbrach ihn.

"Psh! Ja oder Nein?", verlangte ich nun etwas genervter. Er überlegte. "Ich glaube Ja. Er hat 3 Tage nachdem erwähnt, das er denjenigen kennt der Hyuhwa angefahren hat. Er hat gesagt es wäre ein Freund von ihm, oder so etwas in der Weiße", verriet mir Yanjae.

Jungkook und der Typ kannten sich? Hört, hört, die Sache hier wurde ja immer interessanter.

"Weißt du wo ich den finden kann?"

Yanjae überlegte wieder. "Ich habe mitbekommen, das die Polizei ihn laufen lassen hat. Mittlerweile müsste er wieder beim dem Supermarkt hier irgendwo weiter arbeiten. Ich glaube "Daseo Market" heißt der Supermarkt. Google einfach."

Ich nickte. "Danke Yanjae, vielleicht zahl ich dir das hier mal zurück", sagte ich. Ich sah wie Yanjae ein wenig lächelte. "Das du mit mir geredet hast, das war schon genug Bezahlung", winkte er ab. Ich lächelte nicht, aber er wusste das ich ihm dennoch respektierte. Trotzdem war das hier unser letztes Gespräch gewesen, für eine sehr lange Zeit.

"Daseo Market", flüsterte ich vor mich hin. Ich stand davor, die Schrift blätterte schon ab, jedoch war es ein gut besuchter Supermarkt in der Gegend.

Naja, wenn man es Supermakt nennen konnte. Es war eher ein kleiner Laden, in einem grauen Betongebäude hineingesetzt. Neben mir lief eine arm aussehende alte Dame. Ihre Kleidung war zerschlissen und dreckig und den muffigen Geruch den sie ausstrahlte, umgab sie wie eine Aura.

Ich war hier in einem armen Stadtteil von Seoul, man merkte es sofort.

Ich ging in den Laden hinein, an mir lief ein kriminell aussehender Mann vorbei und würdigte mich keines Blickes.

Der Laden war recht klein, jedoch konnte man dort alles finden. Die Waren lagen aber überall unordentlich in den Regalen oder waren aufgestappelt. Kein Vergleich zu Gangnam, das Welten entfernt war von hier. Dort in Gangnam war jeder Einkaufsladen sauber und steril, die Produkte sauber ettiketiert und eingeräumt in weiße Regale.

Es roch ein wenig nach Gewürzen, aber auch nach Schweiß und stickiger Luft. Was machte Jungkook in so einem Stadtteil?

Hinter der Kasse war ein dicker, alter Koreaner mit fettigem Haar und winzigen Augen.

Ich lief zur Kasse, bedacht einen Abstand einzuhalten. "Anyonghaseo, ich suche jemanden", machte ich schnell mein Anliegen klar. Der Koreaner sah mich misstrauisch an.
"Was? Was suchst du hier in meinem Laden?", spie er unverschämt. Ich blieb ruhig.

"Ich bin ein Freund von Jungkook", erklärte ich gelogen. Der Koreaner hob die nicht vorhanden Augenbrauen. Offenbar kannte man hier Jungkook.

"Ich suche einen Freund von ihm", sagte ich weiter. Der Koreaner wurde misstrauischer. "Welchen Freund? Du meinst Kiji?", fragte er.

Ich hielt inne. So hieß der, der meinen Engel angefahren hatte?

"Ja. Kann sein. Ich muss ihm was überbringen, Jungkook kann es nicht selbst tun", log ich weiter. Ich hoffte das ich nicht aufflog, doch ich hatte alles so geplant das es reibungslos klappen müsste.

Der dicke Koreaner überlegte kurz und winkte mich dann zu ihm, sodass ich ihm hinter der Kasse folgen möge.

Ich setzte mich in Bewegung und ging mit ihm mit.

Hinten in der Ladestation war ein weißer Transportwagen geparkt und wurde gerade beladen. Sofort blitze mit der Nachrichtenbericht auf. Der weiße Transportwagen hatte sich eingebrannt, tatsächlich war es derselbe.

Ein junger Koreaner mit Kappe hob gerade einen braunen Karton mit Waren hoch. Er streifte meinen Blick.

"Kiji? Hier ist jemand für dich", brummte der dicke Koreaner und verschwand wieder in den Laden.

Der junge Koreaner stellte die Kiste wieder hin und zog sich seine Zigarette aus dem Mund.

Sein Gesicht war markant und er hatte überall Tattoos. Ich mochte Tattoos, aber an ihm sahen sie nur furchteinflößend aus. Wie alle hier, trug er etwas unsaubere Kleidung, ein graues T-Shirt und eine schwarze verstaubte Hose. Die Schuhe waren schon abgetreten.

Er sah mich abschätzend von oben an, denn er überragte mich ein gutes Stück.

"Du siehst aus als kommst du nicht von dieser Gegend. Was willst du hier?", stellte er meine Anwesenheit in Frage mit tiefer Stimme.

Ich blieb standhaft. Wenn er den teilnahmslosen spielen konnte, konnte ich erst Recht das arrogante Arsch sein. Doch hier musste ich etwas heraus finden. Und das war mir wichtiger.

"Ich bin hier um dich etwas zu fragen, Kiji", kam ich. Er legte seinen Kopf schief und nahm noch einen Zug von der Zigarette.

"Kommt drauf an was es ist. Und was du bietest. Informationen gibts es nicht umsonst", machte er mir ein Angebot.

Wusste ichs doch. Natürlich hatte ich mich vorbereitet auf so etwas.

"Es geht um Jungkook", sprach ich es aus. Er grinste.

"Das wird teuer", sagte er. Aber nicht teuer für mich. Ich hatte Geld, es tat mir nicht weh es auszugeben.

"Ich komme gleich zur Sache. Es geht um den Unfall von dem Mädchen, den du verursacht hast. Jungkook scheint etwas damit zu tun zu haben. Was weißt du?", fragte ich ihn.

Er nahm noch einen Zug und sah in die Ferne. "Darüber sage ich nichts. Darüber gibts es auch nichts zu erzählen", sagte er, als wäre er aus der Sache raus.

Innerlich wusste ich aber das er log. Ich sah es in seinen Augen. Er und Jungkook hatten schmutzigere Finger als ich dachte.

"Ich biete dir 250.000 Won an", bot ich ihm an. Er überlegte. Er sah so arm aus, er ließ sich sicher bestechen.

"Jungkook könnte etwas damit zu tun haben", gab er schließlich zu.

Bingo. Ich hab dich, Jungkook.

"Weiter", forderte ich auf. "500.000 Won", forderte er. Ich nickte. "Ich will das Geld jetzt. Als Vorschuss", forderte er weiter. Ich seufzte und holte meinen Geldbeutel heraus. Dann drückte ich ihm die Scheine in die Hand. Er nahm sie und steckte sie sich ohne mit der Wimper zu zucken in die Hosentasche.

Ich verabscheute ihn weil er meinen Engel angefahren hatte, doch auch nur er wusste was gewesen war.

"Ich habe eigentlich Schweigepflicht. Jungkook hat mich dafür bezahlt das ich meine Klappe halte. Aber ich will mit der scheiß Sache nichts mehr zu tun haben. Wenn wir uns irgendwo treffen, kann ich dir mehr sagen", schlug er vor.

Aha. Jungkook steckte also mehr dahinter, als ich dachte. Und er hatte ihn bezahlt. Sicher, hatte er das. Und wenn er ihn bezahlt hatte, dann war die Sache sehr dreckig. Was würde mich wohl erwarten?

"Gut. Ein Treffen", hoffte ich auf Antworten.

Er nahm einen Zug und bließ mir den Rauch mitten in mein Gesicht. Ich hielt die Luft an.

"Das kostet, Kleiner", sagte er.

Ich verlor bald die Geduld, doch ich blieb ruhig. "Weitere 4 Mio. Won", bot ich. Er nickte zufrieden.

"In Ordnung. Du weißt das die Informationen dich das zehnfache kosten werden. Und ich brauche deinen Namen", sagte er.

"Yoongi", sagte ich. Er warf die Zigarette weg. "Morgen. Vor dem Daseo Market", gab er mir die Koordinaten. Ich nickte und er rückte seine Kappe zurecht. Dann fing er wieder an die Kisten in den weißen Transporter zu packen. Ich ging zurück in den Laden und von dort aus hinaus.

Was würde mich morgen erwarten? Und wie schlimm waren die Informationen, wenn sie so geheim und teuer waren?

Jungkook, nur noch morgen. Dann habe ich dich...

Und ich schwöre dir wenn du meinem Engel etwas angetan hast, dann ist dein Gefängnisaufenthalt nur noch eine Frage der Zeit.

Mögest du für immer hinter den grauen Mauern verrotten.

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