Chapter 2
Vor mir lehnte der Kaugummi Junge sitzend an den großen silbernen Abgasrohren. Er hielt seine Augen geschlossen und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
Sofort machte ich leise auf den Absatz kehrt, ich wollte keine Gesellschaft haben, geschweige denn jemanden stören.
Doch bevor ich nach einem anderen Platz Ausschau halten konnte, hielt er mich zurück.
"Wenn du dich auf die offene Fläche hinsetzt, werden wir erwischt", kam es von den Rohren. Ich stoppte abrupt. Kurz blieb ich stehen, doch dann beschloss ich so zu tun als ob ich ihn nicht gehört hätte und lief weiter.
"Ich warne dich", kam es wieder. Ich seufzte und verdrehte die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein.
Ich lief zu ihm und blickte genervt auf ihn herunter. Er hielt immer noch friedlich die Augen geschlossen.
"Wünscht du dir meine Aufmerksamkeit so sehr, das du unter einem Vorwand lügst?", giftete ich ihn an. Eigentlich war er mir total egal, aber er störe mich und ich hasste es gestört zu werden.
Er zog die Mundwinkel leicht nach oben. "Ich fürchte nur um meinen Platz. Außerdem war ich zuerst hier."
Wollte er mich verarschen? "Komm mir nicht mit dieser verkackten Ich-war-zuerst-hier Nummer", gab ich genervt von mir.
"Oho, der kleine Engel kann ja schlagfertig werden", gab er hämisch von sich. Dabei öffnete er ein Auge um meine Reaktion zu sehen. Aber die würde ich ihm nicht geben. Mein Gesicht blieb ausdruckslos.
Kleiner Engel? Na, warte. "Sagt der Kaugummi Junge."
Überrascht öffete er beide Augen. "Meine Haare sind toll, was? Du bist die erste die sie mag."
"Habe ich nicht behauptet", stellte ich klar. Er schloss wieder beide Augen. "Setz dich und sei leise." Ich zog eine Augenbraue hoch, setzte mich aber so leise wie möglich hin. Eigentlich wollte ich auch die Augen schließen, doch eine Frage hatte ich. Komisch, ich stellte nie Fragen.
"Was wäre so schlimm daran erwischt zu werden?"
Er seufzte. Was irgendwie süß klang.
"Früher kamen die Oberstufler immer hier hoch um zu rauchen. Seitdem sie erwischt wurden, wird hier ständig kontrolliert. Seit ich hier bin wurde ich noch nie erwischt, weil sie komischerweiße nie hinter den Röhren gucken", erklärte er.
Ich brummte verständlich und schloss die Augen.
Ich wollte mit niemandem teilen, aber da dies der einzigste Platz war, musste ich mich anpassen. Und er war leider zuerst hier gewesen. Und da es schien, dass der Kaugummi Junge wie ich seine Ruhe haben wollte, war es mir nur Recht solange er nicht quatschte. Aber ich musste auch die Grenzen klar machen.
"Ich schlage einen Deal vor", fing ich an. "Ich bin ganz Ohr", gab er aufmerksam zurück.
"Du redest nicht, ich rede nicht und wir beide haben unsere Ruhe vor den anderen und werden glücklich bis an unser Lebensende hier auf dem Dach leben", stellte ich klar. Wie gesagt, ich war nicht hier um Freundschaften zu schließen.
"Klingt gut", merkte er an. Danach sagte er nichts mehr. Er hatte wohl begriffen.
"Yoongi, falls du was brauchst."
Das musste wohl sein Name sein. "Werde ich mir merken", antwortete ich.
Dann saßen wir beide so da und genossen die Ruhe. Kurz bevor es zur nächsten Stunde klingelte, fragte ich ihn was mir schon die ganze Zeit brennend auf der Zunge lag.
"Wieso Engel?", wollte ich wissen. Es klingelte und die Klingel durchbrach die Stille. Wir beide standen auf und er lief als erster voran zur Tür. Bevor er sie aufmachte drehte er sich zu mir herum und sah mir zum ersten Mal richtig ins Gesicht.
"Wegen deinen Augen", antwortete er, verschwand hinunter und ließ mich so zurück. Nach einiger Zeit setzte auch ich mich in Bewegung zum Unterricht.
Ich glaube, Einsamkeit zu Zweit, passte bei uns beiden wie die Faust aufs Auge.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top