Chapter 19

Könnte mein Leben hässlicher sein als jetzt schon?

Anscheinend gibt es immer eine Steigerung.
Und meine Steigerung hat die Stufe "Beschissen" schon längst überschritten.

Jungkook: Kennst du den Hungwan Tower, der Wolkenkratzer in Gangnam?

Hyuhwa: Ja

Jungkook: Heute Abend findet dort eine Gala statt. Begleite mich. Und komme in Abendgarderobe

Hyuhwa: Ok

Jungkook: Ich hole dich ab. Freue mich schon auf unser Date, Baby

Hyuhwa: Das ist kein Date und Baby kannst du dir sonst wohin stecken

Jungkook: Entspann dich...

Danach kam nichts mehr. Dachte ich.

Jungkook: ... Baby ;)

Hyuhwa: Fick dich

Ich schmiss mein Handy aufs Bett. Miststück.
Ich starrte auf die Wand gegenüber von mir. Heute Abend war wohl Showdown. Möge ich das überstehen.
Aber dafür würde ich Yoongi zurück bekommen. Hoffte ich jedenfalls.

Irgendwann beschloss ich mich fertig zu machen. Was das wohl für eine Gala sein würde? Irgendein Teil von mir freute sich darauf, weil dieses Treffen mich näher zu Yoongi bringen würde. Und der andere Teil verabscheute Jungkook und die Gala dazu. Kein Bock auf alles.
Kein Bock auf nichts.

Doch ich tue das für Yoongi. Nur für ihn. Ich konnte mich nicht erinnern so viel für jemanden getan zu haben. Nicht einmal für meine Eltern.

Mein Kleid war recht einfach. Ich entschied mich für etwas figurbetonendes, obwohl ich den Blick von Jungkook auf meinen Körper alles andere als toll finden würde. Aber scheiss drauf.

Das Kleid war schwarz, aus Spitze, und hatte einen Herzförmigen Ausschnitt, sodass meine Schlüsselbeine gut zum Ausdruck kamen. Bodenlang schmiegte es sich an meine Beine. Die Haare waren zu einem strengen Dutt nach oben gehalten worden und ich trug ein schlichtes Make Up, dessen Akzent auf rote Lippen lag.

Jungkook stieß einen Pfiff aus als er mich sah.

"Heiss, Baby", raunte er und zog mich in eine Umarmung, aus der ich mich aber sofort entzog. "Lass diese Bemerkungen, oder ich werde alles andere als eine angenehme Begleitung sein", machte ich klar.

Er lachte. Ein wenig zu locker in seinem Smoking. "Ganz locker, wir haben nur ein wenig Spaß später, okay."

Ich starrte ihn aber finster an. "Du vielleicht schon, aber mir ist der Spaß schon vor Stunden vergangen."
Er seufzte nur und führte mich aus dem Wolkenkratzer heraus. Unten wartete sein Chaffeur. Wir stiegen in das komplett schwarze Auto ein.

Wenige Minuten später machten wir vor dem imposanten Wolkenkratzer halt. Jungkook stieg aus und hielt mir Gentleman like die Hand hin. Doch ich verzichtete und stieg selbständig aus. Ich brauchte keine Stütze. Er grinste nur und schüttelte belustigt den Kopf.

Die Gala fand wohl im obersten Stock statt, denn wir fuhren schon gefühlte Ewigkeiten mit dem Aufzug hoch. Mit einem Pling öffneten sich endlich die Türen.

Zu meinem Erstaunen waren wir direkt in einem rießigen Raum, anstatt in einem Flur. Musik und Menschen beißten sich sofort zu mir durch. Kpop dröhnte laut im Raum und die Menschenmenge war ein Wirrwar aus bunten Kleidern und schwarzen Smokings. Oben auf dem Podest war ein DJ und größere Anlagen. Direkt vor dem Podest die Tanzfläche, auf der sich hübsche, schlanke Koreanerinen tanzend in Szene setzten mit ihrem Partner. Links waren Stehtische und jede Menge Gläser Champagner, die von den Gästen ausgetrunken wurden.

Der rießige Raum war in weiß dekoriert und draußen war eine Terasse zu erkennen, auf der die älteren Gäste sich angeregt unterhielten.

Ich erkannte nur Koreaner, jüngere und ältere. Viele hier schienen wichtig auszusehen, Menschen mit Geld eben. Die Ehefrauen, makellose Koreanerinen mit gefühlten 100 Schöhnheitsoperationen, schmiegten sich kichernd an ihre Ehemänner. Die Ehemänner widerum unterhielten sich mit Paaren die das selbe Szenario daarstellten.

Ekelhaft.

Jungkook führte mich selbstsicher durch die Menge. Viele jüngeren Mädchen sahen mich abwertend an und verzogen dann arrogant das Gesicht. Wenn ich eins hier gelernt hatte in Asien, speziell Korea, waren die Koreaner schon sehr ausländerfeindlich. Um nicht zu sagen, schon fast rassistisch. Sie wollten unter sich bleiben, aber vergötterten Europäer und deren Gesichter. Hauptsache die Schönheitsideale von anderen kopieren, um sie dann als eigene auszugeben.

Ich erkannte sogar das manche jungen Mädchen blaue Kontaktlinsen trugen, um Europäischer zu wirken. Ich musste nur innerlich den Kopf schütteln. In der Kpop Branche war das völlig okay. Aber hier einfach nur lächerlich.

Jungkook führte mich zu einer der Stehtische und ich erkannte die Kicher- Mädchen und noch ein paar andere Freude. Na, super. Genau das brauche ich. Noch mehr Scheisse.

"Oppa, wie schön dich zu sehen", flötete direkt eine los. Danach erhaschte sie einen Blick auf mich. "Und sie hast du auch noch mitgebracht, wie toll", schleimte sie. Aber ich konnte erkennen, das sie das ganz und gar nicht toll fand. Irgendwann waren alle in Gespräche verwickelt und ich stand teilnahmslos neben Jungkook. Was vorteilhaft war, so musste ich nur zuhören und nichts anderes tun.

"Tanzen?", forderte mich irgendwann ein Koreaner auf. Ich dankte ab. Tanzen war das letzte was ich jetzt gebrauchen konnte. Doch Jungkook konnte ich leider nicht abschütteln. Wenn ich mein Ziel erreichen wollte, dann musste ich mich Jungkook beugen und sein Prinzesschen für diesen Abend spielen.

"Gefällt es dir?", fragte Jungkook mich an meinem Ohr. Ein langsamer Song lief, zu meinem Pech, weshalb wir eng aneinander langsam tanzten. "Gibt schlimmeres", sagte ich knapp. Ich spürte ihn Grinsen, er hielt meine Hand fester, als könnte ich jederzeit weg springen. "Alle denken du wärst meine Freundin", erzählte er und wirbelte mich herum. "Und was hast du ihnen erzählt?", fragte ich etwas besorgt, als ich wieder in seinen Armen landete. Ich hatte kein Bock auf Gerüchte.

"Das du meine bist", hauchte er. Ich trat absichtlich auf seinen Fuß. "Aishh", zischte er unterdrückt mit gequältem Gesichtsaudruck. Geschah ihm Recht. Wie konnte der Penner mich nur in Schwierigkeiten bringen? "Bist du verrückt?!", zischte ich ihn an. Doch er verzog das Gesicht zu keiner Miene und rückte mich näher zu ihm. Stoff rieb an Stoff.

"Wenn du Yoongi wieder zurück haben willst, dann wirst du wenn es sein muss sogar meine Ehefrau spielen, also bist du was ich will. Heute Abend gehörst du mir, klar?", sagte er nun dominanter und weniger charmant mit einem beißenden Blick auf mich. Ich schluckte und nickte.

Wir tanzten noch 2 weitere Lieder bis er mich endlich freigab. Erleichtert entzog ich mich seinem Griff. Wir liefen wieder zurück zum Tisch, mir war inzwischen unangenehm warm. Und es musste schon spät sein.

"Ich schaue mich nur um, ich komm gleich wieder", informierte ich Jungkook. Er nickte und wandte sich wieder seinen Freunden zu. Endlich konnte ich ein wenig Freiraum genießen. Ich stöckelte die Terasse an und ging hinaus an die frische Luft, weg vom Lärm, weg von allem.

Draußen war nur noch einer da. Ich erkannte aus dem Augenwinkel einen jungen Koreaner mit hellem gefärbtem Haar. Er saß mit dem Rücken zu mir, hielt ein Glas Champagner in der Hand. Ich schenkte ihm keine weitere Beachtung. Irgenwann taten aber meine Beine vom Stehen am Geländer weh. Dumme Schuhe.

Ich ging zu einem freien Platz und setzte mich hin. Ich war nun sehr nah an dem Koreaner.

Hätte ich gewusst was kommen würde, hätte ich mich nie getraut hier zu sitzen.

Irgendwann raschelte es neben mir, einige Meter entfernt. Der Koreaner stand auf, wollte offensichtlich gehen. War mir nur Recht.

Er lief an mir vorbei, ich sah sein Gesicht nicht, doch er drehte sich zu mir um.

Mein Herz machte sofort einen Satz.

Es war Yoongi.

Er sah mich ungläubig an, als wäre ich nicht echt. Mein Mund war wie verschlossen. Ich wartete darauf dass er teilnahmslos weiterging, doch anscheinend wollte er mich quälen.
Wenn er Wind davon bekam, das ich mit Jungkook hier war, war es aus. Aus und vorbei.

Bitte Yoongi, ignoriere mich, bitte, bitte.

"Du hier?", sagte er schwach und leise. Ich nickte kaum merklich, die Luft knisterte unangenehm. "Allein?", fragte er. Was soll ich sagen? Verdammt. Ich entschied mich für eine Notlüge und schüttelte den Kopf. Er nickte und stand dann verloren herum. Er sah anders aus. Älter. Enttäuschung war auf seinem Gesicht gezeichnet. Die Müdigkeit an ihm war nicht zu übersehen. Trotzdem schlug mein Herz bei seinem Anblick gefährlich schnell.

Gerade als ich aufstehen wollte um die peinliche Stille zu umgehen, kam mein Todesurteil hinaus.

"Hyuhwa, ach hier bist d- Oh Yoongi", sagte Jungkook und bemerkte dann Yoongi. Yoongi nahm sofort einen anderen Gesichtsaudruck an und Jungkooks Haltung verspannte sich. Ich saß wie angekettet da.

Jungkook nickte Yoongi noch knapp zu und verschwand wieder hinein.

Langsam drehte sich Yoongi zu mir. "Du bist DEM da hier?", fragte er. Die Art wie er "dem" ausprach, sagte alles. Mir kamen fast die Tränen und ich nickte, wie als hätte man mich dabei ertappt wie Dinge machte die ich nicht machen darf.

Bitte, lass jetzt alles gut werden, bitte...

Doch mein Leben wollte mir noch eins reindrücken.

Yoongi lachte plötzlich. Erschrocken sah ich auf. Er lachte trocken und bitter. Es ließ mich erschaudern und machte mir Angst. Irgendwann hörte er auf und nahm einen Schluck aus seinem Glas.

Er sah in die Ferne, auf die anderen Hochhäuser. "Weisst du Hyuhwa, ich wollte kommen. Ich wollte mich entschuldigen. Ich wollte dir glauben. Mein Engel würde mich niemals belügen, dachte ich. Aber das du so ein Miststück bist, das hätte ich niemals gewagt zu denken. Meinetwegen kannst du es mit Jungkook und noch 100 anderen Jungs treiben, ist mir scheiß egal jetzt", erzählte er bitter an mich gewandt.

Ich konnte nicht wiedersprechen. Ich konnte nicht einmal aufstehen um davon zu rennen.
Er drehte sich zu mir um und kam auf mich zu. Mein Herz drohte aus der Brust zu springen, meine Lungen waren mit Staub verstopft.

Mit dem Glas an mich gewandt, prasselte er weiter auf mich ein.

"Du hast mir gesagt, mir unter Tränen geschworen das Jungkook kein Teil von dir ist. Wie ich sehe ist es plötzlich ganz anders. Ich habe eine Bitte an dich", sagte er.

"Nicht", hauchte ich schwach, so als würde ich wissen was kommen würde.

Er sah mir direkt in die Augen, ich konnte die Kälte die von ihm ausging schon förmlich spüren.

"Ab heute sind wir beide Vergangenheit. Ich kenne dich nicht mehr, verstanden? Und du mich auch nicht. Wenn du es je wagen solltest mich anzusprechen oder gar anzuschauen, wirst du dir wünschen niemals geboren worden zu sein.", machte er eiskalt klar.

Mein Magen explodierte vor Schmerzen. Irgendwo in meinem Kopf hallte es Nein, Yoongi, nein, Ich liebe dich, doch diese Worte fanden den Weg nicht hinaus. Ich starrte ihn an.

"Nicht Yoongi", lallte ich und stand auf. Ich wollte ihn berühren um zu prüfen ob er es wirklich war. Doch er schlug meine Hand weg. "Fass mich nicht an!", fauchte er. Doch ich konnte ihn nicht gehen lassen. Mein Herz hielt verzweifelt an Hoffnung fest.

"Ich liebe dich, das kannst du nicht tun", ruschte es mir heraus. Ich hatte die magischen 3 Wörter gesagt. Doch er beachtete sie nicht.

"Und ich hasse dich, verstanden?!", brannt er mir ins Gedächnis ein. Seine Hand war wie ein Schraubstock um meinen Oberarm. Schockiert starrte ich ihn an. Ich musste nach Luft schnappen, sie schien mir jetzt am knappesten zu sein.

Er sah mir noch einige Sekunden in die Augen bevor er verschwand als wäre er nie da gewesen.

Ich war nun alleine. Eisiger Wind strich plötzlich über meinen Oberkörper, machte ihn schutzlos und zerbrechlich.

Irgendwann setzte das Taubheitsgefühl ein. Die Umgebung um mich herum schien sich zu verdunkeln, leiser zu werden. Mein Kopf war leer, eine Wüste ohne Wasser.

Was war nochmal passiert?

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