Chapter 18
"Willkommen zu einem neuen Schuljahr", begrüßte uns unsere Klassenlehrerin wieder.
Sie sah frisch erholt aus, jedoch hatte sie ihre bleiche Haut bei behalten. Ein paar Jungs waren dunkler geworden, aber sonst waren es keine großartigen Veränderungen.
Jedenfalls hatte ich schon jetzt kein Bock auf das Schuljahr.
Ich war schon ein halbes Jahr jetzt in Korea. Ein Wunder das wir noch nicht weggezogen waren. Maximal hielten wir uns in einem Land vielleicht 3 Monate auf, aber anscheinend lief es bei meinen Eltern geschäftlich so gut, dass wir noch blieben. Naja, wenigstens blieb mir so der Umzugsstress erspart.
Es war September und auch ein wenig kühler.
Wie gewöhnlich saß ich neben Yoongi, die Sitzplätze wurden zu meinem Erstaunen nicht umgestellt.
Doch es war alles ganz anders zwischen uns. Nach Busan änderte sich unsere Lage um einen Schlag. Wir hatten selbst Wochen danach nicht weiter miteinander gesprochen. Yoongi sah ich heute zum Ersten mal wieder, seit der Sache. Es tat mir weh und ich konnte meine Sehnsucht in seiner Nähe leider nicht abstellen. Es war eine unangenehme Atmosphäre zwischen uns und am liebsten würde ich mich sofort wegsetzten um dieses Gefühl nicht mehr ertragen zu müssen.
Ich habe nachgedacht. Lange. Oft.
In jeder Nacht hatte ich mir die Frage gestellt ob er es wert ist. Ob dieser Junge meine ganzen Tränen wert war.
Wieso verschwendete ich überhaupt Gedanken an ihn?
Weil du ihn liebst, Hyuhwa.
Wieso vergaß ich ihn nicht einfach?
Weil du ihn liebst, Hyuhwa.
Konnte ich es schon Liebe nennen?
Wir kannten uns doch erst ein halbes Jahr. Kann man in so einer kurzen Zeit überhaupt solche schwerwiegenden Gefühle für jemanden aufbauen?
Und war es nicht unnötig? Wieso gab man seine letzte Kraft für jemanden auf, der einen sowieso zurückwies?
Es gab Momente an denen ich Yoongi bitterlich hasste, dafür das er mir nicht glaubte. Und dann gab es wieder Momente an denen ich vor Schmerz losheulen könnte. Was ich sowieso schon jede Nacht tat.
Weinen. Auch etwas total untypischen für mich. Es war ein Gefühl das ich nicht kannte, Trauer war für mich stets unbekannt gewesen. Mir waren die Menschen einfach egal, es war unnötig sich über sie aufzuregen oder ihnen hinterher zu trauern.
In dieser kurzen Zeit aber habe ich 2 neue Gefühle kennengelernt.
Liebe und Hass.
Die Gleichgültigkeit hatte sich zurückgezogen.
Tagsüber hasste ich ihn und in der Nacht liebte ich ihn.
Ich wusste Yoongi würde nicht eher mit mir reden, bis die ganze Sache geklärt war, aber leider glaubte er immer noch, ich hätte Jungkook geküsst.
Wieso war er so misstrauisch? Wieso dachte er ich würde ihn jemals irgedwie verletzen wollen?
Ich hatte das Gefühl, dass es ein wenig etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hatte...
Wahrscheinlich war es ein Reflex von ihm, anderen sofort zu misstrauen und sie von sich zu stoßen.
Wie bei mir.
Und diese Ansicht musste ich ändern.
Ich habe genug Stunden in meinem Zimmer verbracht um nun zu wissen, das ich ihn niemals vergessen könnte. Dafür waren wir schon zu tief ineinander verwurzelt.
Es war traurig, aber wahr.
Ich wollte das Yoongi wieder mit mir sprach, mich wenigstens einmal noch "Engel" nannte. Ich wollte das alles wieder gut war, ich wollte uns beiden helfen.
So verzweifelt war ich schon.
Ich konnte nicht einfach so tun als ob nie etwas zwischen uns gewesen wäre. Bei anderen ja. Aber bei ihm nicht. Und deswegen musste ich mich um Jungkook kümmern, ob ichs wollte oder nicht.
Leider konnte mir nur dieser Bastard helfen, der das alles angerichtet hatte.
Ich wartete draußen vor der Tür bis alle Schüler nach dem Klingeln aus dem Raum waren. Als Jungkook rauskam, schubste ich ihn wieder hinein und schloss die Tür hinter uns.
Nun waren wir wieder alleine. So wie immer eigentlich.
"Was willst du?", fragte er. Ich sagte nichts und ging auf ihn zu.
Ganz ruhig, Hyuhwa. Nicht ausrasten.
"Du hast den Tod verdient Jungkook, das weißt du", sagte ich seelenruhig.
Er hob beide Augenbrauen.
"Wenn ich nicht so eine Selbstbeherrschung hätte, dann würde ich dir die Augen auskratzen und dein Gesicht persönlich in die Hölle schicken. Und glaube mir, nicht einmal in der Hölle würdest du Ruhe finden", sagte ich weiter ruhig.
Ich sah ihn Finster an. Und dann kochte in mir die Wut hoch.
"Hat es Spaß gemacht Yoongi das verkackte Bild zu schicken?", griff ich an.
Er sagte nichts und lächelte nur.
"Ach dafür die Morddrohungen", begriff er und lachte trocken.
Aber mir war nicht nach Lachen zu Mute.
"Wie lange willst du so weiter machen, hm? Wie lange? Nenn mir doch den scheiß Grund warum du dich in das Leben der anderen einmischt", fragte ich ihn. Eigentlich war ich hier zum Verhandeln mit ihm aber ich war zu wütend.
Und die günstige Situation erlaubte es mir gerade ihn umzubringen. Naja, ich wünschte ich könnte es.
Er grinste uns fuhr sich durch die dunklen Haare.
"Es macht eben Spaß", sagte er schulterzuckend.
Ich hob wieder die Faust, ließ sie aber sinken.
"Schlägst du gerne Jungs?", fragte er herausfordernd.
Für diese dämliche Frage hätte er eigentlich aufs Maul kriegen sollen.
"Du hast die Scheiße angerichtet. Also hast du es verdient", gab ich zurück.
Er stellte seine Schultasche ab. "Also was willst du?", fragte er nun ernster.
"Du klärst die ganze Sache. Du gehst zu Yoongi und klärst ihn über das verammte Bild auf, das du löschen solltest", forderte ich.
Vielleicht glaube Yoongi Jungkook ja mehr. Was ich zwar bezweifelte aber ich musste es glauben.
Er gluckste.
"Vergiss es", sagte er und schüttelte den Kopf.
Was für ein Miststück.
Ich ging näher zu ihm.
"Ich reiß dir den Hintern auf wenn du es nicht tust", drohte ich ihm.
Eine Zeit lang sah er mir standhaft in die Augen. Dann holte er sein Hand heraus und tippte etwas darauf rum. Er hielt es mir anschließend vors Gesicht und löschte unser Kussbild.
"Das muss genügen", schlussfolgerte er.
Ich schlug ihm sein Handy aus der Hand, worauf es daraufhin auf den Boden fiel.
"Bist du verrückt!", schrie er.
Doch ich verzog keine Miene. Dachte er, mit dem Löschen des Bildes wäre alles wieder okay? Dachte er wirklich das es mein Problem löste? Wofür ER verantwortlich war?
Ein Glas das zersplittert ist, kann man nicht mehr zusammenkleben und so tun als wäre es wie vorher, Jungkook.
"Du gehst zu Yoongi und sagst ihm was für ein Arschloch du bist. Und nebenbei erklärst du ihm, das du so notgeil bist uns es ständig auf mich abgesehen hast", fuhr ich fort.
Er lachte wieder, zog es ins Lächerliche.
"Ich muss gar nichts, Schätzchen. Wenn du Probleme hast mit ihm, klärst du das selber. Das geht mich garnichts an".
Ich ohrfeigte ihn aus Reflex. Seine Wange verfärbte sich sofort rot.
"Es reicht! Hör auf mich dauernd zu schlagen!", rief er und hielt meine beiden Handgelenke fest.
Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber er war stärker.
Er drängte mich an die Tafel, bis ich sie hinter mir spürte.
"So ist das Leben, Hyuhwa. Hättest du mich nicht verärgert, hätte ich weder das Bild geschickt noch anderes. Wärst du nur einmal mit mir ausgegangen, dann wäre alles nicht so gekommen. Einen Jeon Jungkook weißt man nicht ab, Süße. Die anderen Mädchen die es gewagt hatten mich abzuweisen, sind nun die, die als Abschaum gesehen werden. Niemand will sie mehr haben. Sie werden nur als Fußabtreter benutzt, dafür habe ich gesorgt. Und jetzt musst du eben auch büßen. Weißt du noch als ich dir versprochen hatte, das Yoongi bitter um dich heulen würde? Es ist doch eingetreten oder nicht?", zischte er gefährlich nah an meinem Gesicht.
Ich drehte mein Gesicht weg. Wie konnte jemand im ersten Moment so charmant und dann solch eine ekelhafte Bestie werden?
Mir blieb aber nur diese eine Chance hier. Bevor noch schlimmeres passierte. Yoongi glaubte mir ja nicht, er war zu geblendet von der Enttäuschung.
Ich musste wohl oder übel mit dem Willen Jungkooks beugen.
"Ich gehe mit dir aus. Ein Mal, nicht mehr. Dafür sagst du Yoongi die Wahrheit", schlug ich vor.
Das war alles was ich ihm geben konnte. Ein Treffen im Tausch gegen die Wahrheit.
Kurz überlegte er. Dann lächelte er zufrieden und ließ meine Hände los.
"Abgemacht", besiegelte er den Pakt.
Ich ordnete meine Uniform.
"Wehe du hälst dein Wort nicht, Jeon Jungkook", drohte ich ihm.
Er lächelte nur und nahm seine Schultasche.
"Ich gebe dir Bescheid wann und wo", informierte er mich.
Ich wollte schon losprotestieren doch da war er schon weg.
Ich atmete aus und ließ die Anspannung weichen.
Ich hoffe das Treffen wird die letzte Begegung mit Jungkook sein.
Von außen her war er vielleicht nett und charmant. Aber innen konnte er verdammt gefährlich werden.
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