Kapitel 7

Erschöpft ging ich schnellen Schrittes durch die Straßen von Köln. Ich hatte heute einen langen Tag mit mehreren Terminen gehabt, doch dafür hatte ich die nächsten zwei Tage frei.
Als ich einen Blick auf mein Handy warf, zeigte es mir 16:47 Uhr an. Seit 7 Uhr war ich auf den Beinen. Jetzt freute ich mich auf ein warmes, weiches Bett.

Seit mehr als einer Woche, hatte Ju sich nicht gemeldet. Gesehen hatte ich ihn auch nirgends. Er hatte meine Nummer sogar! Also warum rief er mich nicht an? Doch ich würde ihn nicht anrufen. Wenn er nicht wollte, war mir das recht. Sollte er doch machen was er wollte!

Mein Herz versetzte mir einen kleinen Stich. Es war wiedereinmal komplett anderer Meinung.
Mit Melina dagegen hatte ich mich fast täglich getroffen. Darüber mit Ju wusste sie natürlich Bescheid. Doch in ein paar Tagen würde sie wieder nach Island fliegen. Was sollte ich nur ohne sie tun?

Plötzlich sah ich im Augenwinkel eine große Traube von Menschen. Ich war am Dom angekommen. Es war zwar als Schauspielerin nicht die beste Entscheidung zu öffentlichen Plätzen zu gehen, doch es war nun mal der kürzeste Weg zu meiner Wohnung.
Es vergingen keine paar Sekunden, schon hörte ich einen hellen Schrei. Oh, nein! Ich wollte nach Hause! Ich wollte keinen tausenden 13-jährigen Fans ein Autogramm geben oder Fotos machen!

Doch schon wurde ich von der Menschenmasse umgerissen, die ich vorher noch beobachtet hatte.

Ich strauchelte und verlor mein Gleichgewicht, doch bevor ich hinfallen konnte, packte mich jemand am Oberarm und zog mich weg. Wer er auch war, ich war dem jenigen ziemlich dankbar.

Ich wurde in eine dunkle Seitengasse gezerrt. Erst jetzt konnte ich halbwegs das Gesicht erkennen. Es war eine junge Frau. Sie hatte blonde, lange Haare, die in leichten Wellen auf ihre Schultern fielen. Im Großen und Ganzen sah sie mir ziemlich ähnlich, nur, dass ich keine blonden Haare hatte, sondern hellblaue. So eisfarbene.

"Danke", keuchte ich. "Kein Problem. Lucy", stellte sie sich vor. "Caro" Lucy nickte nur wissend.
"Lu...Caro", sagte plötzlich eine Stimme hinter uns. Wir drehten uns beide um. "Was willst du?", fauchte ich Ju an. "Ich wollte mit Lucy reden, aber ihr seid wohl beschäftigt", fuhr Julien zurück. Ein Hauch von Schmerz zeichnete sich in seinen braunen Augen ab. Dann drehte er sich um und ging davon. "Ich denke nicht, dass Ju ein Fan ist. Er ist..." "Ich weiß wer das ist!", sagte ich wütend. "Tut mir Leid. Ju und ich verstehen uns nur nicht so gut. Willst du einen Kaffee trinken gehen?", fragte ich sie als kleine Entschädigung. "Du siehst ziemlich erschöpft aus" "Wer hat gesagt in einem Café?", grinste ich und ging los, in Richtung meiner Wohnung. Warum ich immer so schnell Leute in meine Wohnung einlud? Ich mochte keine öffentlichen Plätze und mir war nie etwas Schlimmes passiert. Ich konnte mich verteidigen, das hatte ich schon vor längerer Zeit angefangen zu lernen. Und warum ich so viel Kaffee trank? Die Frage stellte ich mir auch oft.

Als wir ankamen, setzten wir uns, wie sonst wenn Besuch da war, auf die Couch. "Ich mache dann mal Kaffee", teilte ich Lucy mit. "Ich helfe dir", sagte diese schnell und stand ebenfalls auf.

Nachdem wir uns Kaffee gemacht hatten, setzten wir uns mit dem warmen Getränk zurück zur Couch. "Ist das hier ein Traum, oder so?", hauchte sie und sah sich fasziniert um. "Nein", lächelte ich.

"Ich bin auch Schauspielerin!", teilte Lucy mir freudig mit. Ich hatte sie noch nie gesehen, doch wollte es nicht wirklich zeigen.

"Nein schon gut. Ich habe noch nicht viele Rollen bekommen", winkte sie schnell ab. Ich nickte bloß. In meinen Gedanken sah ich Juliens Augen wieder vor mir. Wenn er mich zurück haben wollte, warum rief er dann nicht an?

"An was denkst du?" "Nur wegen Ju", winkte nun ich ab. "Was habt ihr beide denn miteinander? Wart ihr zusammen?", quitschte sie. "Nein!", antwortete ich ein wenig wütend.

Doch nicht mit Julien! Niemals!
Wieder versetzte mein Herz mir einen Stich. Konnte man mir es nicht nicht aus mir raus holen? Theoretisch ging das sogar!

"Was ist dann passiert?" Ein Klingeln rettete mich vor der Antwort. Ich lief schnell zur Tür und öffnete sie. Zum Glück stand nicht Ju, sondern Melina davor.

"Hey!", rief ich erfreut. Wir umarmten uns schnell, dann ließ ich sie eintreten. "Hey, wer bist du?", fragte Melina gerade heraus. Ich wusste nicht immer ob ich das gut finden sollte, wenn Melina so direkt war, doch es ersparte einem viel.
"Ich heiße Lucy. Du bist Melina, oder?"

"Ja", antwortete Melina erfreut. Ich setzte mich zu den beiden. "Ich kann wieder gegen, wenn ich euch störe" Doch die Antwort nahm uns ein Vibrieren ab.

Lucy schaute uns entschuldigend an und nahm dann ihr Handy. "Oh, Hey Ju...Stimmt! Ganz vergessen!...schick mir noch schnell die Adresse. Ich bin gleich da...ok, bye" Sie legte auf.

"Sorry, muss los. Danke, dass ich da sein durfte" Sie nahm schnell ein paar große Schlücke vom Kaffee und stand dann auf.

"Kein Problem. Bis irgendwann", verabschiedete ich sie. Auch Melina verabschiedete sich, dann verließ Lucy die Wohnung.

"Sie weiß das wegen dir und Ju nicht?", fragte Melina. "Sie weiß, dass wir zerstritten sind, aber mehr jetzt auch wieder nicht"

"Warum macht sie es dann so offensichtlich, dass sie ihn mag? Mag Ju sie auch?" "Keine Ahnung. Denke schon", antwortete ich etwas gereizt. "Warum bist du immer so schnell beleidigt, wenn es um Ju geht?" "Bin ich nicht!", wehrte ich schnell ab.

"Doch das bist du! Das geht so nicht weiter mit euch. Ihr könntet echt gute Freunde werden! Ihr seid euch in so vielem ähnlich!" Ich warf ihr nur einen Killerblick zu. Julien und ich? Niemals!

Zum dritten Mal an diesem Tag, versetzte mein Herz mir einen Stich.

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