55|Ich verstecke mich nicht

Ich laufe die Stufen hoch, immer zwei und zwei um schneller nach oben zu kommen, als ich den Treppenabsatz erreiche, höre ich ein lautes Brüllen das mir durch Mark und Knochen geht. Ich könnte sogar schwören das der Boden zu vibrieren beginnt. Panisch laufe ich durch den Flur und reiße die erste Tür auf die ich finden kann. Ein lautes Klieren ist zu hören, fast so als währe jemand gegen einen Glasschrank geflogen. 

Meine Hände zittern als ich die Tür hinter mir schließe und ich mich in Lias Zimmer wieder finde. Ihr Zimmer ist sehr freundlich und aufgeräumt, Bilder und Poster machen es unglaublich gemütlich, doch ich hab keine Zeit weiter mich darauf zu Konzentrieren. Ich sehe auf die Tür auf der gegenüberliegenden Seite. Schnell laufe ich um das Bett herum und öffne diese Tür ebenfalls als ich mich im Bad wieder finde. Schnell stelle ich mich in die Dusche und ziehe die Trennwand vor um mich dahinter zu verstecken. Zum Glück hat es ein milchiges Glas das man mich nicht so leicht erkennen kann. Obwohl mich drei Wölfe vermutlich überall finden.

Ich atme so leise es geht vor mich hin, bei jedem lauten Geräusch, das von unten kommt, zucke ich zusammen und halte mir die Ohren zu. Immer wieder kreisen meine Gedanken um Damien und die anderen, die unten möglicherweise ihr Leben für mich aufs Spiel setzten. 

Ich kann meinen Herzschlag lauter hören wie je zu vor. Es pocht stark gegen meine Rippen und versetzt meine Brust leicht in Bewegung. Kurz scheint alles Still um mich herum, bis ich die Stimmen höre. Stimmen die mir vielleicht das Leben retten könnten.

Wo ist diese Göre?

William und die anderen werden sie nicht ewig hinhalten können. Wo mag sie sich wohl am besten versteckt haben? 

Die Stimme ist nicht klar, aber ich könnte schwören das es nicht Siras Stimme ist die ich hören kann. 

Langsam schiebe ich die Wand zur Seite und sehe zur Badezimmertür. Fest schließe ich meine Augen und versuche mich zu konzentrieren. Alles um mich, das laut ist und mich nicht interessiert blende ich aus, um die leisen Schritte von ihr zu hören. Und es scheint zu funktionieren. Ihre hohen Schuhe laufen auf dem Flurteppich, sie macht kleine Schritte, und bewegt sich nur sehr langsam vor. Vermutlich sieht sie sich aufmerksam um, damit ich ihr nicht durch die Finger gleite. Die Schritte werden etwas lauter und doch ist sie schon an Lias Zimmer vorbei gegangen und läuft weiter den Flur entlang. Vorsichtig steige ich aus der Wanne und laufe über den Boden zur Tür um sie leise zu öffnen, das knacken verursacht schnelles Herzklopfen. Vielleicht hat sie das schon gehört und sie weiß nun genau wo ich bin. Ich begrenze meine Atmung auf das wenigste und gehe weiter zur Zimmertür. Ich presse mein Ohr an die Tür um noch einmal ihre Schritte zu hören, doch da waren keine mehr. 

Erschrocken weiche ich zurück als schon die Tür aufgestoßen wird. Sie knallte gegen den Schrank und federt etwas zurück. Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich in Kimberleys Gesicht. Das war doch unmöglich.

,,Kimberley?" Ich bekomme fast keine Luft als sie mich mit ihren herabfallendem Blick beobachtet.

,,Natürlich, Erics Tochter ist das Mädchen das sich mit Vampiren einlässt." Sie scheint doch etwas überrascht darüber. 

,,Bist du auch?" Ich versuche die fassung zu bewahren.

,,Nein, ich bin kein Werwolf." Sie belächelt mich. ,,Ich bin nur ein Mensch, der hier ist um dich aus dem weg zu räumen."

,,Bitte, warum tust du das?" Flehe ich und weiche nach hinten aus, wo ich kurz darauf gegen das Fenster stoße. Diese Zimmer ist doch kleiner als ich gedacht hatte.

,,Liebes, ich hab einen Auftrag. William hat mir gesagt das du dich gegen sie gestellt hast und das ein großer Kodexbruch ist. Ich hab keine Wahl ich bin zwar kein Werwolf und doch gehöre ich zur Familie." Ich kann das leuchten ihrer Augen erkennen, sie scheint das förmlich zu genießen, die Kontrolle über mich zu haben.

,,Das ist es nicht, ich hab den Kodex nicht gebrochen!" Schreie ich und mache einen Schritt nach vorne. Doch sie scheint das nicht zu beeindrucken. 

,,Ich werde es schnell machen, keine Sorge, William würde dich zerfleischen, als dich nur einen Tag mehr am leben zu lassen. Er ist da sehr gewalttätig. Fast schon umheimlich." Sie kommt näher auf mich zu und zückt eine Scherbe eines Fensters, die sie die ganze Zeit hinter ihrem Rücken gehalten hat.

,,Nein." Murmle ich und weiß das ich doch keinen Ausweg habe.

Doch da scheint plötzlich Hoffnung. Wie aus dem nichts, zerbricht eine Vase über ihrem Kopf und sie geht benommen zu Boden. Schützend halte ich mir die Hände vor mein Gesicht um keinen weiteren Splitter ab zu bekommen. Ich atme schwer als ich sie wieder sinken lasse und  Evelyn erkenne. Meine Rettung.

,,Danke." Flüstere ich und steige über den Bewusstlosen Körper von Kimberley. Ihr Kopf blutet leicht.

,,Verstecken sie sich wieder." Sag ich mit leicht zittrigen Lippen und sehe zur Tür wo ich weiter das schreien und das Gebrüll hören kann das kurz darauf leiser wird.

Obwohl ich weiß das ich mich damit zur Zielscheibe mache, kann ich mich nicht weiter verstecken.
Ich muss ihnen Helfen. Ohne weiter über die Konsequenten nachzudenken, laufe ich durch den Flur und die Treppen wieder hinunter.

Erschrocken sehe ich ins Wohnzimmer. Die Fenster wurden mittlerweile alle zerstört. Ein Scherbenmeer erstreckt sich vor meinen Füßen. Die Wände bröckeln zu teil stark ab, bei einigen fehlen sogar Stücke die vermutlich durch einen Aufprall entstanden sind. Doch von einem laufenden Kampf ist keine Spur. Wo sind sie hin? Vorsichtig laufe ich über den Boden. Unter meinen Schritten knacken die Scherben und lassen mich leicht zusammen zucken. Ich kann das alles nicht richtig wahrnehmen. Alles was hier passiert ist nur wegen mir, weil ich mich auf einen Vampir eingelassen haben. Ich bin den Tränen nah und versuche das schluchzten zu unterdrücken.

,,Siehst du das?" Kann ich eine Stimme hören die durch das Haus schallt. 

Erschrocken weiche ich zurück und sehe mich im verwüsteten Raum um und erkenne einen dunklen Wolf im hinteren Bereich des Hauses. Er beobachtet mich, seine roten Augen glühen.

,,Das hier ist nur passiert weil du dich für die falsche Seite entschieden hast." Obwohl ich seine Stimme hören kann, scheint der Wolf nicht zu sprechen.

,,Das ist nicht meine Schuld." Bringe ich zwischen meinen zittrigen Lippen hervor. 

,,Ihr habt das hier angerichtet, nur weil ihr nicht verstehen wollt das ich meine eigenen Entscheidung getroffen habe. Ich bin nicht die die für Aiden bestimmt ist." Versuche ich ihn mit fester Stimme klar zu machen.  Ich will mich nicht verstecken, ich bin der Grund für das hier und lasse nicht weiter andere für mich kämpfen.

,,Mutig für einen Menschen, sich mir entgegen zu stellen. Mutig und unglaublich Dumm." Knurrt er und läuft auf mich zu. Ich rühre mich kaum und schließe die Augen um nicjt in seine augen sehen zu müssen, als mich ein mächtiger Aufprall trifft und ich gegen die Wand hinter mit geschleudert werde und mit starken schmerzen zu Boden gehe. 

Ich krümme mich, als sich der Schmerz in meinem ganzen Körper ausbreitet und es unerträglich wird. Ich versuche zu atmen doch ich bekomme Luftnot und verfalle in Panik. Ich kann nicht klar sehen, als würde ein Schleier über meinen Augen liegen und in meinem Kopf dreht sich alles, vermutlich eine Gehirnerschütterung.

,,Wirklich dumm." Höre ich es in meinem Kopf, als sich über mir der schwarze Werwolf erstreckt. 

,,Schade aus dir währe eine perfekte Gefährtin geworden." Knurrt er und setzt zum letzen Schlag aus, bevor ihn jedoch ein weißer Wolf rammt und sie beiden neben mir auf den Boden aufschlagen. Ich versuche mich auf die beiden zu Konzentrieren, doch ich kann nur verschwommen erkenne was passiert. Der Schmerz wird immer schlimmer. Jede Bewegung die ich mache verursacht starke Schmerzen.

,,Kate!" Höre ich meinen Namen, als sich eine Person auf mich zu bewegt. 

,,Damien." Flüstere ich, weil jede Bewegung nur noch mehr weh tut. Er hat eine Wunde am Kopf die aber nicht besonders tief aussieht.

,,Die Scherbe." Kann ich nun auch Lias Stimme wahr nehmen, erst jetzt sehe ich an mir hinunter und erkenne eine Scherbe die sich durch meinen Körper bohrt. Vorsichtig legt mich Damien auf seine Knie und redet leise auf mich ein. Sanft streift er mir meine Haare aus dem Gesicht und siejt mich mit Tränen in den Augen an. Ich versuche seine Worte zu verstehen kann aber nur wage verstehen was er von sich gibt. 

Als ein lautes Knacken zu hören ist, lasse ich meinen Kopf zu Seite fallen und sehe zu Aiden, er hat seinem Vater das Genick gebrochen und in somit getötet. Der weiße Wolf steht über der Leiche des schwarzen Wolfes. Er hat ihn umgebracht. Als er zu mir zieht, verfärbt sich das eisige Blau zu einem blutigen Rot. Ich spüre wie mir eine Träne über die Wange läuft, als sich unsere Blicke treffen. Ich kann die Wut und die Angst in diesen roten Augen erkennen.

,,Kate das wird wieder." Murmelt Damien und sieht besorgt zu Caleb, der in diesem Moment mit Serina, Lydia und Nathen auf mich zu kommen.

,,Nein." Stammelt Serina, und lässt sich neben mir nieder. Fest nimmt sie meine Hand und drückt sie fest. Sie hab ebenfalls eine Wunde am Kopf. Obwohl die Scherbe sich noch in meinem Körper befindet scheint der Druck nach zu lassen. 

,,Wir müssen etwas tun." Kann ich Lydia hören, als es um mich immer dunkler wird.

,,Kate bleibt wach!"Damiens Stimme dringt in mein Ohr doch ich kann nicht, ich bin einfach zu Müde.

,,Wir können nichts tun, außer." Kann ich noch wage verstehen bevor mir schwarz vor Augen wird und der Schmerz immer dumpfer wird, bis ich nichts mehr Spüren kann und es sich anfühlt als währe ich neu geboren.

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