Wenn ein neuer Mensch geboren wird, geht am Himmel ein neuer Stern auf
Ich war irgendwo in einer Welt aus Schlaf, in der ich träumte und träumte, jedoch jedes Geräusch um mich herum wahrnahm. Ich wollte aufstehen, aber es ging nicht. Nur meine Augen konnte ich öffnen und das tat ich auch.
Durch das Dachloch prallte die Sonne auf mich herab, in dessen Schein Thabo dakniete, einen winzigen Menschen mit großen, schwarzen Knopfaugen im Arm. Allzu lange konnte ich nicht geschlafen haben, das Kind musste schließlich gestillt werden. Vielleicht drei, vier Stunden? Mit einem Lächeln auf den Lippen schloss ich die Augen wieder, doch ich öffnete sie wieder, als ein weinerlicher Laut zu mir durchdrang. "Hallo", flüsterte Thabo in mein Ohr. "Hallo", flüsterte ich zurück. Er hatte tiefe Augenringe, die darauf hindeuteten, dass er gar nicht geschlafen hatte. Thabo hatte die ganze Zeit nur dagesessen und unser Baby in den Armen gehalten. Unser Baby. Rooba? Oder doch ein Roobo? "Du hattest die ganze Zeit über recht", hauchte Thabo und legte das Baby vorsichtig auf meinen Bauch. "Es ist ein Mädchen." Ich lächelte zu Tränen gerührt, als winzige, kakaobraune Finger nach meinem griffen, um sich daranzuklammern. "Warte, ich helfe dir auf", murmelte Thabo und hievte mich hoch, bis ich wieder an der Hüttenwand lehnte. "Soll ich sie jetzt stillen?", fragte ich. Er nickte. "Tu das. Ich bin gleich wieder da. Ich gehe nur eben nach den Tieren im Heim sehen." "Okay." Er hauchte mir einen Kuss an die Schläfe, bevor er zur Tür hinaus ging. "Rooba", flüsterte ich ihr leise zu, während sie gierig trank. Wie so etwas wunderschönes entstehen konnte? Sie war das Kostbarste, das ich jemals in den Armen gehalten hatte, so ein bildhübsches, kleines Mädchen. Das Gefühl, das sie in mir auslöste, war unbeschreiblich. Es war wie... wie eine kleine Flamme im Kern meines Körpers, die nach außen hin alles erwärmte und meine Haut zum Prickeln brachte. Ich war Mutter. Ich hatte Thabo, den ich über alles liebte und nun dieses kleine Wesen, das nur mir und ihm gehörte. Eine richtige Familie. Wahnsinn, wie aus mir solch ein ruhiger Mensch hatte werden können.
Nachdem Rooba fertig getrunken hatte, fing sie an zu kreischen. Es klang entsetzlich. "Nicht weinen", sagte ich traurig. "Bitte hör auf." Und da verzweifelte ich wieder. Niemand war da, niemand konnte mir erklären, was in Baby's vorging. War sie krank, oder einfach nur müde?
"Thabo!", presste ich hervor und bettete die kleine, weinende Rooba unbeholfen in meinen Armen. Thabo kam nicht. Natürlich kam er nicht, er konnte mich ja auch überhaupt nicht hören. "Psssst", machte ich und wiegte behutsam meine Arme hin und her. Tatsächlich beruhigte sie das Schaukeln, denn wenige Minuten später war sie eingeschlafen. Und ich sah sie einfach nur an, versuchte, mir jede Faser ihres Körpers genau einzuprägen, versuchte, Ähnlichkeiten zu finden. Die schwarzen Augen waren von mir. Die breite, platte Nase jedoch hatte sie von Thabo, ebenso wie die recht dicken, breiten Lippen. Eines Tages würde sie wie ihr Papa mit dem riesigen Lächeln die Sonne aufgehen lassen. Ihr winziger Kopf, der in meiner flachen Hand ruhte, war lediglich von einem weichen, schwarzen Flaum bedeckt. Und ihre Füßchen, die im Schlaf zuckten, die winzigen Ohren, die langen Wimpern der weichen Augenlider, die den Schlaf von großen Taten verbargen. Alles an Rooba wirkte so rein, so unbenutzt, so richtig. Ihre Haut duftete nach Palmöl und nach Savanne und nach Thabo. Mein Herz setzte vor Glückseligkeit zwei Takte aus. Schließlich legte ich sie behutsam auf die Matratze, kuschelte sie zwischen Felle und Tücher, und erhob mich langsam. Ich hatte einen gewaltigen Muskelkater in Bauch und Beinen. Aber das schlimmste war, dass ich noch immer recht rundlich wirkte. Lange nicht so schlank wie vor meiner Schwangerschaft. Meine sonst so hervortretenden Hüftknochen und meine zarten Bauchmuskeln waren eingepackt in einer Schicht aus Haut. Dabei war Rooba doch raus. Eine leise Panik kroch mir durch Mark und Bein, doch ich brauchte nur meiner Tochter beim Schlafen zusehen und alles Negative verebbte. Ich würde schon wieder meine alte Figur annehmen.
Mit den Händen formte ich eine Sichel und hielt sie in den Krug Wasser und trank. Langsam erweckte das kühle Wasser meine Lebensgeister und ich fühlte mich kräftig genug, um im Fluss den Rest Schweiß und Schmerz abzuwaschen. Darauf bedacht, Rooba nicht zu wecken, schlich ich aus der Hütte in die sengende Mittagssonne. Die Hitze haute mich fast um, da ich ja noch recht wackelig auf den Beinen war, aber ich tapste langsam zum Fluss. Meine nackten Füße strichen dabei durch Grasbüschel, knirschten im Sand und zuckten vor Steinchen zurück. Als ich den Fluss erreichte, ließ ich mich erleichtert in das erfrischende Wasser gleiten. Kleine Fische flohen rasch vor mir, als ich untertauchte. Die Spülung befreite mich immer mehr von Schweiß und den Plagen der Geburt. Mit der Zeit fühlte ich mich immer leichter. Nach einer Viertelstunde etwa legte sich eine große Hand an meinen Unterarm und zog mich ans Ufer. Das nächste was ich sah, waren zwei vorwurfsvolle, goldene Augen. Ich verlor mich beinahe in ihnen. "Thabo." Ich schüttelte meinen Kopf, dass die Wassertropfen nur so flogen. Um seine Lippen zuckte es verdächtig, ein Anzeichen für sein breites Grinsen. Trotz seiner Augenringe sah er überirdisch schön aus. "Rhona." Er beugte sich vor und drückte mir einen sehnsüchtigen Kuss auf die Lippen. "Du hast es geschafft!" Tränen glitzerten in seinen Augen. "Wir haben es geschafft", korrigierte ich und drückte seine Hand. Jetzt war ich diejenige, die die Lücke zwischen unseren Lippen verschloss. "Ich bin stolz auf dich", sagte Thabo lächelnd. Und ja, das war ich auch.
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Na, Chicas? :D Ihr habt zwar keine 8 Kommis geschafft, aber da ich gerade so abnormal gute Laune habe, weil ich im Zug neben ein paar ekelhaften Kölnern sitze und auf dem Weg zu der Party des Jahres bin - obwohl ich überhaupt nichts zum Anziehen habe - habe ich für euch geupdatet! ♥ Also alle Mann kräftig kommentieren und voten! ^^
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