Thabo.

Ich strich die Haare aus meinem Gesicht und blickte den Menschen vor mir schwer atmend an. Er starrte zurück. Es war ein Mann. Ein dunkelhäutiger, großer, muskulöser Mann mit geweiteten Augen. "Wer bist du?", fauchte ich recht wütend, denn ich konnte die Achterbahnfahrt, die gerade in meinen Gefühlen statt fand bei bestem Willen nicht kontrollieren. Wie auch, wenn mir seit 13 Jahren Einsamkeit ein Mann begegnete?! Er schluckte. "Mann, wie heißt du?!", schrie ich und ballte die Faust, woraufhin er die Hände hob. "Thabo.", brachte er dann schließlich hervor und setzte sich auf. Ich schluckte. "Was machst du hier?", fragte ich mit zittriger Stimme. "Ich- ich...", er brach ab. "Hey, woher kommst du?",rief ich und rüttelte an seiner Schulter. "Aus einem Dorf!" Ich rollte mit den Augen. "Aus welchem Dorf?!" "Einem Dorf im Kongo! Nachdem alle ausgestorben sind, zeigte mir ein Sensor an, dass noch zwei Menschen leben. Also begab ich mich auf die Suche. Nachdem ich Europa durchreist hatte, bin ich nach Afrika zurück gekehrt und landete hier, wo ich dich fand." Stille. Mir wurde schlecht. Warum hatte dieser verdammte Sensor damals angezeigt, ich sei der einzig lebende Mensch? Nur wegen diesem bescheuerten Fehler hatte ich mich 13 Jahre lang auf dem Holzweg gefunden. "Warum hast du dich dann tagelang versteckt und mich beobachtet, Thabo, wieso!? Weißt du, wie schrecklich ich mich gefühlt habe?!" "Nein, aber ich kann es mir vorstellen..." "Warum!?", brüllte ich. "Weil ich Angst hatte, du würdest dich vor mir fürchten! 13 Jahre ohne Menschenbeisein, das hinterlässt doch Folgen!"

Ich war nicht mehr zu bremsen. "Ja, das tut es, verdammt nochmal! Ich weiß es nicht, wie man auf so eine dumme Idee kommen kann!" Ich sprang auf, Thabo tat es mir gleich. "Aber ich kann versuchen, es zu erklären!", rief er und ich konnte ihm die Verzweiflung aus den Augen lesen. Heiße Tränen der Wut rollten über mein Gesicht und ich stampfte mit dem Fuß auf. "Ich will es überhaupt nicht mehr wissen! So etwas kann man nicht erklären! Und wag es bloß nicht, auch noch einen Schritt in mein Haus zu wagen und wehe, du kommst mir zu nahe!" Ich umklammerte mein Steinmesser, während ich mich umdrehte und davon stürmte. "Sag mir bitte deinen Namen!", rief Thabo mir hinterher. "Niemals du behindertes Arschloch!", brüllte ich, stolperte laut schluchzend in die Hütte und heulte wie ein Wolf den vollen Mond an.

Für das, was ich fühlte, gab es keine Worte. Es war, als schnüre man mir den Magen zu und als versuche man, ein Puzzleteil, das es gar nicht gab zu meinem doch komplett erscheinenden Puzzle hinzuzufügen.

Thabo.

Doch je länger ich drüber nachdachte, desto ruhiger wurde ich und so langsam wurde mir bewusst, dass ich nicht der einzige Mensch war. War das nicht eigentlich alles, was ich mir gewünscht hatte? War Thabo nicht derjenige, den ich schon immer gebraucht hatte? Ich konnte nicht sauer auf ihn sein, denn er hatte alles richtig gemacht. Ich konnte nur sauer sein auf den Sensor, der sich verzählt hatte, doch selbst das brachte mich im Grunde genommen zu nichts. Sollte ich nicht einfach meinen Kopf ausschalten und dem Bauch folgen? Das tun, was dieser für richtig hielt? Nämlich zu Thabo zu gehen, mich zu entschuldigen und ihn fragen, ob er mir verzeihen würde. Ihn integrieren in mein Leben. Ihn zu meiner Familie zu machen, zu meiner zweiten Hälfte? Sollte ich das nicht tun? Ich hatte mein Leben geliebt, aber selbst wenn ich Thabo ausgrenzen würde, würde es nicht mehr so sein wie vorher. Ja, ich hatte mein Leben tatsächlich geliebt, aber gab es nicht einen Weg, diese wunderbare Chance zu nutzen und es zu einem noch besseren Leben zu machen? Das hinzuzufügen, das mir so lange gefehlt hatte? Ein neues Puzzle puzzlen?

Je länger ich nachdachte, desto entschlossener wurde ich, meinem Leben die perfekte Wendung zu geben.

Und so kam es, dass ich mir 10 Minuten später die Tränen trocknete und die Haare kämmte. Mein Kleid neu zuband und mein Gesicht wusch. Das Haar flocht und die Zähne putzte. Und schließlich aus der Tür trat und Mami und Gott für alles dankte. In gleichmäßigen Schritten ging ich auf Thabo zu, der traurig auf einem Stein saß, stellte mich vor ihn und lächelte. Er guckte zur Seite. "Hey..", begann ich und hoffte, Aufmerksamkeit zu erregen. Er ignorierte mich und ich beschloss, einfach loszulegen. "Weißt du Thabo, ich habe 13 lange Jahre in dem Wissen gelebt, allein auf dieser Welt zu sein. Ich habe mir ein Leben aufgebaut, das mich glücklich machte, den Umständen entsprechend. Als wir dann eben aufeinander trafen, sind in meinem Gehirn womöglich einfach die Sicherungen durchgebrannt. Ich hab vermutlich reagiert, wie jeder reagiert hätte. Aber nun ist mir klar, dass es womöglich nichts schöneres gibt, als ein Leben zu zweit zu führen und ich glaube fest daran, dass ich mein altes Leben mit dir teilen kann oder sogar ein neues mit dir aufzubauen.

Ich meine, wenn wir uns jetzt schon gefunden haben, dürfen wir einander doch nicht einfach loslassen! Wir schaffen das!"

Er sah mich zwar an, zeigte jedoch keine Reaktion.

"Ich heiße übrigens Rhona. Und ich weiß, ich bin schlecht im Reden, aber vielleicht schaffe ich es ja, das zu ändern."

"Brauchst du gar nicht." Er lächelte leicht, während er aufstand und sich unsere Nasenspitzen fast berührten. In mir kribbelte alles vor Aufregung und Glück.

"Und Rhona ist ein sehr schöner Name.", flüsterte er. Dann berührte er meine Wange. Ein wohliges Gefühl durchsteömte meinen Körper und ich schloss die Augen, während ich mir schwor, diese Stelle nie wieder zu waschen.

Mein neues Kapi. :) Hoffe, es hat euch gefallen. Ich freue mich immer über eure Kommis und hoffe wirklich, dass ihr so weiter macht!

Ich denke, das neue Cover ist den meisten von euch schon aufgefallen, hihi. :D Ich fand es irgendwie angemessener für dieses Buch. :*
Was denkt ihr?

-Alitschi

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