Kapitel 1

Ein ganz normaler Tag steht mir bevor. Zumindest dachte ich das noch, als ich pünktlich um sechs Uhr dreißig, aufgeweckt durch das schrille Wecker-Piepen meine Augen aufriss. Ich sah auf die Digitalanzeige, seufzte ergeben und verlagerte meine Füße unter der warmen,, weichen Bettdecke hervor auf den ebenfalls weichen, aber leider saukalten Bettvorleger meines hölzernen Doppelbetts. 

Meinen Oberkörper bekam ich auch noch irgendwie aufrecht hingesetzt und dann saß ich auch schon aufrecht. Hey, das war ein deutlicher Fortschritt! Im nächsten Moment knipste ich bereits das Licht an – Moment. Ich versuchte es zumindest, denn in der Lampe rührte sich nichts. Kein einziger wilder Funke sprang und nichts und niemand gab mir ein Zeichen, dass die Birne kaputt war. Stattdessen herrschte weiterhin die unglaublich dunkle Dunkelheit in meinem Zimmer, die die vielen Spinnen so liebten. 

Nicht, dass man welche auf Anhieb sehen würde, aber ich wusste, dass sie da waren. Auch, wenn ich bereits vergeblich das ganze Zimmer nach ihnen durchsucht hatte. Eines Tages würde ich sie finden. Ich senkte meinen Blick auf meinen Zimmerboden, auf dem lediglich ein winziger Teil des eigentlich vorhanden Chaos im durch meine Fenster fallenden Licht der aufgehenden Sonne glänzte. Glänzte, ganz recht. 

Denn auf meinem Boden lagen viele kleine, gemeine Legosteine und warteten nur auf den Blutzoll, den sie unweigerlich erhalten würden, wenn ich mein Zimmer in Dunkelheit durchquerte. Ich warf den sichtbaren Steinen einen bösen Blick an. Fing ja schon gut an, der Tag. Allerdings war es auch ein Montag und die waren ja eigentlich immer für die Katz. Also konnte ich genauso gut aufstehen. 

Fast schon spürte ich den Schmerz, der sich blitzschnell durch meine Nerven wand und mich unbarmherzig stach, doch nichts geschah. Stattdessen schaffte ich es unbehelligt durch mein gesamtes Zimmer von nicht unbedingt unbeachtlicher Größe und schlich schon halb um die Ecke, da warf ich noch einen Blick auf die Legosteine und streckte ihnen schadenfroh die Zunge raus. Das ließ sie leider äußerlich vollkommen kalt, aber sicherlich ärgerten sie sich innerlich zu Tode. Ich rieb mir bösartig lächelnd die Hände und schlich ... autsch. Dank meiner Racheaktion war ich so auf die Legosteine fokussiert gewesen, dass mir die Tür, gegen die ich unweigerlich laufen würde, wenn ich um die Ecke ging, gar nicht aufgefallen war.


Aber hey, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt, oder? Also, mein Name ist Jackie Chan. Falls ihr findet, dass das chinesisch klingt, muss ich euch leider enttäuschen. Tatsächlich stammt meine Familie nämlich aus Japan, allerdings bin ich die erste Generation, die in Deutschland geboren ist. Wie ich das finden soll, weiß ich nicht richtig, schließlich kenne ich Japan ja gar nicht richtig! 

Meine Eltern jedenfalls beteuern immer, es wäre für sie und für mich eine sehr gute Entscheidung gewesen, dort wegzuziehen. Ob sie damit recht  haben ... Nun ja, das sei dahingestellt. Jedenfalls – Eigentlich heiße ich Jaqueline Mary Chan und da ich es noch immer nicht geschafft habe, meinem Vater diesen Namen abzugewöhnen, werden mich meine Freunde auch noch in zehn Jahren mit diesem Namen aufziehen.

Wenn ihr mich nach meinem Wohnort fragt – Zunächst einmal natürlich Deutschland. Dann wird's aber auch schwierig, weil egal, wer mich fragt, wo ich wohne, reagiert auf meine Antwort mit der Frage, ob ich dann in Polen wohnen würde. Ich weiß nicht, woher das leider überaus hartnäckige Gerücht kam, mein Ort läge in Polen, aber selbst wenn er es tut, hier gibt es auch einen. Und hier ist nur eine halbe Stunde mit der Bahn von den Landungsbrücken in Hamburg entfernt. 

Wenn ich mich neben einem kleinen Poller auf einem der kleineren Pontons niedergelassen habe und meine Beine fast das Wasser berühren, lösen sich alle Sorgen, alles, was mich bedrückt, einfach von mir los und fliegen, frei wie eine Möwe. Solange ich dort bin, geht es mir blendend. Nichts kann meine Laune trüben. 

Und genau diese Einstellung versuche ich auch in meinem täglichen Leben beizubehalten, wenn ich in die Schule gehe oder Freunde treffe.


Apropos – da gibt's ja noch was zu erzählen: Ich wohnte bei meinem Freund Lenny. Der war eigentlich ein total cooler Typ, nur leider anderen gegenüber ein bisschen schüchtern. Dabei hatte er eine wirklich strahlende Persönlichkeit! Lenny war bereits 19, da konnte ich noch nicht ganz mithalten. Ich war erst 17 und vor knapp drei Monaten bei meinen Eltern ausgezogen. Wütend hatte ich die Türen zugeschlagen und dann mit meinen Koffern ratlos auf der Straße gestanden. 

Wohin mit mir? Doch Lenny hatte sich meiner erbarmt. Seine Eltern waren vergleichsweise wohlhabend und hatten sich ein zweites, kleines Häuschen am Stadtrand Hamburgs geleistet. Mit schönem Garten und Zaun außendrum, eines, das keine Auffahrt hatte wie das meiner Eltern. Die mussten im Winter und Herbst immer die ganzen Blätter wegräumen, doch von dem Problem hatte ich mich jetzt gleichzeitig mit ihnen befreit.

Kaum, dass ich einen Fuß ins Esszimmer setzte, waberte mir der Duft von frisch gebratenen Spiegeleiern entgegen. Verwirrt öffnete ich meine Augen weiter. Hatte ich etwas verpasst und der Strom funktionierte doch? Überrascht klickte ich am Lichtschalter herum. Nichts. Ich steckte meinen Kopf in die Küche. Und da stand er, über einem Camping-Kocher, woher auch immer er den geholt hatte, und grillte in einer Pfanne geschickt einige Eier. Als er mich hereintapsen hörte, drehte er den Kopf und begrüßte mich lächelnd.


„Guten Morgen, Murmeltier! Gut geschlafen?", erkundigte er sich neugierig. Ich verzog nur das Gesicht. Bis auf sein Schnarchen, wegen dem ich nicht hatte einschlafen können, war zumindest zu Beginn der Nacht alles gut gegangen. Als dann jedoch auch noch mitten in der Nacht ein Vogel oder so gegen die Scheibe geflogen war, war es zumindest für einige Stunden vorbei gewesen mit dem Schlaf.

„Nicht soo gut.", gab ich also ein wenig muffelig von mir.
„Kein Problem." Er reichte mir, noch immer zur Gasflamme gedreht, einen dampfenden Becher, der herrlich nach frischen Kaffee duftete. Ich brummte kurz etwas, das sich nach einem „Danke!" anhören sollte und begann zu schlürfen. Wie er es geschafft hatte, Kaffee zu machen, ohne den in die Wand eingelassenen Kaffee-Vollautomaten, den Traum eines jeden Kaffee-Liebhabers zu verwenden, dessen viele Anzeigen zur Abwechselung mal nicht grün glühten, sondern mir wie tot entgegenstarrten, überlegte ich gar nicht erst.

„Stromausfall?", fragte ich und deutete auf die ausgefallene Backofenuhr. Lenny zuckte mit den Schultern und warf mit seinem Pfannenheber elegant die beiden Eier nacheinander in die Luft, woraufhin die ihre Drehungen machten und dann wieder brav in die Pfanne zurückkehrten. Ich grinste verschlafen, deponierte meinen mittlerweile leeren Becher auf dem Tresen neben mir und lehnte mich mit verschränkten Armen an dien Kühlschrank, um ihn und seine Künste weiter zu beobachten. Doch da flogen die Eier auch bereits erneut und er fing sie geübt mit zwei Tellern auf. Dann wirbelte er auf den Hacken herum, verbeugte sich über beide Ohren grinsend und überreichte mir den einen. 

„Mylady?" Ich küsste ihn auf die Stirn und nahm kichernd meinen Teller an und folgte ihm an den großen Esstisch, wo ich meinen angestammten Platz am Kaffeefleck einnahm.
„Danke", sagte ich leise und deutete mit dem Messer, dass er mir eben in dem Moment in die Hand drückte, auf meine beiden Spiegeleier.

„Aber hast du jetzt noch Eier?", fragte ich besorgt. Ich war der Meinung, er hätte gestern etwas von einem Kuchen erzählt, den er hatte backen wollen.

„Also, ohne Strom wird's hier leider sowieso schon mal nichts mit Backen.", murmelte er und beugte sich dann verschwörerisch grinsend vor, wobei er wie ein Bösewicht mit den Augenbrauen wackelte: „Und außerdem habe ich immer ein paar Eier für das übrig, was ich am liebsten tue." Ich lachte über seinen albernen Witz und Lenny lehnte sich zufrieden lächelnd in seinen Stuhl zurück. Die Flamme des Gasbrenners tanzte über seine hübschen Züge und plötzlich wurde mir klar, warum er sein langärmliges Nachthemd gegen ein kurzes Shirt getauscht haben musste. Ich erhob mich und riss eines der Fenster auf, die direkt neben dem Tisch lagen.

„Kannst du den Brenner ausmachen?", bat ich. Er nickte, stand auf und im nächsten Moment herrschte vollkommene Dunkelheit im Raum.
„Okay ...", sagte ich langsam, als müsste ich noch darüber nachdenken, „Vielleicht machst du ihn doch wieder ein ganz bisschen an."
Ich hörte ihn kichern und da leuchtete auch schon wieder eine kleine Flamme auf. Lenny setzte sich wieder und seufzte.

„Nichts mit den Sicherungen?", fragte ich, wohlwissend, dass er über die aktuelle Lage mit dem Strom nachdachte. Doch wie erwartet schüttelte mein fester Freund den Kopf.
„War schon unten.", bestätigte er auch meinen zweiten Verdacht. Dann leuchteten seine Augen auf und er griff neben sich unter den Tisch.
„Aber sieh mal, was ich gefunden hab!", triumphierte er und zog einen kleinen, tragbaren CD-Spieler heraus, aus dem eine ausziehbare Radio-Antenne ragte. Ich staunte.
„Ein batteriebetriebenes Radio!"

Er wackelte wieder mit den Augenbrauen und lächelte mich schief an.
„Lust, Radio zu hören?"
Ich grinste ihn an und drehte mit einem Ruck den Schalter an der linken Seite von OFF auf ON. Statisches Rauschen erklang, doch als Lenny am FM-Rädchen drehte, war auf einmal eine Männerstimme zu hören.

„... hat die Bundesregierung bereits eine halbe Stunde nach dem europaweiten Stromausfall den Notstand ausgerufen und direkt eine Reihe neuer Gesetze ins Rollen gebracht, die dafür sorgen sollen, dass trotz allem die Ordnung in Deutschland erhalten bleibt. Dazu gehört unter anderem die Ernennung des neuen Bundesenergieministers, der sich während seiner nun beginnenden Amtszeit darum kümmern wird, so viel Energie wie möglich in die Industrie zu leiten und, wenn möglich, auch die Bevölkerung zu versorgen."

Ich warf Lenny einen beunruhigten Blick zu, doch er drückte beruhigend meine Hand.
Die Bundeskanzlerin ist heute Morgen gegen sechs Uhr gemeinsam mit dem Außenminister und der Wirtschaftsministerin mit dem Regierungsflieger in Berlin-Tempelhof abgehoben und befindet sich augenblicklich im Landeanflug auf Paris, wo sie sich gemeinsam mit den anderen europäischen Staatsoberhäuptern auf einem Energiegipfel treffen wird. Die gesammelten Geheimdienste ebendieser Staaten arbeiten indes daran, den Grund des plötzlichen Stromausfalls zu erkunden. Klar ist bisher nur durch ein Statement der Russischen Föderation, dass diese den Gasdurchlauf durch die Pipeline Nordstream 1 ohne Vorwarnung beendet hat. Die Amerikanische Präsidentin drohte als Reaktion darauf im Namen der NATO, dies sei absolut unzumutbar und ein Bruch der Vertraglich zugesicherten Gaslieferungen. Auch die CIA hat sich in die Ermittlungen zum Stromausfall eingeschaltet, denn auch in Amerika, den Land der Träume, ist das Licht aus. Und zwar überall. So kommt es, dass auch die amerikanische Präsidentin heute beim Treffen der Europäischen Staatsoberhäupter anwesend sein wird. Der amerikanische Außenminister hat sich ebenfalls angekündigt."

Ich seufzte. Amerika auch? Dann musste die Lage schlimmer sein als gedacht. Wie konnte es dazu kommen, dass sogar dort der Strom ausfiel, wenn sie doch gar nicht von russischen Gaslieferungen abhängig waren? Lenny schien meine Gedanken gelesen zu haben und flüsterte:
„Hacks. Sie könnten Stromverteiler oder die Kraftwerke gehackt haben und schon kommt nirgendwo mehr Strom an."

Ich nickte bedächtig. Zumindest klang die Theorie plausibel.
Als ein möglicher Grund für den Stromausfall wird laut der CIA aktuell ein russischer Hack befürchtet, der die Stromversorgung weltweit lahm gelegt haben könnte, da die Füllstände der Gasspeicher der meisten europäischen Länder trotz Stopp der Gaslieferungen bei über 50% liegen."

Eine kurze Pause folgte, dann fuhr der Moderator fort.
Wir möchten auf unsere neuen Sendezeiten hinweisen. Während denen Sie als unsere Hörer weiterhin unsere Nachrichten werden verfolgen können. Während dieser Intervalle von zwei Stunden werden die Nachrichten immer wieder wiederholt werden. Senden werden wir von ..."
Ich blendete seine Stimme aus und sah stattdessen Lenny an, der aufgesprungen war und jetzt mit einem Stift in der Hand wie wild die Sendezeiten mitschrieb. Klug mitgedacht, überlegte ich, schließlich war das Radio zunächst einmal unsere einzige Informationsquelle.
Im Folgenden", erklärte der Moderator, „Hören Sie die Ansprache der Kanzlerin zur aktuellen Krise."

Der Lautsprecher des Radios knackte, dann hallte auch schon die Stimme von Lisa Killian durch das schummrige Esszimmer. Sie klang jugendlich, was einer der wenigen Hinweise auf ihr tatsächliches Alter war: nur 21 Jahre jung war Killian die jüngste Spitzenpolitikerin der Welt.
Sehr geehrte Bürger und Bürgerinnen Deutschlands und alle, die sich nicht als eines der beiden Geschlechter identifizieren können – Hier spricht Lisa Killian, die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschlands." Stolz schwang in der Stimme der jungen Kanzlerin mit, was aber nicht ganz unverständlich war angesichts der Tatsache, dass dies erst ihre dritte Rede als Kanzlerin war.
Wir sind gerade in eine schwere Zeit gerutscht", begann Killian und Lenny lachte trocken.
„Wo sie Recht hat ..." Er war kein großer Fan von Killian, warum auch immer. Ich fand, dass die junge Kanzlerin ihren Job mehr als nur genial machte.

Doch wir werden sie überstehen und gestärkt daraus hervorgehen", fuhr Killian unbeirrt fort. Lenny öffnete den Mund, um einen weiteren Kommentar abzugeben, doch ich presste einen Finger auf meine geschlossenen Lippen und bedeutete ihm so, still zu sein. Gebannt lauschte ich den Worten der Kanzlerin.
Die Bundesrepublik hatte schon öfter schwere Zeiten hinter sich, doch so etwas hatten wir noch nie.", erklärte Killian, „Daher können wir aktuell die Entwicklungen der Lage nicht voraussagen. Seien sie sich jedoch sicher, dass wir unser Bestes tun werden, um die Situation so schnell wie möglich unter Kontrolle zu bringen und den Normalzustand wiederherzustellen."
Sie machte eine kurze Pause.

„Wird sie dafür bezahlt, immer dieselben Sätze zu sagen?", fragte Lenny sarkastisch. Ich zischte wütend.
Solange allerdings", merkte die Kanzlerin an, „brauchen wir für unser Zusammenleben einige neue Regeln. Ich werde sicherlich nicht die Einzige sein, der aufgefallen ist, dass Alarmanlagen und strombetriebene Sicherheitssysteme, die nicht gerade bellen, wenn jemand das Haus betritt", sie grinste hörbar und auch meine Mundwinkel verzogen sich unmerklich nach oben, „nicht mehr funktionieren werden. Daher werden ab diesem Moment Gefängnisstrafen für jeden Diebstahl und jede mutwillige Sachbeschädigung sowie selbstverständlich für Körperverletzung und Mord, erhoben oder erhöht. Dabei wird der Wert des gestohlenen Gegenstandes oder des entstandenen Schadens durch 100 die Anzahl der im Gefängnis zu verbringenden Monate ausmachen. Bei Schäden an Menschen wird es keine Gnade geben, sondern wir sehen uns leider gezwungen, jede einzelne Verletzung in ihrer Schwere einzeln zu beurteilen und daraus eine Haft- und Geldstrafe abzuleiten. In diesem Zusammenhang werden selbstverständlich die Polizeistreifen- und Kontrollen deutlich erhöht. Ich bitte hiermit Freiwillige, sich für ein vereinfachtes Eintrittsverfahren bei der Polizei zu bewerben, die in den kommenden Wochen, vielleicht Monaten, jede Person brauchen wird, die sie kriegen kann."

Es folgte eine Pause. Mir brummte der Schädel. Das klang nach ziemlich hohen Strafen, vor allem, wenn jemand auch nur einen Füller oder einen Gegenstand von einem Wert unter hundert Euro stahl und dafür dann vielleicht eine Woche in den Knast wanderte!
Im Bezug auf die Strom-, Wasser- und Gasversorgung können wir leider aktuell nichts garantieren. Sämtliche Leitungen zu jedem Punkt in Europa sind stillgelegt, und Strom, den wir hineinleiten, verschwindet spurlos. An dieser Stelle würde ich studierte Physiker mit einem Abschluss nicht unter der Bestnote bitten, sich bei der Bundesregierung zu melden. Vielen Dank. Funktionieren tut aktuell die Technik, die einen eigenen Generator hat oder auf sehr unkonventionellem Wege ans Stromnetz angeschlossen ist. Festgestellt haben wir beispielsweise, dass einige Häuser noch immer Strom haben, da sie mithilfe von Solarkollektoren oder anderen erneuerbaren Energien welchen herstellen oder einfach ein Atomkraftwerk im Garten haben."
Sie lachte.

Das war an dieser Stelle gerade scherzhaft gemeint. Selbstverständlich ist es nicht sinnvoll, sich ein Atomkraftwerk in den Garten zu stellen. Sollten Sie allerdings in unmittelbarer Nähe zu einem noch in Betrieb befindlichen Kraftwerk egal welcher Art wohnen, melden Sie sich bitte mit Ihrem Mobiltelefon unter der Nummer +49 000. Wir werden Sie so schnell wie möglich direkt ans Kraftwerk anschließen, um ihre Stromversorgung wieder sicherzustellen."
Ich sah Lenny aufmerksam an.

„Haben wir nicht Sonnenkollektoren auf dem Dach?", fragte ich interessiert. Er nickte.
„Schon, aber leider können wir die nur für die Erwärmung von Wasser nutzen. Allerdings werde ich nachher, während du in der Schule bist, aus einem alten Generator und ein paar Kabeln und Brettern mal ein kleines Windrad zusammenbasteln und das in den Garten stellen, damit wir noch irgendwie immerhin ein bisschen Strom haben."
Ich nickte. Das klang nach einer sehr sinnvollen Idee.
Bitte bewahren Sie Ruhe.", erklärte die Kanzlerin zum Abschluss, „Und lassen Sie sich nicht unterkriegen. Killian out!"

Mit diesen, für sie typischen Worten verstummte die Stimme der Kanzlerin. Stattdessen übernahm wieder der Moderator von vorher.
Im Anschluss an ihre Rede verkündete Kanzlerin Killian, es sollten in jeder größeren Stadt mit mindestens fünfhunderttausend Einwohnern ein Zentrum eingerichtet werden, in dem Strom für jeden frei verfügbar ist. Dafür würden einige Photovoltaik-Anlagen sowie Windkraftwerke installiert, um eine dauerhafte Stromversorgung zumindest dort sicherzustellen. Die Kanzlerin sprach sich allerdings vehement gegen eine Reaktivierung von klimaschädlichen Kohlekraftwerken aus, die einige andere Staatschefs bereits jetzt in Betracht ziehen. Killian betonte, dass wir alle eine Verantwortung für unsere Zukunft und die der Welt hätten. Damit verabschieden wir uns. Das waren die Nachrichten!"
Mit einem Knistern verstummte der Lautsprecher. Dann setzte nach einem Moment der Stille Statisches Rauschen ein.

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