Kapitel 5

Obwohl ich es nicht wollte, kam Tyler ab und zu mich besuchen. Er quatschte mich mit irgendwelchem Zeug voll, der mich eigentlich nicht interessierte, doch ich hörte trotzdem zu. Am Anfang hatte ich mich geweigert, ihm zu antworten, wenn er mich was fragte, doch nach und nach fing ich an, bei dem Gespräch mitzumachen. Er stellte mir keine Fragen zu meiner Vergangenheit - ich war ihm wirklich dankbar deswegen -, und ich tat das Gleiche. Jedes Mal wenn er in mein Zimmer eintrat, überlegte ich, ob ich ihn vielleicht doch rauswerfen sollte. Denn langsam wurde er zu meinem Freund. Und es würde jetzt schon wehtun, wenn ich ihn umbringen müsste.

Wir saßen wie gewöhnlich in meinem Zimmer. Ich hatte eine leise Musik angemacht. Wenn ein POP-Lied spielte, meckerte Tyler herum, wie dumm doch der Text war. Ich hingegen lachte nur über seine Reaktion und schenkte diesem 'dummen und sinnlosen' Song keine Beachtung. So schlimm war meine Liedersammlung auch wieder nicht.
Und dann fuhr ein stechender Schmerz mir durch den Kopf, ich krümmte mich und stöhnte auf. Sofort war Tyler bei mir. Er legte die Hand auf meinen Rücken und sah mich panisch an.
"Jane! Jane, was ist los?"
Fremde Erinnerungen schwirrten mir vor meinem geistlichen Auge, seine Stimme wurde von vielen anderen in den Hintergrund gedrängt.
Als ich mich wieder im Hier und Jetzt befand, saß ich auf dem Boden mit zugekniffenen Augen, Hände an den Kopf gedrückt und Stirn auf die Knie gelegt. Langsam ließ ich die Hände nieder und hob gleichzeitig den Kopf. In sah in Tylers entsetzte Augen, die nun zu besorgt wechselten. Er hockte vor mir, beide Hände hielten meine Arme.
"Ist es vorbei?", fragte er vorsichtig.
Ich nickte und er ließ mich los.
"Darf ich jetzt erfahren, was das war?", wollte er wissen.
Stumm schüttelte ich den Kopf. Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch's Haar, wobei er es noch mehr zerzauste. Ich legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und atmete erstmal durch. Ich hätte es ihm gern gesagt. Aber er würde mich dann bestimmt für verrückt halten. Ach Tyler, das waren nur Erinnerungen von keine Ahnung wem und jetzt muss ich ihn töten, damit die immer stärker werdenden Kopfschmerzen meinen Kopf nicht zerreißen. Also an seiner Stelle würde ich mich für durchgeknallt erklären. Außerdem, wer würde mir garantieren, dass mit mir nicht das Gleiche passiert, als ich meinen Eltern die Wahrheit zu erzählen gewollt hatte?
"Wie oft hast du so was?", unterbrach Tylers Stimme plötzlich meine Gedanken.
Ich öffnete wieder die Augen, legte die Arme verschränkt auf die Knie und platzierte darauf meinen Kinn. Doch ich sah den Jungen nicht an, blickte stattdessen abwesend aus meinem Fenster.
"Einmal im Monat.", antwortete ich.
Eine lange Pause folgte.
"Was war das?", wiederholte Tyler seine erste Frage.
Ich versteifte mich und sah ihm fest in die türkisen Augen.
"Etwas, was du nicht haben willst."

Ich stand vor der Frau und hielt ihr mein Messer vor die Kehle. Vor drei Jahren war ihre Mutter an Überanstrengung gestorben, da diese Geld für ihr Studium zu verdienen versuchte.
"Wer bist du?", quietschte sie vor Panik.
"Ich bin Evocative Jane.", raunte ich ihr zu.
"W- Was willst du? N- Nimm alles, was d- du willst, aber lass mich b-b- bitte am Leben.", flehte sie.
"Tut mir leid.", flüsterte ich und das war ehrlich gemeint. "Weißt du noch, wie deine Mutter starb? Weißt du noch, welche Qualen sie litt? Sie musste deinetwegen so viel arbeiten. Und sie war deinetwegen gestorben."
Bei den letzten Worten nahm ich meine Hand mit dem Messer schnell weg und stach ihr dann in den Bauch. Sie schrie auf und ging in die Knie. Ich schritt um sie herum, während sie ihre Hände verzweifelt auf die Wunde drückte und weinte.
Ich setzte mich vor ihr auf meine Unterbeine und lehnte mich nach vorne, stützte mich mit einem Arm am Boden ab.
"Ich hatte ihr gesagt, sie soll aufhören.", flüsterte die Frau schluchzend.
"Aber sie hat trotzdem auf mehreren Arbeiten gearbeitet.", sagte ich so, als ob ich mit einem kleinen Kind sprechen würde. "Sie hat trotzdem Tag für Tag kaum geschlafen... kaum gegessen... kaum Pausen gemacht... Sie hat immer weiter gearbeitet..."
Ich sprang geschmeidig auf und ging wieder um sie herum, blieb hinter ihrem Rücken stehen. Sie sah verängstigt und verweilt zu mir hoch.
"Bitte hör auf.", keuchte sie.
Ich rammte ihr das Messer in den Rücken - und zwar nicht in die Seite des Herzes - und schlitzte ihn bis nach unten auf. Die Frau schrie wie am Spieß und fiel dann röchelnd um. Blut lief über ihren Körper und sammelte sich um sie herum. Diese Wohnung würde später nicht so leicht zu vermieten sein.
"Bitte.", hörte ich ihre leise Stimme.
Eine weitere halbe Stunde quälte ich sie, indem ich ihr Bereiche der Haut aufschlitzte und etwas heraus- oder abschnitt. Sie tat mir nicht leid. Wirklich. Ich hatte gar keine Schuldgefühle. Ich fand nicht, dass ich etwas Falsches oder Schlimmes machte. Ich spürte nicht einmal Befriedigung. Ich tat es einfach mit dem Gewissen, dass ich mich somit von den Schmerzen befreite.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top