Kapitel 34

Jeden Tag beobachtete ich Akiko aus der Ferne. Insgeheim hoffte ich, dass sich unsere Blicke irgendwann trafen und sie zu mir kommen würde. Allein der Gedanke daran, Akiko wieder in den Armen halten zu können, zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Ich machte es mir selbst zur Aufgabe ,sie zu beschützen. Jeder, der sie nervte oder komisch ansah, wurde, nachdem sie außer Reichweite war, zu meinem Opfer. Von Bettler bis hin zu einem verwöhnten reichen Typen, der ihr aus dem Nichts einen Heiratsantrag gemacht hatte, war alles dabei. Manche schlug ich Krankenhausreif und anderen brach ich das Genick , je nachdem was sie getan hatten, Status war mir dabei völlig gleichgültig. Hin und wieder versuchten sie, sich gegen mich zu wehren, doch das gelang ihnen eher mangelhaft. Das war wahrscheinlich einer der wenigen Vorteile, die das Training meines Vaters mit sich gebracht hatte. Abgesehen davon ,dass ich dadurch gelernt hatte, ohne Probleme Blut zu sehen und mich das Aussehen von Leichen nicht mehr verstörte.

Einige Male musste ich Akiko aus den Augen lassen, um meinem Vater zu helfen. Die Schreie derer, die qualvoll starben, waren wie eine Art Gebet. Mir war durchaus bewusst, dass es abartig war, wie sehr ich das Morden und Foltern nach einiger Zeit zu genießen begann. Das Licht, das einmal die Oberhand in mir hatte, wurde nun von der Dunkelheit in mir zurückgedrängt. Menschen ihre letzten Momente zu bescheren hatte etwas berauschendes. Vor allem bei denen, die sich bis zum letzten Moment zu wehren versuchten, gefiel es mir. Das warme Blut auf der Haut , die von Schmerz verzogenen Gesichter , der Geruch nach Eisen und die grässlichen Schreie der Sterbenden , all das hatte mir einst Angst und Schrecken bereitet und nun konnte ich mir kaum noch vorstellen, darauf zu verzichten. Ich erledigte meine Arbeit immer so präzise ,dass ich von den anderen Angestellten meines Vaters “Sensenmann”  genannt wurde.

Monate vergingen, in denen ich so gut wie immer bei Akiko war. Irgendwann wurde sie dazu aufgefordert, sich in einem Cafe mit jemandem zu treffen. Um nicht aufzufallen, suchte ich mir die nächstbeste Frau in der Nähe heraus und ging mit ihr in das Cafe, in welches Akiko geschickt worden war.

“Ich hätte nicht erwartet, mit jemandem wie dir jemals in ein Cafe zu gehen.” , sagte die Frau vor mir mit einem breiten Lächeln. Sie hatte lange platinblonde Haare und hellbraune Augen, außerdem war sie schlank. Höchstwahrscheinlich war sie ziemlich beliebt , doch mich interessierte sie reichlich wenig. Meine Augen waren geradewegs auf Akiko gerichtet, die sich hinter der Frau vor mir befand.

“Was für Frauen findest du attraktiv?" , fragte mich die Frau plötzlich.

“Ich mag Frauen mit dunklen Augen , so dunkel ,dass sie dem Nachthimmel gleichen , dunkle kurze Haare mag ich ebenfalls. Der Charakter muss allerdings auch stimmen , ich mag es, wenn man willensstark ist und für sich selbst einsteht, egal was der Rest der Welt über einen denkt.”, alles was ich aufgezählt hatte traf auf Akiko zu , schließlich hatte ich sie beschrieben. Unzufrieden mit meiner Antwort senkte die blondhaarige Frau vor mir den Kopf. Ich unterdrückte mir ein genervtes Augenrollen und konzentrierte mich stattdessen auf Akiko. Sie schien genervt von dem Mann, der ihr gegenüber saß.

“Deine Antwort war ziemlich genau, magst du zufällig jemanden?" , fragte mich die Frau vor mir weiter aus.

“Bingo, um genau zu sein schon seit meiner Kindheit, also hilf mir dabei nicht aufzufallen.” , antwortete ich ehrlich und lächelte sie leicht an. Die Enttäuschung in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen und doch nickte sie. Zufrieden tätschelte ich ihren Kopf und richtete meine volle Aufmerksamkeit dann wieder auf Akiko. Als sie aufstand, wollte ich den Typen schon das Genick brechen gehen, doch bevor ich dazu kam, rief Akiko ihn zu sich und ließ ihn bei ihr einsteigen. Eifersucht machte sich in mir breit. Am liebsten hätte ich ihm den Hals umgedreht und hätte mich stattdessen zu ihr gesetzt. Jedoch beließ ich es dabei , schließlich war Akiko mir mehr wert als alles andere und alles, was sie sagte, war für mich Gesetz. Nicht mal im Traum dachte ich daran, mich ihr zu widersetzen. Ich benahm mich wie ein gut dressierter Hund, der alles tat, was sein Besitzer von ihm wollte. Aber wer hatte den auch etwas dagegen, ich jedenfalls nicht , zumindest wenn es um Akiko ging, die mich kontrollierte. Für sie war ich liebend gern der Inbegriff einer menschlichen Marionette.

Ich kannte Akikos Tagesablauf inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie unterwegs zum Anwesen ihrer Schwester war ,also setzte ich mich ebenfalls in Bewegung und wartete vor Akaris Anwesen darauf, dass Akiko wieder herauskam. Bedauerlicherweise tat sie es nicht allein wie normalerweise, sondern mit diesem Mann aus dem Cafe. Ich hasste die Art und Weise, wie er sie ansah. Da war viel zu viel Liebe in seinem Blick.

“Sie gehört mir. Nur mir. Mir allein”, redeten mir die Stimmen in meinem Kopf ein. Obwohl ich genau wusste, dass es nicht so war, konnte ich nicht anders als den Stimmen in meinem Kopf zu glauben. Sie sollte niemand anderen ansehen, ich konnte es nicht ausstehen, wenn andere Männer sie an sahen ,erst recht nicht so, wie er es gerade tat. Am liebsten hätte ich ihm die Haut von den Knochen gerissen und ihn bei lebendigem Leib verbrannt. Eifersucht vermischte sich mit purem Hass und ich musste mich zunehmend zusammenreißen, um nicht auf ihn loszugehen. Tatsächlich war ich etwas erleichtert, als ich eine Nachricht erhielt, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich ein neues Opfer hatte. Ich ließ meinen gesamten Hass auf diese Person aus und sorgte dafür, dass sie mehr Schmerzen hatte als jeder andere. Blut klebte an meinen Händen und lief mir über mein Gesicht, meine Klamotten waren vollkommen rot wegen der Menge an Blut, die der Mann vor mir meinetwegen verloren hatte. Ich stellte mir vor, wie die schmerzhaften Schreie des Mannes, der Akiko begleitet hatte, sich anhören würden und wie sein Blut an mir herunter lief. Ein breites Grinsen legte sich dabei auf meine Lippen. 

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