Kapitel 25

Lächelnd schmiegte ich mich an Tana's Schulter und schloss die Augen. Er war so warm. Ich lauschte dem Klang unseres Atems, fühlte mein Herz in meiner Brust schlagen und genoss Tana's Nähe. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Nach einer Weile öffnete ich die Augen wieder und sah Tana strahlend in die Augen. Er lächelte mich genau so sanft an wie immer. Mehr musste er überhaupt nicht tun, um mein Herz zum Schmelzen zu bringen. Ich strich ihm durch die dunklen Haare, die von Schnee übersehen waren.

“Wie wäre es mit ein paar Snacks und einem Tee?” , fragte ich und durchbrach die Stille, die  zwischen uns lag. Er nickte nur stumm und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

“Ich warte hier auf dich.” , sagte er, als ich aufstand und mich in die Richtung eines kleinen Lebensmittelladens lief. Ich nickte lächelnd und winkte ihm zu, bevor ich kurz darauf um die Ecke verschwand.

Gerade als ich die Tür zu einem Laden öffnete, ertönte ein ohrenbetäubender Knall aus der Richtung des Parks, in welchem Tana auf mich wartete. Sofort drehte ich mich um und rannte zurück. Meine Lunge brannte und meine Beine schmerzten , aber ich blieb nicht stehen, ich musste zu Tana und das so schnell wie möglich. Warum mussten die Läden bloß so weit weg sein und ich so schlecht im Laufen. Als ich den Park endlich erreichte, blieb mein Herz stehen. Tana lag im Schnee und um ihn herum bildete sich eine wachsende Blutlache. Ich ließ mich genau neben ihm fallen. Tränen stiegen mir in die Augen, als ich in seine gläsernen Augen blickte. Behutsam legte ich seinen Kopf auf meinem Schoß ab und rief einen Krankenwagen. Trotz der starken Schmerzen, die er haben musste, lächelte er unbekümmert und strich mir sogar eine Träne aus dem Augenwinkel.

“Alles wird gut, ich bin bei dir.” , sagte ich immer und immer wieder und hoffte ich hatte recht damit das alles gut werden würde. Er zitterte am ganzen Körper und wurde immer blasser.

Eine Gruppe Menschen hatte sich um uns versammelt und starrte verstört auf Tana Wunde und die Lache aus Blut unter uns. Ich blendete alles aus und versicherte Tana, dass alles gut werden würde. Als endlich der Krankenwagen da war und sie Tana mit sich nahmen, folgte ich ihnen. Tana's dunkle Augen fixierten meine und dann nahm er meine Hand. Er erwiderte seinen Händedruck und hoffte, ihn so bei Bewusstsein halten zu können, doch es brachte nichts. Nicht mal eine Minute später waren seine Lieder nach unten gesunken und er erlitt einen Herzinfarkt. Blanke Panik stieg in mir auf und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Tränen liefen mir pausenlos über die Wange und alle Geräusche um mich herum verblassten. Es war alles meine Schuld. Er war meinetwegen in dieser Situation. Wäre ich doch nur nicht gegangen. Hatte ich doch nur seine Hand umklammert und ihn mit mir mit gezogen. Galle stieg in mir auf, doch ich unterdrückte alles. Da war nur Schmerz und Panik in mir. Mein Körper versteifte sich. Es fühlte sich so an, als würde ein Teil von mir selbst von mir weggezerrt werden. Meine ganze Welt stand davor in sich zusammenzubrechen. Glücklicherweise gelang es den Ärzten, ihn wieder zu beleben, doch er hatte schon viel zu viel Blut verloren. Als wir endlich das Krankenhaus erreicht hatten, wurde Tana sofort in den OP gebracht und ich brach mich zusammen. Ich zitterte am ganzen Körper und schaffte es nicht mehr zu tun als zu weinen. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi und meine Augen brannten wie Feuer. Plötzlich spürte ich eine sanfte Berührung an der Schulter und blickte nach oben. Der Mann meiner Schwester stand gemeinsam mit meinem Neffen vor mir.

“Kiyoshi hat mich kontaktiert und mich gebeten, nach dir zu sehen, er war offensichtlich in der Nähe, als du in den Krankenwagen stiegst.” , erklärte er mir.

“Da war…so…viel…Blut.” , stammelte ich und blickte auf meine Hände, an denen noch immer Tana's Blut klebte. Er sah mich fragend an und ich brach wieder in Tränen aus. “Tana…..” , begann ich, doch bekam keinen Ton mehr heraus.

“Was ist mit ihm?” , fragte Akaris Mann weiter nach.

Mit zittriger Stimme antwortete ich.: “ Er wurde angeschossen.”

Schockiert sah er mich an und legte kurz darauf seine Arme um mich. In jeder anderen Situation hätte ich ihn von mir weggestoßen, doch im Moment hatte ich nicht genug Kraft dazu. Vier weitere Arme legten sich um mich. Die meiner Neffen. Wieder begann ich zu weinen. Ich weinte so lang, bis keine Träne mehr aus meinen Augen kam. Erst als mir meine Neffen und der Mann meiner mittlerweile toten Schwester mir hoch halfen, schaffte ich es, mich auf eine Bank zu setzen. Jede Bewerbung schmerzte und meine Gedanken waren ununterbrochen bei Tana. Ich sah alles, hörte alles und fühlte alles. Er war immer bei mir gewesen, in guten sowie schlechten Zeiten. Er war der Lichtstrahl am Horizont gewesen, das Gute zwischen all dem Schlechten, Der hellste Mond im dunkelsten Nachthimmel. Ein Wort von ihm und all meine Sorgen waren vergessen, doch jetzt war ich dabei, ihn zu verlieren. Wie Sand der einem durch die Finger rieselte.

Stunden lang saß ich völlig geistesabwesend da und starrte in die Lehre. Bis endlich ein Arzt zu mir kam und mir berichtete, dass Tana die Operation überlebt hatte. Allerdings lag er im Koma aufgrund des enormen Blutverlusts. Erleichterung machte sich in mir breit. Immerhin war er am Leben, das war alles, was im Moment zählt. Sofort rannte ich in das Zimmer, in welches Tana verlegt worden war. Und da lag er. Vollkommen regungslos und künstlich beatmet. Das einzige, an dem man tatsächlich ausmachen konnte, dass er am Leben war, war der Monitor, auf dem seine Herz Wellen zu sehen waren. Ich lief mich auf den Stuhl neben seinem Bett fallen und nahm seine Hand. Er war noch immer viel zu blass. Sein Hautton glich beinahe dem Schnee, der auf die Erde fiel. Erschöpft betete ich den Kopf auf seinem Bett und beobachtete ihn. Ich konnte es mir nicht erlauben, zu schlafen. Nicht jetzt, wo Tana noch nicht gesund war.

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