Kapitel 24

Ich sah in seinen dunklen Augen und hatte das Gefühl, in den Sternenhimmel zu blicken. Sein Blick war so anders aus in meinem Traum . Da so viel Liebe. Es schien so, als könne Tana niemanden auch nur ein Haar krümmen, doch ich wusste, dass er auch anders sein konnte, aber egal wie ich es drehte, ich liebte ihn mehr als jeden anderen. In diesem Moment wurde mir klar, dass, wenn ich noch einmal morden würde, ich es nur für ihn tun würde. Seine Augen waren genau auf mich gerichtet. Alles und jede rückte in diesem Moment in den Hintergrund. Noch immer hatte ich die Arme um ihn geschlungen.

“Geht es dir gut?” , fragte er mich besorgt und ich sah die Angst in seinen Augen. Ich lächelte ihn nur sanft an und nickte, bevor ich von ihm abrückte und aufstand, um das Krankenhaus zu verlassen. Tana folgte mir und nahm meine Hand. Kaum hatten wir das Krankenhaus verlassen, kamen mehrere Polizisten auf uns zu . Einer von ihnen war Kiyoshi. Er sah skeptisch zwischen uns hin und her. Meine Augen trafen seinen und ich hatte wieder den Traum vor Augen.  Er mit erhobener Waffe. Doch der Blick, mit dem er mich musterte, war anders, er war nicht voll mit Hass und Verachtung, sondern Zuneigung, Sorge , Sympathie und Liebe.  Keine dieser Emotionen konnte ich erwidern, selbst wenn ich es einmal geglaubt hatte. Mittlerweile war ich mir sicher, ihn niemals geliebt zu haben. Die Polizisten stellten sowohl mir als auch Tana  Fragen zu unserem Krankenhausbesuch und wir erklärten Ihnen, dass ich eine Panikmache gehabt hatte. Gerade als Tana und ich zurück zu meinem Anwesen fahren wollten, packte  Kiyoshi am Handgelenk und zog mich mit sich. Als er endlich stehen blieb, sah ich ihn fragend an. Er sah mir tief in die Augen.

“Liebst du diesen Mann wirklich?” , fragte er mich plötzlich und packte mich an den Schultern.

“Ich würde die Welt für diesen Mann in Brand setzen. Würde die Augen schließen, selbst wenn ich sie danach nie wieder aufschlagen könnte, wenn es die einzige Möglichkeit wäre, ihn zu sehen. Ich würde jeden einzelnen Menschen für ihn töten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wenn er nicht bei mir ist, habe ich das Gefühl, ein Teil von mir selbst sei abhandengekommen. Ich bereue nicht, zu ihm gegangen zu sein, in keinem Moment meines Lebens.” , entgegnete ich und meinte jedes Wort ernst.

Ich Kiyoshi's Blick lag so viel. Eifersucht. Sehnsucht. Verständnis. Liebe. Alles in einem. Ich löste mich aus seinem Griff und ging wieder zurück zu Tana, der im Wagen auf mich gewartet hatte. Es fühlte sich an wie ein Dèjà-Vü. Damals war ich auch von Kiyoshi weggelaufen und hatte kurz darauf einen Autounfall und als ich im Krankenhaus aufgewacht war, hatte ich den Fehler gemacht, auf Kiyoshi einzugehen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich daran dachte, wie Kiyoshi mich seiner Familie vorgestellt hatte.

Als hätte Tana meine Gedanken gelesen hat, sagte er lächelnd : “Hör auf, über ihn nachzudenken, er ist Vergangenheit.”

“Bist du etwa eifersüchtig auf ihn?” , zog ich ihn auf.

“Kann man wohl so sagen, schließlich ist er dein Ex.",entgegnete er zu meiner Überraschung und sah kurz zu mir hinüber. Nicht lang nur für einen Wimpernschlag und schon hatte ich das Gefühl, mich darin zu verlieren.

“Keine Sorgen, ich gehe nicht zurück zu ihm.”  , sagte ich daraufhin und legte meine Hand auf seine. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und brachte mein Herz zum Rasen.

Als wir in meinem Anwesen ankamen, begann mein Handy lautstark zu vibrieren. Ich nahm den Anruf an und wartete auf die Stimme von Sora's Mutter.

“Sie werden sich nicht mehr um Sora kümmern können, wir haben uns dazu entschieden nach Amerika zu ziehen.",sagte sie ohne Vorwarnung. “ Keine Sorgen, meine Geschwister wissen bereits Bescheid, also werden sie bald einen neuen Job haben,  ich weiß zwar nicht warum, aber sie waren meinem Vater ziemlich wichtig und er hat dafür gesorgt, dass sie immer einen Job haben.” , sagte sie, bevor sie einfach so auflegte. Verwirrt sah ich auf mein Handy, bevor ich es wieder beiseite legte. Tana sah mich fragend an. Offensichtlich wollte er wissen, um was es ging, also erklärte ich es ihm. Er sah mindestens so verwirrt aus, wie ich mich fühlte. Warum zogen sie nach Amerika und warum hatte Sora uns nicht Bescheid gegeben? Irgendwas war komisch oder es lag einfach nur daran, dass ich Sora's Mutter noch nie gemocht hatte. Diese Frau war egoistisch und selbstverliebt.  Jeden Tag tat Sora mir mehr Leid, weil sie mit dieser Frau zusammenleben musste.

Gegen Abend ging Tana noch einmal gemeinsam spazieren. Der Schnee, welcher den gesamten Boden weiß färbte, knirschte unter unseren Füßen und unter dem Licht der Laternen wirkte es beinahe magisch. Die Läden um uns herum waren weihnachtlich geschmückt. Aus der Ferne konnte man leise Weihnachtslieder spielen hören. Kinder lachten und sangen. Paare liefen Hand in Hand durch die verschneiten Straßen. Tana und ich taten es ihnen gleich. Klitze kleine weiße Flocken blieben in Tanas dunkle Haaren liegen und sorgten dafür, dass sie weiß wirkten. Mein Blick blieb an ihm hängen und ich begann mich zu fragen, ob ich es verdient hatte, in einem Moment wie diesem mit ihm zusammen sein zu dürfen. Vielleicht hatte ich auch einfach Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Wie dem auch sei, Tana wirkte alle mal zu gut für mich und genau deswegen genoss ich die Zeit mit ihm noch viel mehr als sowieso schon. Man konnte schließlich nie wissen, wie viel Zeit einem noch blieb und ich wollte jede Sekunde nutzen, die ich hatte, um mit ihm zusammen sein zu können. In einem Park kamen wir zum Stehen und setzten uns auf eine der Bänke, die nicht allzu zugeschneit waren. Unser Athen flog vor unseren Gesichtern in den Himmel. Ich legte den Kopf auf Tana's Schulter ab und lauschte der Welt um uns herum. Tana musterte mich währenddessen eingehend und ich konnte den Blick längst nicht mehr von ihm abwenden. Meine Augen waren genau auf seine gerichtet und ich hatte das Gefühl, immer mehr darin zu versinken wie in einem schwarzen Loch.

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