Kapitel 23
Ich schlug die Augen auf und sah mich irritiert um. Alles um mich herum war ausnahmslos still. Verwirrt blickte ich an mir herüber. Ein blutrotes Kleid schmiegte sich an meine Haut, aber mir fehlten die Schuhe. Meine nackten Füße standen auf einem Boden aus Marmor. Als ich ein weiteres hinab blickte, bemerkte ich, dass ich ein Messer in der Hand hielt. Es war voll mit Blut genauso wie meine Füße und der Marmorboden. Nicht viel, nur ein paar Tropfen und doch beunruhigte es mich mehr als es sollte. Plötzlich öffnete sich eine große, dunkle Holztür und jemand betrat den Korridor, in welchem ich mich befand. Der Mann, der sich aus der Dunkelheit schälte, hatte dunkelbraune Haare, die ihm ins Gesicht fielen, seine dunklen Augen wirkten in dem spärlich beleuchteten Raum beinahe schwarz. Seine Mundwinkel waren zu einem Grinsen verzogen. Er trug einen Blutproben-Anzug passend zu dem Kleid, den ich trug, doch im Gegensatz zu mir hielt er kein Messer, sondern eine Brechstange in der Hand. Auch an ihr klebte Blut genauso wie in seinem Gesicht. Der Mann kam auf mich zu , und erst als er fast genau vor mir stand, erkannte ich ihn. Tana stand vor mir. Das Grinsen in seinem Gesicht wurde zu einem sanften Lächeln. Ich konnte nicht behaupten, dass es mir nicht gefiel, was ich vor mir sah. Tana sah ausgesprochen gut aus, selbst mit dem Blut im Gesicht. Er griff nach meiner Hand und zog mich mit sich in das Zimmer, aus dem er gerade getrennt war. Ich wusste nicht genau, ob mir gefiel, was ich sah oder mich zutiefst verstört. Dutzende Leichen lagen auf dem Boden, vereinzelt steckten abgetrennte Köpfe auf Sperren und starrten mich mit leeren Augen an. Der Duft von Blut stieg mir in die Nase. Tana hielt noch immer meine Hand und lächelte mich an. Ich lächelte zurück. Das Blut ging mir bis zu den Knöcheln. Es war so warm. So angenehm. Hatten wir all das getan?
“Es ist wunderschön.” , sagte ich begeistert. Tana lächelte nur und zog mich weiter mit sich, bis wir auf einem Podest standen. Auf dem Podest befand sich eine rote Samt- Couch und vorstand ein paar High Heels in derselben Farbe wie mein Kleid.
“Setz dich.” , wies mich Tana an und deutete auf die Couch. Ich tat was er wollte und setzte mich hin. Kurz darauf hockte Tana vor mir und zog mir die Highheels an. Sie passten wie angegossen. Unter dichten Wimpern sah Tana zu mir auf. Ich lächelte und strich ihm durch sein dunkles Haar. Plötzlich öffnete sich eine Tür und ein weiterer Mann betrat den Raum. Kiyoshi. Unsere Blicke trafen sich. Da war so viel Verachtung, Angst und Hass in seinem Blick und all das galt mir. Tana folgte meinem Blick und sein Lächeln verschwand gänzlich. Er richtete sich auf und nahm die Brechstange wieder zur Hand, die er beiseite gelegt hatte, um mir die Schuhe anzuziehen. Ich tat es ihm gleich und sah auf Kiyoshi hinab, der verstört auf die Leichen blickte. Abrupt zückte Kiyoshi eine Pistole und schoss genau auf Tana. Sofort stellte ich mich vor ihn und im nächsten Moment traf mich die Kugel. Der Schmerz war unerträglich. Das Gefühl, wie Blut meine Lunge füllte, und ich nicht mehr Atmen konnte, brachte mich um den Verstand. Ich hustete gewählt auf , doch es kam nur Blut aus meinem Mund. Der Geschmack von Kupfer füllte meinen Mund. Tana schlug die Arme um mich und bewahrte mich vor dem Aufprall auf dem Boden. Ich blickte in seine dunklen Augen und im nächsten Moment wurde mir schwarz vor Augen.
Schweißgebadet riss ich die Augen auf und rang nach Luft. Für einen Moment wusste ich überhaupt nicht, was passiert war und im nächsten Moment spürte ich wieder diesen grässlichen Schmerz in meinem Rücken. Panisch tastete ich meinen Rücken ab, doch da war nichts. Ich hatte das alles nur geträumt. Erleichtert atmete ich aus und stieg aus dem Bett. Nachdem ich mich geduscht hatte, nahm ich mir einen meiner Anzüge und verließ mein Zimmer. Sofort lag Tana's aufmerksamer Blick auf mir. Als ich ihm in die Dunklen blickte, kam mir wieder der Gedanke von der Kugel und dem Schmerz, den sie mit sich gebracht hatte. Alles in mir zog sich zusammen und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich hatte wieder den Geschmack von Kupfer im Mund. Das Gefühl, wie Blut meine Lunge füllte, ließ mich würgen. Sofort war Tana bei mir und musterte mich besorgt. Tränen stiegen mir in die Augen und ich schrie vor all den Schmerzen. Tana legte seine Arme um mich und drückte mich fast an sich.
“Es tut so verdammt weh!” , schrie ich an seine Schulter.
“Alles wird gut.” , murmelte er mir immer wieder ins Ohr.
“Da ist so viel Blut.” , weinte ich und versuchte den Schmerz zu unterdrücken, doch es ließ einfach nicht nach.
“Alles wird gut , ich bin bei dir, alles wird gut, es ist vorbei.” , sagte er und strich sanft durch mein Haar. Ich war mir sicher, er wusste nicht warum ich so schrie , schließlich war nichts davon wirklich passiert aber ich hatte trotzdem so große Schmerzen. Die Schmerzen ließen einfach nicht nach und nach ein paar weiteren schmerzhaften Minuten wurde ich endgültig in Dunkelheit gehüllt. Die Welt war wie in Watte gepackt, nur dumpf kamen noch Töne zu mir durch. Ich fühlte Tana's Wärme an mir und hatte das Gefühl endlich wieder frei atmen zu können. Als ich die Augen wieder öffnete, befand ich mich in einem Krankenhaus und hatte eine Infusion und bekam Beruhigungsmittel verschrieben. Tana saß neben mir und hielt meine Hand. Der Traum und die Schmerzen rückten in weite Ferne, als ich ihn in sein erleichtertes Gesicht sah. Er strich mir behutsam über die Haare und lächelte sanft. Langsam setzte ich mich auf und legte meine Arme um ihn. Es tat gut, sich an jemandem festhalten zu können und nichts tun zu müssen. Tana erwiderte meine Umarmung und schaltete die Welt von mir ab. Er schenkte mir so viel Wärme, so viel Licht, so viel Geborgenheit, so viel Liebe.
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