Kapitel 21

Als wäre nie etwas passiert, machte ich mich fertig für die Arbeit und fuhr dann zu dem Haus, in dem Sora lebte. Ich begrüßte sie wie immer mit einem freundlichen Lächeln und verstaute ihre Sachen im Wagen, bevor ich sie zur Schule fuhr. Normalerweise würde ich jetzt zum Anwesen meiner Schwester fahren, doch dafür hatte ich keinen Grund mehr. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich um. Tana stand hinter mir und sah mich belustigt an.

“Lass uns was essen gehen.” , schlug er vor, als ich ihn nur schweigend anstarrte. Ich nickte und folgte ihm in eins der umliegenden Restaurants. Es war das erste Mal, dass Tana und ich zusammen in einem Restaurant waren und um ehrlich zu sein war ich etwas aufgeregt. Mir fiel es schwer, den Blick von ihm loszureißen. Ein kleines Lächeln überkam mich. Erst als unsere Bestellung aufgenommen wurde, schaffte ich es, den Blick von ihm abzuwenden.

“Weißt du eigentlich, wie glücklich du gestern aussahst?” ,fragte er mich plötzlich. Ich antwortete nicht , stattdessen sah ich ihn nur fragend an.

“Du hast mehr gelächelt als zu der Zeit mit deiner Mutter und ich habe das immer für unmöglich gehalten.” , sagte er daraufhin und lächelte freundlich. Ich erwiderte sein Lächeln und wandte dann den Blick von ihm ab. Die Erwähnung meiner Mutter erinnerte mich an die Worte meiner Schwester. Mein Vater hatte jemandem bei dem Mord an meiner geholfen. Aber warum? Und wem hatte er geholfen? Die Fragen gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Für eine Weile sprachen Tana und ich nicht miteinander. Als die Stille zwischen uns unerträglich wurde, ergriff ich das Wort. : “Denkst du, meine Schwester hat gestern die Wahrheit erzählt?” , fragte ich in der Hoffnung, er würde es abstreiten.

“Ich glaube nicht, dass sie einen Grund zum Lügen gehabt hat.” , entgegnete er und sah mir genau in die Augen.

“Wenn Sie nicht gelogen hat, bedeutet das, dass mein Vater jemandem dabei geholfen hat, meine Mutter zu töten, aber warum sollte das jemand tun?”, sprach ich meine Gedanken aus. Tana nickte schweigend und griff dann nach meiner Hand.

“Mach dir nicht so viele Gedanken.” , sagte er kurz darauf und lächelte mich weiterhin an. In diesem Moment war ich froh, nicht allein sein zu müssen. Seine Nähe vermittelte mir das Gefühl von Sicherheit und genau das brauchte ich in diesem Moment. Sicherheit.

Nach einer Weile bekamen wir unser Essen an den Tisch. Für einen kurzen Augenblick versuchte ich meinen Kopf vollkommen leer zu bekommen und mich nur aufs Essen zu konzentrieren. Plötzlich vibrierte mein Handy neben mir lautstark. Verwundert nahm ich den Anruf der fremden Person entgegen und fragte mich, warum ich angerufen wurde.

“Entschuldigen sie die Störung, aber heute Morgen wurde ihre Schwester tot in ihrem Wohnzimmer aufgefunden." , sagte der Fremde Mann auf der anderen Seite des Hörers.

“Bitte kommen Sie aufs Revier.” , sagte der Mann noch bevor er das Telefonat beendete.

“Jetzt heißt es Schauspiel.” , sagte ich, bevor ich aufstand und das Restaurant verließ, um in meinen Wagen zu steigen. Tana war mir dicht auf den Fersen und setzte sich auf den Beifahrersitz. Bei der Polizeiwache parkte ich den Wagen und stieg aus. Tana war genau neben mir, als ich die Polizeiwache betrat. Schlagartig lief es mir kalt den Rücken herunter. Dieser Ort bot mir keine guten Erinnerungen. Als hätte Tana mir direkt in die Seele geblickt  , griff er nach meiner Hand und sagte mit gesenktem Stimme.: "Das, was dir hier passiert ist, ist Vergangenheit, Ich passe auf dich auf.”

Ich nickte und beugte mich etwas. Mit Tana an meiner Seite trat ich vor die Polizisten, welche mich misstrauisch ansehen.

"Danke, dass sie gekommen sind ,setzen sie sich doch.” , sagten die Polizisten und deuteten auf zwei Stühle. “Heute morgen haben wir ihre Schwester tot in ihrem Haus aufgefunden.” , sagten Sie und schoben mir daraufhin ein Paar Fotos zu. Ich sah sie mir mit eiserner Miene an und war tatsächlich etwas stolz auf meine Arbeit und auch darauf, wie Tana alles zurechtgerückt hatte.

“Sie scheinen nicht sonderlich traurig zu sein.” , stellten die Polizisten daraufhin fest.

“Mein Schwester und ich hatten noch nie ein gutes Verhältnis zueinander und ich verstelle mich ganz sicher nicht, um von ihnen sympathisch gefunden zu werden.” ,entgegnete ich völlig ausdruckslos.

“Könnten Sie mir vielleicht erzählen, wo Sie gestern Abend waren?” , begannen Sie mich kurz darauf aus zu fragen.

“Wir waren gestern den ganzen Abend zuhause und haben die gemeinsame Zeit genossen.” ,erklärte ich. Tana neben mir stimmte mir zu und hielt genauso wie ich Augenkontakt mit den Polizisten.

“Ist das so? Wann sind Sie denn bei Ihnen angekommen?” ,fragte die Polizisten weiter nach

“17 Uhr” ,antworteten Tana und ich gleichzeitig. Für einen Moment sahen sich die Polizisten zwischen sich hin und her und sagten kein Wort.

“Kann Ihre Aussage jemand bestätigen?” , fragten die Polizisten Kurz darauf.

“Die Nachbarn vielleicht.” ,erwiderte ich vollkommen ruhig.

“Danke für Ihre Aussage, das wäre dann alles.” , sagte einer der Polizisten kurz darauf und ließ Tana und mich wieder gehen. Im Auto lächelte Tana mich warm an und griff kurz nach meiner Hand.

“Du bist wirklich ein Profi." , sagte er grinsend und sah mich genau an.

“Jetzt geht es um Glück.” , entgegnete ich und fuhr los.

Nach einer Weile, in der wir nur durch die Gegend fuhren, bat mich Tana darum, stehen zu bleiben. Ich tat was er sagte und sah ihn verwundert an, als er aus dem Wagen stieg. Auf meiner Seite des Wagen blieb er stehen und klopfte gegen das Fenster. Verwirrt ließ ich es herunter und wartete darauf, dass er etwas sagte.

“Steig aus, lass uns spazieren gehen.”, wies er mich mit einem freundlichen Lächeln an. Ohne ein weiteres Wort stieg ich aus dem Wagen und blieb genau vor ihm stehen. Er griff nach meiner Hand und zog mich mit sich in den Park auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Hand in Hand liefen wir durch den Park und beobachteten, wie vereinzelt Blätter von den Bäumen fielen. Ein so friedlicher Anblick, der nicht wirklich zu dem passte, was gerade vor sich ging.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top