Kapitel 17
Je mehr Zeit ich mit Akiko verbrachte, desto schwerer wurde es, Abstand zu halten. Trotzdem wollte ich bei ihr sein, egal wann. Ich konnte und wollte sie nicht wieder alleine lassen. Dafür hatte ich sie zu lang gesucht. Die Tür vor ihr wurde schwungvoll geöffnet und kurz darauf kam ein kleines Mädchen aus dem Haus. Gemeinsam kamen die beiden in meine Richtung.
"Sora, das ist Tana , er ist ein guter Freund von mir.” , stellte Akiko mich dem kleinen Mädchen vor.
Ich setzte ein freundliches Lächeln auf und kniete mich zu ihr herunter. Sie sah mich mit großen Augen an und begann dann ebenfalls zu lächeln. Anschließend stiegen wir alle in den Wagen. Akiko saß am Steuer , Sora auf dem Beifahrersitz und ich hinten. Während der gesamten Fahrt war mein Blick ausschließlich auf Akiko gerichtet. Als sie den Wagen parkte, wandte ich den Blick das erste Mal wieder von ihr ab. Gemeinsam stiegen wir aus. Plötzlich griff jemand nach meiner Hand. Sora hielt sowohl meine als auch Akikos Hand fest umklammert. Zu dritt liefen wir durch einen Park und genossen die frische Luft. Irgendwann fanden wir einen Spielplatz, auf dem sich Sora austoben konnte. Ich lief ihr hinterher, um aufzupassen ,dass ihr nicht passierte. Immer wieder sah ich zu Akiko und musste mich zwingen, wegzusehen.
“Magst du sie?” , fragte Sora mich plötzlich.
“Natürlich, wir sind schon befreundet, seit wir Kinder sind.” , antwortete ich ihr.
"Seid ihr wirklich nur Freunde? Du starrst sie die ganze Zeit an.” , fragte sie weiter nach.
“Ja , ich kam zu spät, sie hat schon jemand anderen gefunden.” , antwortete ich und mein Lächeln erstarb. Mein Blick ging zu Akiko hinüber. Sie saß auf einer Bank und sah hinauf in den Himmel.
“Was meinst du, dass du zu spät kamst?" Sora's Frage versetzte mich zurück in die Realität.
“Wir konnten uns eine ganze Weile lang nicht sehen und als es wieder möglich war, war sie weg, ich habe sie überall gesucht und als ich sie wieder gefunden hatte, hatte sie bereits jemanden gefunden.” , erklärte ich und setzte wieder ein Lächeln auf. Sora nickte verstehend und legte plötzlich eine Hand auf meine Schulter. Verwirrt sah ich sie an , als sie begann, meine Schulter zu tätscheln. Ich begann zu lachen und richtete mich wieder auf. Zusammen gingen wir wieder nach Akiko und setzten uns zu ihr auf die Bank. Meine Augen waren auf Akiko gerichtet, während sie sich mit Sora unterhielt.
Erst am Abend brachten wir Sora wieder nach Hause. Sie war bereits eingeschlafen, daher trug ich sie in ihr Zimmer und verließ anschließend mit Akiko das Haus. Vorm Auto blieb Akiko plötzlich genau vor mir stehen. Ich sah ihr genau in die Augen und sie mir. Mein Herz begann zu rasen, als sie mir noch näher kam.
“Ist alles in Ordnung?”, fragte ich, ohne mich zu bewegen.
“Warum bist du gestern einfach gegangen?”, fragte sie daraufhin.
“Ich wollte nicht zu weit gehen, deshalb bin ich gegangen.” , antwortete ich.
“Was meinst du mit zu weit gehen?” , fragte sie weiter nach.
“Hast du wirklich keine Ahnung?", fragte ich sie und ging einen Schritt auf sie zu. Ihre Augen wurden ein wenig größer.
"Lass uns fahren, es ist spät, du solltest dich ausruhen.” ,sagte ich nach einiger Zeit, in der wir uns kein Stück bewegt hatten. Mein Herz schlug deutlich zu schnell und es fiel mir immer schwerer, auf Distanz zu bleiben. Dass sie mich plötzlich am Handgelenk packte und mich daran hinderte, ins Auto zu steigen, machte das ganze nicht leichter.
“Antworte mir, was meinst du damit, dass du nicht zu weit gehen wolltest?” , fragte sie weiter nach. Ich sah ihr genau in die Augen und versuchte mich zu beherrschen, doch in dem Moment, in dem sie ein weiteres Mal fragen wollte, schaffte ich es nicht mehr, mich zurückzuhalten und legte meine Lippen auf ihre. Mein Kopf war wie leer gefegt, als ich ihr wieder in die Augen sah. Sie sah mich schockiert an und ich fühlte mich schlecht, weil ich zu weit gegangen war. Aus heiterem Himmel begann sie zu lächeln und legte ihre Arme um mich. Ich erwiderte ihre Umarmung.
“War das deine Antwort auf meine Frage?”, fragte sie nach einer Weile, in der wir in der Umarmung verweilt hatten.
“Ja.” , antwortete ich knapp. “Ich habe mich so lange unter Kontrolle gehabt, aber ich habe vorhin die Fassung verloren.” , sagte ich und sah ihr genau in die Augen.
“Was soll ich jetzt tun?” , fragte sie mich. “Ich möchte dich nicht mehr gehen lassen, aber ich kann auch nicht einfach bleiben.”, fügte sie hinzu.
“Tu was du für richtig hältst. Bleib bei ihm, wenn du willst oder komm zu mir, ich warte, egal wie lange es dauert.” , antwortete ich ehrlich.
“Aber jetzt solltest du nach Hause gehen und etwas Schlaf finden.” , sagte ich und setzte mich auf die Fahrerseite. Nachdem Akiko auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, fuhr ich los. Ich parkte den Wagen genau vor ihrer Tür und verabschiedete mich von ihr. Selbst Stunden später raste mein Herz immer noch. Befand ich mich gerade in einem Traum? Wenn ja, wollte ich nicht mehr aufwachen. Ich wusste, dass ich Akiko nicht für mich allein hatte, aber dass sie auf mich eingegangen war, fühlte sich an, als wäre es nur eine Illusion, etwas was sich nur in meinem Kopf abspielen konnte. Ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Meine Gedanken drehten sich ausschließlich um Akiko. Ihr nach all den Jahren zeigen zu können, was ich für sie empfand, war unglaublich befreiend. In dieser Nacht schaffte ich es nicht zu schlafen, weil meine Gedanken nur bei Akiko waren. Alles andere war nicht von Bedeutung.
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