Kapitel 16
Mein Blick war geradewegs auf Tana gerichtet, als er vertieft in einem Buch las. Als er aufblickte, wandte ich den Blick schnell wieder von ihm ab. Kurz darauf stand er auf und kam auf mich zu.
“Hast du keinen Hunger?” , fragte er.
Ich sah ihn mit großen Augen an, als er mir plötzlich etwas zu essen auf den Tisch legte und sich einen Stuhl an meinen Tisch heran zog.
“Ist das für mich?” ,fragte ich verwundert.
Er nickte nur stumm und zog dann wieder sein Buch hervor. Während des Essens sah ich ihn immer wieder an und auch im Bus nach Hause war mein Blick größtenteils auf ihn gerichtet. Als ich Zuhause ankam, sah meine Schwester hinter mir in der Hoffnung, Tana wäre auch da, doch er war bereits daheim. Müde ließ ich mich in mein Bett fallen und fiel kurz darauf in einen tiefen Schlummer. Am nächsten Morgen war ich noch immer viel zu müde , daher schloss ich im Bus zur Schule noch einmal die Augen. Tana, der wie immer neben mir saß, weckte mich, als wir die Schule erreichten. Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte, aber ich fühlte mich wesentlich fitter als zuvor.
*
Mein Blick war noch immer starr nach draußen gerichtet. Kiyoshi schlief bereits. Leise schlich ich aus der Wohnung, um etwas frische Luft zu schnappen. Ich hatte gerade die Tür nach draußen geöffnet, als ich in Tanas dunkle Augen blickte. Er sah mir genau in die Augen und lächelte mich währenddessen warm an. Was tat er hier? Ich erwiderte sein Lächeln und stellte mich neben ihn.
“Was tust du hier?”, fragte ich ihn und sah zu ihm.
“Ich habe gehofft, dich zu sehen.” , entgegnete er lächelnd. “Tut mir leid, dass ich so lange nicht da war.", sagte er plötzlich.
“Es ist ein Wunder, dass du überhaupt hier bist.” , antwortete ich lachend. Er nickte vollkommen stumm und schien in Gedanken versunken zu sein.
“Ich gehe dann mal.” , sagte er plötzlich und setzte sich in Bewegung. Reflexartig griff ich nach seinem Handgelenk.
“Bleib doch noch ein bisschen.” , sagte ich, ohne darüber nachzudenken. Er drehte sich zu mir um und lächelte sanft.
“Das halte ich für keine gute Idee.” , entgegnete er und machte sich von mir los.
Wenige Minuten später war er schon weg. Resigniert ließ ich mich auf den Boden sinken und starrte auf meine Füße. Warum war er erst zu mir gekommen und musste sofort wieder weg? Hatte er etwas vor? Warum hatte ich ihn aufgehalten? Nach einer Weile stand ich wieder auf und ging rein. Meine Gedanken waren ruhelos und ich fand keinen Schlaf. Kiyoshi sah mich besorgt an, als ich völlig regungslos vor dem Fenster stand. Alles an was ich dachte, hatte mit Tana zu tun. Irgendwann schaffte ich es, mich vom Fenster weg zu bewegen. Ohne irgendetwas zu sagen, ging ich an Kiyoshi vorbei und verließ die Wohnung. Ich setzte mich in mein Auto und fuhr zum Anwesen meiner Schwester. Tana war bereits vor dem Anwesen und schien auf meine Ankunft zu warten. Er hatte wie immer ein sorgloses Lächeln aufgesetzt. Als ich vor ihm stehen blieb, wurde mein Herzschlag ein wenig schneller. Gemeinsam betraten wir das Anwesen und wurden kurz darauf freundlich von meinen Neffen empfangen. Sofort zogen sie Tana mit sich und flehten ihn förmlich an ihnen Schach beizubringen. Verträumt sah ich ihnen dabei zu und hatte das Gefühl, wieder in der Vergangenheit zu sein. Er erklärte ihnen das Spiel genauso wie mir damals. Als meine Schwester irgendwann den Raum betrat, stand ich auf und ging auf sie zu. Ihr Blick war geradewegs auf Tana gerichtet, als wollte sie sich jede seiner Bewegungen ganz genau einprägen. Plötzlich stand Tana auf und kam auf uns zu. Er wirkte genauso freundlich wie damals. Niemals hätte ich gedacht das er mir bei einem Mord helfen würde. Sein Blick war genau auf Akari gerichtet. Meine Neffen sahen verwirrt zu uns hinüber. Am Abend verließen Tana und ich das Anwesen meiner Schwester wieder. Mittlerweile konnte ich meine Augen kaum noch offen halten und das schien auch Tana bemerkt zu haben, daher entschied er sich dazu, mich zu fahren. Dankbar setzte ich mich auf den Beifahrersitz und schloss die Augen. Erst als Tana mich aufweckte, öffnete ich die Augen wieder. Er hatte den Wagen genau vor der Haustür geparkt. Müde verließ ich den Wagen und verabschiedete mich von Tana. Als ich die Wohnung betrat, ließ ich mich müde auf das Sofa fallen. Mitten in der Nacht schreckte ich hoch. Leise Schritte waren zu hören. Schnell machte ich das Licht an und sah in Kiyoshi's vertrautes Gesicht. Kiyoshi sah mich verwirrt an und kam kurz darauf auf mich zu.
“Ist alles gut?” ,fragte er besorgt.
“Mir geht es gut, ich habe mich nur gewundert, woher die Schritte kamen.” , erklärte ich lächelnd und legte mich wieder hin.
Er nickte verstehend und setzte sich neben mich. Ich sah ihn daraufhin verwirrt an.
“Leg dich ins Bett, ich schlafe hier.” , sagte er plötzlich und sah mich genau an.
Langsam richtete ich mich auf und ging dann ins Bett. Alles war still. Es dauerte nicht lange, bis ich tief und fest eingeschlafen war. Das Vibrieren meines Handys riss mich aus dem Schlaf. Sora’s Mutter rief mich an.
“Hallo?” , sagte ich noch vollkommen verschlafen.
“Kommen sie her und passen sie auf Sora auf.” , wies sie mich an und legte auf. Müde richtete ich mich auf und machte mich fertig, um schnell bei Sora anzukommen. Kiyoshi sah mich verwirrt an, als ich an ihm vorbei eilte und die Wohnung verließ. Ich fuhr erschrocken zusammen als Tana plötzlich vor meinem Wagen stand. Er sah mich freundlich an.
“Ich habe zu tun.”, sagte ich nur und stieg in den Wagen. Aus heiterem Himmel setzte er sich auf den Beifahrersitz. Ich sah ihn verwirrt an.
“Ich dachte, du hast keine Zeit.” , sagte er, als ich nicht los fuhr. “Los fahr ich komme mit.”, sagte er, als ich noch immer nicht reagierte. “Fahr schon!” , sagte er jetzt etwas lauter. Erst nachdem er das gesagt hat, fuhr ich los. Es dauerte nicht lange, bis wir das Haus erreichten. Schnell stieg ich aus und betätigte die Klingel. Tana blieb vorm Auto stehen.
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