Kapitel 15

“Tana komm schon, wir müssen los!” , rief ich und rannte zum Bus. Er war mir dicht auf den Fersen. Völlig außer Atem ließen wir uns auf die Plätze im Bus fallen. Als wir an unserer Schule ankamen eilten wir in unseren Klassenraum und setzte uns an unsere Tische. Tana und ich kamen jeden Tag gemeinsam zur Schule, deshalb machten die anderen Schüler Scherze über uns und nannten uns ein Liebespaar. Am Anfang hatte es mich gestört aber mit der Zeit blendete ich ihre Kommentare einfach aus.

“Wollen wir ein Eis essen?” , fragte ich ihn auf dem Weg zur Bushaltestelle.

"Klar, warum nicht.”, antwortete er. Kurz darauf erreichten wir eine Eisdiele und jeder von uns holte sich ein Eis. Ich kannte ihn bereits seit ich 8 Jahre alt war und wir machten so gut wie alles gemeinsam. Als ich zuhause ankam, setzte ich mich an den Schreibtisch und kümmerte mich um meine Schulaufgaben. Plötzlich klingelte es an der Tür.

Gerade als ich aufstand, um die Tür zu öffnen, kam mein Vater in mein Zimmer und sagte : “Tana ist hier, komm raus.” 

Ich nickte und verließ mein Zimmer. Es kam vor, dass Tana zu Besuch war. Meine Schwester hatte schon länger ein Auge auf ihn geworfen und suchte immer seine Nähe auf. Tana hatte das auch bemerkt, sagte jedoch nichts, da es ihm peinlich war. Sobald ich das Zimmer betrat, ging sie jedesmal.

“Lust auf eine Runde Schach?” , fragte er mich. Ich nickte und setzte mich zu ihm. Er holte ein Schachbrett aus seinem Rucksack und platzierte es auf dem Tisch. Die Zeit verging wie im Flug und schon bald fragte mein Vater ihn, ob er mit uns zu Abend essen wolle. Wie immer stimmte er zu und kurze Zeit später saßen wir alle am Esstisch und bedienten uns am Essen.

*

Müde öffnete ich die Augen und richtete mich auf. Kiyoshi stand in der Küche und machte etwas zu essen. Langsam lief ich zu ihm hinüber und musterte ihn von der Seite. Er sah kurz zu mir hinüber, sagte jedoch kein Wort.

“Warum bist du so still? Das passt nicht zu dir.” , fragte ich nach und ging näher zu ihm.

“Wo warst du gestern?" , fragte er daraufhin. “Es war Blut vor der Tür. Was um alles in der Welt ist passiert?” , harkte er weiter nach.

“Keine Angst, weder mir noch jemand anderem ist was passiert. Hätte ich jemanden umgebracht, wüsstest du davon. Ich habe einen alten Schulfreund getroffen.” , antwortete ich ihm.

“Was für ein Schulfreund?” , fragte er weiter nach.

“Mein damaliger bester Freund, wir haben uns fast täglich gesehen, bis ich verhaftet wurde und gestern hat er mich aufgesucht." , antwortete ich wahrheitsgemäß. Kiyoshi wirkte beruhigt, aber auch genervt. War er etwa eifersüchtig, weil ich mich mit einem Mann getroffen hatte? Ein kleines Lächeln überkam mich wegen seiner Reaktion. Einige Minuten später aßen wir zusammen Frühstück. Nachdem Kiyoshi zur Arbeit gegangen war, fuhr ich zu Akari. Tana war bereits vor ihrem Haus , genauso wie wir es geplant hatten. Gemeinsam betraten wir das Anwesen. Wenige Sekunden nachdem ich die Klingel betätigt hatte, wurde die Tür schwungvoll von meinen Neffen geöffnet. Als sie Tana erblickten, musterten sie ihn skeptisch.

“Das ist mein bester Freund Tana Tanaka.” , stellte ich ihn vor. Meine Neffen nickten verstehend und ließen uns rein.

Als Akari ihn saß, blinzelte sie verwirrt. “Tana?”, fragte sie verwundert.

Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. "Stets zu Diensten.” , erwiderte er und ging auf sie zu. Sie fuhr zusammen, als er nach ihrer Hand griff und ihr einen Kuss auf den Handrücken gab. Schnell löste sie ihre Hand aus seinem Griff und freute mit großen Augen : “Ihr seid immer noch befreundet?”

Tana nickte und ging wieder zu mir. Meine Neffen hatten bereits ein Schachbrett auf dem Tisch stehen. Als Tana ihn erblickte, ging er darauf zu.

“Könnt ihr eine Runde gegeneinander spielen?”, fragten meine Neffen uns und zeigten auf das Spielbrett.

Tana sah kurz zu mir hinüber und als ich nickte, setzte Tana sich an den Tisch. Ich tat es ihm gleich und wir begannen das Spiel. Tana war der einzige, den ich kannte, der besser als ich im Schach war. Er war derjenige, der mir beigebracht hatte, wie man Schach spielt. Er wusste, wie ich vorging und konnte jede meiner Züge vorhersehen. Wie erwartet gewann er die Runde ohne Probleme. Wahrscheinlich hätte er auch gewonnen ohne hinzusehen. Begeistert Applaudierten meine Neffen ihm und starrten auf das Schachbrett. Tana schmunzelte über ihre Reaktion und stellte die Figuren neu auf. Kurz blieben meine Augen an ihm kleben, doch ich wandte den Blick schnell wieder von ihm ab. Wir spielten noch ein paar Runden und jedes Mal gewann er. Irgendwann stand ich auf und ging zu Akari hinüber. Als ich mich ihr gegenüber setzte, versteift sie sich.

“Weiß Tana was du vorhast?”, fragte sie aus dem Nichts.

“Warum fragst du? Magst du ihn etwa immer noch?", fragte ich daraufhin.

“Das ist egal. Weiß er es oder nicht?” , entgegnete sie mit leicht zittriger Stimme.

“Ja er weiß Bescheid." , antwortete ich ihr und sah kurz zu ihm.

“Du magst ihn nicht wahr? Das hast du schon damals getan, aber wolltest es nicht wahrhaben und jetzt musst du es abstreiten wegen dem Polizisten. Ich habe recht, nicht wahr?” , fragte sie mich.

Ich setzte ein Lächeln auf und antwortete : “Mach dir keine Sorgen, das ist nicht der Fall." Zumindest sagte ich das, ihre Worte ließen mich nicht in Ruhe. Hatte sie recht? Mochte ich Tana? War das der Grund dafür, dass ich den Blick kaum von ihm losreißen konnte? Niemals. Wir waren nur Freunde, nicht mehr und nicht weniger.

Tana und ich verließen zusammen das Grundstück und verabschiedeten uns draußen voneinander. Nachdem er gegangen war, sah ich noch eine Weile in die Richtung, in die er verschwunden war. Als ich wieder Zuhause angekommen war, legte ich wortlos meine Jacke ab und setzte mich auf das Sofa. Mein Blick war auf das Fenster gerichtet und meine Gedanken drehten sich um Tana. Immer wieder sah ich ihn vor mir sitzen mit der Schachfigur in der Hand. Warum konnte ich nicht aufhören, daran zu denken? Die ganze Situation machte mich verrückt. Kiyoshi's Stimme holte mich in die Realität zurück.

“Ist alles ok?” , fragte er besorgt.

“Ja alles gut, mach dir keine Sorgen.", antwortete ich und setzte ein sorgloses Lächeln auf.

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