Kapitel 10

Ich erwachte von den Stimmen verschiedener Personen. Verschlafen lief ich aus meinem Zimmer und sah mich um. Sofort lagen die Blicke einiger Personen auf mir. Erst jetzt fiel mir ein, dass es wahrscheinlich die Familie des älteren Herren war. Plötzlich begrüßten mich die Personen und baten mich zu bleiben, während das Testament vorgelesen wurde, da ich schließlich wie eine Familie für den älteren Herren war. Überrascht von dem Angebot nickte ich nur stumm. Eine junge Frau trat vor und begann das Testament vorzulesen.

"Mit diesem Schreiben vermache ich mein Geld und mein Anwesen sowie alles, was sich darin befindet, der Person, der ich am meisten vertraue: Akiko Itō. Meine Firma überlasse ich meinen Kindern unter einer Bedingung : Akiko bleibt angestellt und er hält ihr Gehalt so wie zuvor." , nachdem sie das vorgelesen hatte, verteilte sie Briefe an jeden Vorort aus, ich erhielt einen. Ich öffnete den Brief und las was darin stand.

Wenn du das hier liest, habe ich diese Welt verlassen und dich ganz allein zurückgelassen. Ich hoffe, du findest jemanden, der dich unterstützt und dem es egal ist, was du tust. Jemanden, der dich einfach so sieht, wie du bist.

Sofort liefen mir Tränen aus den Augen. Ich hatte die Person von mir weggestoßen, die mich unterstützt hatte. Ohne ein Wort verließ ich das Anwesen und setzte mich in mein Auto, wo ich in Tränen ausbrach. Meine Sicht verschwamm durch die Tränen, aber es war egal. Mein ganzer Körper zitterte und mein Kopf ratterte. Warum tat es so weh allein zu sein. Nicht mal die Tatsache, dass ich ihn alleine gelassen hatte, um ihn zu beschützen, machte es besser. Vielleicht war es auch einfach nur eine Ausrede und nicht meinen Gefühlen zu verfallen. Ein missglückter Versuch, die harte Schale beizubehalten, die sich in Jahren geprägt von Schmerz, Hass und Trauer gebildet hatte. War es das? Der Drang, die Schwäche beiseite zu schieben?

"Verdammt , selbst wenn du nicht da bist denke ich an dich." , sagte ich in den Himmel und dachte an Kiyoshi. War ich ihm schon so verfallen?

Ich wischte mir die Tränen aus dem Augenwinkel und fuhr los. Geradewegs zu Kiyoshi's Wohnung. Etwas anderes kam mir nicht in den Sinn. Da ich keinen Schlüssel hatte, setzte ich mich auf die Türschwelle und sah in die Ferne. Paare liefen lachend durch den angrenzenden Park und ich bemerkte einen Hauch von Eifersucht in mir aufsteigen. Ich nahm mein Handy hervor und sah mich in der Spiegelung an. Meine Augen waren gerötet durch die Tränen und vereinzelt klebten einige Haarsträhnen an meiner Wange. Ich entfernte sie und sah weiterhin nur in die Ferne. Spät am Abend kam er endlich zurück, ich saß bereits stundenlang vor der Haustür. Als er mich sah, war ihm die Erleichterung förmlich ins Gesicht geschrieben. Er nahm mich in den Arm und ließ seinen Tränen freien Lauf.

"Ich habe dich vermisst...ich weiß es sind keine 24 Stunden vergangen und trotzdem habe ich dich vermisst." , brachte er hervor.

"Mir ging es nicht anders, sonst wäre ich nicht hier." , sagte ich und sah ihm ins Gesicht.

Seine Augen waren gerötet und noch immer liefen Tränen über seine Wange. Ich lächelte ihn an und atmete erleichtert aus. Erleichtert, weil er nicht wütend auf mich war, aber auch weil es ihm gut ging. Gemeinsam gingen wir rein und aßen etwas. Als ich gerade schlafen wollte, kam Kiyoshi zu mir und sah mich stumm von der Seite an. Fragend blickte ich zu ihm auf. Er wirkte zunehmend nervös, brachte jedoch kein einziges Wort heraus. Ich stand auf und ging um das Sofa herum genau auf ihn zu. Als ich vor ihm stehen blieb und ihn beobachtete, breitete sich eine Gänsehaut auf seinem Arm aus.

"Ist irgendwas oder warum siehst du mich so an?" , fragte ich belustigt.

"Wie sehe ich dich denn an?" , fragte er nach.

"Als würdest du dir etwas erhoffen. Du wirkst nervös und du hast Gänsehaut bekommen, als ich vor dir stehen geblieben bin. Du siehst immer von mir weg und dann wieder zu mir und jedes Mal wirkst du aufgelösten." , entgegnete ich.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf seinen Lippen und ein Funkeln erschien in seinen Augen. Jetzt sah er nicht mehr weg, seine Augen blieben auf mir liegen und ich hatte das Gefühl, wie hypnotisiert von seinen Dunkelbraunen zu sein. Als mir auffiel, dass ich ihn ganz offensichtlich anstarrte, löste ich meinen Blick wieder von ihm und verschwand ins Badezimmer. Warum hatte ich ihm so lange in die Augen gesehen und wieso klopfte mein Herz so schnell? Verträumt legte ich den Kopf zur Seite und sah ihn wieder vor mir stehen. Ich begann zu lächeln, doch riss mich schnell wieder aus den Gedanken. Was zur Hölle tat ich gerade? Mit laut klopfendem Herzen ging ich zurück. Kiyoshi war bereits in sein Zimmer gegangen. Nachdem ich die Lichter ausgeschaltet hatte, legte ich mich schlafen und gab mich der Ruhe der Nacht hin.

Es war gerade mal 6 Uhr morgens, als mich ein Anruf aus dem Schlaf riss. Müde entgegnete ich das Telefonat.

"Hallo?" , fragte ich und rieb mir die Augen.

"Kommen Sie zu der Adresse, die ich Ihnen sende und fahren Sie meine Tochter zur Schule." , sagte die Frau.

"Jetzt sofort?" , fragte ich irritiert nach.

"Sie sind doch Chauffeurin, das ist Ihr Bob." , entgegnete die Frau. Ich beendete das Telefonat und schlich ins Bad. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, nahm ich mir mein Auto und fuhr zu der besagten Adresse. Obwohl ich all meine Sachen in meinem Auto verstaut hatte. Allerdings hatte ich auch nicht viel und hatte gerade mal den Kofferraum beladen, also würde es wahrscheinlich nicht stören.

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