7▪️ Bessere Wahl

▪️24. Juni 2016▪️


Mit totalen Kopfschmerzen werde ich wach und schließe die Augen sofort wieder, bevor ich sie überhaupt geöffnet habe. Ich lege mir mein rechten Arm über die Augen. Was habe ich denn gestern noch gemacht, dass es mir so scheiße geht? Habe ich wirklich so viel getrunken?

Ich weiß noch das ich die drei Tequila die mir Micha, der Barkeeper, zu Anfang vor die Nase gestellt hat, relativ schnell runter gekippt hatte. Ich habe einen total bunten Cocktail bekommen - Micha spezial, hat der gleichnamige Barmann das Wunderding genannt. Wir hatten uns unterhalten. Ursprünglich kommt er aus Italien, arbeitet allerdings schon seit über sechs Jahre in diesem Hotel als Barkeeper.

Wir können ja gleich zu mir gehen. Ruckartig nehme ich den Arm von meinem Augen und öffne diese, als ich mich wage an die Worte des schlanken jungen Mannes erinnere. Das erste was mir auffällt ist das es nicht mein Bett ist. Ruckartig setze ich mich auf. Kurz schließe ich die Augen um den Schwindel los zu werden, was zwar nicht ganz funktioniert, allerdings stelle ich auch jetzt fest, dass dies ganz und gar nicht mein Zimmer ist.

Oh nein, oh nein, oh nein

Ich lasse mich kurz nach hinten fallen. Das kann doch nicht wahr sein. Ich kann dich nicht wirklich so viel getrunken haben, dass ich mit einem Fremden Typen mit gehe. Das habe ich noch nie getan. Niemals. Juls hat One Night Stands. Ich nicht. Niemals!

Ich schließe die Augen und Atme einmal tief ein und aus. Ich kann mich an kaum etwas erinnern. Vielleicht ist überhaupt nichts zwischen uns gelaufen? Vielleicht ist es alles nur ein Missverständnis? Ich hoffe es einfach und höre wie in Badezimmer die Dusche läuft. Vielleicht mein Zeichen einfach abzuhauen. Als ich schnell aufstehe, muss ich mich kurz festhalten, weil ich schon wieder vom Schwindel gepackt werde.

Mein Blick schweift durch das Zimmer. Eine helle große Leder Couch steht vor einem unnormalen großen Fernseher, was mich ein wenig neidisch werden lässt, ich habe nicht mal ein kleinen. Überhaupt ist dieses Zimmer viel geräumiger und vor allem total ordentlich.

Als mir der Grund wieder einfällt, wie ich hier gelandet sein muss, schaue ich schnell an mir runter. Scheiße. Ich habe definitiv nicht mein Tshirt an. Was verdammt noch mal ist heute Nacht hier passiert? Ich schlage mir mit der Flachen Hand gegen die Stirn. Ich kann doch nicht wirklich so doof gewesen sein und mit einem Fremden Typen ge......Nein, erleichtert stelle ich fest, dass ich meine Shorts mich immer trage. Ich würde grade am liebsten hüpfend durch das Zimmer rennen, weil mir klar ist das ja eigentlich nichts passiert sein kann. Ich habe mich nach dem Sex noch nie wieder direkt angezogen, allerdings hatte ich auch noch nie so betrunken etwas mit nem Typen.

Schnell lasse ich meinen Blick noch einmal durchs Zimmer schweifen. Irgendwo müssen doch meine Schuhe sein und auch meine Handtasche sein. Erschrocken stelle ich fest, dass das Wasser grade abgedreht wurde. Jetzt muss ich echt schnell machen, zu aller Not verschwinde ich auch ohne meine Sachen. Was überhaupt nicht geht, denn in meiner verfluchten Handtasche ist auch meine Schlüsselkarte und mein Handy und und und. Ich schaue kurz am Bett und an der Couch, aber nirgends scheinen meine Sachen zu sein. Vielleicht habe ich sie an der Bar liegen lassen und bin überhaupt nicht mit Micha mitgegangen.

Ich halte mir die Hände vors Gesicht, laufe im Zimmer auf und ab und würde am liebsten schreien. Wie kann ich nur so doof sein, alleine los ziehen und mich betrinken und das auch noch in einem Fremden Land?

Ich muss jetzt einfach ruhig bleiben und verschwinden. Mit oder ohne Sache, ist doch fast scheiß egal. Hauptsache ich verschwinde bevor die Badezimmer Tür auf geht, aber just in den Moment, wie soll es auch anders sein, geht die Türe auf.

Allerdings steht vor mir nicht der junge Italiener aus der Bar und auch nicht irgendein fremder, sonder bloß Harry. Aus irgendeinem Grund fällt mir ein riesen Stein vom Herzen. Keine Ahnung wieso, schließlich kenne ich ihn auch kaum. "Oh Dornröschen ist wach. Ich habe schon gedacht, ich müsste es mit einem Kuss versuchen." "Was?", will ich direkt wissen. Lachend schaut er mich an. "Das war ein Scherz.", versichert er mir. Etwas verwirrt runzel ich die Stirn. "Wie schlimm ist dein Kater?", will er von mir wissen. "Was habe ich in dem vergangenen Stunden alles angestellt?", stelle ich dir Gegenfrage. "Du hast absolut keine Ahnung?", will er von mir wissen und bekommt ein Kopfschütteln zur Antwort. "Also hast du einen gewaltigen Filmriss?" Zögerlich nicke ich und Ahne schlimmes. "Also als ich in der Bar gekommen bin hast du auf der Bar gestanden und mit deinen Hintern gewackelt und irgendwelche Kirchenlieder geträllert." Mit großen Augen schaue ich ihn an, aber sein Gesichtsausdruck verrät mir, dass es noch nicht alles ist was ich in meinen benebelt Zustand getan habe. "Dann hast du mir den Kellner als Micha vorgestellt, mit dem du eigentlich vor hattest die Nacht zu verbringen, nicht nur weil du deiner besten Freundin beweisen willst das nicht alle Kerle wie Jona sind, sondern auch, weil er dir alle bisherigen Getränke und Tiquila Shots ausgegeben hat.", informiert er mich. Ich lasse mich auf die Couch plumpsen. Das kann doch alles nicht wahr sein.

"Aber das beste kommt doch erst noch: ich habe dich nach einer langen Diskussion davon überzeugt, dass ich die bessere Wahl bin, dann hast du mir einen Heiratsantrag gemacht, wir sind zur nächsten Kapelle u....." - "Verarsch mich nicht.", fordere ich nun von ihm, weil ich mir unter keinen Umständen vorstellen kann, dass ich so ein scheiß, betrunken oder nicht, gemacht habe. Mein nicht glauben wird mir bestätigt, als Harry in schallendes Gelächter ausbricht. "Okay, okay, aber dein Gesicht war einmalig. Was hat dich zweifeln lassen?", will er belustigt von mir wissen. Böse funkel ich ihn an. "Das du die bessere Wahl bist, obwohl Micha mir alles ausgegeben hat.", lasse ich ihn wissen, auch wenn es eher die Tatsache mit dem Heiratsantrag und der Kapelle war.... "Das ist echt gemein.", erwidert er. Ja und völlig banal, wenn man bedenkt, dass er vor mir steht und nicht Micha. "Sorry, ich habe einfach tierische Kopfschmerzen und ernsthaft noch nie einen Filmriss. Ich weiß kaum noch was.", gebe ich ehrlich von mir.

Er seufzt. "Du hast nicht auf der Bar getanzt und auch weder behauptet, dass du mit Micha mit gehst, noch das mit dem Heiratsantrag und der Kapelle durchgezogen.", verrät er mir nun. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Nun schau nicht so. Als ich zu dir gestoßen bin, hattest du schon ganz schön einen im Tee sitzen und  diesem Micha, wenn es denn sein Name ist, irgendwas davon erzählt, dass er ein netter Typ sei und deine beste Freundin ihn kennen lernen sollte, weil er definitiv kein Jona ist.", erzählt er mir. Nicht so schlimm wie die erste Story die er mir auftischen wollte, allerdings auch nicht viel besser.

"Wie kam es dann das ich bei dir hier aufgewacht bin?", will ich von ihm wissen. "Magie.", antwortet er mir. "Nein Spaß bei Seite. Dieser Typ hatte wirklich vor, dich mit zu ihm zu nehmen, allerdings habe ich dich dazu überredet, lieber in dein eigenes Bett zu gehen und dir das Angebot im Nüchtern Zustand lieber noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.", erklärt er mir, nachdem ich ihm auf seine erste Antwort noch einmal einen bösen Blick zugeworfen habe. Ich murmel noch ein Gott sei Dank, bevor mir bewusst wird, dass ich überhaupt nicht in meinem eigenen Bett aufgewacht bin. "Das hier ist allerdings nicht mein Zimmer.", weise ich Harry drauf hin. "Ja schon klar, dass liegt daran, dass du mir nicht sagen konntest wo deine Schlüsselkarte ist und ehrlich es hat grade wirklich Spaß gemacht, dich hier ein wenig zu veräppeln, aber ich suche weder in deiner Hosen- noch in deiner Handtasche nach deiner Karte." Als er mir das erzählt schaue ich ihn genau an und glaube ihm auf der Stelle jedes Wort - und weiß noch nicht mal warum.

"Okay und wieso habe ich dein Tshirt an?", will ich nun auch noch wissen. "Das ist ganz einfach: Du.....", er stockt, als Geigenmusik erklingt. Eindeutig mein Handy. Ich stehe auf und schaue mich ein wenig suchend um. "Dein Handy macht schon den ganzen Vormittag Geräusche.", informiert er mich und hebt meine Tasche auf, die an der Garderobe steht. Die hätte ich auch selber dort finden können. Ich stand sogar genau da vor!
Ich nehme sie in Empfang und durchsuche sie kurz nach meinem Handy. "Da muss ich kurz dran gehen, sonst rufen meine Freundinnen bei der Britischen Botschaft an und melden mich als vermisst.", gebe ich entschuldigend von mir, als ich sehe das Juls mich anruft und auch schon das rote Zeichen für verpasste anrufe in der ecke leuchtet.

"Hey.....", weiter komme ich nicht, denn die beiden übertönen echt alles und jeden. " It's your Birthday.Happy Birthday. It's your Birthday. Happy birthday! It's a great Day. That's why we say. Happy birthday to you!" Die beiden singen zwar total schief und überhaupt nicht Synchron, dennoch freue ich mich einfach riesig über dieses Ständchen, auch wenn sie mich so, an den miesen einstand ins neue Lebensjahr erinnern. Schon als sie angefangen haben zu singen, habe ich mich etwas weg gedreht, damit es nicht zu offensichtlich ist, dass ich mich quasi an meinem Geburtstag, auch wenn es zum größten Teil wahrscheinlich noch eher gestern war, betrunken habe und ihn alleine verbringen werde. "Dankeschön.", gebe ich leise von mir. "Gerne. Du musst unbedingt runter zur Rezeption unser Päckchen müsste nämlich schon angekommen sein.", höre ich Juls aufgeregt sagen. "Was für ein Päckchen?" "Na du glaubst ja wohl nicht, dass wir dir nichts schenken, auch wenn wir eine riesen Party machen, sobald du wieder in London bist.", informieren die beiden mich. Ich reibe mir übers Gesicht. Eine Aspirin und etwas Schlaf wäre jetzt eigentlich ganz schön..... "Passt auf, ich packe eben meine Sachen zusammen, klär noch kurz etwas, flitze zur Rezeption und rufe euch dann an, sobald ich wieder in mein Zimmer bin.", schlage ich vor und könnte mir auch gleich die Zunge abbeißen, damit lassen die beiden sich doch jetzt nie im leben abspeisen.... "Hast du etwa nicht in deinem eigenen Zimmer geschlafen?", höre ich Juls fragen und nehme Jen's war, die ihr kurz von unserem gestriegen Telefonat berichtet. "Nein, aber es ist....Ich rufe euch gleich an und erzähle euch alles, okay?", versuche ich sie zu überreden. "Klar. Amilia du hast eine viertel Stunde, wenn du dich bis dahin nocht gemeldet hast, steige ich in den nächsten Flieger und schneide dem Typen bei dem du grade bist, die Eier ab, ob da nun etwas lief oder nicht ist mir dann schnuppe.", höre ich die ältere der beiden warnend sagen. "Klar, kein Problem."

Nach einem Pass auf doch auf vom Jen lege ich auf und schaue Harry entschuldigend an. Wer weiß was er alles mitbekommen hat..... "Zwischen uns lief nichts, falls du dich das Fragst. Das Shirt von mir hast du an, weil du heute Nacht wer weiß wie gereiert hast und etwas auf deinem Oberteil gekommen ist.", erzählt er mir und direkt rümpfe ich die Nase.

Ich atme erleichtert aus und verkneife mir ein Gott sei Dank. Plötzlich entsteht eine peinliche Stille, bis ich mich räusper. "Danke, dass du mich in meinem suff aufgenommen hast und dich um mich gekümmert hast. Also so kommt es zu mindest rüber.", bedanke ich mich und mache mich auf dem weg zur Tür. "Gerne ich konnte ja nicht zulassen, dass dieser Typ dein schlechtes Wahrnehmen ausnutzt.", erwidert er. "Doch hättest du schon, aber ich bin dir echt unendlich dankbar, dass du es nicht hast geschehen lassen.", entgene ich und öffne die Türe. Ich setze noch ein Ich denke man sieht sich nach, bevor ich das Zimmer verlassen will.
"Hey Amilia?", ruft Harry mir nach und erntet ein Fragenden Blick. "Habe ich grade richtig verstanden? Du hast heute Geburtstag?" Verflucht seien die lauten Stimmen der Mädels.

"Ja, leider."

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