43▪ Ein Schritt Vorwärts
Amilia|| Gedankenverloren sitze ich bei Harry auf dem Balkon und schiebe meine gerade eben klein geschnittene Grillwurst über den Teller. Eigentlich sollte es ein gemütliches Abend sein. Mein Freund hat Louis, Niall und Liam zum grillen eingeladen. Für später, haben sie mir Horrorfilme, der harmlosen Art, versprochen. Solche die ich als Frau, die nicht der größte Fan davon ist, sich zu gruseln, auch schauen kann. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob ich ihnen diese Tatsache auch abkaufen kann.
Während ich den älteren bereits kannte, war ich ein wenig Nervös nun auch auf die anderen zu treffen, allerdings war es sicherlich unbegründet, denn sie haben mich ebenfalls wir Louis einst, mit offenen Armen empfangen.
Es hätte so verdammt lustig sein können, die Jungs geben sich auch wirklich Mühe, allerdings spuken eher Elisa und Adrian in meinem Kopf herum. Als Harry mich vor zehn Tagen aus dem Cafe abgeholt hat und mir erzählte, dass er meine Eltern vor meiner Wohnung getroffen hatte, sie auch noch immer dort waren als wir heim kamen und er mir die Wahl ließ, zu verschwinden oder mich ihnen zu stellen, habe ich mich letztendlich fürs entgegen treten entschieden. Ich habe den beiden noch einmal unmissverständlich klar gemacht, dass ich keinerlei Interesse daran habe sie kennen zu lernen oder sie in meinem Leben zu haben. Sie wiederum erklären mir, es für den Moment zu akzeptieren, allerdings kein Interesse daran zu haben es dauerhaft auf sich beruhen zu lassen.
In den nächsten Tagen haben sie es wirklich durchgezogen. Ich bin mir nicht ganz sicher ob wir uns immer zufällig getroffen haben, aber sie sind mir im Supermarkt begegnet, auf dem Weg zu Harry, als ich Ludger und Greta besucht habe, als ich auf dem Weg zum Café war oder auch einfach im Park. Immer und immer wieder haben sie sich entschuldigt und mir klar gemacht, dass sie durchaus Interesse daran haben Teil meines Lebens zu werden. Elisa hat mir versprochen, nun nicht vor zu haben die Eltern heraus hängen zu lassen oder mir mit Vorschriften zu kommen, aber sie wollen gerne für mich da sein, wollen mich unterstützen und für mich da sein, wenn es mal irgendwo klemmt.
Ich habe sie immer wieder abblitzen lassen, auch wenn ich es ihnen so langsam aber sicher abgenommen habe. Ich glaubte ihnen, dass ihr Interesse ernst gemeint ist und hatte doch nicht den Mut sie ein klein wenig an mich heran zu lassen. Heute allerdings war es anders. Noch bevor ich zu Harry gefahren bin, war ich frische Blumen kaufen und bei Granny auf dem Friedhof. Meine Eltern schienen ebenfalls, diesen Gedanken zu haben und waren bereits dort. Anders als die letzten Male, haben sie sich bloß entschuldigt mir wieder über den Weg gelaufen zu sein und sind dann schneller verschwunden als ich schauen konnte.
Eigentlich sollte ich froh sein, dass sie vielleicht endlich verstanden haben, dass ich nicht scharf darauf bin sie ständig zu sehen, aber andererseits stört es mich auch ungemein und zeigt mir nur einmal mehr, dass ich doch anscheinend richtig lag. So verdammt wichtig, wie sie immer und immer wieder behaupten, kann ich ihnen einfach nicht sein.
„Bist du in Ordnung?“, will Harry von mir wissen und sitzt plötzlich neben mir. „Ähm ja klar.“ Skeptisch sieht er mich an und drückt mir einen schnellen leichten Kuss auf die Mundwinkel. „Wenn du deine Wurst nicht magst, dann musst du es nur sagen. Wir haben auch noch andere Sachen.“ Ich schüttel den Kopf. „Die Wurst ist super. Ehrlich.“, versichere ich ihm und stecke mir ein Stück in den Mund um es zu demonstrieren. Ich versuche ihn anzulächeln, scheitere allerdings kläglich. „Okay, was genau ist los?“, hakt er nun noch einmal nach. Ich schüttel den Kopf. „Nichts.“ Noch immer nicht überzeugt schaut er mich prüfenden an.
„Erneuter Streit mit Jen?“, fragt er mich, woraufhin ich den Kopf schüttel. Meine beste Freundin ist in den letzten paar Tagen ein wenig schwierig. Egal was Juls und ich sagen oder machen, nichts kann man ihr recht machen. Sie steht total unter Strom, weil in ein paar Tagen die Eröffnung ist - was ihr Verhalten uns gegenüber allerdings nicht entschuldigt. „Ich bin ihr gestern und auch heute aus dem Weg gegangen.“ Verständnisvoll nickt er. Nicht nur einmal hat er eine Auseinandersetzung zwischen uns Mädels mitbekommen und sich vorbildlich heraus gehalten. „Dann ist es weil du heute auf dem Friedhof warst?“, ist seine seine nächste Vermutung und liegt damit nicht ganz so falsch, weswegen ich mit den Schultern zucke. „Oh, wir scheinen uns der Lösung zu nähern.“, stellt er fest. Kurz Blicke ich zu seinen Freunden die am Grill stehen und wegen irgendwas diskutieren. „Vielleicht solltest du dich an ihre Diskussion beteiligen, bevor noch irgendwas schief geht.“ schlage ich vor. „Vielleicht solltest du mir erst einmal sagen, was los ist. Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet, dass du hier alleine herum sitzt und deine Wurst von der einen Seite zur anderen Seite des Tellers schiebst. Wenn es dich stört, dass wir…..“ - „Elisa und Adrian waren auch auf dem Friedhof und haben schneller die Biege gemacht als ich Hallo sagen konnte. Ich bin ihnen scheinbar wirklich wichtig.“, lasse ich ihn wissen und klinge enttäuschter als ich sollte.
„Vielleicht räumen sie dir einfach nur das ein was du die ganze Zeit verlangst: Abstand und Zeit.“, nimmt er die beiden wie gewohnt in Schutz. Etwas genervt schaue ich ihn an, weswegen er abwehrend die Hände hebt. „Amilia wirklich, du kannst nicht die ganze Zeit verlangen, dass sie sich von dir fernhalten und wenn sie es dann machen, auch nicht zufrieden sein. Du musst dich schon irgendwie entscheiden.“, gibt er von sich. Seufzend schüttel ich den Kopf und gebe dennoch ein leises du hast ja recht von mir. „Sie meinen es ernst, da bin ich mir absolut sicher.“ „Ich mir nicht.“ „Du findest es allerdings nur heraus, wenn du den beiden eine Chance gibst.“, entgegnet er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich zurück zu den Jungs begibt, die uns mittlerweile mehr als einfach nur beobachten. Sie müssen mich ja mittlerweile für mehr als seltsam halten.
Dennoch bleibe ich weitere Minuten hier sitzen und beschließe dann einfach die Sache klären zu wollen. Vielleicht sollte ich mich einfach selber von der Sache überzeugen, dass sie es ernst meinen. Entschlossen stehe ich auf und begebe mich zu den Jung. „Die Wurst doch nicht gut?“, will Liam von mir wissen, als ich mich neben Harry stelle. „Nein, nein, keine sorge mit der Wurst ist alles super, denke ich. Ist es sehr schlimm, wenn ich noch einmal verschwinde? Ich bringe auf dem Rückweg auch Eis oder so mit.“, frage ich schaue kurz in die Runde bevor mein Blick bei Harry hängen bleibt. „Wo willst du hin?“, hakt dieser nach und mustert mich interessiert. „Ich denke ich muss einmal kurz mit den beiden etwas klären.“, ist das einzige was ich ihm antworte. Er nickt. „Soll ich mitkommen?“ Ich schüttel den Kopf.
So gerne ich ihn als stütze auch dabei haben würde zum einen ist das eine Sache die ich nun vielleicht mal alleine machen muss und zum anderen, kann er seine Gäste hier ja schlecht alleine lassen. „Ich schaff das schon. Wenn was ist rufe ich an und wenn ich mich auf dem Rückweg mache sowieso, dann reden wir nochmal wegen dem Eis.“, verspreche ich. „Vielleicht kommst du ja auch am Supermarkt vorbei und könntest Popcornmais mitbringen.“, mischt sich Niall ein. Zustimmend nicke ich und kommentiere das ganze mit einem klar. „Oh und Schokolade.“, gibt Liam nun von sich und erhält ebenfalls ein nicken als Antwort. „Und wenn du schon gleich dabei bist, kannst du vielleicht auch noch Bier, Chips und Eier für morgen Früh mitbringen.“ „Ähm kl….“ - „Vergesst es. Meine Freundin ist hier kein Hausmütterchen, die ihr herum scheuchen könnt. Wenn wir nachher wirklich noch etwas brauchen sollten, dann komme ich dich abholen und dann können wir gemeinsam einkaufen gehen.“, unterbricht Harrys mich.
„Du alter Spielverderber. Ich hätte es interessant gefunden herauszufinden, wie viel wir ihr noch aufbrummen können, ohne das sie sich beschwert.“, wirft Louis ein. Ich verdrehe die Augen.„Ihr seid echte Idioten.“, scherze ich und drücke meinem Freund einen langen Kuss auf die Lippen. „Ich beeilen mich und melde mich später.“ „Aber du kommst schon wieder zurück oder?“ Ich nicke. „Natürlich, schließlich habt ihr mir Horrorfilme versprochen, die nicht ganz so gruselig sind.“
Von Harry zu Adrian und Elisa sind es eine knapp viertelstunden mit dem Bus. Eine Viertelstunde in der ich ziemlich oft dabei war einfach an der nächsten Haltestelle wieder auszusteigen und zurück zu fahren. Eine Viertelstunde in der Harry mir mit nur ein paar simple Worte in einer SMS Mut zugesprochen hat und meine Fluchtpläne.
Als ich vor dem Mehrfamilienhause stehe in dem die beiden wohnen, denke ich wieder drüber nach, einfach zu verschwinden jedoch kommt Elisa gerade die Straße entlang. „Amilia, was machst du denn hier?“, will sie äußerst überrascht von mir wissen. Gute Frage, denn so wirklich weiß ich es auch nicht, weshalb ich mit den Schultern zucke. „Bist du nur Zufällig hier?“ Die Enttäuschung kann man deutlich heraus hören. „Ähm, nee. Irgendwie…..“, ich stocke und zucke wieder mit den Schultern. Ich bin mir ja selber nicht mehr sicher, was genau ich hier machen will.
„Okay…. Möchtest du vielleicht mit hoch kommen und ein Kaffee trinken oder eine Cola oder….wonach immer dir auch ist und wir es haben?“, fragt sie mich. Ich nicke woraufhin ihr ein überraschtes Wirklich? entweicht. „Wenn es gerade nicht passt, da….“ - „Nein um Gottes willen. Komm mit, auf jeden fall.“, unterbricht sie mich und schließt die Tür auf. Ich folge ihr in das Haus und bleibe hinter ihr stehen, als sie direkt im Erdgeschoss die erste Wohnung aufschließt, nachdem sie ziemlich nervös versucht hat den Schlüssel in das Schloss zu bekommen. „Zieht ihr wieder um?“, will ich neugierig wissen, als ich die ganzen Umzugskartons im Flur stehen sehe und mache mich innerlich schon auf einen Abgang gefasst. „Nein, wir haben lediglich noch nicht alles ausgeräumt. Dein Vat….. Adrian geht den ganzen Tag arbeiten und ich bin Halbtags auch nicht Zuhause, da bleibt das eine oder andere einfach liegen.“, antwortet sie mir. Ich schaue mich ein wenig um, als wir den langen, schmalen Flur ins große Wohnzimmer mit offener Küche und integriertem Esszimmer gehen. Ab und an erhaschen ich ein Blick in die herumstehenden Kisten und stelle fest, dass es eigentlich nur alltäglicher Kram wie Dosen, Schuhe und Deko ist. Im Wohnzimmer steht auf der einen Seite eine große schwarze Eckledercouch vor einer Wohnwand wo der Fernseher steht, während die andere Hälfte des Zimmers die offene Küche und der große Esstisch beinhaltet.
Elisa geht direkt auf die rote Küche zu und dreht sich dann zu mir um. „Also was willst du trinken. Kaffee? Oder doch lieber eine Cola oder Wasser?“, hakt sie nach und öffnet den Kühlschrank. „Ich kann dir auch Orangensaft oder Kirschsaft anbieten. Oder aber wir machen uns eine heiße Schokolade.“, schlägt sie vor und sieht mich wieder an. Ich zucke kurz die Schultern und runzle dann die Stirn, weil ich feststelle, dass es ziemlich unfair ist, was ich hier mach. Erst tauche ich auf und dann bekomme ich doch kaum ein vernünftiges Wort heraus und distanziere mich weiterhin meilenweit.
„Heiße Schokolade klingt gut.“
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