40▪ Gestritten
Harry|| Ich parke vor dem Wohnhaus in dem Amilia mit ihren Freundinnen wohnt und hoffe, dass sie Zuhause ist. Irgendwie ist der Heutige Tag alles andere als gut gelaufen. Erst war da dieses Treffen mit ihren Eltern, welches mehr als nur schief gelaufen ist und dann hatten wir uns auch noch gestritten, sodass sie aus meinem Auto gestürmt ist und einfach abgehauen ist.
„Vielleicht sollten wir das mit uns lassen.“, hatte sie gemeint, bevor sie abgehauen ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie die Worte wirklich ernst meinte oder ob sie eher aus der Situation heraus waren und dabei habe ich nichts anderes gemacht, als ihr zu sagen, dass sie meiner Meinung nach ziemlich Unfair gegenüber ihren Eltern war.
Sie hatte ihnen von Anfang an keine Chance gegeben und direkt eine Abwehr Haltung eingenommen noch bevor die beiden überhaupt bei uns waren. Vielleicht war es einfach keine gute Idee, Adrian und Elisa heute so spontan zu treffen.
Amilia hatte mir vorgeworfen, nicht zu ihr zu stehen und mich auf die Seite ihrer Eltern zu stellen. Es hatte sich bei ihr so verdammt schnell hochgeschaukelt, dass ich überhaupt keine Chance hatte anders zu Argumentieren und ihr zu beweisen, dass ich auf ihre Seite stehe. Ich verstehe sie keine Frage, allerdings finde ich trotzdem das sie den beiden etwas unfair gegenüber war.
Als sie aus mein Auto gestürmt ist, wollte ich ihr eigentlich erst hinterher, war allerdings auch etwas zu stolz. Ich bin zu Louis gefahren, habe mich ein wenig über meine Freundin beschwert, bevor er mir den Kopf gewaschen und mich für völlig bescheuert erklärt hat - weil ich Amilia einfach habe ziehen lassen. Ich habe versucht sie anzurufen und wurde von ihr weggedrückt. Ich habe ihr geschrieben und werde auch auf diesen Wege von ihr ignoriert und eigentlich wollte ich bis morgen warten, damit wir beide es einmal sacken lassen können und vielleicht grade Amilia etwas anders an die Sache herangeht, aber irgendwie lässt es mir keine Ruhe.
Ich steige aus meinem Auto aus, betrete das Wohnhaus und begebe mich zu der Mädels – WG. „Nee oder? Was willst du denn hier?“, will Juls von mir wissen, als sie mir die Tür öffnet. Oh man ich habe befürchtet, dass ausgerechnet sie mir aufmacht und ich es echt schwer haben werde, sie davon zu überzeugen, dass ich mit Amilia reden muss. Dass ich die Sache einfach klären und es nicht zulassen will, dass es mit uns wegen so einer Sache kaputt geht.
„Ich will mit Amilia reden.“, stelle ich klar und bin nicht bereit mich von der besten Freundin vergraulen zu lassen. „Tja das ist ein Problem, sie ist nämlich nicht da!“, kontert sie und will die Tür schließen, allerdings weiß ich dies zu verhindern. „Juls bitte. Das mit Amilia und mir ist heute Mittag total aus dem Runder gelaufen – ich will es einfach nicht so stehen lassen.“, bitte ich sie und hoffe auf ein wenig Mitleid ihrerseits. Sie öffnet die Tür weiter, verschränkt die Arme vor der Brust und tritt beiseite. „Dann überzeuge dich selber, dass Lia nicht hier ist.“, fordert sie von mir. Ich runzle die Stirn und betrete vorsichtig die Wohnung. Ich gehe an ihr vorbei Richtung Wohnzimmer.
Als Jen um die Ecke kommt, schaut sie mich auch nicht begeistert an, allerdings wechselt ihr Blick direkt in Besorgnis. „Juls hast du nicht gemeint, Lia würde jetzt sicherlich zu Harry gehen. Das wir ihr die Augen geöffnet haben, auch wenn sie es nicht zugeben will?“, meint die jüngere zu ihrer Freundin und hat einen gequälten Gesichtsausdruck. Ich runzle die Stirn und drehe mich um und schaue Fragen zwischen den Freundinnen hin und her.
„Wir haben uns mit Lia gestritten und dann ist sie plötzlich aus der Wohnung gestürmt. Eigentlich habe ich gedacht, sie würde auf den direkten Weg zu dir gehen.“, erklärt Juls mir. „Wir hatten uns auch gestritten.“ Beide nicken. „Ja das wissen wir. Sie ist hier total aufgelöst aufgetaucht und hat uns erzählt, dass sie sich mit dir gestritten hat und sich irgendwie von dir getrennt hat.“, lässt Jen mich wissen. Na verdammt – anscheinend meinte sie ihre Worte doch so, wie sie sie gesagt hatte. „Wir haben sie gefragt, was passiert ist und sie hat uns dann von dem Treffen mit ihren Eltern erzählt. Dass die beiden damals verschwunden sind, weil sie die Welt sehen wollten und dieses ganze Treffen ein großer Reinfall war.“, erzählt Juls weiter bevor Jen das Wort wieder übernimmt. „Sie meinte das sie sich mit dir gestritten hat, als ihr im Auto wart. Und als sie dann meinte, dass du auf der Seite ihrer Eltern bist, haben wir versucht sie ein wenig zu bremsen.“ „Sie hat sich total in der Meinung festgebissen, dass du die beiden nur verstehen kannst, weil du im Grunde genauso bist. Das du auch die Welt sehen willst und das auch nicht nur einmal gesagt hast.“
Etwas verwirrt über die plötzliche Wendung des Gespräches runzle ich die Stirn. „Genauso verwirrt haben wir auch geschaut Harry, aber Amilia hat sich total in dem Hineingesteigert was sie da von sich gegeben hat. Also das du es irgendwann bereuen wirst, dass du wegen ihr aus Südamerika zurück gekommen bist und plötzlich meinte sie sogar, dass ihr beide viel zu verschieden seid, dass es auf dauert klappen könnte.“, höre ich Jen sagen. „Und als sie dann meinte, dass du wahrscheinlich eher früher als später auch einfach so verschwinden wirst, weil du dir den Teil mit der Trennung sparen willst habe ich sie für verrückt erklärt.“, beendet Juls die Erzählung. Ich schaue sie an. „Und dann ist sie abgehauen?“, hake ich nach und erhalte ein nicken der beiden Freundinnen.
„Eigentlich war ich überzeugt davon, dass sie zu dir geht.“ Ich schüttle den Kopf und zucke dann mit den Schultern – immerhin war ich ja überhaupt nicht mehr bei mir Zuhause. „Ich komme grade von einem Freund, aber ich schätze mal nicht das sie zu mir ist – immerhin nimmt sie weder meine Anrufe entgegen noch reagiert sie auf eine meiner Nachrichten.“, lasse ich die beiden wissen und fange an mir Sorgen zu machen. Hoffentlich ist Amilia nichts passiert.
„Juls was machen wir denn jetzt?“, höre ich Jen Fragen, die sich mindestens genauso besorgt anhört wie ich es bin. Auch ich schaue die ältere an, die mit den Schultern zuckt. „Keine Ahnung. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen nichts. Jen du kennst Lia doch: Manchmal muss sie einfach eine Zeit für sich haben um runter zu kommen und dann regelt sich das Ganze von ganz alleine. Wahrscheinlich siehst sie grade selber ein, dass sie uns allen dreien ziemlich Unrecht getan hat und taucht gleich auf.“, versucht sich uns zu überzeugen.
„Du bist doch echt verrückt.“, ist das einzige was Jen dazu sagt, bevor sie sich umdreht und verschwindet. Juls verdreht nur die Augen und geht an mir vorbei in Richtung Küche. Mir ist es völlig egal, was sie glaubt und was nicht, ich werde sicherlich weder hier noch bei mir darauf warten, dass Amilia vielleicht auftaucht.
„Hast du vielleicht eine Ahnung, wo sie sein könnte?“, will ich von der besten Freundin meiner Freundin wissen. Juls zuckt mit den Schultern. „Harry sie taucht schon wieder auf. Ehrlich.“ Sie schüttet Kaffee in eine Tasse, schiebt sie zu mir, ehe sie sich eine weitere Tasse nimmt und diese ebenfalls füllt. „Ich würde es aber echt gerne mit ihr klären und habe wenig Lust solange zu warten bis sie vielleicht irgendwann mal auftaucht. Wer weiß was sie sich in ihrem derzeitigen Wahn noch alles zusammenspinnt.“, stelle ich klar. Sie trinkt einen Schluck von ihrem Kaffee. „Wenn sie sich beruhigt hat, dann wird sie ganz anders über die Sache denken und auf dich zukommen.“, erwidert sie und murmelt ein leises Hoffentlich.
Ziemlich skeptisch schaue ich sie an, glaube ich nicht daran, dass es wirklich so laufen wird. „Bist du dir da sicher?“ Sie schüttelt den Kopf. „Nein es könnte auch sein, dass sie dicht macht uns dich gar nicht mehr an sich ran lässt.“ Super, das ist ja wirklich aufmunternd. „Ihr letzter Freund hat sie betrogen. Wusstest du das?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schüttle den Kopf. „Ihr Freund davor hat sie verlassen, weil er ein Stipendium in Amerika bekommen hat. Er wollte die große weite Welt sehen und meinte das es sich nicht lohnen würde hier in England eine Freundin zu halten.“, erzählt sie mir, allerdings weiß ich noch immer nicht, warum sie mir das grade erzählt. „Sie wurde schon einige Male ziemlich enttäuscht Harry und dass ihre Eltern auch einfach nur so abgehauen sind, macht die Sache auch nicht schöner.“ „Okay, aber dann musst du doch zugeben, dass es sinnig wäre, wenn ich nicht warte bis sie wieder auftaucht sondern schaue, dass ich sie vielleicht selber finde. Mich wird sie nicht ganz so schnell los.“, entgegne ich und sehe wie sie nickt. „Ja schon, bloß habe ich auch keine Ahnung wo sie sein könnte außer, dass sie vielleicht zum Friedhof oder nach Greta und Ludger ist un….“ – „Da ist sie nicht. Ich habe grade mit den beiden telefoniert und sie kommen grade von Grannys Grab. Ludger will noch mal hin fahren und nachschauen, aber er meinte, dass wir lieber mal zum Hausboot fahren sollten. Lia war dort immer total gerne mit Granny und als sie sich das eine mal mit ihr verkracht hat, ist sie auch dort hingefahren.“, unterbricht Jen ihre Freundin.
Juls stellt ihre Tasse auf die anrichte. „Na dann los.“ Jen schüttelt den Kopf. „Ich finde Harry sollte alleine fahren. Die beiden müssen die Sache echt klären und wir könnten ihn anrufen, wenn sie doch hier wieder auftaucht.“, hält die jüngere sie auf. Genauso überrascht wie Juls schaue ich sie an. „Wir haben auch etwas mit Lia zu klären.“ „Schon, aber wir sind ihre besten Freundinnen. Wenn sie sich beruhigt hat, taucht sie spätestens Morgen wieder auf, das hast du selber gesagt, und dann fallen wir uns alle drei um den Hals und sagen uns wie blöd unser Streit war. Ich weiß nicht ob sie alleine auf Harry zugeht. Vielleicht muss er jetzt einfach mal die treibende Hand bei der ganzen Sache sein.“ Nicht wirklich überzeugt schaut Juls ihre Mitbewohnerin an. „Er ist auch nur ein Kerl. Was wenn er sich blöd anstellt?“ „Dann rufe ich euch an und ihr könnt zu ihr fahren.“ „Ach meinetwegen.“ Sie verlässt die Küche und lässt mich mit der jüngeren alleine. „Soll ich Ludger anrufen und ihn Fragen ob er dir den genauen Standort des Hausboot per Nachricht mitteilen kann? Ich kann es irgendwie schwer erklären, wo genau es liegt. Du musst aber auf jeden Fall erst mal Richtung Cliffe fahren.“ Ich nicke und begebe mich direkt zur Haustür. „Danke Jen.“
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